Text Jörg Reinecke; Fotos Charlotte Fischer und Jörg Reinecke (digital)

Kenya Oktober 2003, faszinierend grausame Natur

Nur mit einem Kikoi (dem traditionellen Hüfttuch der Suaheli) bekleidet schlendere ich hinunter zum Strand. Neugierig beäugen mich einige Black and White Colubusaffen aus sicherer Entfernung. Vor mir liegt der feinsandige Strand der Galu Beach. Palmen auf der einen Seite, türkiesblaues Wasser auf der anderen Seite. Ich bin wieder zu Hause, ich bin wieder in Afrika. Genau genommen in Kenya. Nein ausgewandert bin ich nicht, aber erstens habe ich mich in Kenya schon bei meinem ersten Besuch vor fast 14 Jahren zu Hause gefühlt und zweitens bin ich in diesem Jahr nun schon zum 4 ten Mal hier.

Wieder sollte der Schwerpunkt der Reise eine Safari sein. Eine Safari in den Tsavo Ost National Park und in das Masai Mara Reservat. Eine Safari, wie ich sie auch mit meiner Familie im August unternommen hatte. Diese Safari allerdings hatte ich für Bekannte organisiert. Afrika Liebhaber aus Österreich. Im letzten Jahr hatten sie ihre erste Safari in Kenya unternommen und waren sofort fasziniert von dem Land und seiner Tierwelt. Weniger angetan waren sie damals von den Begleitern auf ihrer Safari gewesen, nun wollten sie eine Safari nur für sich alleine erleben und hatten mich um meine Hilfe gebeten.

Ausführlich hatten ich ihnen den alten Land Rover und seine Macken und Probleme beschrieben, als Antwort kam kurz und knapp:
"Genau das wollen wir erleben!"
Wolfgang und Charlotte waren wild entschlossen, Afrika zu erleben, mit mir zusammen, ganz für uns alleine. Ich war aus diesem Grunde einige Tage vor den Beiden angereist um sicher zu gehen, das der Land Rover fit für die neue Safari war. In Mombasa erwarb ich 2 neue Reifen und 2 neue Stoßdämpfer, die ich von Ali (meinem Mechaniker) einbauen lies. Auch die Querlenker, die zwar im April gerade erneuert wurden, die aber nach der Musaira Strecke in der Mara im August sehr gelitten hatten, lies ich noch einmal erneuern. Ich unternahm noch ein zwei Testfahrten und war sehr zufrieden mit meinem alten Land Rover.

Im Boko Boko war es in diesem Oktober ungewohnt voll. Tierfreunde und Bekannte aus Deutschland und Österreich erfreuten sich an der einmaligen privaten Anlage. Norbert und Irene z.B. kannte ich schon lange, oft hatten wir telefoniert oder uns E-Mails gesandt. Aber getroffen haben wir uns nun zum ersten Mal hier in Kenya. Gerne erinnere ich mich nun an die viel zu langen afrikanischen Abende mit reichlich Gin und schönen "Shauris" von unseren Erlebnissen. Auch Norbert und Irene gestalten Ihre Safaris individuell, ihren Safaribus genießen sie immer für sich alleine (mit Leihwagen hat Norbert keine so guten Erfahrungen gemacht) und die Route arbeiten sie selber aus. Auch Norbert und Irene wollten diesmal "ihr Afrika" Gästen näher bringen.

Wolfgang und Charlotte (meine Gäste), waren Tierfreunde durch und durch, in Österreich pflegen sie fast 100 Schildkröten der verschiedensten Arten und so lies Wolfgang kaum einem Gast im Boko Boko sein Frühstück in Ruhe genießen, ehe er nicht die Früchte für unsere Seychellen und Leopardschildkröten im Boko Boko, vom Teller bekommen hatte.



Die Beiden brauchten nur drei Tage um sich zu akklimatisieren, dann zog es uns hinaus in den Bush. Die Erwartungen waren hoch, zwar wollten man sich an allem erfreuen, aber die Art wie Charlotte nach den "Big Five" fragte, setzte mich doch etwas unter Druck. (Denn ich mir natürlich nicht anmerken lies)



Gegen 11.00 Uhr erreichten wir ohne Probleme den Tsavo Ost Nationalpark und das Tarhi Camp. Ursprünglich war die Tour so geplant, das wir nur Morgens und Abends eine Mahlzeit einnehmen wollten. Aber da wusste ich noch nichts von Wolfgangs kräftiger Sportlerfigur die regelmässig und ordentlich gefüttert werden musste. Also disponierten wir um und fuhren zum Lunch ins Tarhi Camp. Noch vor dem Lunch bekamen wir die Info, das ganz in der Nähe ein vor zwei Tagen verendeter Elefant liegt, an dessen Kadaver abwechselnd Löwen und Hyänen zu finden sind. Nun war Essen wieder Nebensache, erst mussten wir den Kadaver und die Löwen sehen. Mühelos fanden wir die Stelle mit dem toten Tier und ganz in der Nähe 5 Löwen. Ein ausgewachsenes Weibchen und vier Teenager. Unmöglich konnten sie für den Tod des ausgewachsenen Elefanten verantwortlich sein. Waren wieder Wilderer am Werk gewesen, oder war das Tier alleine verendet? Die Stoßzähne hatten jedenfalls vorsorglich die Ranger aus dem Kadaver gebrochen.

Eine ganze Weile, standen wir einfach nur so da und meine beiden Begleiter schauten dem Treiben der Löwen vom Dach des Land Rovers zu. Der Anblick des toten Elefanten war weniger schön und der starke Geruch der Verwesung unter der sengenden Sonne Afrikas tat ein übriges. Aber das war die ungeschminkte grausame Natur, die Wildnis Afrikas. 14 Jahre fuhr ich nun schon mehr oder weniger regelmässig durch den Bush Ostafrikas, in der ganzen Zeit war dies erst der zweite tote Elefant den ich zu sehen bekam und es war das erste Mal, das ich Löwen an einem so mächtigen Kadaver zusehen bekam. "Heute Abend belohne ich mich mit einem Whisky" bemerkte ich "...und ich zahle ihn" ergänzte Wolfgang. Ein Ritual war geboren. (Ein schönes Ritual, mache ich jetzt immer so!)

Nachdem wir den Schauplatz verlassen hatten fuhren wir zum Lunch ins Tarhi Camp. Unter freiem Himmel nahmen wir ein leckeres Lunch und freuten uns über die Löwen. Nach einer kurzen Pause brachen wir auf in Richtung Aruba Dam. Schnell stellte sich heraus das Wolfgang und Charlotte ein ein sehr gutes Auge für die Wildbeobachtung hatten. Kaum ein Tier blieb vor ihnen verborgen. Durch diesen Umstand konnte ich mich etwas mehr auf das Fahren und die Piste konzentrieren und musste nicht mit ständigem Kopfkreisen (über das meine Familie sich immer lustig macht) im Auto sitzen. Vom Dachgepäckträger des Land Rovers hatten Wolfgang und Charlotte eine hervorragende Aussicht die sie auch zu nutzen wussten. Kein Kudu, keine Oryx, keine Impalas und keine Grant Gazellen blieben uns verborgen, die langhälsigen Gerenuk Gazellen entdeckten sie genauso sicher wie die kleinen Kirk Dik Dik. Ich konnte so entspannt Autofahren, das ich sogar den einen oder anderen Elefanten hinter Büschen übersah und jedesmal erstaunt gefragt wurde:
"Hast Du die Elefanten in der Kurve nicht gesehen?"
Langsam rollten wir durch den Park, aber weit kamen wir nie. Jedes Stück Wild zog meine beiden Begleiter und speziell Charlotte in ihren Bann. Stundenlang konnte sie da sitzen, ein paar Fotos schiessen und dann regungslos und fasziniert dem Treiben der wilden Tiere zusehen. Auf diese Art und Weise sahen wir nicht nur viele Tierarten, sondern auch viel von ihrem Verhalten untereinander. Nur den Aruba Damm, den bekamen wir an diesem Tag nicht mehr zu sehen. Dafür beobachteten wir die 5 Löwen am Abend noch einmal am Elefantenkadaver. Drei Löwinnen steckten mit ihren Köpfen im Fleisch des toten Elefanten, zwei weitere waren damit beschäftigt die lästigen aufdringlichen Hyänen zu verscheuchen.
Neben den Löwen war sicher der Besuch am späten Nachmittag bei Daphnes Elefantenwaisen an der "Stockade" ein Erlebnis das Wolfgang und Charlotte nie mehr vergessen werden. Wir hatten die Gelegenheit einige der kleinen Dickhäuter hautnah zu erleben und ihre ungestüme Kraft zu spüren. Wolfgang muss es sehr gefallen haben, er bemerkte nur
"...schreib dir noch 'nen Whisky auf"
Eigentlich wollte Charlotte unbedingt in der Voi Lodge übernachten (wegen der grandiosen Aussicht). Nahmen aber meinen Vorschlag, ins Tarhi Camp zu fahren gerne an. Als wir dann noch während des Dinners die ersten Elefanten direkt am Camp hatten wusste sie warum ich dieses Camp gewählt hatte. Nach dem Dinner sassen wir am Campfire und nur ca. 25 Meter vor uns grasten friedlich 2 Elefantenbullen. Zusammen mit meinem Freund Trevor (dem Besitzer und Manager des Camps) zogen wir uns vor unsere Zelte zurück. Sassen in Safaristühlen und bestaunten das Treiben an der kleinen Wasserstelle. Trevor erzählte von Löwen und einem Leoparden die regelmässig zum trinken an das Wasserloch kommen. Leider war es an diesem Abend durch einige Gäste ein wenig unruhig im Camp (manche Menschen sind besser in Disneyworld aufgehoben), sodas wir an diesem Abend keine Katze mehr zu sehen bekamen.
Noch vor dem Frühstück und vor allen anderen Safarifahrzeugen machten wir uns um kurz nach 6.00 Uhr auf in Richtung des Elefantenkadavers. Unser frühes Aufstehen hatte sich mehr als gelohnt. Satt lagen die Löwen direkt neben dem Kadaver, ein jüngerer Löwe spielte mit einem Stück Fleisch. Trotzdem waren die Katzen noch nicht bereit den um die Beute schleichenden ca. 15 Hyänen den Platz zu überlassen. Wir suchten uns eine günstige Position und beobachteten das Treiben aus nächster Nähe. Mit dem Sonnenaufgang verzogen sich die Löwen ins Dickicht, nun war Platz für die Hyänen. Sehr vorsichtig, immer wieder nach uns und den Löwen Ausschau haltend näherten sich die ersten Typfelhyänen. Nach ca. 40 Minuten trauten sich erst 4 der ca. 15 Tiere an die Beute. Was für ein genialer Start eines Safari Tages.
Nachdem mehrere Safaribusse und ein Fahrzeug des Kenya Wildlife Service die Stelle erreichten, zogen wir uns langsam zurück. Genau genommen gab es noch eine kleine Meinungsverschiedenheit mit dem KWS, weil Charlotte auf dem Dach sass und ich neben dem Land Rover stand. Aber die konnte beigelegt werden, nachdem einer der Ranger das Auto und mich wiedererkannte.

Später entdeckten wir noch drei Geparden (zu weit entfernt für ein gutes Foto, aber dicht genug für einen Whisky) und fuhren dann zum Frühstück ins Camp zurück.

Nach einem ausgiebigen sehr späten Frühstück verliessen wir das Tarhi Camp mit dem Ziel Nairobi. Unterwegs sehen wir an der Hauptstraße (Mombasa -Nairobi) immer wieder grosse Herden von Pavianen, auch Zebras und Antilopen entdecken wir. Mit der Dämmerung erreichen wir ohne nennenswerte Probleme Nairobi, auch wenn der Aufstieg dem alten Land Rover einiges abverlangte und wir den Motor zwischendurch abkühlen mussten.

Nachdem wir im "Blixen" einer alten umgebauten rustikalen, gemütlichen Villa Quartier bezogen hatten, fuhren wir zum Dinner in das Carnivore Restaurant. Da es im Carnivore Restaurant Essen satt gibt und es für Wolfgang erst die zweite Mahlzeit an diesem Tage war, blieben wir dementsprechend lange. Es gab wie immer neben dem üblichen gegrillten Fleisch, verschieden Wildbraten wie z.B. Elen Antilope, Zebra, Strauß, Krokodil oder Impala.
Von Nairobi ging es nun durch den Afrikanischen Graben, das Rift Valay hinunter und hinauf bis ins Hochland der Masai Mara. Während es im Grabenbruch Wolfgang war der aus dem Schwärmen nicht herauskam, so war es nun am Rande der Masai Mara Charlotte die mit Tränen der Rührung eine vorbeiziehende 28 köpfige Giraffenherde beobachte. Wir erreichten das Kerngebiet des Reservates durch das Sekenani Gate. Es ist in der Masai Mara unmöglich bei jedem gesichteten Stück Wild stehen zu bleiben und so rollten wir langsam bis zur Keekorok Lodge um zu tanken. Während ich den Tank mit Diesel füllen lies (Service für ÖL usw. hatte ich natürlich wieder in Narok machen lassen), schickte ich meine Begleiter in die Lodge, die Aussicht vom Beobachtungssteg zu genießen.
Rift Valley


Wie schon im August so beherrschten auch jetzt die Gnus und die Zebras das Bild, nur zogen die Tiere nun nicht mehr zielstrebig in Richtung Mara River sondern durchzogen das Reservat kreuz und quer. In wenigen Wochen würden sie sich wieder sammeln und die lange Wanderung zurück in die Serengeti nach Tansania antreten. Unser Ziel war für heute das Fig Tree Camp am Talek River. Vorher mussten wir am Talek Gate noch einen Ranger absetzen den wir unterwegs aufgelesen hatten und der sich im nachhinein nicht als Bereicherung der Safari sondern als unnötiger Ballast erwiesen hatte. Wenigstens war nun ein Ranger am Gate der uns kannte und wir brauchten nicht bei jedem Vorbeikommen unsere Tickets vorzeigen.
Das Fig Tree war unerwartet voll, so das wir für die erste Nacht mit den nicht ganz so schönen Bandas vorlieb nehmen mussten und erst in der zweiten nacht in Zelte umziehen konnten. Da wir die Masai Mara eher erreicht hatten als erwartet blieb uns noch ein wenig Zeit für einen Abend Gamedrive vor dem Dinner. (dachte ich)

Als wir zurück zum Land Rover kamen, erwartete uns der obligatorische "Puncher", diesmal hinten links. Der einzige Reifen der noch keinen besonders strapazierfähigen Schlauch hatte. Obwohl es nach dem etwas beschwerlichen Radwechsel (der Wagenheber wollte nicht so wie wir wollten) schon kurz vor 18.00 Uhr war, entschloß ich mich die 25 km zur Keekorok Lodge zu fahren und denn Reifen dort flicken zu lassen, bzw. Den neuen Schlauch dort einziehen zu lassen, den ich noch mitführte. Zwar gibt es im Fig Tree Camp auch eine Werkstatt, doch dort musste ich im August mit ansehen, wie drei "Mechaniker" mit 2 Vorschlaghämmern und einer Brechstange in einem Schlammloch meinen neuen 2 Wochen alten Reifen mit grober Gewalt zurück auf die Felge prügelten. Mein Einwand, das der Schlauch nicht einen halben Tag halten würde überhörte man. Natürlich behielt ich damals recht. In der Keekorok Lodge gab es statt des Schlammlochs eine Werkstatt.
Es fing schon an Dunkel zu werden, als wir die Lodge erreichen. Wieder schicke ich Wolfgang und Charlotte auf den Beobachtungssteg und suche mir dann einen Fundi. Dieser erklärt mir, das es heute zu spät sei um einen Reifen zu wechseln und zu reparieren, ich aber morgen früh gleich der erste wäre. Nachdem ich meinerseits erklärt hatte, das wir noch zurück zum Fig Tree Camp müssen und zwar mit Reserverad, hatte der Gute ein einsehen. Wir einigten uns, das er in den Reifen einen neuen Schlauch einzieht, den ich noch dabei hatte und ich den reparierten Schlauch in den nächsten Tagen abholen würde.

Nach ca. einer Stunde war alles erledigt, ich sammelte meine Safarigefährten wieder ein und erfuhr, das sie soeben eine Löwin am Wasserloch gesehen hatten. Drei Tage Safari, drei Tage lang Löwen. Die unfreiwillige Nachtpirsch zurück zum Fig Tree Camp bescherte uns ausser ein paar Schakalen und einer Herde Elefanten nichts aufregendes.

Beim Dinner bekamen wir nun fast nur noch die Reste, was besonders Wolfgang auffiel. Wir nahmen noch einen gemeinsamen Drink und zogen uns dann erschöpft zurück.
Der nächste Tag begann für uns um 5.00 Uhr in der Früh, mit dem ersten Licht um kurz nach 6.00 Uhr wollten wir den Game Drive starten. Das Wild, die Gnu Herden konzentrierten sich um die Weidelandschaft der Keekorok Lodge. Wo die Gnus waren, da waren auch die Löwen. Lange mussten wir nicht suchen, bis wir ein prächtiges Löwenmänchen im freien Gelände entdeckten. Dieser wundervolle Kerl führte uns dann auch noch genau zu seinem Nachwuchs.
Gedeckt im hohem Gras lag ein Löwenweibchen und zwischen ihren Beinen balgten sich drei höchsten 2 bis 3 Wochen alte Löwenbabys. Sollte dies unser Löwenpärchen vom Anfang August sein? Drei tagelang hatten wir die Paarungen der beiden beobachtet. Im Schnitt tragen Löwen ca. 100 Tage, etwa drei Monate. Ich war nicht sicher, aber auch vor drei Monaten waren die Löwen in diesem Gebiet. Ungewöhnlich genug war es das der Pascha uns genau zu seinem Nachwuchs geführt hatte.
Charlotte sass oben auf dem Dach und fotografierte was der Apparat hergab und auch ich zog meine Videocamera hervor um die niedlichen kleinen verspielten Katzen für die Ewigkeit festzuhalten. Nach einer Stunde liessen wir den Tieren wieder ihre wohlverdiente Ruhe und beobachteten wie sie sich in höheres Gras und zwischen Büschen zurückzogen.
Auf dem Weg zurück ins Camp entdeckten wir dann noch ein paar Hyänen die eine Impalaantilope gerissen hatten. Diese Hyänen Gruppe wird von Wissenschaftlern seit mehreren Jahren begleitet und beobachtet. Einige der Tiere tragen Halsbänder mit Sendern. Auch ich habe gerade diese Hyänengruppe in den letzten 2 Jahren immer wieder beobachten können wie sie selber jagt oder sich mit Löwen die Beute teilte.
Beim Frühstück erfuhr ich von einem der Masai in der Fig Tree Lodge von einem Leoparden, von unserem Leoparden.
"Do you remamber our leopard in august? Now, it has two cubs and lifs in the same tree" erklärte er mir.
Ja, ich erinnerte mich.

Wir hatten sowieso die Absicht gehabt zum Mara River zu fahren, in der Hoffnung ein "Crossing" der Gnus zu sehen. Das Leopardengebiet lag auf unserem Weg. Als erstes wollten wir aber an den Mara River fahren, auch um Flusspferde und Krokodile zu beobachten. Noch bevor wir den Mara River erreichten entdeckten wir im Talek River Krokodile und Flusspferde und Wolfgang entdeckte seine Liebe zu afrikanischen Flüssen. Völlig fasziniert starte er das Ufer an, später am Mara River hatte ich teilweise Last damit ihn wieder in das Auto zu bekommen. Immer wieder fragte er ob wir nicht noch ein Stück laufen könnten.
Schliesslich fanden wir eine Lösung und Wolfgang fuhr ein Stück auf der Motorhaube sitzend durch das offene Gelände der Mara. ("Hatari" läßt grüssen)
Irgendwo durchquerten wir den Talek River und erlebten einen herrlichen Tag mit teilweise unbeschreiblicher Wildbeobachtung. Ja, meine Begleiter waren wirklich "Glückskinder", wie sich oft auch selber titulierten. Ich meinerseits verdiente mir den zweiten Whisky an diesem Tag (den ersten gab es für die Löwenbabys), mit der Entdeckung einer Elefantenherde im Mara River.
Als wir die Stelle erreichten bot sich uns ein unglaublicher Anblick, ca. 50 Meter vor uns durchqueren 17 Elefanten den Fluss, von Ihnen aufgescheucht floh ein Flusspferdbulle in tieferes Wasser und im selben Moment schnellte ein am Ufer liegendes mindestens 6 Meter langes (das grösste das ich bisher gesehen habe) Nilkrokodil ins Wasser. Hinter uns in ca. 500 Meter Entfernung tummeln sich etwa 300 Zebras, die sich nicht durchringen können den Fluss zu überqueren und noch während wir über all dies staunen und unser Glück kaum fassen konnten, treibt ein totes Gnu flussabwärts an uns vorbei. Etwas lustlos schnappt ein kleineres Krokodil nach dem Kadaver und lies ihn dann doch treiben. Das war Afrika pur.
Nachdem die Elefanten den Fluss passiert hatten, zogen auch wir weiter. Wir wollten nun endlich eine der "Crossing" Stellen am River aufsuchen. Die ganze grausame Wahrheit erwartete uns. Eine Überquerung des Flusses von hunderten oder Tausenden von Gnus sahen wir zwar nicht, aber vor wenigen Tagen mussten Tausende von Tieren den Versuch unternommen haben. Überall lagen tote aufgequollene Gnukadaver am Ufer oder trieben im Wasser und hatten sich an Felsen oder Baumstümpfen verfangen. Die Felsen am Ufer waren weis vom Kot der Geier die zu hunderten am Ufer sassen. Nilkrokodile lagen satt und zu fast keiner Regung mehr fähig am Ufer. Die Krokodile waren so gut genährt, das sie sich für die Kadaver nicht mehr interessierten. In der Luft lag der beissende Geruch vom Tod.

Vorbei an Topiherden, Elenantilopen, Impalas und Thomsengazellen fuhren wir zurück in Richtung Talek um nach dem Leoparden zu suchen. Langsam folgten wir immer dem Flusslauf des Talek Rivers entlang. Fast hatten wir die Hoffnung schon aufgegeben, da meldete Wolfgang den Leoparden. Faul lag er hoch oben in seinem Schlafbaum. Von den Jungen fehlte allerdings jede Spur. Vermutlich hatte die Katze den Nachwuchs zwischen den Baumwurzeln des Schlafbaumes versteckt. Diese Vermutung wurde noch dadurch verstärkt weil auch das Muttertier später in dieses Versteck verschwand. Wir beschlossen am nächsten morgen noch einmal nach dem Leoparden zu sehen. Charlotte bemerkte stolz: "Big four". Denn Kaffernbüffel hatten wir nicht nur im Tsavo häufiger gesehen sondern auch hier in der Mara.
Nach einem diesmal guten reichlichem Dinner, liessen wir den Abend mit Whisky, Wodka und schönen "Shauris" ausklingen.

Der letzte halbe Tag in der Masai Mara bescherte uns noch einmal einen kurzen Blick auf unseren Leoparden, reichlich Elefanten und Gnus und natürlich ein paar Löwen.

In kürzester Zeit hatten wir wirklich phantastische Wildbeobachtung und so fuhren wir zufrieden zurück in Richtung Nairobi. Ich konnte Charlotte und besonders Wolfgang an einer Tankstelle mit hervorragender Pizza überraschen und wir verbrachten die Nacht wieder im "Blixen".

Da eine Safariverlängerung um eine Nacht im Tsavo Ost schon beschlossene Sache war, hatten wir Zeit genug hier in Nairobi, Daphne und ihre Elefantenwaisen zu besuchen. Eine letzte Chance für mich um meinen "Joker" auszuspielen. Da standen wir also am Rande des Nairobi Nationalparks vor Daphnes Haus, vor uns tummelten sich 7 kleine Elefantenwaisen mit ihren Keepern, als sich plötzlich das Bushwerk teilt und der rote Rücken eines Nashorns zum Vorschein kommt. "Big Five" flüstere ich Charlotte zu, die ihr Glück nicht fassen kann. "Whisky, für dich" grinste Wolfgang zurück. Das von Daphne und ihren Keepern aufgezogene Nashorn Magnum lebt seit vielen Jahren frei im National Park und kommt zu unregelmäsigen Zeiten zurück um seine Ziehmutter Daphne zu besuchen. Diesmal ist sein Besuch nur kurz, ehe es ihn wieder zurück in den Park zieht.
Der Land Rover hatte durchgehalten, Wolfgang und Charlotte hatten ihre gewünschten "Big Five" gesehen, entspannt traten wir die Rückfahrt an. Die Zwischenübernachtung im Tarhi Camp sollte der ganzen gelungenen Safari einen würdigen Abschluss geben. Bevor wir ins Camp fuhren schauten wir noch kurz an der "Pipelineroad" vorbei, schlieslich hatten wir heute noch keine Löwen gesehen. Allerdings versperrten uns im Halbdunkel ca. 600 Büffel die Piste. Da es sowieso schon spät war drehten wir ab und fuhren ins Tarhi Camp.

Nach dem Dinner sassen wir fast alleine am Lagerfeuer und liessen das Erlebte noch einmal Revue passieren. Vor uns an der Wasserstelle war es ruhig. Plötzlich erschien lautlos aus dem Bush ein Elefant zum trinken. 10 Minuten später trottete er genauso lautlos zurück in die Dunkelheit. Ich hielt den Atem an "Löwe, da kommt Eure täglich Ration Löwen" flüstere ich den beiden zu. Stumm und bewegungslos beobachten wir eine Löwin die ca. 30 Meter vor uns am Wasserloch versucht zu trinken. Wieder kommen Elefanten, die Löwin zieht sich zurück. Eine kleine Elefantenfamilie (6 Tiere) kommt ans Wasser, wenig später tauchen 3 grosse Bullen auf. Die Tiere tasten sich mit dem Rüssel ab, eine der kleineren Kühe dreht sich aufreizend zu einem der Bullen und der ergreift sofort die Gelegenheit. Nur 30 Meter vor unseren Augen paaren sich Elefanten und wir sitzen mit einem Drink in der Hand neben einem leise knisternden Lagerfeuer. Getrennt von der Wildnis durch nichts, wir sind Teil der Wildnis. Zwar steht einer der Askaris neben uns, aber wir fühlen uns frei und alleine mit der Natur. Als die Elefanten sich zurückziehen, zeigt sich die Löwin wieder, sie hat Schwierigkeiten an das Wasser zu kommen. Ich knie mich mit der Videokamera hinter einen umgestürzten Baum um diesen als Stativ zu nutzen. Die Löwin kommt langsam auf mich zu, 25 Meter trennen uns noch. Die Katze bleibt stehen und reckt die Nase in die Höhe. "She like the water here" raunt mir der Askari zu der jetzt neben mir steht und deutet auf die Vogeltränke hinter uns. Er scheint recht zu haben, denn die Löwin bewegt sich weiter vorwärts, 20 Meter. Ich bin fest entschlossen sitzen zu bleiben, auch hinter mir rührt sich keiner mehr. Wieder kommt die Raubkatze näher. Jetzt reagiert der Askari neben mir, er schaltet den grossen Handscheinwerfer ein und blendet das Tier. Kurz duckt die Katze ab, dreht sich dann um und trottet langsam zurück in das trockene Flussbett. Dort legt sie sich hin. Kaum hatte sich unser Adrenalinspiegel wieder normalisiert, da sehe ich im rechten Augenwinkel einen dunklen Schatten auf das begehrte Wasser zu schleichen. Ein Leopard. Gerade hatte die gefleckte Katze den Kopf zum trinken gesenkt, da muss sie die Löwin entdeckt haben. Mit einem kurzen Spurt bringt sich der Leopard in Sicherheit und verschwindet im Dunkeln. Ich liebe Afrika!

Der Durst macht sie alle unvorsichtig, dennoch ist uns klar, so lange wir ausserhalb der Zelte sitzen sind sie verunsichert und werden nicht näher kommen. Wir begeben uns also um kurz nach Mitternacht in unsere Zelte.

Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte auf die Rückkehr der Raubkatzen zu warten, bin ich doch relativ schnell eingeschlafen. Am nächsten Morgen zeigte uns der Askari die Spuren der Löwin und des Leoparden, beide haben nur 8 Meter neben meinem Zelt aus der Vogeltränke getrunken.

Ein letzter Game Drive, eine letzte Frühpirsch hatte Charlotte sich gewünscht. Belohnt wurden wir für das frühe Aufstehen wieder mit Löwen. Eine ganze Familie, inkl. Pascha hatte sich an der Pipelineroad versammelt. In der Ferne sah man noch die Reste eines Büffels, den sie gerissen hatten. Jetzt hatten sie Durst und Wasser war rar in dieser Zeit im Tsavo. Aber hier an der Wasserleitung bildeten sich immer mal wieder Pfützen mit stehenden Wasser.
Aber nicht nur die Löwen wissen die Leitung im Tsavo zu nutzen, auch Elefanten kommen regelmässig an das Pumpenhaus zum trinken oder Baden und so gelangen uns auch hier noch einige wunderschöne Bilder.
Spät Abends erreichen wir nach 7 Tagen und 6 Nächten wieder das Boko Boko und obwohl es irgendwie mein zu Hause ist, sind wir uns alle drei einig. Am liebsten würden wir morgen wieder los, zurück in den Bush.
Ich hatte noch eine Woche Zeit, die phantastische Safari in Kenya zu verdauen, Wolfgang und Charlotte blieben nur noch ein paar Tage ehe sie zurück nach Österreich mussten.


Kwaheri ya tutaonana

Kenya