Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Jörg und Petra Reinecke (digital)

Petra Reinecke, Safarifeeling


Wildlife Stories - von Erlebnissen mit wilden Tieren in der Masai Mara
- Masai Mara Safari Oktober 2014, Teil II -



Das alte Mara Eden Safari Camp
Als wir uns Anfang des Jahres bei Jay und Munir im Mara Eden Camp angemeldet hatten ahnten noch nicht einmal die beiden selber, das sich ihr Camp im Oktober direkt am Mara River befinden würde. Irgendwann Mitte des Jahres erhielt ich jedenfalls eine Mail mit der Nachricht:
"...You are welcome in our new Mara Eden Bush and Safari Camp, direct on the riverbanks of the Mara River!" Es folgten einige Mails in denen Munir uns eine etwas ungenaue Wegbeschreibung sendete.

Grundsätzlich gefiel mir der Gedanke insgesamt fast zwei Wochen Mitten in der Masai Mara zu wohnen, währe da nicht unser immer etwas schwächelnder Land Cruiser KAD 643 G. Der alte Geländewagen verlangte grundsätzlich in den ersten Tagen nach der Ankunft im Mara Reservat nach der Garage in Talek.

Zwar langsam und an den unendlichen Steigungen des Rift Valley sogar sehr langsam, dafür aber ohne Probleme, hatten wir uns der Masai Mara genähert. Und nachdem wir den stetig wachsenden Ort Narok mit vollen Tanks und 180 LIter Diesel an Bord verlassen hatten, entschieden wir uns für die Anfahrt über das Sekenani Gate. Bis nach Narok war die Straße gut ausgebaut gewesen und unser alter Cruiser hatte tapfer durchgehalten. Hin und wieder musste ich die Muttern and den Achsbolzen nachziehen aber grundsätzlich schien das alte Problem repariert und behoben zu sein. Hatte es doch die beiden letzten Safaris (November 2013 und Februar 2014) entscheidend und sehr negativ beeinflusst!

Das in Narok nun auch ein großer moderner Tusky Markt entstanden war und kurz vor seiner Eröffnung stand, nahmen wir staunend hin und scherzten laut lachend:
"Vermutlich gibt es selbst in Talek inzwischen eine richtige Tankstelle und eine Bank!"
"Ja, mit einem Stall im Anbau, damit die Masai ihre Kühe einzahlen können!" fügte ich grinsend hinzu. Das Lachen sollte uns noch vergehen!

30 Kilometer nach Narok hörte die Asphaltpiste auf und es ging auf erst recht guter und später auf Waschbrettpiste weiter. Es dauerte gut 70 Kilometer, ehe wir wieder weichen Sand unter den Rädern hatten und dann schließlich vor dem Gate in Sekenani standen. Die hässliche, eigentlich nicht zu übersehende Lodge der Chinesen versuchten wir zu ignorieren und da wir unterwegs kurz hinter Narok schon unsere Parkgebühren bezahlt hatten fuhren wir nach nur kurzer Kontrolle in das Reservat ein.

auf dem Weg in die Masai Mara

auf dem Weg in die Masai Mara


Es war Mittag und die Sonne stand hoch und so fuhren wir zwar mit offenen Augen und suchend aber doch zielstrebig in Richtung Talek. Wir nutzten nicht die eher grobe Allwetterstraße, sondern die gut befahrbaren Pisten im Gebiet vor der Mara Simba Lodge. Außer einer größeren Herde Kaffernbüffel, die unseren Weg kreuzte, sahen wir nur vereinzelt Wild in der auffälig grünen Landschaft

auf dem Weg in die Masai Mara


Da auf der Rüttelpiste nun doch ein Achsbolzen abgebrochen war, hatten wir gar keine andere Wahl als den kleinen Masai Ort Talek anzufahren. Als glückliche Fügung empfanden wir deshalb die Einladung vom neuen Besitzer in das alte Mara Eden Camp. Nicht ahnend wie die neuen Besitzverhältnisse am Camp tatsächlich sind.
Besonders wildreich war das Gebiet vor dem alten Camp, bei unserer Ankunft, nicht und nicht nur das Wild schien sich zurück gezogen zu haben, auch das Camp schien unbewohnt. Als wir am ankamen, war die Hängebrücke vor uns verschlossen. Ich kletterte kurz entschlossen über das kleine Tor und überquerte auf der wackligen Brücke den Talek River.

"Hello, hello somebody around?" rief ich, als ich nach einer ersten Runde im Camp niemanden entdecken konnte. Alles wirkte verschlossen und fast ein wenig verlassen. Na prima, dachte ich, als sich plötzlich doch etwas tat und ein Masai mit Jeans und Hemd bekleidet aus dem Nichts erschien.
"Can I help you?" fragte er mich
"Of course, I have a booking for today. Is the camp open!"
"No, äh yes, äh, wait a moment!" antwortete der Masai in gutem Englisch, allerdings sichtlich irritiert.
"Is the manager in the main house!" fragte ich und machte mich auf den Weg in Richtung des Hauses! Der Masai nickte!

Juma der neue Manager des Camps, reagierte schnell und professionell. Mit einem kurzen Anruf in Nairobi, klärte er unsere Einladung ab und in unerwartet kurzer Zeit erwachte das Camp aus seinem Dornröschenschlaf. Obwohl uns niemand erwartet hatte bekamen wir ein leckers Lunch und später auch ein gutes Dinner serviert! Wir nutzten die Zeit um einen Reifen flicken zu lassen. Und um uns einen kleinen Überblick über die Wildbewegung zu verschaffen, unternahmen wir einen kurzen ersten Game Drive am Abend. Wie am Anfang jeder Safari, waren wir noch etwas fotofaul und genossen fast ohne Kamera Einsatz die friedliche Natur und ihre Bewohner. Unser Fazit am Abend, das kurze grüne Gras sollte eine gute Wildbeobachtung ermöglichen, die großen Gnuherden waren in diesem Gebiet nicht zu erwarten und nach Katzen mussten wir wohl auch in einer anderen Ecke suchen. Entlang des Talek hielten sich wieder viele (viel zu viele) Masai mit ihren Rindern und Schafen im Reservat auf und das Gebimmel der Kuhglocken entsprach nicht unbedingt unseren Vorstellungen von Wildlife! Aber mit diesem "Übel" musste man seit einigen Jahren in vielen Camps rund um Talek, leben!
Trotzdem genossen wir einen ersten sehr schönen und ganz privaten Abend am Lagerfeuer.

Camp am Talek River
Camp am Talek River Camp am Talek River

Camp am Taleg River
Camp am Talek River Camp am Talek River

Camp am Taleg River


Trotz der guten Bewirtung und des freundlichen Service von Juma und seinem Team, waren wir froh, tiefer in die Mara fahren zu können. Nach nur einer Nacht mit erstem Hyänengeheul fuhren wir am nächsten Morgen zunächst einmal nach Talek hinaus um den abgebrochenen Bolzen ersetzen zu lassen. Als wir das Talek Gate passiert hatten, mussten wir unweigerlich grinsen und machten erst einmal ein Foto von der tatsächlich frisch gebauten Bank in Talek! Einiges hatte sich verändert, neben der Bank gab es nun tatsächlich auch eine richtige Tankstelle und einige Ballonpiloten hatten ein Hard Rock Cafe eröffnet, nur Meinars alte Blechgarage sah noch verfallen wie immer aus. Doch das Aussehen der Garage täuschte, ohne Meinar und sein Team hätten wir schon so manche Safari abbrechen müssen. Auch diesmal dauerte es nur wenige Minuten den abgebrochenen Bolzen aus dem Gewinde zu entfernen und gegen einen nagelneuen, extra aus Deutschland mitgebrachten, zu ersetzen.

Während am Auto geschraubt wurde rief ich Munir an und wollte mir eigentlich den Weg zum neuen Camp erklären lassen.
"Hi Jorg, where are you!" begrüßte Munir mich am Telefon. Ich erklärte, dass ich schon in Talek sei und nun gerne wüsste wo ich den Olare Orok überqueren sollte und wie ich zum neuen Mara Eden Safari Camp komme. Bereits in Nairobi hatten wir erfahren, dass es in den vergangen Wochen heftig und ergiebig in der zentralen Mara geregnet hatte. Einige Passagen und Flussüberquerungen konnten also unmöglich sein.
"Just wait for our manager, he is on his way to talek and will guide you. I send you the contact and see you later in the camp! Right now we are on our way from Nairobi back to Mara. Say hi to Petra" beendete Munir das Gespräch!

Talek, Masai Mara
Talek, Masai Mara Talek, Masai Mara


Mit der zugesandten Nummer nahm ich Kontakt mit dem Manger des neuen Mara Eden Camps auf und wenig später folgten wir einem uralten Toyota Land Cruiser 40, quer durch die Mara. Zwischen Talek und Ol Kiombo Aistrip gab es außer einer dicht grünen Mara, auf den ersten Blick, nicht viel zu beobachten. Und die Tatsache, dass wir über die Allwetter Hauptpiste fuhren bestätigte meinen Verdacht, dass es unten am Talek River sehr matschig und feucht sein musste.

Ich weiß nicht wie oft ich in meinem Leben schon das "smelling crossing", dass durch den Olare Orok führte, durchfahren hatte? An diesem Tag war ich jedenfalls froh, das ich ein Fahrzeug vor mir hatte, dass mir die richtige Spur vorgab. Langsam und auf die Wahl des Weges meines Vordermannes vertrauend, durchfuhren wir tiefes Wasser. Wohl wissend, das wenige Zentimeter zu weit Links ein Aufsetzen auf den Felsen und ein halber Meter zu weit rechts ein Bad mit den Flusspferden und ein Versenken des Fahrzeuges bedeuten würde.

Masai Mara
Masai Mara Masai Mara


Nach erfolgreichem Crossing fuhren wir direkt auf die markanten Bäume der weit entfernten Serena Lodge zu. Nachdem der Mara River zu sehen war, hielten wir uns links, passierten ein sehr steinges Feld und verschwanden dann auf einer steinigen, holprigen Piste im Bush. Die kurze Piste endete vor einem kleinen Hügel und erst bei näherem hinsehen, entdeckten wir einen kleinen angelegten Weg hinunter in das neue und wahre Mara Eden Safari Camp!

Mara Eden Safari Camp


Im neuen Mara Eden Safari Camp
Das Buschwerk war dicht und von einem Camp sah man eigentlich fast nichts. Wir wurden herzlich Empfang und nach einem kühlen Orangensaft, sollten wir unser neues zu Hause für die nächsten Nächte beziehen.
"We have tent Nr. 10 ready for you !" Wir standen vor einem großen Safarizelt, unweit des Lagerfeuer Platzes und mit Blick auf die im Moment tosenden Stromschnellen des Mara Rivers. Am gegenüberliegenden Ufer hing ein totes Gnu zwischen den Steinen und ein Stückchen weiter unten sah man die Rücken von drei Flusspferden.
"Let me see all your tents, I´m sure you have a tent much more private!" Nicht das uns Zelt und Lage überhaupt nicht gefielen, aber wir zogen es in jedem Camp vor, ein Zelt am äußersten Rand des Camps zu beziehen.

Das neue Mara Eden Camp ist in eine Schleife des Mara Rivers gebaut; 10 geräumige und gemütlich eingerichtete Safarizelte schmiegen sich genau an den Flusslauf. Jedes Zelt mit einer ganz speziellen Aussicht auf den Mara River und seinem persönlichen Charme. Wir durchquerten das Camp und schon als ich nur die Rückwand von Zelt Nr. 1 und im Hintergrund, den sich durch die Landschaft schlängelnden Mara Fluss sah wusste ich:
"This is our tent and new home for the next days, you can bring two Tusker and come with our luggage!"
"Zufrieden!" sah Petra mich fragend an,
"jap!" sagte ich, zog mein Hemd aus, zündete mir eine Zigarette an und setzte mich mit einem Safaristuhl an das Flussufer vor unserem Zelt.

Mara Eden Safari Camp

new Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp
Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp
Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp
Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp



Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp

Mara Eden Safari Camp


Am Nachmittag unternahmen wir eine erste gezielte Pirschfahrt, suchten erfolgreich nach dem Löwenmännchen, welches wir auf der Anfahrt zum Camp irgendwo erspäht hatten, beobachteten einige Elefanten und Büffel und jede Menge Antilopen und Zebras. Am Ufer des Mara nahmen wir eine galoppierende Gruppe Gnus auf und erlebten so ein kleineres, unspektakuläres River Crossing von ca. 200 - 300 Tieren. Als wir in der Nähe des Löwenmännchens auf ein wenig mehr abendliche Aktivität des Tieres hofften, tauchte in der Ferne vor uns auf einmal ein dunkelgrüner Land Rover Defender auf und ich erkannte Jay und Munir und zwei Gäste im Fahrzeug. Es dauerte eine Weile bis die beiden uns erkannten, aber dann war die Begrüßung um so fröhlicher und herzlicher!

Löwe, Masai Mara


"Have you been in the camp and how is it!" wollte Jay sofort wissen,
"the location is one of the best in the whole mara!" hob ich meinen Daumen und wollte mit der Aussage nicht nur schmeicheln, sondern meinte es absolut ernst!
"And it is not so difficult to find the camp, as I thought!" nahm ich den Mund wohl etwas zu voll.

Wir folgten den Beiden in Richtung Camp, bis ich plötzlich auf einen breiten grauen Rücken aufmerksam wurde. Das war nicht die Rückenform eines Kaffernbüffels! Auch ein anderes vorbei kommendes Fahrzeug drehte ab in Richtung des dunklen Fleckes.
"Nashorn, ich glaub es nicht, ein Spitzmaulnashorn!" freute ich mich
"Geil, mein erstes Nashorn in der Mara!" staunte Petra Da ich wusste wie nervös und unruhig Spitzmaulnashörner sowohl mit Flucht als auch mit Angriff reagieren konnten, näherten wir uns nur kurz und ließen dem Tier dann wieder viel Freiraum. Der Land Rover von Jay und Munir stand ein ganzes Stück weiter entfernt auf der Piste und ich war mir nicht sicher ob sie das Rhino gesehen hatten.
"Can you see the rhino from there?" rief ich Jay via Handy an!
"rhino?" kam de erstaunte Frage
"do you spot a rhino? We are here with some jackals!" Ich sah wie der Land Rover drehte und in unsere Richtung kam. Eine ganze Weile blieben wir noch gemeinsam in der Nähe des Nashornes, ehe wir unsere Pirschfahrt fortsetzten und Jay und Munir ins Camp fuhren!

Spitzmaulnashorn, Masai Mara

Spitzmaulnashorn, Masai Mara



"Willst du nicht langsam rein fahren?" fragte Petra mich, als die Dämmerung einsetzte.
"ich würde gerne noch weitere Katzen finden, ehe ich ins Bett gehe und außerdem ist das Camp doch hier vorne. Ich habe mir die Einfahrt genau gemerkt!" antwortete ich und fuhr weiter. "Bitte, du siehst doch fast gar nichts mehr!" ermahnte Petra mich eine gefühlte halbe Stunde später. Da die Sicht tatsächlich immer schwieriger wurde lenkte ich in Richtung des Camps.
"Siehst du, da vorne ist die krumme Akazie, da das flache Ufer am Mara River und da vorne geht es ab zum Camp!" selbstbewusst fuhr ich den Weg den ich mir genau eingeprägt hatte. Dumm nur, das ich zwar auf dem Weg war den ich mir haargenau eingeprägt hatte, dieser allerdings nicht zum Camp führte.
"Ich hab´s gewusst, irgendwie machst du das doch mit Absicht!" Was sollte ich großartig erklären, ich hatte mir im Laufe unserer ersten Pirschfahrt in diesem Gebiet einen falschen Weg gemerkt.
"Und nun? Schlafen wir wieder einmal draußen?" Petras Stimme klang wenig amüsiert!
"Ach Schatz, der Abend ist noch jung, der Tank ist voll, wir haben fast noch Vollmond und irgendwo hier muss das Camp ja sein. Da oben ist die Serena Lodge und hier vorne der Mara River!" versuchte ich zu beruhigen und suchte weiter nach der richtigen Piste! Als wir nach einem zweiten Versuch allerdings wieder genau da landeten wo wir uns vor einer halben Stunde schon verfranzt hatten, griff ich zum Handy!

"Don´t laugh, but we get lost!" erklärte ich Munnir am Telefon.
"Let´s meet where we saw the rhino!" bat ich Munir um Hilfe.
"We come out to rescue you!" erklang er lachend am anderen Ende der Leitung!

Sonnenuntergang, Masai Mara


"Na Opa, wirst du alt!" grinste Petra mich an
"Babu!" verbesserte ich sie,
"Das ist dir ja in all den Jahren noch nie passiert!"
"Verloren gehen ist eine Sache, aber vorher zu behaupten, dass Camp ist gar nicht so schwer zu finden, tut schon weh und kratzt an meiner Bushman Ehre!" antwortete ich lachend aber etwas geknickt!

"do not worry, even I get lost in this part of the Mara!" sprach Munir mir aufmunternd zu, als wir mit beiden Fahrzeugen wieder im Mara Eden Safari Camp waren.
"Let´s have a shover and then have dinner together!" schlug Jay vor und verschwand in Richtung ihres Zeltes.

Es war mehr als ein Jahr her, als wir Jay und Munir damals in ihrem alten Mara Eden Camp kennen gelernt hatten. Auf Anhieb waren wir uns sympathisch und hatten uns viel zu erzählen. Und obwohl wir uns nun erst vor wenigen Stunden wieder getroffen hatten, kam es uns vor als hätten wir schon Tage oder Wochen zusammen im Busch verbracht!

Petra und ich genossen eine heiße Dusche und anschließend einen kühlen Drink vor unserem Zelt. Der helle Mondschein leuchtete den Mara River vor uns aus und die Flusspferde im River waren nicht nur gut zu hören, sondern auch deutlich zu sehen.

Wie verabredet trafen wir uns dann in der Mitte des Camps im Speisezelt. Das gemeinsame Dinner im großen "dining tent" zusammen mit Jay und Munir sowie ihren Gästen Bella und Mick aus Nairobi, war geprägt von Bush shauris (Geschichten), außerdem trug meine Beschreibung der Anreise nach Kenya im Rollstuhl zur allgemeinen Heiterkeit bei.

Bella und Mick, beide wenig älter als 20 Jahre, hätten unsere Kinder sein können und dennoch hielt die gute und lustige Unterhaltung auch noch an, als Jay und Munir sich schon in ihr Zelt zurück gezogen hatten. Im Gegensatz zu uns zogen es die jungen Leute allerdings vor am folgenden Morgen auszuschlafen, während wir bereits um kurz nach 05.00 Uhr morgens mit einem wärmenden Tee und etwas Gebäck vor unserem Zelt saßen. Noch immer hatten wir einen recht vollen Mond und so lohnte es sich rechtzeitig mit dem schwachen Mondlicht auf der Pirsch zu sein.

Unter Löwen
Hier unten am Mara River, in den oft steinigen Ebenen gegenüber der Serena Lodge, hielten sich noch kleinere Herden von Gnus und jede Menge Topis auf. Auch Zebras hatten wir schon lange nicht mehr in so großer Anzahl in der Marra beobachtet. Bereits an der Küste im Boko Boko hatten wir von Mama Chui erste Informationen über zwei verschiedene Leoparden mit unterschiedlich alten Jungtieren erhalten und in Nairobi dann auch ungefähre Standorte erfahren. Eine Leopardin wurde unregelmäßig mit ihrem schon älteren Jungen in der Nähe der "Serena Pumpstation" beobachtet und dass war unweit des Camps und somit an diesem Morgen unsere erste Anlaufstation.

Vergeblich pirschten wir in dem felsigen Gelände, von Leoparden entdeckten wir allerdings keine Spur. Nach unserem Bush-Frühstück wechselten wir die Region in weniger schroffes Gelände und stießen in den noch frühen Morgenstunden auf ein Löwenrudel mit unterschiedlich alten und insgesamt 11 Jungen. Die kleinsten der Rasselbande mussten so zwischen 1 und 2 Monaten alt sein.

Rekero Löwenrudel, Masai Mara


An diesem Morgen fanden wir zunächst vier erwachsene Löwinnen, die mit den Jungen um einen kleinen Hügel lagen. Die Jüngsten nahmen bei unserer Ankunft gerade ihr Frühstück zu sich und so war es keine Frage mehr wo und wie wir den Vormittag verbringen würden. Ich platzierte den Land Cruiser so, dass die Jungen ungestört zwischen den Alttieren spielen und toben konnten und wir trotzdem das Gefühl hatten inmitten des Rudels zu sein. Neben unserem Auto schmatzten die Miniraubkatzen an den Zitzen ihrer Mütter und an anderer Stelle spielten sie übermütig mit den Schwänzen ihrer älteren Geschwister.

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara
Rekero Löwenrudel, Masai Mara Rekero Löwenrudel, Masai Mara



Ich war mir nicht sicher ob die erwachsenen Löwinnen in der Nacht gejagt hatten, im Gegensatz zu ihrem Nachwuchs bewegten sie sich an diesem Morgen jedenfalls kaum.
Erst als eine kleine Elefantenfamilie ihren Weg in Richtung Rudel unbeirrt fortsetzte, kam Leben in die Katzenmütter. Geduckt führten sie ihre Kleinen in einen Busch auf einem anderen Erdhügel und wie auf Befehl verhielten sich die jungen Raubkatzen sehr ruhig und erwachten erst wieder zu neuem Spieltrieb, als sich die Dickhäuter entfernten. Argwöhnisch behielten die erwachsenen Katzen die Elefanten im Auge.

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara
Rekero Löwenrudel, Masai Mara Rekero Löwenrudel, Masai Mara


Insgesamt verbrachten wir vier Tage mehr oder weniger immer in der Nähe des Rudels. Beobachteten sie abends bis zum Sonnenuntergang und suchten sie jeweils am folgenden Tag bei Sonnenaufgang wieder auf. Bereits am ersten Nachmittag erschienen wie aus dem Nichts auf einmal zwei weitere erwachsene Weibchen und auf dem Weg ins Camp entdeckten wir noch einmal drei Löwinnen. Wir waren uns sicher, dass alle Tiere zum selben Rudel gehörten.

Die ersten beiden Nächte im Camp waren geprägt von lautstarken Löwengebrüll aus verschiedenen Richtungen, wobei ich in der ersten Nacht vermutete, dass beide Kontrahenten sich auf der anderen Seite des Mara Rivers aufhielten. Als wir aber am zweiten Morgen ein stattliches, wenn auch schon etwas älteres Löwenmännchen bei unserem Rudel fanden, war ich mir nicht mehr ganz sicher, ob dises Männchen nicht am nächtlichen Gebrüll Anteil hatte.

Rekero Löwenrudel, Masai Mara


Auf jeden Fall erlebten wir so die ganze Familie vereint. Erlebten wie der Vater mit seinen Söhnen und Töchtern spielte bzw. sie in ihre Schranken wies, wenn sie ihm zu sehr und übermütig zusetzten oder er schläfrig ihre Turnübungen auf seinem Rücken duldete. Nur an einem der Tage konnten wir beobachten, wie zwei der Weibchen versuchten am Tage Impalas zu jagen. Den Versuch eines halbwüchsigen Männchens ein Warzenschwein zu erlegen, werteten wir eher als Spieltrieb. Da wir das Rudel an keinem der Tage mit Beute antrafen, mussten die Katzen hungrig sein.

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Rekero Löwenrudel, Masai Mara

Freudschaften im Tierreich
Meist wenn Ruhe im Löwenrudel einkehrte und die Mittagshitze sich durchsetzte überließen wir die Katzen sich selbst. Oft pirschten wir auch irgendwo in ihrer Nähe. An einem der Vormittage folgten wir zunächst Jay um gemeinsam nach Leoparden zu suchen, trafen in der Nähe der Pumpstation aber "nur" auf Jonathan Scout anstatt auf die gefleckte Katze. Von Jonathan erfuhren wir allerdings, das "Siri" wie sein Team die Leopardin getauft hatte ihren Namen nicht umsonst trug und schon seit Tagen nicht mehr gesichtet wurde. Siri bedeutet im suaheli Geheimnis.

Und so fuhren wir weiter in Richtung Governors Camp. In einem der dortigen Steinfelder fiel uns in einer Gruppe von Topis, ein Tier durch sein Verhalten auf und ich stoppte. Kaum hatte ich mein Fernglas vor den Augen, entdeckte ich vor den Füßen der Topi Mutter ein neugeborenes Kalb. Das helle Fell war noch feucht und struppig und wurde von der Mutter gerade trocken geleckt. Wir versuchten Näher zu kommen.

Topi Geburt

Topi Geburt

Topi Geburt
Topi Geburt Topi Geburt

Kurze Zeit später stand das junge Topi schon recht munter auf seinen dünnen Beinen und versuchte ungestüm die Zitzen der Mutter zu erreichen. Wir schätzen das Kalb auf ca. 20 - 40 Minuten alt. Gespannt beobachteten wir, wie das Muttertier anfing die Nachgeburt zu fressen, als plötzlich zwei große Raubadler anflogen. Die Topi Mutter wurde nervös. Versuchte ihr Kalb zu schützen und gleichzeitig die nährstoffreiche und verräterische Nachgeburt zu verzehren. Völlig unerwartet bekam die Topi Mutter auf einmal Hilfe von einer in der Nähe stehenden Thomson Gazelle, todesmutig und mit gesenkten Kopf jagte die kleine Gazelle auf einen der Adler zu und veranlasste diesen so zur Flucht!

Topi Geburt
Topi Geburt
Topi Geburt

Topi Geburt

Topi Geburt


Kaum waren die Raubvögel aber auf Distanz gebracht, näherte sich ein großer brauner Anubispavian. Gegen das große Pavian Männchen hatte die Antilope auch mit Hilfe der Thomson Gazelle keine Chance, instinktiv schützte sie ihr Junges. Fast Zeitgleich erreichten nun zwei große Ohrengeier den Ort des Geschehens und landeten dicht neben der Nachgeburt. Aber auch die großen Aasfresser hatten gegen den Pavian das Nachsehen. Der sonst so friedlich Samen und Körner grasende Affe, ließ sich diese fette Mahlzeit nicht entgehen und verzehrte noch an Ort und Stelle was er erbeutet hatte. Die Topi Mutter zog unterdessen mit ihrem Kalb weiter und näherte sich ihrer Herde, in der schon viele andere Topikälber tobten.

Topi Geburt

Topi Geburt

Topi Geburt


Wir hatten Bella und Mick angeboten uns auf einer der abendlichen Pirschfahrten zu begeleiten und so erlebten die beiden Kenyaner mit uns Löwen so nah wie noch nie zuvor in ihrem Leben und beobachteten gespannt wie ein großer Sekretär Schlangen jagte und verspeiste. Das Mike einen halben Liter Bier in Gegenwart der Löwen auf meinem Rücksitz verschüttete hatte ich ihm schnell verziehen, dass er während der Pirschfahrt mit seinem Handy gespielt hat werde ich nie vergessen!
Bella war insgesamt sehr viel mehr am Wild interessiert und freute sich neben ihrer eigenen Kamera, meine Ausrüstung mit größerer Brennweite ausprobieren zu können.

Sekretär frisst Schlange
Sekretär frisst Schlange Sekretär frisst Schlange

Sekretär frisst Schlange


River Crossing
Aktuell hielten sich Mitte Oktober, wie schon geschrieben, nur noch kleinere Herden von 200 bis 500 Tieren in diesem Teil der Mara auf. Um so mehr freuten wir uns, dass wir das Glück hatten auf einer unserer Pirschfahrten entlang des Mara Rivers eine der letzten Flussüberquerungen der Saison 2014 zu beobachten. Eigentlich waren wir wieder einmal auf der Suche nach "Siri" der Leopardin, als wir plötzlich auf eine Gnuherde aufmerksam wurden, die ohne ersichtlichen Grund anfing in Richtung Mara River zu galoppieren.
"Die wollen rüber!" sagte ich zu Petra, aber kaum hatte ich es ausgesprochen, drehten die braunen Antipolen ab und zogen genau in die entgegen gesetzte Richtung. Ich stoppte den Land Cruiser und wir beobachteten das verhalten der Gnus. Immer wieder änderten sie die Richtung, liefen auf das Ufer zu und zogen dann doch weiter.
"Die wollen rüber!" wiederholte ich und fuhr im großen Bogen um die Herde herum um möglichst vor ihnen an einer flachen Uferstelle am Mara River anzukommen. Dann warteten wir.

Plötzlich kam wieder mehr Bewegung in die langsam in Ufernähe ziehenden Gnus und dann ging es los, erste Tiere sprangen in den Fluss und dann folgte die ganze Herde. Der Wasserstand des Mara Rivers erlaubte den meisten Tieren zu laufen und es waren nur kurze Passagen die schwimmend überwunden werden mussten. Kaum waren die ersten Gnus im Wasser, erhoben sich mehrere Nilkrokodile am Ufer und ließen sich ohne Hektik in den Fluss gleiten. Anfangs sah es so aus als ob die Gnus diese Überquerung ohne Verluste schaffen würden, dann aber sah Petra, wie eines der Kälber urplötzlich unter Wasser gezogen wurde und verschwand. Blitzschnell hatten sich die Krokodile ihre Beute geholt und waren mit ihr von der Bildfläche verschwunden. Wir konnten durch die Biegung des Mara Rivers nicht sehen, ob sich das junge Gnu noch retten konnte, nur seine Mutter sahen wir. Die Gnukuh hatte sich als Einzige kurz umgedreht und war zum Ufer des Mara zurückgekehrt, verzweifelt blickte sie in Richtung ihres Kalbes und zog dann aber mit dem Rest der Herde weiter!

Mara Crossing, Gnus

Mara Crossing, Gnus

Mara Crossing, Gnus

Mara Crossing, Gnus

Mara Crossing, Gnus

Mara Crossing, Gnus


Fotofalle
Bereits am ersten Abend hatten wir Jay davon erzählt, dass wir auf dieser Safari eine selbstauslösende Kamera, eine sogenannte Fotofalle, die Tag und Nacht Fotos oder kleinere Videos machen konnte, mit uns führten. Jay und Munir waren begeistert.
"Even we use this camera traps, but we lost all of them to the hyenas!" Alle an die Hyänen verloren, ich blickte ungläubig.
"This animals, they love plastic, they go for the cameras and even for the plastic pipeline in our camp." Ok, dachte ich, schöne Aussichten für meine Kamera. Als ich allerdings von Jay erfuhr, dass in unmittelbarer Nähe zum Camp ein Nilkrokodil auf Eiern lag, war mir die Kamera schon fast wieder egal. Wir beschlossen also gleich am nächsten Morgen die Mutter und das Gelege aufzusuchen und die Kamera dort irgendwie hyänensicher zu installieren.

Und so unternahmen wir nach dem Frühstück zusammen mit Jay eine kleine Exkursion entlang des Mara Rivers. Lautstark platschten einige Flusspferde in das Wasser, als sie uns bemerkten und auch die Krokodilmutter flüchtete mit einem weiten Satz in den Fluss. Jay zeigte uns zwei weitere Gelegeplätze, an denen die jungen Krokodile bereits geschlüpft waren, wie an der verstreuten Eierschale gut zu erkennen war und dann befestigten wir meine Kamera an einem toten Baum und richteten sie auf den Brutplatz aus. Gespannt auf das Ergebnis entfernten wir uns zurück in Richtung Camp.

Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River

Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River

Aufbau der Fotofalle am Krokodilnest, am Ufer des Mara Rivers

Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River
Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River

Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River

Fotofalle am Krokodilnest,  Mara River

Jay kontrollierte täglich, während wir auf Pirschfahrt waren die Aufnahmen und änderte von 60 Sekunden auf 30 Sekunden Aufnahmezeit. Ich selber kontrollierte einmal zwischendurch während der Mittagszeit und fragte mich während ich so alleine am Ufer des Mara spazierte:
"was machst du hier eigentlich, ganz alleine im Bush!"

Erst am Morgen des letzten Tages pirschte ich wieder vorsichtig zu meiner Kamera, es war noch recht früh und zu dieser Zeit musste man immer noch mit umherziehenden und grasenden Flusspferden außerhalb des Rivers rechnen. Ich versuchte so wenig wie möglich Geräusche zu machen und sah mich sorgsam um, schließlich erreichte ich den toten Baum und staunte nicht schlecht. Das Erdreich, wo das Krokodil gelegen hatte war aufgewühlt und überall lagen Reste von Krokodileierschale! "geschlüpft!" freute ich mich!

Fast aufgeregt baute ich meine Kamera vom Baum ab und machte mich dann auf den Weg zurück ins Camp. Jay, Munir, Petra und Bella und Micke waren noch beim Frühstücken.
"They hatched!" verkündete ich, als ich das dining tent betrat und schwenkte meine Kamera.
"Let me go for my Laptop!" antwortete Jay und verschwand kurz um dann mit ihrem Laptop zurück zu kommen.
Gespannt luden wir die Videos herunter. Wie schon bei den anderen Versuchen, hatte die Kamera das ein oder andere Mal durch die Bewegung der Zweige im Wind ausgelöst. Hin und wieder kamen Aufnahmen vom Tage, an denen das Krokodil auf seinem Gelege lag. Und dann kamen Nachtaufnahmen.
"Oh my god, shit, what is that!" rief Jay
"Thats nature!" antwortete ich
"nature pure!" fügte Munir hinzu
Wir hatten relativ gute Aufnahmen, auf denen zusehen war wie das Krokodilweibchen einen Teil der Jungen in das Maul aufnahm, dann folgten allerdings viele Aufnahmen die zeigen, wie fünf Tüpfelhyänen das Nest mit den schlüpfenden Krokobabys innerhalb von ca. 1,5 Stunden plünderten! Als die Mutter schließlich das Nest wieder erreicht, war es zu Spät die letzten Jungen zu retten.

my Videos on You Tube !






Da Jay und Munir mehr oder weniger schon auf dem Weg nach Nairobi waren und ich leider nicht genug Speicherkarten für die Videos mitführte, luden wir alles auf Jays Laptop und löschten die Karte für kommende Aufnahmen.

Anschließend verabschiedeten wir uns von allen und brachen auf in Richtung Ol Kiombo Airstrip und dem Mara Bush Camp.
"Don´t forget our Tansania safari!" gab Munir mir noch einmal mit auf den Weg und erinnerte mich daran, dass wir planten im nächsten Jahr eine gemeinsame Safari in die südlichen Parks von Tansania zu unternehmen.



- Teil III -
Wildlife Stories - von Erlebnissen mit wilden Tieren in der Masai Mara

(hier gehts weiter!)



Petra Reinecke, on Safari



new Mara Eden Safari Camp