
Charlotte sass oben auf dem Dach und fotografierte was der Apparat hergab und auch ich zog meine Videocamera hervor um die niedlichen kleinen verspielten Katzen für die Ewigkeit festzuhalten. Nach einer Stunde liessen wir den Tieren wieder ihre wohlverdiente Ruhe und beobachteten wie sie sich in höheres Gras und zwischen Büschen zurückzogen.
Auf dem Weg zurück ins Camp entdeckten wir dann noch ein paar Hyänen die eine Impalaantilope gerissen hatten. Diese Hyänen Gruppe wird von Wissenschaftlern seit mehreren Jahren begleitet und beobachtet. Einige der Tiere tragen Halsbänder mit Sendern.
Auch ich habe gerade diese Hyänengruppe in den letzten 2 Jahren immer wieder beobachten können wie sie selber jagt oder sich mit Löwen die Beute teilte.
Beim Frühstück erfuhr ich von einem der Masai in der Fig Tree Lodge von einem Leoparden, von unserem Leoparden.
"Do you remamber our leopard in august? Now, it has two cubs and lifs in the same tree" erklärte er mir.
Ja, ich erinnerte mich.
Wir hatten sowieso die Absicht gehabt zum Mara River zu fahren, in der Hoffnung ein "Crossing" der Gnus zu sehen. Das Leopardengebiet lag auf unserem Weg. Als erstes wollten wir aber an den Mara River fahren, auch um Flusspferde und Krokodile zu beobachten.
Noch bevor wir den Mara River erreichten entdeckten wir im Talek River Krokodile und Flusspferde und Wolfgang entdeckte seine Liebe zu afrikanischen Flüssen. Völlig fasziniert starte er das Ufer an, später am Mara River hatte ich teilweise Last damit ihn wieder in das Auto zu bekommen. Immer wieder fragte er ob wir nicht noch ein Stück laufen könnten.
Schliesslich fanden wir eine Lösung und Wolfgang fuhr ein Stück auf der Motorhaube sitzend durch das offene Gelände der Mara. ("Hatari" läßt grüssen)
Irgendwo durchquerten wir den Talek River und erlebten einen herrlichen Tag mit teilweise unbeschreiblicher Wildbeobachtung. Ja, meine Begleiter waren wirklich "Glückskinder", wie sich oft auch selber titulierten. Ich meinerseits verdiente mir den zweiten Whisky an diesem Tag (den ersten gab es für die Löwenbabys), mit der Entdeckung einer Elefantenherde im Mara River.

Als wir die Stelle erreichten bot sich uns ein unglaublicher Anblick, ca. 50 Meter vor uns durchqueren 17 Elefanten den Fluss, von Ihnen aufgescheucht floh ein Flusspferdbulle in tieferes Wasser und im selben Moment schnellte ein am Ufer liegendes mindestens 6 Meter langes (das grösste das ich bisher gesehen habe) Nilkrokodil ins Wasser. Hinter uns in ca. 500 Meter Entfernung tummeln sich etwa 300 Zebras, die sich nicht durchringen können den Fluss zu überqueren und noch während wir über all dies staunen und unser Glück kaum fassen konnten, treibt ein totes Gnu flussabwärts an uns vorbei. Etwas lustlos schnappt ein kleineres Krokodil nach dem Kadaver und lies ihn dann doch treiben. Das war Afrika pur.


Nachdem die Elefanten den Fluss passiert hatten, zogen auch wir weiter. Wir wollten nun endlich eine der "Crossing" Stellen am River aufsuchen. Die ganze grausame Wahrheit erwartete uns. Eine Überquerung des Flusses von hunderten oder Tausenden von Gnus sahen wir zwar nicht, aber vor wenigen Tagen mussten Tausende von Tieren den Versuch unternommen haben. Überall lagen tote aufgequollene Gnukadaver am Ufer oder trieben im Wasser und hatten sich an Felsen oder Baumstümpfen verfangen. Die Felsen am Ufer waren weis vom Kot der Geier die zu hunderten am Ufer sassen. Nilkrokodile lagen satt und zu fast keiner Regung mehr fähig am Ufer. Die Krokodile waren so gut genährt, das sie sich für die Kadaver nicht mehr interessierten. In der Luft lag der beissende Geruch vom Tod.
Vorbei an Topiherden, Elenantilopen, Impalas und Thomsengazellen fuhren wir zurück in Richtung Talek um nach dem Leoparden zu suchen. Langsam folgten wir immer dem Flusslauf des Talek Rivers entlang. Fast hatten wir die Hoffnung schon aufgegeben, da meldete Wolfgang den Leoparden. Faul lag er hoch oben in seinem Schlafbaum. Von den Jungen fehlte allerdings jede Spur. Vermutlich hatte die Katze den Nachwuchs zwischen den Baumwurzeln des Schlafbaumes versteckt. Diese Vermutung wurde noch dadurch verstärkt weil auch das Muttertier später in dieses Versteck verschwand. Wir beschlossen am nächsten morgen noch einmal nach dem Leoparden zu sehen. Charlotte bemerkte stolz: "Big four". Denn Kaffernbüffel hatten wir nicht nur im Tsavo häufiger gesehen sondern auch hier in der Mara.
Nach einem diesmal guten reichlichem Dinner, liessen wir den Abend mit Whisky, Wodka und schönen "Shauris" ausklingen.
Der letzte halbe Tag in der Masai Mara bescherte uns noch einmal einen kurzen Blick auf unseren Leoparden, reichlich Elefanten und Gnus und natürlich ein paar Löwen.
In kürzester Zeit hatten wir wirklich phantastische Wildbeobachtung und so fuhren wir zufrieden zurück in Richtung Nairobi. Ich konnte Charlotte und besonders Wolfgang an einer Tankstelle mit hervorragender Pizza überraschen und wir verbrachten die Nacht wieder im "Blixen".
Da eine Safariverlängerung um eine Nacht im Tsavo Ost schon beschlossene Sache war, hatten wir Zeit genug hier in Nairobi, Daphne und ihre Elefantenwaisen zu besuchen. Eine letzte Chance für mich um meinen "Joker" auszuspielen. Da standen wir also am Rande des Nairobi Nationalparks vor Daphnes Haus, vor uns tummelten sich 7 kleine Elefantenwaisen mit ihren Keepern, als sich plötzlich das Bushwerk teilt und der rote Rücken eines Nashorns zum Vorschein kommt. "Big Five" flüstere ich Charlotte zu, die ihr Glück nicht fassen kann. "Whisky, für dich" grinste Wolfgang zurück. Das von Daphne und ihren Keepern aufgezogene Nashorn Magnum lebt seit vielen Jahren frei im National Park und kommt zu unregelmäsigen Zeiten zurück um seine Ziehmutter Daphne zu besuchen. Diesmal ist sein Besuch nur kurz, ehe es ihn wieder zurück in den Park zieht.



Der Land Rover hatte durchgehalten, Wolfgang und Charlotte hatten ihre gewünschten "Big Five" gesehen, entspannt traten wir die Rückfahrt an. Die Zwischenübernachtung im Tarhi Camp sollte der ganzen gelungenen Safari einen würdigen Abschluss geben. Bevor wir ins Camp fuhren schauten wir noch kurz an der "Pipelineroad" vorbei, schlieslich hatten wir heute noch keine Löwen gesehen. Allerdings versperrten uns im Halbdunkel ca. 600 Büffel die Piste. Da es sowieso schon spät war drehten wir ab und fuhren ins Tarhi Camp.
Nach dem Dinner sassen wir fast alleine am Lagerfeuer und liessen das Erlebte noch einmal Revue passieren. Vor uns an der Wasserstelle war es ruhig. Plötzlich erschien lautlos aus dem Bush ein Elefant zum trinken. 10 Minuten später trottete er genauso lautlos zurück in die Dunkelheit. Ich hielt den Atem an "Löwe, da kommt Eure täglich Ration Löwen" flüstere ich den beiden zu. Stumm und bewegungslos beobachten wir eine Löwin die ca. 30 Meter vor uns am Wasserloch versucht zu trinken. Wieder kommen Elefanten, die Löwin zieht sich zurück. Eine kleine Elefantenfamilie (6 Tiere) kommt ans Wasser, wenig später tauchen 3 grosse Bullen auf. Die Tiere tasten sich mit dem Rüssel ab, eine der kleineren Kühe dreht sich aufreizend zu einem der Bullen und der ergreift sofort die Gelegenheit. Nur 30 Meter vor unseren Augen paaren sich Elefanten und wir sitzen mit einem Drink in der Hand neben einem leise knisternden Lagerfeuer. Getrennt von der Wildnis durch nichts, wir sind Teil der Wildnis. Zwar steht einer der Askaris neben uns, aber wir fühlen uns frei und alleine mit der Natur. Als die Elefanten sich zurückziehen, zeigt sich die Löwin wieder, sie hat Schwierigkeiten an das Wasser zu kommen. Ich knie mich mit der Videokamera hinter einen umgestürzten Baum um diesen als Stativ zu nutzen. Die Löwin kommt langsam auf mich zu, 25 Meter trennen uns noch. Die Katze bleibt stehen und reckt die Nase in die Höhe. "She like the water here" raunt mir der Askari zu der jetzt neben mir steht und deutet auf die Vogeltränke hinter uns. Er scheint recht zu haben, denn die Löwin bewegt sich weiter vorwärts, 20 Meter. Ich bin fest entschlossen sitzen zu bleiben, auch hinter mir rührt sich keiner mehr. Wieder kommt die Raubkatze näher. Jetzt reagiert der Askari neben mir, er schaltet den grossen Handscheinwerfer ein und blendet das Tier. Kurz duckt die Katze ab, dreht sich dann um und trottet langsam zurück in das trockene Flussbett.
Dort legt sie sich hin. Kaum hatte sich unser Adrenalinspiegel wieder normalisiert, da sehe ich im rechten Augenwinkel einen dunklen Schatten auf das begehrte Wasser zu schleichen.
Ein Leopard. Gerade hatte die gefleckte Katze den Kopf zum trinken gesenkt, da muss sie die Löwin entdeckt haben. Mit einem kurzen Spurt bringt sich der Leopard in Sicherheit und verschwindet im Dunkeln. Ich liebe Afrika!
Der Durst macht sie alle unvorsichtig, dennoch ist uns klar, so lange wir ausserhalb der Zelte sitzen sind sie verunsichert und werden nicht näher kommen. Wir begeben uns also um kurz nach Mitternacht in unsere Zelte.
Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte auf die Rückkehr der Raubkatzen zu warten, bin ich doch relativ schnell eingeschlafen. Am nächsten Morgen zeigte uns der Askari die Spuren der Löwin und des Leoparden, beide haben nur 8 Meter neben meinem Zelt aus der Vogeltränke getrunken.
Ein letzter Game Drive, eine letzte Frühpirsch hatte Charlotte sich gewünscht. Belohnt wurden wir für das frühe Aufstehen wieder mit Löwen. Eine ganze Familie, inkl. Pascha hatte sich an der Pipelineroad versammelt. In der Ferne sah man noch die Reste eines Büffels, den sie gerissen hatten. Jetzt hatten sie Durst und Wasser war rar in dieser Zeit im Tsavo. Aber hier an der Wasserleitung bildeten sich immer mal wieder Pfützen mit stehenden Wasser.
Aber nicht nur die Löwen wissen die Leitung im Tsavo zu nutzen, auch Elefanten kommen regelmässig an das Pumpenhaus zum trinken oder Baden und so gelangen uns auch hier noch einige wunderschöne Bilder.
Spät Abends erreichen wir nach 7 Tagen und 6 Nächten wieder das Boko Boko und obwohl es irgendwie mein zu Hause ist, sind wir uns alle drei einig. Am liebsten würden wir morgen wieder los, zurück in den Bush.
Ich hatte noch eine Woche Zeit, die phantastische Safari in Kenya zu verdauen, Wolfgang und Charlotte blieben nur noch ein paar Tage ehe sie zurück nach Österreich mussten.
Kwaheri ya tutaonana
Kenya