Entspannung zu Füßen des Kilimanjaro in der Tawi Lodge
Unser nächstes Ziel war die Tawi Lodge im gleichnamigen Reservat und am Rande des Amboseli Nationalparks. Dank eines guten
Angebotes wollten wir in der Tawi Lodge die vorerst letzten drei Nächte in der Wildnis verbringen. Da wir auf diese Lodge und
das Reservat sehr gespannt waren und weil man uns von dem kürzeren Weg vorbei am Lake Chala abgeraten hatte, fuhren wir sehr
früh morgens von der Lion Bluff Lodge ab, zurück in Richtung Voi.

Von Voi ging es dann zunächst auf die Hauptstraße in Richtung Nairobi. Nach rund 200 Kilometern bogen wir kurz vor Emali ab in
Richtung Amboseli Park. Weitere 90 Kilometer später, nachdem wir den kleinen Ort Kimana passiert hatten, erreichten wir nach
ca. 5 Stunden Fahrzeit, das Tawi Reservat und wenig später die Lodge.
Wir wussten natürlich, dass die kleine Regenzeit im November nicht die beste Reisezeit für Wildbeobachtung zu Füßen des
Kilimanjaro oder an einer Wasserstelle vor einer Lodge war; aber dieser Aufenthalt sollte uns einfach nur als Ausklang einer
wunderschönen Safari in Kenya dienen. Wir wollten einen möglichst privaten Aufenthalt, unsere Terrasse genießen und einfach
nur gemütlich in den Tag hinein leben. Das ganze am liebsten bei Sonnenschein und mit ein wenig Wild rund um uns herum.
Die geräumigen, großen Bungalows der Tawi Lodge, mit ihrer großen hölzernen Terrasse, erschienen uns hierfür genau der
richtige Ort zu sein und hätten wir nicht feststellen müssen, dass das Gelände der Lodge eingezäunt war, wäre es vielleicht
sogar perfekt gewesen. Bei Zäunen um eine Unterkunft fühlten wir uns immer so ausgesperrt! Aber auch wenn wir kein Großwild in
direkter Nähe zum Bungalow erleben konnten, so freuten wir uns doch über allerlei kleinere Tiere, wie Mungos, Duiker und
Wildkatzen. Insgesamt verlebten wir drei mehr als entspannte Tage an der Lodge, unternahmen zwei Abstecher in den nahen
Amboseli Park und genossen es kreuz und quer durch das kleine Tawi Reservat zu pirschen und die Welt (fast) für uns alleine
zu haben.
An den beiden letzten Safaritagen genossen wir den Sonnenaufgang vom Bett aus. Ich glaube hier sprechen die Bilder der drei
Tage mehr als tausend Worte.

Tawi Lodge und Reservat - am Rande des Amboseli Park

















Nach wie vor gehört der Amboseli National Park nicht zu unseren Lieblingsparks, auch wenn man in diesem Park sehr viel Wild zu
sehen bekommen kann und er nicht nur eine reiche Vogelwelt zu bieten hat, sondern auch immer für gute Elefantenbeobachtungen
gut ist. Aber die Pirschfahrten über Dämme oder auf breiten Pisten entsprechen irgendwie nicht unserer Vorstellung von
Wildnis. Außerdem mögen wir die kleinen Geschichten der Tierwelt, die man miterleben kann, wenn man Wild über mehere Tage
oder in unmittelbarer Nähe erleben darf. Beides fällt uns im Amboseli Park schwer. Und so konnte uns der Amboseli, der aktuell
in seinem Zentrum beinnahe komplett unter Wasser steht, auch in diesem Jahr nicht überzeugen. Obwohl wir, wenn auch auf große
Entfernung, Löwen an einem frischen Riss, Tüpfelhyänen, Schakale, reichlich Elefanten und anderes Wild an zwei Tagen (einmal
Morgens und einmal Nachmittags) beobachten konnten. Sogar der um diese Jahreszeit meist wolkenverhangene Kilimanjaro zeigte
sich uns. Trotzdem werden vermutlich wieder viele Jahre vergehen, bis wir in den Park zurück kehren.
Das kleine Tawi Reservat mit seinen schmalen, verschlungenen Pisten, war da eher nach unserem Geschmack. Deshalb genossen wir
jeden der Tage zu Füßen des Kilimanjaro und ließen diese mit gemütlichen Sundownern im
Bush oder auf unserer Terrasse ausklingen.

Amboseli National Park






























Obwohl wir in den vergangenen Tagen in Tawi mehr kleine Pirschfahrten unternammen als wir eigentlich geplant hatten,
verließen wir die Lodge erholt und entspannt. Allerdings hielt zumindest die Entspanntheit nicht ganz so lange an, denn die
Route die wir uns für unsere Rückfahrt ausgesucht hatten stellte sich als komplizierter heraus als ich erwartet hatte. Anstatt
zurück nach Kimana zu fahren, versuchten wir quer durch das Tawi Reservat und dann via Namelok und Isinet, die C 102 zurück
nach Emali zu erreichen. Zwar fanden wir über die vielen verzweigten Wege relativ schnell nach Namelok hinein, aber obwohl der
Ort nur klein war, nicht ganz so schnell wieder heraus. Jeder der kleinen, schmutzigen Pisten die aus dem Ortskern heraus
führten konnte die richtige sein. Da half auch zunächst keine Maps Me Navigation. Irgendwann waren wir dann aber doch auf der
richtigen Piste und erreichten den Ort Isinet und die C 102. Gerade als wir allerdings auf die C 102 aufbiegen wollten und mit
dem großen Land Cruiser zwischen einigen kleinen und einfachen Häusern und Hütten hindurch fuhren, tauchte plötzlich ein wild
mit den Armen fuchtelnder, alter Mann vor unserem Auto auf. In der einen Hand eine Glasflasche, in der anderen eine Machete.
Der verwirrte oder betrunkene Alte stürzte genau auf unseren Wagen zu und brüllte für uns unverständliche Worte. Ich war auf
alles gefasst, wollte aber vermeiden, dass wir anhalten mussten. In letzter Sekunde konnte ich dem Alten ausweichen und dann
zum Glück gleich auf die Hauptstraße auffahren.
"Was war das?" fragte Petra noch etwas geschockt.
"Keine Ahnung, aber ich bin froh, dass wir so vorbei gekommen sind! Man weiß nie wie die Bevölkerung reagiert hätte, wenn ich
ausgestiegen wäre! Is ja nix passiert"
sagte ich und fuhr weiter in Richtung Emali.
Ohne weitere Zwischenfälle oder Erlebnisse erreichten wir dann Nairobi, wo wir eine weitere Nacht bei Gaby und Dave verbrachten
und trotz Corona, noch einmal Kontakt mit verschiedenen Freunden aufnahmen, ehe wir am nächsten Tag um Mitternacht Afrika, mit
vielen neuen Erlebnissen und mit gemischten Gefühlen verließen.
Die unkontrollierte Einreise in Deutschland gab uns nicht gerade das Gefühl in Europa gut aufgehoben zu sein. Niemand
interessierte sich plötzlich mehr für unsere Körpertemperatur und die im Flugzeug ausgefüllte Einreisekarte, wurde bis zum
heutigen Tag nicht vom Gesundheitsamt hinterfragt. Selbstverständlich sind wir gleich nach der Ankunft vom Flughafen mit
unserem eigenen Auto direkt und ohne Zwischenstopps nach Hause gefahren, wo wir uns, wie angeordnet, sofort in Selbstisolation
bzw. Quarantäne begeben hatten.
Nun sitzen wir zu Hause haben mehr als 10.000 Bilder sortiert und wünschen uns diesen Rückflug nie angetreten zu haben. Klar
auch in Kenya gibt es Corona aber sicherer haben wir uns dort an der Luft und in der Wildnis gefühlt und jetzt liegt er hier
neben mir, der neue Safariplan und wir wollen ihn so schnell wie möglich umsetzen!
Euch allen, die ihr meine/unsere Safariberichte verfolgt und vielleicht seit vielen Jahren schon mitlest wünsche ich mehr noch
als ein gesundes Jahr 2021. Verliert nicht eure (Reise-) Pläne aus den Augen und lasst euch nicht unterkriegen. In Afrika
heißt es:
"Die Hoffnung stirbt zuletzt!"
Deshalb blicken wir jetzt alle Mal zuversichtlich nach vorne und freuen uns auf bessere Zeiten. Passt auf euch auf!
kwa heri ya kuonana
Euer
Jörg

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