Kenya April 2003, auf Schlangen suche

Erstens kommt es anderes und zweitens als man denk. Glücklichen Umständen verdankte ich es das ich nach 4 Wochen schon wieder zurück in Kenya war. Diesmal war ich nur zum "arbeiten" gekommen. Während Petra und ich Anfang März nur zum relaxen hier waren, wollte ich nun ein wenig am Land Rover basteln lassen und mich intensiv um die Reptilien im Kijiji Park kümmern.


Nach einem Besuch bei Margit (Tarhi Camp) die in der Nähe des Boko Boko wohnt erfuhr ich von einem grossem Python der in Strandnähe gesehen worden sein soll. Mehre Tage suchte ich vergeblich nach dem Tier. Ich entdeckte weder einen Python noch irgend einen Hinweis auf seine Anwesenheit (erst Monate später sollten sich die Angaben bestätigen).


Es ergaben sich allerdings andere Gelegenheiten schöne Aufnahmen von Pythons zu machen und neben freilebenden Exemplaren, hatte ich ja auch immer noch die Möglichkeit unsere eigenen Pythons im Freigehege zu beobachten. Hierbei faszinierten mich besonders die nun 1 Jahr alten Pythonbabys, die bei uns im Kijiji Reptilien Park geschlüpft waren. Bei weiteren Exkursionen im nahen Bush konnte ich noch so manche Schlange beobachten und Fotografieren.

Was hat es eigentlich auf sich mit dem Kijiji Reptilien Park.

Entstanden durch Yolandas Interesse an den Tieren wurde im Boko Boko Anfang 1998 mit der Haltung einiger Reptilien begonnen, da man wenig Erfahrung und Wissen hatte, wurde meine Hilfe (ich Halte und Züchte seit vielen Jahren Riesenschlangen in Deutschland) gerne angenommen. Nach vielen Rückschlägen ist bis heute einer der schönsten Reptilien Parks in Kenya entstanden.

Unzählige Echsen, wie z.B. Geckos, Agamen, Skinke, Chamäleons und sogar die grossen Warane leben ebenso frei in den Gärten und im nahen Buschland wie verschiedene Schildkrötenarten. Erblicken wir eine dieser Reptilienarten bleiben wir oft stehen und erfreuen uns an ihrem Anblick. Im selben Lebensraum finden wir aber auch Schlangen, diese Gruppe der Reptilien ruft bei vielen Menschen (Einheimischen wie Touristen), Angst, Ekel und Panik hervor, manchmal aber auch Neugierde.


Die Tatsache, das viele der Schlangenarten Ostafrikas hochgiftig sind und eine eindeutige Identifizierung oft schwierig ist hat, wie in vielen anderen tropischen Ländern auch, dazu geführt das jede entdeckte Schlange erschlagen wird.

Der Kijiji Reptile Park möchte Aufklären. Einheimischen wie Touristen soll die Möglichkeit geboten werden die Welt der Reptilien näher kennen und verstehen zu lernen. In sicherer Verwahrung und so natürlich wie Möglich stellt der private Park verschiedene hochgiftige, völlig harmlose aber auch die richtig grossen Schlangen Kenyas vor. Natürlich ist es aufgrund der Artenvielfalt ( 126 Arten) nur Möglich einen kleinen Teil der Schlangen Kenyas zu präsentieren, aber auch Warane, Chamäleons und sogar Krokodile werden den Besuchern vorgestellt.


Der Schutz und der Erhalt der Reptilien ist unser oberstes Ziel. Aufklärung soll betrieben werden und verhindert werden, das jede entdeckte Schlange getötet wird. Deshalb freuen wir uns wenn Nachbarn und Freunde unsere erfahrenen "Snake Keeper" zu Hilfe und zu Rate ziehen und lieber Schlangen von uns einfangen lassen als sie zu erschlagen. Eine Vielzahl der im Park gezeigte Tiere stammt von solchen Aktionen.

Neben der Aufklärung über alle Reptilien sind wir im Kijiji besonders bemüht um die afrikanischen Felsenpythons. Diese besonders geschützte Riesenschlange gilt als bedrohte Tierart und so sind wir sehr Stolz auf unsere Zuchterfolge mit diesen Tieren. In ausgesuchten Gebieten werden viele unserer Pythonnachkommen wieder ausgewildert.


Gleichzeitig gelange ich zu Daten über Klima und Verhalten der Pythons, die mir bei meiner privaten Haltung und Zucht der afrikanischen Felsenpythons in Deutschland zu gute kommen. Ausserdem wäre es mir in Deutschland nicht möglich Nilkrokodile aufzuziehen und unter Freilandbedingungen zu halten.

Der Kijiji Reptile Park steht unter der ständigen Kontrolle des Kenya Wildlife Service und befürwortet ausdrücklich das strikte Handels- und Ausfuhrverbot von Reptilien.

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Nur wenige Tage nach meiner Ankunft in Kenya unternahm ich mit Yolanda, Charo und zwei weiteren Helfern eine Exkursion in den Urwald am Fusse der Shimba Hills. Ausserhalb der Nationalpark Grenzen wollte Yolanda nach Pflanzen für den Garten und ich nach Schlangen suchen. Mit dem Pick Up fuhren wir soweit es eben ging querfeldein in den dichten Bush. Irgendwo im Dickicht stoppte Yolanda den Wagen und wir machten uns zu Fuss auf in den Wald. Verwundert stellte Yolanda fest das ich mit meiner Machete mehrere Bäume markierte. Als ich Ihr erklärte, das ich auf dem Rückweg das Auto gerne wiederfinden würde, lachte sie nur und meinte: "The Boys knows the forest!". Ok, also keine Kerben mehr.

Ungefähr zwei Stunden marschierten wir kreuz und quer durch den Wald. Es war dunkel, feucht und frisch unter dem dichten Blätterdach. Einmal entdeckten wir eine Familie Colubus Affen, ein anderes Mal eine Waldschildkröte. Wir sammelten verschiedene Pflanzen ein und erreichten tatsächlich nach einiger Zeit wieder den Pick Up. Schlangen hatte ich keine gesehen und auch Yolanda hatte noch nicht das gefunden was sie suchte. Also fuhren wir an anderer Stelle noch tiefer in den Urwald, von einer Piste oder ähnlichen war schon lange nichts mehr zu sehen und ich war froh das wir nicht mit meinem Landrover aufgebrochen waren. Über uns schlugen die Äste auf das Autodach und wir mussten aufpassen, das die Helfer die hinten auf dem Pick Up sassen nicht zu sehr von Zweigen zerkratzt wurden. Irgendwann ging nichts mehr, für ein Fahrzeug gab es kein Weiterkommen.


Langsam arbeiteten wir uns teils in der Hocke in den dichten Urwald vor, kreuzten irgendwelche Wildwechsel und Pfade, folgten ihnen eine Weile und schlugen uns dann wieder durch das Blättermeer. In schwindelerregender Höhe entdeckte Yolanda dann auch die gesuchten Baumfarne auf einem Urwaldriesen. Sofort machten sich die Helfer auf in die Bäume zu klettern. Geschickt kletterten sie an den Lianen hoch hinauf in die Bäume. Oben angekommen ernteten sie die gesuchten Pflanzen, zwischendurch wurde laut johlend eine grüne Schlange gemeldet. Das Reptil konnte jedoch unidentifiziert flüchten.


Vollgeladen mit üppigem Grün machten wir uns auf den Rückweg. Wieder ging es kreuz und quer durch den Wald. Nach einer Stunde mühsamen marschierends, es hatte auch noch angefangen zu regnen, erkannten wir einen Baum wieder. Dummerweise war es der Baum auf dem die Schlange gesehen worden war. Wir waren im Kreis gelaufen. Isī ja wie im Kino dachte ich und ärgerte mich diesmal keine Wegemarkierungen gemacht zu haben. Afrikanisch demokratisch palaverten wir über den richtigen Weg. Da wir uns nicht einig wurden, teilten wir uns. Yolanda, Charo und ich in die eine Richtung, die anderen beiden in eine andere. Nach gut 2 Stunden standen wir wieder vor dem Pick Up, von unseren zwei "ortskundigen Helfern" keine Spur.

Es verging noch eine ganze Weile bis wir wieder komplett waren und den Wald verlassen konnten. Die beiden behaupteten auf Kaffernbüffel gestossen zu sein, die sie zwar nicht gesehen, aber deutlich gehört haben wollten. Die Tiere hätten sie zu einem grossen Umweg gezwungen. Mit sehr ernsten erschrockenen Gesichtern brachten sie die schöne "Shauri" herüber. Obwohl es hier an den Shimba Hills tatsächlich Büffel gibt, wollte ich ihnen nicht so ganz glauben. Aber mit oder ohne Büffel, der Tag war ein besonderes Erlebnis.

Aber so ganz ohne Schlangen im Bush sollte dieser Aufenthalt nun auch nicht sein, ich nutzte also die Gelegenheit und verband Testfahrt für den Land Rover und Wildbeobachtung und fuhr in die Shimba Hills und den National Park. Der Land Rover hatte aufgrund seiner ständigen Überhitzungen nun endlich eine funktionierende Kontrollanzeige bekommen. Ausserdem hatten nun neben Ali auch noch andere Mechaniker sich die aberwitzigsten Konstruktionen einfallen lassen um eine geeignete Kühlung des Motors zu erreichen. Ich quälte den alten Land Rover also hoch in die Shimba Hills und genoss den Nachmittag bis spät in die Nacht in der Shimba Hill Lodge. Der Tag war schön und bescherte mir dank ortkundiger Hilfe auch ein zwei Schlangenbilder, der Land Rover aber war immer noch nicht ganz o.k..

An eine grössere Safari war erst einmal nicht zu denken, bis August gab es also noch einiges zu erfinden und zu tun. Ich begnügte mich also mit kürzeren Trips und besuchte viele Bekannte, stöberte im Haller Park nach Schlangen und genoss den "sundowner" im Moorings.

Von der eigentlich erwarteten Regenzeit war noch so gut wie nichts zu sehen. Es war nicht mehr so heiss wie noch im März aber die richtig schweren Regenwolken die z.B. dem Tsavo Nationalpark wieder Leben einhauchen sollten waren noch nicht auszumachen. Gleichzeitig kamen aber die ersten Schreckensmeldungen von Regengüssen und Überschwemmungen aus der Region um den Viktoria See und auch in der Masai Mara sollen schwere Niederschläge herunter gegangen sein.

Aufgrund der (noch nicht zusehenden) Grossen Regenzeit gelten der April und der Mai als absolute Nebensaison, nur wenige Touristen verirren sich in dieser Zeit nach Kenya. In diesem Jahr kamen noch einige schlechte Nachrichten über Terroristen und der, für Kenya gute Machtwechsel seit der letzten Wahl im Dezember dazu. Viele Hotels stehen leer, die Strände waren menschenleer, auch wenn Kenyas Wirtschaft fürchterlich leidet und viele lokale Einrichtungen wie Safariunternehmen und Restaurants um ihre Existenz kämpfen; für mich war es eine wunderbare Gelegenheit "mein Afrika" für mich alleine zu erleben.

Aber zum Wohle des Landes bin ich gerne bereit in der hoffentlich vorhandenen Zukunft Kenyas "mein Afrika" mit möglichst vielen rücksichtsvollen und naturverbundenen Menschen zu teilen. Schon jetzt, Anfang Mai, kann ich den August kaum noch abwarten. Unser Ziel ist dann die Masai Mara mit seinen zu dieser Zeit Tausenden Gnus und Zebras und seinen hungrigen Löwen und Hyänen.