Ein Reisebericht von:

Text und Fotos (digital) Jörg und Petra Reinecke;
copyright aller Bilder Jörg Reinecke, Nutzung nur mit ausdrücklicher Genehmigung!


Bekanntschaft mit den "Maneatern" vom Tsavo
20 Tage mit dem eigenen Toyota Landcruiser durch die Wildnis
(Teil IV, Masai Mara)





Auf der Suche nach den großen Herden

An dem ordentlichen Zustand der Straße und später der Piste bis zum Sekenanai Gate, hatte sich seit August nichts geändert und so legten wir nur einen kurzen Tankstopp in Narok ein. Gegen Mittag hatten wir das Gate erreicht und fuhren erst einmal, vorbei an der Keekorok Lodge, in Richtung Sand River Gate. Erstaunlicher Weise hatten wir unterwegs kaum Wildbeobachtung, abgesehen von einigen Elefanten, Kaffernbüffeln und Impalas. Je weiter wir in Richtung Grenze bzw. Serengeti kamen, je weniger Wild zeigte sich.

Die kommende Nacht wollten wir nun endlich in unserem eigenen Zelt verbringen. Wir nahmen also mit den Rangern am Sand River Gate Kontakt auf und sahen uns dann die zum Zelten vorgesehenen Plätze an. Zu unserer Überraschung gab es sogar zwei Duschhäuser und Toiletten, ansonsten sah die Gegend, für unseren Geschmack, wenig einladend aus. Auf der Tansanischen Seite, hatte man weite Flächen brandgerodet und im Umfeld der Duschhäuser standen überfüllte Mülltonnen. Nachdem wir eine weitere Stunde vergeblich versucht hatten Wild in der Gegend am Sand River aufzuspüren, beschlossen wir lieber in der Nähe des Talek Gate unser Lager auf zu schlagen.

Je weiter wir uns dem Talek Gate näherten, je öfter bekamen wir nun auch wieder Antilopen, Affen und anderes Wild zu sehen. Von der Migration, also den großen Gnuherden aber fehlte jede Spur. Einzig die abgeweideten Flächen wiesen auf ihre frühere Anwesenheit hin. Da wir nach zwei Nächten im eigenen Zelt, vier weitere im Fig Tree Camp geplant hatten, beschloss ich uns schon einmal im Camp anzumelden und zu klären, ob überhaupt ein Zelt für uns zur Verfügung stand. Via Mobilphon nahm ich also Kontakt zum Fig Tree Camp auf und erfuhr so, das das Camp auf Wochen hinaus ausgebucht war!

Danach bereitete ich Petra vorsichtig darauf vor, dass wir nun also 6 Nächte im eigenen Zelt verbringen werden. Vorräte waren genügend vorhanden und schließlich wollten wir das Zelt und die Ausrüstung ja nicht nur kreuz und quer durch Kenya spazieren fahren, sondern auch nutzen. Dachte ich!

Obwohl es eigentlich keinen Grund gab, legten wir noch einen kurzen Zwischenstopp am Fig Tree Camp ein, ich wollte wenigstens noch einige alte Bekannte begrüßen, ehe wir in den Bush zum campen zogen. An der Rezeption begrüßte Kennedy mich dann auch gleich strahlend:
"Oh, you are back; you stay with us?"
"I like to stay with you, but I think you are fully booked?" gab ich fragend zurück.
"Let me see, rafiki yangu" sagte Kennedy und fing an in seinem dicken Reservierungsbuch zu blättern.
"How long?" fragte es nur kurz
"4 nights" gab ich überrascht zurück.
"I know you like the tents" grinste Kennedy mich an, während er andere Gäste kurzer Hand in einen Banda umquartierte.
"one night banda than tent Nr. 12, 4 nights together, but not more!"
Als ich wieder in den Bush hinaus fuhr und bei langsamer Fahrt rechts und links nach Wild Ausschau hielt meinte Petra:
"Willst du nicht langsam einen Platz zum Zelten suchen, in einer Stunde wird es dunkel und ich habe keine Lust bei Dunkelheit das Zelt auf zu bauen!"
"Ach so" antwortete ich
"Plan C, erst Fig Tree, dann campen!" "prima!" strahlte Petra mich an und lehnte sich entspannt zurück.
"Langsam glaube ich doch, dass Voodoo im Spiel ist!" lachte ich sie an
Am Abend suchte ich den Kontakt zu einigen Masai, die regelmäßig als Fährtensucher die Touristen begleiten und erfuhr so von einer Gepardin mit 2 Jungen, die am Abend auf der anderen Seite des Talek gesichtet worden war. Für uns also ein Ziel für den kommenden Tag.

Als wir später, nach dem Dinner, auf unserer kleinen Terrasse saßen, entdeckte ich plötzlich ein merkwürdiges Gebilde an der Decke über mir hängen. Bei näherer Betrachtung entpuppte sich der vermeintliche Zweig als die größte Stabheuschrecke die wir bisher gesehen hatten.

Stabheuschrecke auf meinem Bein
Fig Tree Camp, Masai Mara

Am folgenden Morgen entdecken wir schon nach kurzer Suche die Gepardin mit ihren Jungen, offenbar hungrig zog sie durch die offene, nur von kleinen Büschen bestandene Savanne. Übermütig rannten die Kleinen vor ihr her und untersuchten neugierig ihre Umwelt. Jagdbares Wild war weit und breit nicht zu sehen. Noch waren wir nur mit zwei Fahrzeugen und gehörigem Abstand bei den scheuen Tieren, aber nach einiger Zeit näherten sich immer mehr Geländewagen und nicht alle waren so zurückhaltend. Als auch noch einer der großen "Overland Trucks" den kleinen Hügel hinauf kam, war ich mir sicher dass die Gepardin in nächster Zeit nicht jagen wird. Wir entschloßen uns erst einmal selber zu frühstücken.

Zu unserer großen Überraschung fanden wir die Tiere ca. 1 Stunde später in einem flachen Buschwerk wieder und, wir können es kaum glauben, sie hatten Beute.
Das Weibchen war noch stark am hecheln und noch war die Thomsongazelle nicht aufgebrochen, wir hatten das Naturschauspiel der Jagd nur um wenige Minuten verpasst.
"Nur wegen dem blöden Frühstück" ärgerte ich mich
Erfuhr aber zu meiner Beruhigung wenig später von einem Sunworld Fahrer, das niemand die eigentliche Jagd gesehen hatte, zu schnell ging alles und zu unübersichtlich war das Gelände, als das die Fahrzeuge der Gepardin hätten folgen können. Die meisten Fahrzeuge waren verschwunden und so standen wir mit "nur" drei Fahrzeugen am Geschehen. Der Platz lag günstig, abseits der Hauptrouten und in einiger Entfernung zum Talek River hatten die drei Geparden gute Chancen ungestört von Menschen und Löwen möglichst viel von ihrer Beute zu fressen.

Die erfahrene Gepardin schien sich dieser Sicherheit bewusst zu sein, denn es dauerte eine Weile bis sie die Thomsongazelle öffnete und zu fressen begann. Gierig fingen die beiden Jungen an das frisch Blut zu schlürfen und sich kleine Fleischbrocken aus der Beute zu reißen. Wir verbrachten den ganzen Vormittag in der Nähe der Tiere. Es waren wunderschöne Stunden, in denen wir beobachteten wie die kleinen sich die Bäuche vollschlugen und nach der Mahlzeit von ihrer Mutter sorgfälltig und liebevoll sauber geleckt wurden.


vor dem Fressen!

nach dem Fressen!


Zwischendurch machten wir kleine Abstecher zum Talek River und wurden so auf eine Zebramangusten Familie aufmerksam, die laut pfeifend auf einem Hügel stand. Als wir uns in der Umgebung umsahen, was die Tiere zu dieser Aufregung veranlasst hatte, entdeckten wir in einem Graben ein Löwen Pärchen. In einiger Entfernung stießen wir dann auf einige Tüpfelhyänen, die sich lautstark an einem Gnukadaver zu schaffen machten.

Die heiße Mittagszeit verbrachten wir in der Nähe einiger Masai Giraffen und kehrten später wieder zurück zu unseren Geparden. Der Himmel hatte sich inzwischen zugezogen und es fing leicht an zu regnen. Der Kill war fast vollständig aufgefressen, als die Gepardin mit ihren Jungen doch noch gestört wurde. Eine Rinderherde der Masai steuerte direkt auf das Bushwerk, in dem die Raubkatzen lagen zu. Wir waren gespannt und erlebten mit wie die Katzen erst abgeduckt in Deckung gingen, dann aber doch flüchteten. Erstaunlicher Weise führte die Gepardin ihre Jungen noch weiter in das Masai Land hinein. Wir folgten ihr noch eine ganze Weile, in einiger Entfernung, ehe wir sie ziehen ließen. In den kommenden Tagen haben wir dann auch keine Spur mehr von ihnen finden können. Mussten aber feststellen, das immer mehr Rinderherden bis an das Ufer des Talek Rivers getrieben wurden.

Am Nachmittag suchten wir intensiv das Ufer des Talek Rivers nach Leoparden ab und fanden so einige Goldbug - Papageien und somit wieder eine noch nie von uns beobachtete Vogelart.



An den kommenden Tagen hielten wir immer wieder Ausschau nach den großen wandernden Gnuherden, vergeblich, weder zwischen Talek und Musiara Gate noch hinunter zur Mara Bridge fanden wir große Herden. Natürlich sahen wir Gnus, aber eben nur kleinere Verbände und nicht die gewohnten Herden mit tausenden von Tieren. Als wir am Mara River nach Hyppos Ausschau hielten stießen wir auf ein beachtlich großes Nilkrokodil, welches argwöhnisch seine Beute bewachte. Vor dem Krokodil lag der zur Hälfte verspeiste Kadaver eines Zebras.

Am kleinen Staudamm, in Richtung Keekorok Lodge, fand ich das Löwenrudel vom August wieder und am Mara River verbrachten wir einige Zeit mit einem auffallend großen Nilwaran, der hungrig durch das flache, frische Gras zog. Die Großechse war im offenen Gelände gut zu verfolgen und zu beobachten und Dank des übersichtlichen Geländes konnte ich auch einige Videoeinstellungen außerhalb des Fahrzeuges machen.

Leider fing es seit unserem zweiten Tag in der Masai Mara jeden Nachmittag pünktlich um 16.00 Uhr an zu regnen, teilweise so heftig das die Pisten oft innerhalb weniger Minuten zu glitschigen, schmierigen Rutschbahnen wurden. Viele der Minibusse verließen deshalb nachmittags die Lodgen gar nicht erst. Wir blieben natürlich trotzdem fast immer den ganzen Tag draußen, aber es war halt kein Wetter für "traumhafte Fotos" und das Fahren erforderte höchste Konzentration.


Masai Mara Game Drive


Die aktuelle Wetterlage und die fehlenden Gnuherden trieben uns zu der Entscheidung die Masai Mara eher zu verlassen als geplant, zumal ich aus dem Tsavo via SMS signalisiert bekommen hatte: "strahlend blauer Himmel, Katzen ohne Ende!"

Also ging es nach nur 4 Nächten in der Masai Mara erwartungsvoll in Richtung Tsavo. Gegen 11.00 Uhr verließen wir am letzten Tag die Mara und erreichten kurz nach Einbruch der Dunkelheit die ca. 450 km entfernte Hunters Lodge, die wir vor ca. 2 Wochen schon für die Zwischenübernachtung gewählt hatten. Seit Nairobi war der Himmel nahezu wolkenlos und wir hatten freie Sicht bis zum Kilimanjaro. Das Wetter war also wieder gut und so störte mich nur der immer wieder auftretende Getriebeölgeruch, den ich nicht zuordnen konnte.

Als wir nach dem Frühstück in Richtung Voi aufbrechen wollten, fiel mir ein herunter hängendes Kabel am Land Cruiser auf. Da erst im August die Tachowelle und die dazugehörenden Kabelverbindungen ausgewechselt bzw. erneuert worden waren, war ich mir ziemlich sicher was da unter dem Auto baumelte. Ausgerüstet mit einigen Kabelbindern, kroch ich also unter das Auto und befestigte die Kabel neu. Erstaunt stellte ich fest, das der Cruiser um die Getriebewelle völlig verölt war und nach näherer Untersuchung (ich verstehe von wilden Tieren viel mehr als von Autos!) erkannte ich, dass die Verschlussschraube für das Getriebeöl fehlte.

Unser nächstes Ziel war nun also nicht Voi, sondern erst einmal Mtito Andei und dort eine Garage.
Da stand er nun wieder unser Geländewagen! Wie früher der Land Rover, stand nun der Land Cruiser über eine Grube und wurde wieder instand gesetzt. Neben der fehlenden Ölschraube, war auch noch eine Verbindungsschelle der Querlenker abgebrochen. Aber nach mehr als 2 Wochen Bush und über 2500 km kann das schon einmal vorkommen. In einer alten Kiste fanden die Fundis eine passende Schraube (naja, fast passend) und aus einem Stück Schrott wurde eine neue Schelle geschweißt. Nach 1,5 Stunden konnten wir mit vollen Tanks und einem tadellosen Land Cruiser die Fahrt fortsetzen.





Tierkinder in der Masai Mara




20 Tage mit dem eigenen Toyota Landcruiser durch die Wildnis
Bekanntschaft mit den Urahnen der "Maneater"

(hier gehts weiter Teil V, Tsavo!)