Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke sowie Jennifer, Tim, Soraya und Malik Rieck (digital)

Eine Familie, ein Safariteam - Familiensafari Juli/August 2023


Wenn die Wildnis zur Schule und die Bilder der Natur zum Fernsehprogramm werden -
die Erlebnisse einer dreieinhalb Wochen langen Großwild- und Beach- Familiensafari
- Juli / August 2023 / Teil IV -




- Das Abenteuer geht weiter; Elefanten zum Anfassen und zu Fuss durch die Wildnis -
Zunächst einmal fuhren wir quer durch die Shimba Hills und mussten feststellen, dass der Streckenabschnitt nach Kwale sich in den letzten Monaten stark verschlechtert hatte. Die rote, sandige Bushpiste bestand fast nur noch aus ausgefahrenen, großen Löchern und ließ sich nur mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 - 30 kmh befahren.
"Könnt ihr euch vorstellen, dass wir früher nur so vorwärts gekommen sind? Selbst von Mombasa nach Nairobi oder damals bis in die Mara sahen die Pisten so aus!" erklärte Jenny ihren Kindern und ihrem Mann.
"Ja, und wenn es trocken und staubig war, dann sahen wir nach zwei Stunden in dem kleinen Suzuki Jeep so aus, als ob wir schon seit einem Monat unterwegs wären! Durch jede Ritze kam der rote Staub und hüllte uns ein!" ergänzte ich.
"Trotzdem war es schön!" schwelgte Jenny in Kindheitserinnerungen.

Quer durch die Shimba Hills
Quer durch die Shimba Hills Quer durch die Shimba Hills

Quer durch die Shimba Hills



Die holprige Strecke durch die Shimba Hills, bis nach Kinango hatte uns gut eine Stunde mehr Zeit als ich ursprünglich berechnet hatte gekostet. Ab Kinango ging es dann aber zügig auf der neuen Asphaltstrasse bis an die Mombasa - Nairobi Hauptstraße und dann weiter bis zum Bachuma Gate, dem aus Mombasa kommend ersten Tsavo Ost National Park Gate, wo wir gegen 12:30 Uhr ankamen.

Kaum eingefahren in den Tsavo National Park entdeckten wir zwar einige rote Tsavo Elefanten, mussten dann aber schnell feststellen, das die vorangegangene zweijährige Dürre von der letzten nur sporadischen Regenzeit nicht aufgefangen werden konnte. Die Landschaft zwischen Bachuma Gate und Aruba Damm war ausgedörrt, sandig, staubig und glich fast einer Mondlandschaft so trocken hatte ich diesen Teil des Tsavos noch nie gesehen. Nirgends war auch nur ein Tropfen Wasser in den teilweise neugeschobenen Wasserstellen, es gab kaum grüne Büsche oder Bäume, von Tieren war weit und breit nichts zu sehen. Obwohl über uns dunkle Regenwolken hingen, wollte es im Tsavo einfach nicht regne. Durch diese trostlose Landschaft führte nun seit neustem eine schnurrgerade Bushpiste, die zur Reduzierung der Geschwindigkeit alle 500 Meter durch recht hohe Bumps unterbrochen wurde. Grundsätzlich war die Idee gut die Geschwindigkeiten in den Parks in den Griff zu bekommen, aber eine Piste die sich durch den BUsh schlängelte würde den gleichen Efekkt erzielen, wäre interessanter zu befahren und würde eine sinnvolle Durchschnittsgeschwindigkeit von mindestens 30 Kmh erlauben. So aber hieß es ständig abbremsen, Bump überfahren und wieder kurz beschleunigen! Wobei nicht nur die Bumps am Nervenkostüm nagten, der Allgemeinzustand der Pisten war mehr als fraglich, da wir über weite Teile nur auf rüttelnden Waschbrettpisten fuhren. Zwar standen die Kinder oben in den Luken oder durften wieder auf meinem Schoß das Fahrzeug lenken, aber selbst den den Kids waren die Bumps und das Geschüttel zu nervig.

Bachuma Gate
am Bachuma Gate Pirschfahrt im Tsavo Ost National Park

roter Elefant auf der Piste im Tsavo Ost National Park
Pirschfahrt im Tsavo Ost National Park Pirschfahrt im Tsavo Ost National Park

staub trockener Tvao Ost National Park; August 2023



Erst als wir nach fast anderthalb Stunden den ausgetrockneten Aruba Dam Stausee erreichten und anschließend der Piste entlang des ebenfalls ausgetrockneten Voi Rivers folgten, wurde die Piste besser und die Bumps hörten auf. Obwohl der kleine Fluß, wie so häufig, kein Wasser führte, sahen wir nun immer wieder Großwild. Neben Impalas, Wasserböcken, Dik Diks und Giraffen entdeckten wir unsere ersten Gerenuks.
"Jetzt versteh ich warum die Giraffenhalsantilopen heißen!" bemerkte Malik,
"die sind kleiner als Giraffen haben aber auch einen ganz langen Hals!" führte er scharfsinnig wie immer, weiter aus. "Ja, und manchmal stehen sie wie Ziegen auf den Hinterbeinen um zu fressen!" ergänzte ich.
"Da sind auch Grant Gazellen!" meldete sich Soraya und Jenny erspähte in einiger Entfernung erste Kongonis, während Tim wieder nach Adlern und anderen Greifvögeln Ausschau hielt.
"Jenny fängt schon so an wie du, so weit kann doch kein normaler Mensch gucken!" beschwerte sich Petra über die irgendwo im Nirgendwo Sichtungen von Jenny.

Ellipsen-Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus); Tsavo Ost National Park
Giraffenhalsantilope; Tsavo Ost National Park Dik Dik; Tsavo Ost National Park

Masai Giraffe; Tsavo Ost National Park



Auch Elefanten sahen wir nun wieder häufiger, während wir auf der sich dahin schlängelnden Piste entlang fuhren. Dann sah ich plötzlich, ca 100 Meter vor dem Land Cruiser etwas geflecktes über die Straße huschen!
"Katze!" rief ich laut und beschleunigte den Land Cruiser ohne genau zu wissen was ich gesehen hatte.
"Cheetah, da läuft ein Gepard!" rief ich fast ein wenig aufgeregt und selber von der Sichtung Überrascht.
"Jaaa und da ist noch einer!" meldeten Jenny und Tim fast gleichzeitig.

Geparden Männchen im Tsavo Ost National Park

Geparden Männchen im Tsavo Ost National Park

Geparden Männchen im Tsavo Ost National Park

hungrige Geparden Männchen im Tsavo Ost National Park

hungrige Geparden Männchen im Tsavo Ost National Park



Wir hatten Glück, die beiden Geparden hatten die Piste vor uns genau an einer Stelle überquert, wo es eine der wenigen kleinen Abzweigungen gab, die ein klein wenig weiter in die ansonsten endlose Savanne des Tsavo Parks führte. So kamen wir den beiden jungen Geparden Männchen recht nahe. Sich immer wieder in der Umgebung umsehend saßen die beiden Kater neben uns, als plötzlich mein Handy klingelte:
"Hi Jörg, wo seit ihr? Sentrim fragt nach ob ihr zum Lunch rein kommt?" hörte ich Margits (Kiwara safaris Ltd) am anderen Ende der Verbindung.
"Ja klar, wir sind schon fast da, haben aber gerade zwei Geparden gefunden! Fahren gleich weiter!" antwortete ich kurz und sah den Rest der Familie fragend an. Ich hasste diese Entscheidungen und vor allem Termindruck in der Wildnis, wären wir alleine gewesen hätten wir ganz sicher auf das Lunch verzichtet und hätten die hungrigen Geparden weiter beobachtet. So aber musste eine familienfreundliche Entscheidung her und da wir am späten Nachmittag noch einen anderen Termin hatten, gab es nur eine Lösung: Wir mussten ins Camp fahren. Wenige Minuten nachdem wir die Geparden verlassen hatten entdeckten wir noch eine einzelne Löwin, die satt unter einem Baum und neben einem gerissenen Giraffenkalb lag.
"Oh nein! Das arme Giraffenbaby!" rief Soraya und animierte uns damit zur sofortigen Weiterfahrt.

Löwe mit erbeutetem Giraffenbaby



Sowieso schon sehr spät dran erreichten wir gegen 15:00 Uhr das ehemalige Camp von Margit und Trevor. Von den damaligen Camp Stil war nicht einmal mehr der Name übrig geblieben. Aus Tarhi Camp war ganz simpel Sentrim Tsavo geworden, aus einfachen Canvaszelten, halbe Hütten mit kniehoch gemauerten Wänden, festem Fußboden und Zeltwänden. Ins innere seiner Unterkunft gelangte man nun durch eine Tür. Außerdem war inzwischen wegen des hohen Wildaufkommens das gesamte Camp eingezäunt. Wobei das hohe Wildaufkommen für uns der einzige Grund war von Zeit zu Zeit wieder in dieses Camp zu kommen.
"Hier ist ja nichts mehr wie früher!" stellte Jenny enttäuscht fest, als wir zu unseren beiden Zelten gingen.
Margit hatte unsere späte Ankunft avisiert und so hatte man freundlicher Weise mit dem Lunch auf uns gewartet. Die Tim und die Kinder genossen die große Auswahl am Buffet und lauschten Jenny, Petra und mir, als wir von den alten Tarhi Camp Erlebnissen berichteten.

Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park
Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park
Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park

Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park
Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park Sentrim Tsavo Camp, ex Tarhi Camp - Tsavo Ost National Park



Gleich nach dem Lunch fuhren wir dann wieder hinaus in die Savanne des Tsavo Parks und steuerten das KWS Hauptquartier an. Unterwegs sahen wir einige Elefanten, wenige Zebras und Kongonis, sowie Impalas und weitere Gerenuk Antilopen.
"Schaut mal mit dem Fernglas, ich habe noch etwas neues für euch!" meldete ich mich zu Wort, nachdem ich eine Herde größerer Antilopen gesichtet hatte.
"Das sind Oryx Antilopen, die haben wir auch noch nicht gesehen gehabt!" erklärte ich und Soraya bestätigte mit dem Fernglas in der Hand:
"Oh ja, dass sind die mit den langen spitzen Hörnern, jetzt erkenne ich die!"
"Aber das da vorne sind Wasserböcke, die kennen wir schon!" warf Malik ein.

Pünktlich gegen 16:30 Uhr erreichten wir an jenem Nachmittag unser eigentliches Ziel und stiegen an der Voi Stockade des Sheldrick Trustes aus dem Land Cruiser. Neben uns gruben einige Zebramangusten im Sand und eine größere Gruppe gelber Paviane saß gelangweilt wirkend in der Gegend herum.
"Kann man hier Tiere anfassen!" sah Soraya mich erwartungsvoll an. "Vielleicht, abwarten!" antwortete ich augenzwinkernd.
"Elefanten auch? Mama hat früher Elefanten gestreichelt, das weiß ich genau von den alten Bildern!" drängelte Soraya weiter. "Lass dich überraschen!" riet ich ihr,
"Ach man, ich hasse Überraschungen!" maulte Soraya.
"Soraya, du musst warten!" erklärte Malik ihr und nahm seine Schwester in den Arm. Dann wurden wir von einem der Keeper begrüßt und die Kinder entdeckten kurze Zeit später die großen Milchflachen mit dem großen roten Nuckel oben drauf.
"Ich habe es gewusst, die sind für Elefanten...kann man die wirklich anfassen?" strahlte Soraya. Anstatt zu antworten zeigte ich in Richtung der Einfahrt, durch die auch wir gekommen waren.
"Oh mein Gott!" rief Soraya, doch dann wurde sie merklich stiller. Die kleine Gruppe recht wilder, junger Elefanten flösste ihr gehörigen Respekt ein. Zugegeben waren die gar nicht mal sooo kleinen Jumbos recht ungestüm angerannt gekommen. Zwar waren wir alle noch durch eine kleine Mauer und einen dünnen Draht von den Elefanten getrennt aber die Dickhäuter waren vermutlich deutlich größer als Soraya sie erwartet hatte.

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park



Von dem Keepern hatten wir erfahren das neben drei verschiedenen Gruppen auch einige der halbwilden, bereits ausgewilderten Elefanten Waisen an die kleine Wasserstelle vor uns kamen. Vorsichtig beobachtend wartete Soraya die erste ungestüme Elefanten Gruppe ab. Als dann die zweite Gruppe erschien, zwischen denen sich auch einige kleinere Jumbos befanden, war auch bei ihr das Eis gebrochen. Genau wie ihr Bruder vorher schon, streichelte sie den kleinen Dickhäutern über den Rüssel oder die Ohren. Beide Kinder halfen den Keepern beim Füttern der gierigen Elefanten Waisen und staunten über den mächtigen Durst der kleinen Jumbos. Ganz nebenbei erfuhren wir von den Keepern die Lebens- oder Leidensgeschichten der kleinen Waisen.

Am Ende war es einer der halbwilden, bereits ausgewilderten Elefanten, der es Soraya besonders angetan hatte, der seinerseits auch nicht mehr von unserer Seite weichen wollte und sogar andere halbwilde eifersüchtig wegschubste, wenn sie versuchten ebenfalls Streicheleinheiten von uns zu bekommen. Im Nachhinein haben wir festgestellt, das Petra und ich Kenia, wie die Elefantendame hieß, bereits 2009, ein Jahr nach ihrer Rettung am Mount Kenya, in Nairobi kennen gelernt hatten. Damals war Kenia mit anderen Waisen zusammen im Nairobi Park an der Hauptaufnahmestation des Sheldrick Trustes untergebracht. Wer weiß, Elefanten haben ein mehr als gutes Gedächtnis, vielleicht erinnerte sie sich tatsächlich an uns und unseren Geruch? Etwas ähnliches war Jenny mit der kleinen Elefanten Dame Emely vor vielen Jahren im Tsavo ebenfalls passiert.

Nach zwei unvergesslichen Stunden mussten wir leider den Rückweg, zurück zum Camp antreten und uns von den Elefanten verabschieden.
"ich weiß jetzt gar nicht mehr ob Leoparden oder Elefanten meine Lieblingstiere sind?" erklärte Soraya nachdenklich, als wir in unseren Land Cruiser stiegen.
"Kenia war so süß und so lieb!"

Aber nicht nur die Kleinen waren beeindruckt von dem Erlebnis zwischen den Elefanten Waisen und von der Arbeit des Sheldrick Trust, die wir nun schon so viele Jahre lang begleiteten und zu dem wir durch den engen Kontakt zu Daphne Sheldrick bis zu ihrem Tod eine ganz besondere Beziehung mit vielen unvergesslichen Elefantenkontakten hatten. Jenny erinnerte sich an ihre ersten Momente mit den Elefanten Waisen und auch Tim war sich sicher etwas ganz besonderes erlebt zu haben.

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park
Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park

Sheldrick Wildlife Trust - Voi Auswilderungsstation Tsavo Ost National Park



Auf unserer kurzen Fahrt zurück zum Camp verbrachten wir dann in der Abenddämmerung noch ein wenig Zeit neben einigen wilden Elefanten und hofften natürlich das auch die Waisen irgendwann ein solches freies Leben führen durften. Die letzten Kilometer zurück zum Sentrim Camp durfte Soraya wieder den schweren Land Cruiser steuern und hockte auf meinem Schoß.
"Dein Handy vibriert unter meinem Hintern!" gackerte sie zwischendurch los. Und das war dann leider auch das letzte Lebenszeichen meines Handys gewesen. Aus irgend einem Grund hatte sich der Akku verabschiedet und wir waren damit erst einmal sämtliche Kontakte und Verbindungen los. Grundsätzlich kann ich hervorragend ohne Handy leben und nutze es vor allem in Kenya am liebsten nur als Security Backup, also für Notfälle oder unverzichtbare Kontakte.

Nach dem Dinner, bei dem Tim und die Kinder, aber auch ich nicht nur den genialen Pizzaoffen bestaunten, sondern auch gleich mehrere der leckeren kleinen Pizzen verspeisten und bei einem anschießenden Drink auf unserer Terrasse, bekamen dann auch Jenny und Tim endlich die kleinen Bushbabys zu sehen, die wir im Boko Boko fast jeden Abend gehört und die die Kinder bereits im Garten unserer Tiwi Villa in den Bäumen gesehen hatten.

Bushbaby im Sentrim Tsavo Camp Bushbaby im Sentrim Tsavo Camp



Draußen an der Wasserstelle tummelte sich eine Horde großer Gelber Paviane und ich war mir sicher, wenn sie bleiben würden, hatten wir so eine gute Alarmanlage, sollten sich Raubkatzen dem Wasserloch nähern, wobei ich vor allem auf einen Leoparden hoffte. Mit hinter Kopf verschränkten Armen döste ich so vor mich hin und lauschte in die Nacht hinein. Petra und Soraya hatten mich in dieser Nacht aufgrund des kleinen Doppelbettes ausquartiert und mir das Einzelbett im Zelt zugeteilt. Ich störte also niemanden, als ich bei den ersten leisen Affengeräuschen auf die Terrasse schlich.
"Fehlalarm!" stellte ich schnell fest und kroch wieder in das Bett.
Kurze Zeit später dann echter Affenalarm. Deutlich erschallten die Alarmrufe der Paviane. Schon beim Aufstehen rief ich:
"Katzen am Wasserloch!" und dann verschwand ich aus dem Zelt. Gleich beim Rauskommen erkannte ich, eine Löwin, die mit langen Sätzen einen der größeren Paviane verfolgte. Also zurück ins Zelt und eine Kamera holen, beim rausgehen dann wieder:
"Löwen am Wasserloch!" doch niemand reagierte und für mich war somit klar, man wollte lieber schlafen. Dennoch ging ich am zweiten Zelt vorbei und fragte auch dort:
"Schlaft ihr schon?"
"Nein, was gibt es?" hörte ich Jennys Stimme.
"Löwen!" antwortete ich kurz und stieg dann auf die nahe Aussichtsplattform. Oben angekommen erkannte ich sofort 6 Löwinnen am Wasserloch, die Paviane waren alle auf die Bäume geflüchtet und verhielten sich ruhig. Ein Verhalten, was sie bei einem Leoparden nicht an den Tag gelegt hätten, aber vermutlich wussten sie, dass sie oben in den Bäumen vor den Löwen sicher waren. Da ich keinen eigenen Scheinwerfer mit auf die Plattform genommen hatte, gelangen mir keine wirklich klaren Aufnahmen, aber immerhin, wir hatten 6 Löwen Nachts am Wasserloch!
"Cool!" stellte Jenny wenig später fest, als wir beide alleine auf die Raubkatzen herunter blickten!



Am nächsten Morgen beim Frühstück, war Petra dann die erste, die sich darüber beschwerte nicht geweckt worden zu sein.
"Ihr habt geschlafen wie Steine und am Ende waren es doch bloß ein paar Löwen!" lachte ich und winkte ab. Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und fuhren mit einer kurzen Pirschfahrt in Richtung Voi Gate, wo wir den Tsavo Ost wieder verlassen wollten. Ich hatte mich inzwischen daran gewöhnt, dass wir immer ein bis zwei Stunden hinter meinem eigentlichen Zeitplan hingen und ging dazu über diesen Zeitplan gelassener zu sehen. Bis zum Abend würden wir den Amboseli schon erreichen dachte ich mir. Auf der anderen Seite war es natürlich auch nicht schlimm von schönen Wildsichtungen aufgehalten zu werden und so überraschte Soraya uns an diesem Morgen mit einer weiteren coolen Sichtung. Während wir uns alle auf einen großen Elefantenbullen am Pistenrand konzentrierten, meldete die Junge Dame plötzlich:
"Da liegt ein Löwe. Ein großer Löwe!"
"Gute Augen, nicht schlecht!" lobte ich unsere Enkeltochter und war richtig stolz auf sie.
Wobei Maliks Erklärungen und Kommentare zu der Sichtung genauso preisverdächtig waren:
"Das ist ein Männchen und der Elefant ist auch ein Mann!" stellte er treffsicher klar. Beide, Löwe und Elefant lagen bzw. standen nur knappe 30 Meter voneinander entfernt, beachteten sich allerdings nicht wirklich. Wir blieben eine Weile bei den Beiden stehen und verließen dann endgültig den National Park um auf der Hauptstraße weiter in Richtung Nairobi zu fahren. Ehe wir auf die Hauptstraße einbogen musste ich noch erschrocken registrieren, dass nicht nur die Zufahrt zum Voi Gate asphaltiert worden war, sondern der gesamte Zufahrts- und Eingangsbereich am Hauptgate mit schwarzem Teer glänzte.
"was guckst du so?" fragte Tim mich als er mein skeptisches Gesicht sah und antwortete nachdenklich:
"ich hoffe nicht, dass das der Anfang vom Ende ist und wir noch mehr südafrikanische Verhältnisse hier bekommen!"

Löwe im Tsavo Ost National Park
Familiensafari im Tsavo Ost National Park Familiensafari im Tsavo Ost National Park

Elefantenbulle im Tsavo Ost National Park



Es war spät geworden an diesem Morgen und so füllte sich der Highway recht zügig mit großen schweren Lastwagen, zusätzlich erlebten wir auch noch ungewöhnlich dichten Gegenverkehr. Viele der schweren LKWs hatten erhebliche Probleme die andauernde Steigung in Richtung Nairobi zu schaffen, immer wieder reduzierte sich unsere Geschwindigkeit auf minimale 20-30 Kmh. Dennoch versuchte ich so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Unterwegs dann noch ein bis zwei kurze Pipipausen und ein etwas längerer Aufenthalt an der legendären Hunters Lodge, an der Jenny und Tim noch einige Souvenirs erstanden. Ok, zugegeben auch wir kauften spontan noch Kleinigkeiten ein. Jenny holte nach wie vor auf den längeren Etappen, wo auch immer verpassten Schlaf nach und die Kinder lenkten sich mit Musik, Hörspielen oder Filmen auf ihrem Computer ab. Am Ende schafften wir die rund 200 Kilometer trotz des dichten Straßenverkehrs in "nur" 4,5 Stunden und erreichten so das Amboseli Bush Camp gegen 14:30 Uhr.

Auch wenn der Himmel über dem Camp an diesem Tag wenig einladend aussah, das Amboseli Bush Camp war für Petra und mich die schönste Selbstversorger Unterkunft die wir kannten. Bestehend aus nur 2 großen Meru Zelten, das eine mit einem großen überdachten, das andere mit einem offenen Badezimmer ausgestattet. Dazu eine halboffene, perfekt ausgestatte Küche inkl., eines großen Kühl- Gefrierschrankes und als Highlight ein Pizzaoffen. Außerdem ein Lungebereich der im Grunde ein offenes Wohnzimmer war. Das ganze Camp mitten im Bush, für uns ganz alleine und mit Blick auf eine kleine Wasserstelle. Während Jenny, Tim und Malik das fordere Zelt mit dem überdachten Bad bezogen, zogen Petra, Soraya und ich in das hintere Zelt mit dem offenen Badezimmer.
"Wie cool ist das denn!" strahlte Soraya,
"Eine Draussendusche...immer wenn ich jetzt mit euch in Kenya bin möchte ich in das Haus am Meer und in dieses Camp. Das ist jetzt Pflicht, dass müsst ihr immer mitbuchen, wenn ich dabei bin!" kriegte sie sich vor Freude gar nicht mehr ein und ich versprach ihr, dass ich mich darum bemühen würde ihre Wünsche immer zu berücksichtigen. Dann hopste sie mehr als das sie ging in Richtung Küche davon. Auch Malik schien es zu gefallen und er probierte gleich jeden der kleinen Wege aus. Zusammen entdeckten die beiden als bald ersten Dik Dik- und Giraffenkot im Camp.
"Kommen die Tiere bis hier vorne vor unsere Zelte?" fragte Soraya erstaunt und ich wiederholte, was ich bei Ankunft schon gesagt hatte:
"Auch dieses Camp ist ein offenes Safari Camp, es gibt keine Zäune so wie im letzten Camp. Alle Tiere können bis an unsere Zelte oder die Küche kommen und wann immer sich die Tiere sicher fühlen machen sie das auch. Egal wie groß oder klein sie sind. Vor allem Nachts gehört die Wildnis im Camp den Tieren und die kommen dann ganz dicht zu uns!"
"Löwen auch?" fragte Soraya und ich nickte "Leoparden und Hyänen auch?" wollte Malik wissen.
"Ja, alle Tiere auch die Raubtiere! Deswegen dürft ihr auch, wenn es dunkel wird nicht mehr alleine und auch nicht ohne Taschenlampe hier herum laufen!" betonte ich ein weiteres Mal.
"Aber am Tage nicht?" sah Malik mich fragend an.
"Auch am Tage können Tiere hier ganz dicht kommen, deswegen wollen wir ja ganz leise sein! Damit wir möglichst viele Tiere hier am Camp sehen!" antwortete ich und zeigte zur Wasserstelle wo wie aus dem Nichts zwei Giraffen aufgetaucht waren.
"Boah! Hier braucht man ja gar nicht weg zu fahren, hier kommen die Tiere ja zu uns!" freute sich Soraya und rannte zu ihren Eltern.
"Mama, Papa schaut mal zur Wasserstelle!" rief sie den beiden zu.
"Is ja cool! Da brauchen wir ja gar nicht raus zu fahren!" antwortete Jenny.
"Sag ich ja!" rief Soraya begeistert und stellte gleichzeitig fest, dass nun auch noch Zebras am Wasserloch erschienen waren.

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli
Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli
Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli


Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli



Wenig später begannen Petra und Jenny damit uns Spagettis zu kochen und Tim zauberte aus den von mir gekauften Dosentomaten, sowie frischen Tomaten, reichlich Gewürzen und dem Rinderhack, eine leckere Bolognese. Eigentlich waren die Spagettis nur unser Notessen und es sollte eigentlich Pizza aus dem Steinofen geben, aber aufgrund des wieder einmal etwas verrutschten Zeitplans entschieden wir uns für diese Variante und planten die Pizza für den folgenden Tag ein. Auf Grillfleisch hatten wir verzichtet, da wir durch die Zwischenübernachtung im Tsavo die Kühlkette nicht einhalten konnten! Während Petra und Tim kochten, beschäftigte Jenny sich einmal mehr mit dem Wäschewaschen und die Kinder und ich fingen Geckos oder beobachteten die Tiere am Wasserloch. An diesem Tag kam die Dämmerung gefühlt viel schneller als an den Vergangenen und die Kinder setzten sich artig und mit Respekt vor der umliegenden Wildnis in die Lounge, wo sie ein wenig Karten spielten. Nach dem gemeinsamen Dinner in der Lounge setzten wir uns alle zusammen an das Lagerfeuer, welches uns die Masai, die gleichzeitig Askaris und gute Geister im Camp waren uns entzündet hatten.
"Jetzt sind wir schon das vierte Mal in diesem Camp und es ist dass erste Mal, dass wir es schaffen gemütlich am Lagerfeuer zu sitzen. Beim ersten Besuch mit Evi und Gerd hat es geregnet und die anderen beiden Male war es einfach zu windig und deshalb zu gefährlich ein offenes Feuer zu entzünden!" erzählte ich Jenny und Tim, während wir zufrieden unsere eisgekühlten Drinks tranken.
"Asante sana! Asante kwa simba!" prostete ich Soraya zu und bedankte mich für den Löwen am Morgen, der mich erfreulicher Weise zu einem Whisky berechtigte.
"karibu sana!" strahlte Soraya zurück.

Die Kinder hatten im Laufe der Reise immer mehr Floskeln und Redewendungen in Suaheli gelernt und waren durchaus in der Lage erste Begrüßungen oder kleinere Getränkebestellungen in Suaheli zu tätigen. Malik war fast noch etwas selbstbewusster als Soraya, wenn es darum ging mit den Einheimischen Suaheli zu sprechen.
"Was heißt Wasser und was heißt Feuer?" wollte Soraya dennoch wissen.
"Wasser ist maji und Feuer ist moto und das hier ist ein moto mkubwa, ein großes Feuer!" zeigte ich auf die Flammen vor uns. Dann fingen beide an zu zählen:
"Moja, mbili, tatu, nne, tano, sita, saba, nane, tisa...!" fing Malik an und Soraya setzte fort mit: kumi, kumi na moja, kumi na mbili, kumi na tatu....!" wie selbstverständlich zählte sie bis 19 und wurde dann von ihrer Mutter abgelöst:
"Ishirini, ishirini na moja, ihirina na mbili.....!" setzte Jenny die Zahlenreihen fort und freute sich, dass sie ihren Kindern bis hundert auf Suaheli vorzählen konnte.
"verrückt, dass ich das alles noch so weiß, aber auch am Strand und vorhin an der Hunters Lodge konnte ich locker auf Suaheli mit den Leuten verhandeln, berichtete sie stolz.

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli
Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli
Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli

Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp - Kimana, Amboseli
Hausgecko im Amboseli Bush Camp Hausgecko im Amboseli Bush Camp

Hausgecko im Amboseli Bush Camp

Hausgecko im Amboseli Bush Camp

Hausgecko im Amboseli Bush Camp
Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp Amboseli Bush Camp - Self Catering Camp



Dann beschlossen wir gemeinsam am Lagerfeuer, dass wir am nächsten Tag eigentlich gar nichts mehr machen wollten. Der Himmel war ein wenig bedeckt und die Chance, dass sich der Kilimanjaro zeigen würde eher gering. Und wenn er von den Wolken freigegeben werden würde, dann hatten wir ihn hier im Camp genau vor unserer Nase. Wir hatten soviel an verschiedenen Wild gesehen, so viele gute und unvergessliche Wildbeobachtungen gehabt. Die Kinder mussten so oft im Auto sitzen und sich auch oft ruhig verhalten.
"Morgen machen wir noch ein wenig Fußpirsch und Fährtenlesen rund um das Camp und lassen alles langsam ausklingen! Und Ausschlafen ist auch wieder erlaubt" schloss ich unsere Planung ab.
"Bis ich von alleine aufwache?" versicherte sich Soraya, dass wir sie tatsächlich nicht wecken wollten.
"Bis du von alleine aufwachst...es sei den der Kilimanjaro zeigt sich ganz früh morgens!" wiederholte ich und schränkte das Ausschlafen, grinsend, ein klein wenig ein.

am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp
am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp
am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp

am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp
am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp am Lagerfeuer im Amboseli Bush Camp

Dann folgte noch die ein oder andere alte Safarigeschichte, ein bisschen Safarinostalgie aus der Zeit, als Jenny und noch begleitet hatte und wir noch anstatt in Camps irgendwo im Bush selbständig gezeltet hatten. Irgend wann waren dann alle müde genug um in die großen, gemütlichen Betten zu fallen.
"Ich habe eine Idee!" legte sich Soraya zwischen uns und sah mich an:
"Ich stelle dir eine Frage über eure Safaris von früher und du erklärst es mir dann!"
"Ok, so machen wir das!" antwortete ich.
"...Soraya, Soraya, du wolltest eine Frage stellen?" sah ich sie an und musste lachen. Ihre Idee war auf jeden Fall ihre letzte Idee für diesen Abend gewesen, den sie war von jetzt auf gleich eingeschlafen.

Der nächste Morgen startete nicht nur mit dem erhofften Blick auf den Kilimanjaro, an unserer Wasserstelle tummelte sich außerdem jede Menge Wild. Giraffen, Zebras und sogar Elefanten löschten ihren Durst! Ich besorgte uns kurzer Hand drei Gläser Saft aus der Küche, die wir eigentlich vor dem Zelt trinken wollten! Aber daraus wurde nichts. Stattdessen endete das Aufstehen in einer wilden Kissenschlacht auf dem Bett. Auch bei der anschließenden Dusche im Freien, ging es nicht wirklich leise zu, weshalb man unsere Eskapaden wohl im Zelt nebenan mitbekommen und Malik kurzerhand aus dem Zelt zu uns geschickt hatte. Während Mama und Papa also noch ein wenig Zeit für sich genossen, fing ich dann nach dem Aufstehen an mit den Kindern die Küche vorzubereiten und Malik und Soraya begannen damit den Tisch für das Frühstück zu decken. Liebevoll bauten sie Teller, Schalen, mehrere Reihen Besteck, Wasser- und Saftgläser sowie Kaffee und Teetassen auf. Ohne den geringsten Streit entstand in kürzester Zeit unser schönster Frühstückstisch der ganzen Safari.
Tim hatte nach dem Aufstehen gleich damit begonnen sich um Rühreier, gebratenen Speck und gegrillte Tomaten, sowie um den Toast zu kümmern und ich musste feststellen, dass es für mich auf dieser Safari in der Küche eigentlich nichts zu tun gab. Noch während wir Frühstückten flog ein ganzer Schwarm Perlhühner die Wasserstelle an und wenig später folgten, Warzenschweine, Impalas, Zebras und Giraffen. "Nein Malik, auch hier haben wir nur Masai Giraffen!" musste ich den kleinen Abenteurer enttäuschen, als er wieder über die Langhälse mit mir Diskutieren wollte.

Kilimanjaro, Morgens vom Amboseli Bush Camp aus

Morgens im Amboseli Bush Camp
Morgens im Amboseli Bush Camp Morgens im Amboseli Bush Camp

Morgens im Amboseli Bush Camp
Morgens im Amboseli Bush Camp Morgens im Amboseli Bush Camp

Morgens im Amboseli Bush Camp
Morgens im Amboseli Bush Camp Morgens im Amboseli Bush Camp

Morgens im Amboseli Bush Camp Morgens im Amboseli Bush Camp

Frühstück im Amboseli Bush Camp

Elefanten beim Frühstück im Amboseli Bush Camp

Zebras beim Frühstück im Amboseli Bush Camp





Als es wieder etwas ruhiger an der Wasserstelle geworden war trommelte ich unsere kleine Reisegruppe zusammen:
"Lasst uns mal nach vorne an das Wasserloch gehen und heraus finden, welche Fußspuren wir erkennen können und ob heute Nacht vielleicht noch andere Tiere am Wasserloch waren!" Als wir uns kurz darauf alle sechs langsam der Wasserstelle näherten, konnten wir in einiger Entfernung eine kleinere Herde Elefanten sehen und schon stand auch einer der Masai neben uns.
"This elephants will come to the water very soon!" wollte er uns warnen, nicht weiter zu gehen. Gut aufgepasst dachte ich und nutzte die Gelegenheit:
"we are fine with this elephants and coming back to the camp when they come more close. No problem. But maybe on of you can go with us more far in the bush and teach the children about culture and nature?" fragte ich ob einer von ihnen uns und vor allem die Kinder tiefer in den Bush führen könnte um etwas über Masai Kultur und Natur zu erklären.
"Yes of course!" erklärte der Masai und schickte uns den Askari Dickson, den ich schon von anderen Camp besuchen kannte. Schnell waren wir uns über einen kleinen Geldbetrag einig und dann bereiteten wir uns auch schon auf die Fußpirsch vor. Natürlich wollten wir nicht in Sandalen durch die Dornige Savanne laufen. Weder Akaziendornen wollten wir in den Füssen haben, noch wollte ich riskieren, dass einem von uns am letzten Safaritag eine unerwartete Schlangenbegegnung zum Verhängnis wurde. Also zog jeder seine eigens für so eine Pirsch mitgeführten Safaristiefel an. Die großen und keinen Mädchen sowie Malik bekamen auch lange Hosen verordnet. So ausgestattet starteten wir mit Dickson in ein neues Abenteuer für die Kinder und ich glaube auch für Jenny und Tim. Petra und ich waren in den vergangen Jahren schon öfter zu Fuß in verschiedenen Ländern Ost- und Südafrikas unterwegs gewesen, aber natürlich war so eine Pirsch zu Fuß, auch für uns immer etwas spannendes.

Zunächst stellte Dickson sich den Kindern vor und erklärte warum er die kreisrunden Narben unter den Augen auf den Wangen hatte und die Kinder lernten, dass es etwas mit Augenentzündungen zu tun hatte die mit sicherheit schmerzhaften Einschnitte bei jedem Stammesmitglied von den Müttern gemacht werden, wenn die Kinder noch ganz klein sind. Diese und viele weitere Einzelheiten über das Leben der Masai mit und neben den wilden Tieren bekamen wir erklärt. Vieles wussten wir, anderes war auch für Petra und mich neu. Besonders beeindruckt war Malik von dem spitzen und sehr scharf geschliffenen Masai Speer und als er dann auch noch abwechselnd mit Soraya den langen Holzstab, den die Masai ebenfalls zur Verteidigung einsetzen, tragen durfte, lief er stolz wie ein kleiner Krieger hinter unserem Führer her.

Bis auf ein Warzenschwein, einige Grant Gazellen, Zebras und eine Giraffe bekamen wir eigentlich kein Wild zu sehen, dafür kannten wir aber nach knapp 2 Stunden Fußpirsch jeden Bush, wussten ob er giftig war oder nicht oder gegen welche Krankheiten sein Saft, seine Blätter oder seine Rinde gut war. Vor allem aber untersuchten wir wie schon auf unseren Pirschfahrten viele Kothaufen und am Ende waren die Kinder nicht nur in der Lage Impala Kot, Dik Dik Kot, Zebra und Hyänen Kot zu erkennen, sondern sie konnten auch bestimmen ob es die kleinen Kotballen einer männlichen oder einer weiblichen Giraffe waren. An einem Tüpfelhyänenbau fanden wir zwar keine Hyänen vor, aber der beißende Geruch der aus der Höhle zwischen den Felsen hervor kam sprach, genau wie die frischen Spuren und der Kot, deutlich für einen bewohnten Bau. Elefanten und sogar Löwen Kot hatten wir ja bereits unterwegs zu genüge untersucht. Allerdings erklärte Dickson nun auch noch was für gutes Brennmaterial Elefantenkot war und wie man mit Hilfe von Hartholzstäben, die man zwischen den Handflächen hin und her zwirbeln musste, Feuer machen konnte.
"Früher als wir gezeltet haben und auch in Namibia haben wir oft mit Elefanten Scheiße Feuer gemacht!" ergänzte ich Dicksons Ausführungen. Das faszinierendste an unsere Pirsch war die Tatsache, dass sowohl Malik als auch Soraya förmlich mit den Augen an Dicksons Lippen klebten, wenn er etwas erklärte. Obwohl beide Kinder eigentlich nur wenige Brocken englisch verstanden und wir immer alles übersetzt hatten. Nach gut zwei Stunden hatten wir alle viel dazu gelernt und kehrten zurück zum Camp.
"Puh, jetzt ist mir aber auch richtig warm!" beklagte sich Soraya und auch Malik war anzumerken, dass der kleine Kopf voller neuer Informationen war und wir alle eine Mittagspause und auch eine kalte Dusche gebrauchen konnten.

Elefanten am Amboseli Bush Camp

Elefanten am Amboseli Bush Camp
Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks
Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks
Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks
Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks
Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks
Giraffenkot am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks


Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks
Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

am Hyänenbau, Amboseli

Tüpfelhyänenkot Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Spurenlesen am Rande des Amboseli National Parks Impalakot

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks

Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks Fusspirsch am Rande des Amboseli National Parks



Nach der erfrischenden Dusche, die auch mögliche Zecken abspülen sollte, relaxten die Kinder in der Lounge und wir begannen langsam mit den Vorbereitungen für den Pizzateig. Während alle irgendwie mit Spielen oder den Pizzateig beschäftigt waren versuchte ich die Tierwelt direkt vor unserer Augen an der Wasserstelle einzufangen und fotografierte die Masai Giraffen und Zebras beim Trinken. Sogar ein Masai Strauß ließ sich unmittelbar vor dem Camp am Wasserloch blicken.

Der ansonsten entspannte Nachmittag tat uns allen gut, gab den Kindern Zeit alles erlebte zu verarbeiten und uns Zeit uns langsam auf eine Rückkehr in die Zivilisation vorzubereiten. Ganz nebenbei staunten wir über den hervorragend gewordenen Pizzateig der immer mehr an Volumen bekam und fast den Topf, in der er gehen sollte, sprengte.

Großwild am Wasserloch im Amboseli Bush Camp
im Amboseli Bush Camp im Amboseli Bush Camp

rote Elefanten am Wasserloch im Amboseli Bush Camp
Impala Bock Helmperlhuhn

relaxen im Amboseli Bush Camp
Impala Böcke im Amboseli Bush Camp

Weissbartgnus am Rande des Amboseli

im Amboseli Bush Camp


Giraffen Wasserloch im Amboseli Bush Camp Giraffen Wasserloch im Amboseli Bush Camp

Giraffen am Wasserloch im Amboseli Bush Camp

Giraffen am Wasserloch im Amboseli Bush Camp

Giraffen am Wasserloch im Amboseli Bush Camp


Am frühen Abend feuerten wir dann mit dem von "unseren" Masai heran geholten Holz, den Pizzaofen und Tim machte sich daran aus frischen und geschälten Tomaten eine leckere verschiedenen Pizzen wurde. Unter den kritischen Augen der Masai machte ich mich kurz vor Einbruch der Dämmerung daran die erste Pizza auszurollen und merkte schnell, das der klebrige Teig sich nicht so verarbeiten ließ, wie ich es mir vorgestellt hatte. Unsere Mehlvorräte waren leider fast komplett für den Teig drauf gegangen und so war es mit dem einstäuben der Arbeitsfläche so eine Sache. Natürlich bemerkte ich die skeptischen Blicke der Masai und fragte deshalb:
"Do you know how to make a good pizza?"
Grinsend nickten die beiden Masai:
"Yes of couse!"
"Please!" wies ich sie mit einer Handbewegung an weiter zu machen und legte die Teigrolle in meiner Hand zur Seite. Binnen weniger Minuten hatte dann einer der beiden weiteres Mehl aus der eigenen Küche besorgt, während der andere die große Arbeitsfläche akribisch reinigte. Dann rollte einer unseren Pizzateig hauchdünn aus, während der Zweite den Pizzaofen ausfegte. Kurze Zeit später präsentierte man uns den ersten Rohling, den wir dann nach unserem Geschmack mit Tomatensoße, Salami, Schinken und Maisbelegten. Nur wenige Minuten im glühenden Steinofen und unsere erste Masai Pizza war fertig und sie schmeckte nicht gut, sie war einfach sehr gut und unbeschreiblich lecker!
"Are you sure that your mother isn´t from italy?" fragte ich einen der beiden Pizzabäcker lachend und erntete ein breites, stolzes Grinsen.

Eine Pizza nach der anderen landete im Ofen und dann auf unserem Teller, wobei wir uns immer eine Pizza teilten, ehe wir mit der nächsten begannen. Einzig die Kinder wollten ihre eigene Kreation und bestellten bei den Masai extra kleine Teigkreise. Irgendwann waren wir dann mehr als satt, luden unsere beiden Helfer dazu ein sich ihre eigenen Pizzen zu kreieren und backten aus dem restlichen Teig noch leckere kleine Pizzabrötchen für den nächsten Morgen.

lecker Pizza Backen im Bush lecker Pizza Backen im Bush

lecker Pizza Backen im Bush
lecker Pizza Backen im Bush lecker Pizza Backen im Bush

lecker Pizza Backen im Bush
lecker Pizza Backen im Bush lecker Pizza Backen im Bush

lecker Pizza Backen im Bush
lecker Pizza Backen im Bush lecker Pizza Backen im Bush

Hausgecko im Amboseli Bush Camp

lecker Pizza Backen im Bush


Der nächste Morgen war dann tatsächlich unser vorerst letzter gemeinsamer Safarimorgen in Kenya. Bereits am Vorabend hatte Jenny mich ganz fest in den Arm genommen und mir, mit ein paar Tränen in den Augen ins Ohr geflüstert:
"Danke Papa! Danke dass ihr uns mitgenommen habt. Danke das ihr uns diese Reise so ermöglicht habt! Irgendwann wollen wir das noch einmal erleben!"
"Gerne und jeder Zeit wieder! Soraya hat sich schon angemeldet" hatte ich glücklich und ein wenig gerührt geantwortet. Natürlich hatten wir zwischendurch auch Mal unterschiedliche Meinungen oder Vorstellungen, natürlich war es auch ein bisschen Anstrengend, natürlich mussten wir unsere Bushgewohnheiten ein wenig anpassen und natürlich konnten wir nicht einem Wildlife Highlight nach dem anderen hinterher jagen, aber das alles haben wir vorher gewusst. Das Gefühl Jenny und Tim in den Bann der spannenden Tierwelt Afrikas gezogen zu haben und vor allem mit der Gewissheit aus Malik und Soraya kleine Wildlife Forscher und vielleicht eine neue Generation begeisterter Safari Abenteurer gewonnen zu haben, war uns mindestens soviel wert, wie die Wildbeobachtung selber! Ja natürlich standen wir jederzeit für weitere Familienabenteuer zur Verfügung. Irgendwann sollte es unbedingt wieder heißen:
"Afica is calling, I must go!"

Wir hatten es an jenem Morgen nicht eilig und genossen so in relativer Ruhe ein letztes Frühstück in der Wildnis. Freuten uns über das Wild an "unserer" Wasserstelle und beluden dann den Land Cruiser. Unser Plan war es spätestens um 16:00 Uhr in Nairobi zu sein, dort direkt bei Evi und Gerd vor zu fahren um dann von den beiden rechtzeitig zu unserem Nachtflug zum Flughafen gebracht zu werden. Das kurze Stück Piste bis auf die asphaltierte Verbindungsstraße durfte Malik den Land Cruiser steuern und steuerte uns das ein oder andere Mal übermütig quer in die Wildnis.
"Ups!" lachte er jedes Mal, wenn er zurück auf die Piste lenkte. Die Stimmung war also trotz Abreise gut!

Der Dieselvorrat reichte locker bis nach Nairobi, so dass es auch nicht weiter störte, dass sich seit einigen Tagen der hintere Tankverschluss nicht mehr öffnen ließ. Etwas unangenehmer war die bei einer "Pinkelpause" gewonnene Erkenntnis, das wir Öl verloren.
"Da tropft was!" hatte Petra lapidar festgestellt und als ich die Motorhaube öffnete blickte ich in einen Ölverschmierten Motorraum.
"Scheiße!" war mein erster auch ausgesprochener Gedanke. Dann prüften wir so gut wir konnten, wo das Öl herkam und da der Motor ohne Leistungsverlust rund lief, schlossen wir die Zylinder aus und glaubten ein Leck unter dem Ölfilter auszumachen. Sicherheitshalber kaufte ich an der nächsten erreichbaren Tankstelle 2 Liter Öl, verzichtete aber auf eine Überprüfung des Schadens. So lange der Motor rund und normal lief wollte weiter fahren und so möglicht nah an Nairobi heran kommen. Natürlich belastete mich der Gedanke eines möglichen Motorschadens und der Termindruck des abendlichen Rückfluges.
"Im Oktober schlafen wir aber erst noch eine Nacht in Nairobi ehe wir zurück fliegen oder?" erkundigte sich Petra und hatte erkannt, dass ich ein wenig Bauchschmerzen aufgrund der Situation hatte.

Am Ende kamen wir mehr als pünktlich in Nairobi an und entschieden uns zunächst letzte Einkäufe zu erledigen, ehe wir zu Evi und Gerd fuhren. Jenny und Tim nutzten diese letzte Gelegenheit um noch ein wenig Souvenirs zu Shoppen während wir die Kinder bespaßten. Die eigentliche Idee, mit Evi und Gerd irgendwo Essen zu gehen mussten wir wieder verwerfen, weil Gerd bereits seine legendäre Schnitzelstraße aufgebaut hatte und uns am Abend wieder mit seinen mehr als leckeren Schnitzeln verwöhnte. Vor dem gemeinsamen Dinner verstauten wir unsere in Nairobi verbleibendes Safarigepäck und checkten für den Rückflug ein. Nach dem Dinner blieb nur noch wenig Zeit, ehe Evi und Gerd uns dann mit ihren beiden Fahrzeugen zum Flughafen fuhren.
"Schaut mal, jetzt kommt das Beste!" sagte ich zu Tim und Malik, als wir die Kontrollstelle am Flughafen durchfuhren.
"Was machen die anderen Leute hier?" wollte Tim wissen.
"Die haben kein rotes Diplomaten Kennzeichen und müssen aussteigen um sich kontrollieren zu lassen!" lächelte Gerd.

Die anschließende Ausreise und auch der Abflug verliefen ohne weitere "matata!"
"Babu!" nahm Soraya meine Hand und drückte sie ganz fest, als wir im Flugzeug saßen.
"Ich habe doch den alten Laptop von dir? Da möchte ich unbedingt alle Bilder drauf haben, damit ich mich immer an diese Safari erinnern kann!...Darf ich wirklich noch mal mit?" fragte sie am Ende und sah mich erwartungsvoll an.
"Ganz sicher! Wir warten einfach ab, wann Afrika dich das nächste mal ruft!" drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange.



Am Ende einer gelungenen Familiensafari



Boko Boko - Porini, Farm and Guesthouse