- Der verflixter Termitenhügel - Zunächst aber begann ich unseren letzten Tag im Lumo Reservat früh morgens um 02:00 Uhr. Kochte mir einen Tee und schob mir ein paar Kekse in den Mund. Dann brach ich auf um die ersten Stunden des Tages im Foto Hide zu verbringen. Zwar machte ich mir, aufgrund des Wetters sowie der überall vollen Wasserstellen, wenig Hoffnung auf spektakuläre Wildsichtungen, aber ich wollte es wenigstens noch einmal ausprobiert haben. Zusammen mit Petra hatte ich den Hide, der inziwschen komplett eingerichtet und mit Toilette, Etagenbetten, Kühlschrank sowie der möglichkeit sich Kaffe oder Tee zuzubereiten ausgestattet ist, schon kurz nach unserer Ankunft im Reservat angesehen. Manchmal hatte die Wildnis ja schließlich Überraschungen für einen parat. Am Ende erlebte ich in dem Erdbunker aber nur einen interessanten Regenschauer, machte die Bekanntschaft einer weiteren Sumpfschildkröte und lauschte die meiste Zeit dem Konzert der Frösche.
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![]() Knapp eine Stunde nachdem die Sonne aufgegangen war, verließ ich den Foto Hide und fuhr nach oben zu unserem Banda, wo Petra schon mit einem heißen Tee auf mich wartete. Nach einem ersten Morgen Keks brachen wir auf um nocheinmal nach Raubkatzen und anderem Großwild zu suchen. Die Katzen blieben uns auch an diesem Tag verwehrt, dafür begegneten wir ein weiteres Mal einigen durch das Resrvat ziehenden Elefanten oder freuten uns über kleine Tiere wie z.B. Buschhörnchen.
Ich stoppte also neben dem Termitenhügel, der sich am Pistenrand befand und hielt zunächst meine Taschenlampe in eine der Röhren. Als ich nichts erkennen konnte, entschied ich mich die kleine Kamera mit meinem gestreckten Arm in den Bau zu halten. Auf den anschließend begutachteten Bildern erkannte man zwar keinen Waran, aber es waren deutlich an den Wänden herum kletternde Termiten zu erkennen. Sofort dachte ich an Gerd und war fest entschlossen noch bessere Beweisfotos für ihn zu erstellen. Aber es war heiß, meine Hände schwitzten und die kleine Unterwasserkamera war glatt. Dann passierte was passieren musste, die Kamera rutschte mir aus den Fingern und verabschiedete sich mit immer leiser werdenden kleinen Poltergeräuschen in einer der großen Röhren des Termitenhügels. Während mir Gerds Worte einfielen: "So eine Röhre kann bis zu 2,80 Meter und mehr in den Boden gehen!" sah ich in Petra Augen. "Nee oder, nicht dein Ernst!" Ohne zu Antworten oder irgend etwas zu sagen ging ich an den Land Cruiser, nahm die Schaufel aus dem Wagen und ging zurück zum Termitenhügel. "Sorry!" sagte ich als ich mit dem ersten Hieb ein paar kleine Brocken von dem betonharten Hügel abschlug. Irgendwo unter mir hörte ich den Waran fauchen. Und während ich die verschiedenen Röhren mit der Taschenlampe untersuchte, huschten mir einige der kleinen Zwergmangusten zwischen den Beinen herum. Mit der Taschenlampe meinte ich zu erkennen wie die Röhre, in der ich die Kamera verloren hatte verlaufen würde und entschloss mich einen Versuch zu starten genau diese Röhre von der Seite her zu öffnen. Jeder Schaufelhieb vibrierte in meinen Händen und tat weh, nach 30 Minuten hatte ich nicht nur erste Blasen an den Händen, sondern auch gefühlte 10 Liter Schweiß verloren. Die Stelle an der ich buddelte sah aus als ob ich gerade eben begonnen hatte und ich war mir nicht mehr sicher ob es Tränen oder der Schweiß war, was in meinen Augen brannte. "Komm, hör auf, dass bringt doch nix! Die is weg!" kommentierte Petra und spornte mich damit erst recht an. Immer wieder überlegte ich, was ich im Fahrzeug noch an Hilfsmitteln hatte und ob man den gesamten Termitenbau mit dem Abschleppseil wegreisen könnte. "Wenn ich hier wegfahre, dann nur um den Trecker aus dem Camp zu holen! Aber dann ist die Kamera vermutlich komplett verschüttet" erklärte ich Petra ein wenig verzweifelt. Plötzlich erschien vor mir einer der eigentlich illegalen Viehhirten. Der junge Mann hatte mich aus der Entfernung eine Weile beobachtet und ganz sicher nicht verstanden was ich hier machte. "kila kitu?" sah mich der Hirte fragend an und deute gleichzeitig an ob der Hügel komplett weg sollte. "Hapana! Hapa!" verneinte ich und zeigte auf die Stelle, die abgetragen werden musste. "Kamera yangu. Hapa!" fuhr ich fort um ihm zu erklären warum ich hier buddelte. Ohne weitere Fragen zu stellen griff der junge Mann nach der Schaufel und fing an zu graben. Mit kurzen, flinken Schlägen trug er recht schnell die Erde ab und weckte wieder Hoffnung in mir. Dann sah er mich an und fasste sich mit der Hand an den Hals. "Ng'ombe wangu. Simba wanawala" Ich verstand, dass er seine Kühe zurück holen musste, da er befürchtete, dass die Löwen sie an der Wasserstelle fressen würden. "Hakuna shida!" nickte ich und grub selber weiter. Der Hirte rannte im Laufschritt zu seinen Rindern und trieb diese in unsere Richtung. 15 Minuten später war er zurück und grub wortlos weiter. Mit der Taschenlampe hatte ich eine Verbindung zwischen zwei Röhren entdeckt und zeigte ihm wo weitergebuddelt werden musste. Immer wieder kniete sich der hilfsbereite Viehtreiber neben dem Termitenhügel und verschwand mit seinen eher dünnen Armen fast komplett in einer der Röhren. Seine Wangen waren von rotem Staub bedeckt an und unter seinem Kikoi krabbelten hunderte von Termiten. Dann entdeckte ich eine weitere Verbindung zu einer recht frischen Röhre, griff selber zur Schaufel und konnte die kleine Röhre mit einem einzigen Schaufelhieb entfernen. Mein Helfer legte sich auf den Bauch und verschwand mit dem Arm wieder bis zur Schulter im Erdboden. Dann kam er mit einem strahlenden Gesicht hoch und hielt unsere kleine blaue Kamera in der Hand. Ein wenig verdreckt aber sonst völlig in takt! Als erstes drückte ich dem jungen Mann eine große Flasche Wasser in die Hand. Dann machten wir einige Handybilder in Siegerpose und anschließend drückte ich ihm, mehr als dankbar 1000 Kenya Shilling in die immer noch staubige, schmutzige Hand. "Asante sana, asante sana rafiki yangu!" schüttelte ich ihm immer noch ungläubig die Hand.
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![]() ![]() Die kleine Kamera hatte den Ausflug in die Tiefen des Termitenhügels erstaunlich gut überstanden und vor allem war die Speicherkarte gerettet! Die Termiten mögen mir bitte den Eingriff in ihr Königreich verzeihen, aber ich denke, dass die fleissigen Arbeiter der Kolonie das wieder hinbekommen werden! "Ich glaube wir haben uns jetzt ein etwas größeres Frühstück verdient!" sah ich Petra an und dann fuhren wir hoch zum Leopards Lair Camp, reinigte die kleine Kamera noch einmal gründlich mit klaren Wasser und bereiteten uns dann unseren alltägliches Brunch zu.
Erst am späten Nachmittag fuhren wir dann noch einmal hoch zur Lion Bluff Lodge um uns mit Michela, der Managerin der Lodge, zu treffen. Wie immer hatte Michela viel zu erzählen und so erfuhren wir alles von ihrer gerade erst beendeten Ukulele Safari und beendeten den Abend schließlich mit einem eigens für uns komponierten Lied. Irgendwann verabschiedeten wir uns dann von Michela und fuhren wieder runter zu unserem Banda um eine vorerst letzte Nacht in diesem zu verbringen! Noch einmal drehte ich vor dem Schlafengehen eine Runde durch das Badezimmer und sammelte ein oder zwei Hände voller kleiner grüner, schwarzgepunkteter Riedfrösche ein. Freute mich über die zahlreichen Hausgeckos und setzte einen kleinen Siedleragame vor die Tür während Petra zur selben Zeit das Moskitonetz über dem Bett zurecht zupfte. Wobei wir tatsächlich, trotz des Regens, keine Moskitos im Lumo zu sehen oder zu spüren bekommen hatten. Dann krochen wir unter unsere Bettdecke und waren froh keine Wärmflasche erhalten zu haben. Zwar waren die Temperaturen zurück gegangen, aber es war auch Nachts immer noch recht warm.
![]() Den letzten Morgen im Lumo gingen wir gewohnt entspannt an, geschlafen wurde zwar nicht wirklich länger, aber anstatt einer sehr frühen Pirsch erlebten wir den Tagesanbruch in der Savanne von unserer Terrasse aus. Und dann erlebten wir ein unerwartetes spätes Geschenk der Natur. Als sich der Morgennebel über der Ebene noch nicht ganz verzogen hatte, zeigte sich auf einmal, der Kilimanjaro in den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Zwar war die Morgenluft etwas diesig, aber er war da und zwar in seiner ganzen Größe und Breite. "Der hat ja wieder Schnee und eine richtig weiße Kappe!" stellte Petra begeistert fest. "Ja, der viele Regen hat auch da oben Spuren hinterlassen!" antwortete ich und freute mich über den Anblick. Während wir anschließend Frühstückten, verschwand der Kili dann immer mehr hinter den weißen Wolken am Horizont, während es im Lumo zunächst sonnig mit nur wenigen Wolken blieb.
![]() Nachdem Frühstück ging es dann ans Zusammenpacken und Beladen des Land Cruisers. Anschließend fuhren wir hinunter zum neuen Soroi Cheetha Camp, welches am nächsten Tag eröffnet werden sollte. Hier trafen wir auch Kevin, Michaela und andere Crew Mitglieder. Das neue Cheetah Camp bzw. die Baustelle hatten wir in den vorangegangenen Tagen immer mal wieder besucht und konnten uns bis zum Schluss nicht vorstellen, dass es tatsächlich rechtzeitig zur Eröffnung fertig sein würde. Selbst an diesem Morgen, einen Tag, bevor die ersten Gäste anreisten, waren noch nicht alle Zelte bezugs fertig, fehlten im Restaurant Lampen, fehlte hier und da die Einrichtung. Aber nicht nur das alle mehr als zuversichtlich waren, dass es schon "in time" klappen würde, dass was wir vorfanden, konnte sich sehen lassen. Die beiden großen Familien- zelte boten nicht nur viel Platz in zwei Zelträumen, die jeweils über ein eigens Bad verfügten, alles war auch wieder sehr geschmackvoll und nett eingerichtet. Wie in den beiden anderen Camps, war die Aussicht beeindruckend und bot hier unten am Fusse des Lion Bluff zudem noch die Möglichkeit schnell mitten im Geschehen zu sein oder mit etwas Glück mit seinem Zelt inmitten der Tierwelt zu ein. Wir ware uns sicher das schon bald das erste Wild, diesen Teil der Wildnis wieder für sich in Anspruch nehmen würde und Elefanten, Giraffen, Zebras, Antilopen und vielleicht auch Löwen zwischen den Zelten nach Nahrung suchen würden. "And Jorg, next time you stay with us in Cheetah Camp!" fragte man uns, als wir uns verabschieden wollten mit einem Augenzwinkern. "So soon as you have a selfcatering tent here, we will be your guest. Otherwise we came down from Leopards Lair for a drink!" Antwortete ich ebenfalls lachend. "Könnte mir schon vorstellen auch mal hier unten zu schlafen!" warf Petra ein, ehe wir uns endgültig verabschiedeten. Der Abschied war dann bewusst kurz gehalten und niemand konnte es glauben, dass wir in diesem Jahr vermutlich nicht wieder kommen würden.
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![]() "Be serious, you are joking?" hatte mich schon Michela mit großen Augen angesehen. Irgendwie konnte ich es ja selber noch nicht ganz glauben, aber es gab da eben Pläne die unbedingt verwirklicht werden mussten und ich war mir immer noch nicht ganz sicher ob ich sie in Kenya auch so verwirklichen könnte! Aber dass ist ja schon wieder ein neues Abenteuer, zunächst mussten wir dieses ja erst einmal ganz beenden. Und beendet haben wir es schließlich so, wie wir es begonnen hatten. Wir blieben noch einmal zwei Nächte in Nairobi bei Evi und Gerd. Bevor wir allerdings Nairobi erreichten, entdeckten wir ähnlich wie auf der Fahrt runter zur Küste, wieder zwei Lappenchamäleons auf der Piste und konnten dieses Mal auch beide Reptilien vor dem Straßenverkehr retten! Auch wenn die beiden Minidrachen die Rettungsaktionen nicht wirklich zu schätzen wussten und mich wild, mit weit geöffnetem Maul anfauchten. Für ein Bushbaby, welches wir ebenfalls auf der Straße fanden, kam leider jede Hilfe zu spät, der nachtaktive Halbaffe hatte die nächtliche Straßenüberquerung leider nicht überlebt!
In Nairobi angekommen, war die Stimmung dann etwas bedrückt, den es war uns allen klar, dass es unsere letzte gemeinsame Zeit in Kenya war. Nach vielen Jahren in den verschiedensten Ländern des Kontinents stand nun die Rückkehr nach Deutschland für die Beiden an. "Aber nicht dass du nachher am Flughafen heulst!" sah Petra Evi an und musste sich selber eine Träne aus den Augen wischen. "Nee, wir machen es einfach kurz!" antwortete Evi und sah ebenfalls nicht wirklich glücklich aus. In den vergangenen vier Jahren hatten wir mit Evi und Gerd nicht nur interessante Safaris unternommen, sondern auch liebe und treue Freunde gefunden. Natürlich würden wir uns in Deutschland irgendwann wiedersehen und im engen Kontakt waren wir sowieso. Aber während sich für uns, ein Safaristart nach der Ankunft nun wieder zu den Ursprüngen zurück entwickeln würde, bedeutete er für Evi und Gerd ein komplett neues (Pensionärs-) Leben in Deutschland. Bei der Zufahrt zum Flughafen von Nairobi genossen wir ein letztes Mal die Vorzüge eines Diplomatenkennzeichens an Gerds Auto und flogen dann, mit vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen im Kopf, zurück nach Deutschland. Aber natürlich hatten wir nicht nur neue Eindrücke und Erlebnisse im Kopf, sondern schon mindestens genauso viele neue Ideen und Vorstellungen für weitere Safaris. Wobei unser nächstes, bereits geplantes Safari-Abenteuer, in Zimbabwe stattfinden wird. Der Schwerpunkt wird dann neben dem erneuten Besuch der Victoria Fälle für uns im Hwange National Park liegen. Durch den riesigen, größten Park Zimbabwes wollen wir uns zu Fuß und mit dem eigenen Wagen, durch die Wildnis schlagen und hoffen dabei auf viele "Wildlife Encounter!" Natürlich werden wir wieder berichten, also freut euch mit uns ;-) |