Wir werden angegriffen In der Nacht hatte es das erste Mal seit unserer Ankunft in der Mara geregnet und so bevorzugten wir eine Piste mit lockerem Kies, entlang des Rhino Ridge, einem langgezogenen, dem Nashornrücken ähnelnden Hügel. Als uns plötzlich ein winziger Kronenkiebitz mit weit gespreizten Flügeln Attackiert. Der kleine Kerl schimpfte lautstark und rannte tatsächlich auf unseren Land Cruiser zu. "Was war das?" fragte Petra verdutzt, "Ich schätze der kleine Kerl hat sein Ei genau in den Kies neben der Straße gelegt!" erklärte ich Petra und wendete vorsichtig mit dem Fahrzeug. Wir hatten richtig vermutet. Gut getarnt und dennoch etwas unglücklich gewählt, hatte der Kiebitz sein geflecktes Ei genau in den bunten Kies am Rand der Piste gelegt! Als wir den mutigen Vogel wieder mit seinem Ei alleine gelassen hatten, konnten wir kurze Zeit später, schon von weiten den Ol Kiombo Aistrip sehen. In der vergangenen Nacht hatte es zum ersten Mal seit unserer Ankunft in der Mara geregnet und auch wenn der Pegel des Mara Rivers jeden Tag ein wenig gesunken war, entschieden wir uns den Olare Orok am "Double Crossing" anstatt am "Smelling Crossing" zu überqueren. Außerdem war es noch früh am Tage und wir hatten mehr als genug Zeit das Bush Camp zu erreichen. Leslie, der neuen Managerin, hatten wir schon am Telefon mitgeteilt, dass es durchaus sein könnte, dass wir erst gegen Abend im Camp ankommen. Nachdem wir ohne größere Mühe (Die Piste vor der zweiten Überquerung war ziemlich aufgewühlt und grob) das Double Crossing passiert hatten trafen wir auf einige Löwen des Kiombo Rudels. Insgesamt sieben Löwen lagen faul um einen Schatten spendenden kleinen Baum herum. Wir schenkten den ruhenden Katzen nur wenig Beachtung und fuhren weiter. Ich wählte eine Piste direkt am Olare Orok entlang und so freuten wir uns auch hier größere Gruppen von Flusspferden anzutreffen. Auch in dieser Ecke war die Mara saftig grün, die Pisten aber dennoch gut befahrbar und knochentrocken.
Wieder eine Geburt Nur wenige hundert Meter vor der Zufahrt vom Mara Bush Camp und Little Mara Bush Camp fiel mir im Vorbeifahren plötzlich eine merkwürdige Zehne auf. Drei Topi Antilopen näherten sich mit gesenkten Köpfen einer am Boden liegenden Thomson Gazelle und beschnupperten diese. "Geburt!" rief ich nur kurz und steuerte den Wagen in Richtung der Thomson Gazelle. Noch während der Anfahrt sahen wir einen kleinen dunklen Körper zwischen den Hinterläufen der liegenden Gazelle auftauchen. Wir stoppten. Die Thomson Gazelle erhob sich und entfernte sich vom Ort der Geburt. Sie ließ das kleine hilflose Bündel, das noch völlig umhüllt war, minutenlang alleine. Erst als sie sich sicher fühlte, kehrte sie zu ihrem Kitz zurück und befreite es aus der Geburtshülle.
![]() Nach ungefähr einer Viertelstunde machte das Neugeborene erste versuche Aufzustehen, aber immer wieder knickten die dünnen Beinchen ein und das Kitz plumpste auf den Boden. Doch jedes mal wenn das Kleine zu Boden ging, stupste die Mutter es zärtlich und aufmunternd an und endlich nach weiteren 15 Minuten stand das Kitz plötzlich richtig auf seinen wackligen Beinen und saugte zum ersten mal in seinem Leben an den Zitzen seiner Mutter. Kaum aber hatte es getrunken, da legte es sich ab und die Mutter entfernte sich fast hundert Meter weit. Ganz anders als die sofort der Mutter folgenden Topi Kitze, setzten die kleinen Gazellen auf Verstecken!
![]() ![]() Wir blickten in die Höhe: "Keine kreisenden Aasfresser und auch sonst weder Schakale noch Hyänen in der Nähe auszumachen; wenn die Mutter versucht ihr Kitz unsichtbar zu machen, sollten wir der Natur nicht im Wege stehen und sie auch alleine lassen!" forderte Petra mich auf weiter zu fahren. Sie hatte Recht und so startete ich den Land Cruiser und wir fuhren ins Camp. Mara Bush Camp Das Mara Bush Camp war für uns im Laufe der Jahre zu einem echten "zu Hause" im Bush geworden, es gab immer Kleinigkeiten die sich änderten und hin und wieder neue Manager, aber im Großen und Ganzen, war es genauso wie wir es kannten und liebten! Eingebettet in den Bush, ohne Zäune und mit genug Privatsphäre! Leslie, die aktuelle Managerin begrüßte uns herzlich: "Ah, you are now here. Karibu nyumbani, I think there is not much what I have to tell you. You know the camp longer than me!" Die Änderung der kleinen Buschwege im Camp, hatte "Mama Chui" uns schon mit auf den Weg gegeben und so gab es tatsächlich wenig Neues für uns. Die Verlegung der Pfade in die Mitte des Camps und von dort aus jeweils nur bis zum eigenen Zelt, sorgte zwar auf der einen Seite für noch mehr Ungestörtheit vor dem eigenen Zelt, schränkte mich allerdings etwas in meinen Bewegungsdrang ein. War doch besonders in den Abendstunden sonst die Chance immer sehr groß gewesen auf nächtliche Besucher im Camp zu treffen. Wobei ich es bevorzugte einer Katze gegenüber zu stehen, anstatt in die trüben Augen eines Flusspferdes oder Kaffernbüffels zu blicken. Vermutlich waren aber die Wege genau aus diesem Grunde nun im Zentrum des Camps. Wir bezogen diesmal Zelt Nr. 5, am hinteren Ende des Camps und freuten uns über Flusspferde und ein recht großes Nilkrokodil in unserem Sichtbereich!
![]()
![]() Nachdem unsere Safarikiste ausgepackt und wir eingezogen waren, begab ich mich zu den Zelten der Fahrer. Viele Fahrer waren nicht im Camp, auch das Mara Bush Camp war ungewohnt leer und nur wenige der 12 Zelte belegt. "Any good news and infos for me?" fragte ich die beiden anwesenden Fahrer von Sunworld. Im anschließenden Gespräch erfuhr ich, was ich eigentlich schon wusste, ließ mir aber das Gebiet, in der eine Leopardin ihr erst zwei Monate altes Junges, in einer Höhle zwischen Baumwurzeln, direkt am Ufer eines Wasserlaufes versteckte, genauer erklären. In all den Jahren hatten wir noch nie ein Leoparden Baby beobachten können und so war klar, dass wir in den kommenden Tagen eigentlich nur ein Ziel hatten! "...und wenn wir 12 Stunden vor diesem Baum warten!" erklärte ich Petra meine Pläne! Mit Informationen versorgt und voller Erwartungen verließen wir das Mara Bush Camp, passierten die erste der beiden Furten vom Double Crossing und folgten dann wie beschrieben, dem Lauf des kleinen Flusses. Irgendwo musste dann noch eine dichterer Busch passiert und ein kleines Schlammloch überwunden werden und dann sollte man entweder Fahrspuren oder sogar andere Fahrzeuge sehen. Viele Fahrzeuge waren ja zum Glück nicht unterwegs und die wenigen Fahrer die unterwegs waren, versuchten natürlich auch ihren Gästen, die Leopardin nebst Jungtier zu zeigen. Hatten wir gegen Mittag kaum Wild in dieser Ecke angetroffen, so passierten wir jetzt am Nachmittag immer wieder Gnu und Zebra Herden, beobachteten große Herden von Thomson Gazellen und Topis. Warzenschweine mit ihren Neugeborenen trafen wir in jedem Teil der Mara reichlich an. Irgendwo trafen wir auf ein junges Löwenmännchen, setzten aber ohne weiter zu stoppen unsere Fahrt fort, schließlich hatten wir ein klares Ziel! Endlich ein Leopardenbaby Wie erwartet, waren wir nicht die Einzigen, die an diesem Abend einen Leoparden bzw. sein Jungtier sehen wollten. Aber die handvoll Fahrzeuge verteilte sich gut und ging in Ordnung. Die Meisten brachten sowieso nicht die notwendige Geduld mit, zu sehen gab es nämlich nichts. Außerdem zog ein relativ kräftiger Wind auf, der das Ansitzen in der Dachluke oder im offenen Geländewagen mehr als ungemütlich machte. Als es dann auch noch Anfing zu Tröpfeln, waren wir fast alleine. Die Kamera hatte ich schon eingepackt, schwarze Wolken verdeckten die Sonne und es war bereits jetzt dunkler als in den vergangenen Vollmond Nächten. Mehr als eine Stunde starrten wir mit unseren Ferngläsern auf die Baumwurzel eines großen Feigenbaumes, nicht einmal wissend ob es das richtige Versteck war, das wir observierten. Aber plötzlich bewegte sich etwas! Ein eher dunkles Fellknäuel tauchte kurz zwischen den verzweigten Wurzeln auf! "Da ist das Kleine!" raunte ich Petra zu, "da, genau auf der großen Wurzel!" "Jap, geil, ein Leoparden Baby!" strahlte Petra "Oh ist das süß!" Der Minileopard war kaum halb so groß wie eine Hauskatze und ließ sich wirklich nur kurz bewundern, ehe er wieder hinter den Wurzeln und in einer Höhle verschwand. Von der Mutter war nichts zu sehen. "Asante!" sagte ich und startete den Wagen. "Nun wissen wir genau wo sie sind und Zeit haben wir auch noch reichlich, dass sollte klappen, mit ein paar Babyfotos!" zufrieden fuhren wir zurück zum Camp, der Himmel hatte sich nicht wieder aufgeklart und so erreichten wir das Bush Camp im Dunkeln.
Am nächsten Morgen ließen wir uns um kurz nach 05.00 Uhr wecken, tranken recht gemütlich unseren Tee direkt vor unserem großen Safarizelt und brachen dann auf in Richtung "Leoparden Baum"! Uns erwartete ein fantastischer Sonnenaufgang. Kurz vor dem "Smelling Crossing" trafen wir auf die Kiombo Löwen, die Katzen hatten ein junges Gnu gerissen und waren gerade beim Frühstück. Wir hielten uns nur kurz bei dem Rudel auf und fuhren dann weiter, schließlich hatten wir ein Tagesziel. Wenig später lenkten uns drei große Elefantenbullen, die eindrucksvoll durch die Savanne schritten, ab und so kamen wir etwas zu spät bei der Leopardin an, um eine gute Position für ihre morgendlichen Aktivitäten zu bekommen.
Schon von weitem waren uns die relativ vielen Gnus aufgefallen, die unweit des Feigenbaumes mit dem Jungen, in Richtung Flusslauf zogen. Die gefleckte Katze folgte ihnen in der Deckung der Ufervegetation und schlug zu, als die Herde den kleinen Fluss überqueren wollte.
Den eigentlichen "Kill" bekamen wir leider nicht zu sehen, waren aber kurze Zeit später am Ort des Geschehens. Einer Tragödie für die Gnu Mutter und einem Segen für die Leoparden! Nachdem dass junge Gnu tot war, öffnete die Leopardin den frischen Kadaver am After und fing an von den Innereien zu fressen. Als sie sich ein wenig gestärkt hatte und von der Jagd wieder zu Kräften gekommen war, fing sie an die Beute vor möglichen Hyänen und Löwen in Sicherheit zu bringen. Aber schnell war klar, dass sie diese Beute nicht mit wenigen Sätzen in einen Baum bringen konnte. Der Kadaver war größer als sie selber und mindestens genauso schwer. Immer nur kurze 5 oder 10 Meter schleifte sie das tote Gnu, fest im Maul und zwischen ihren Beinen, in Richtung des Feigenbaumes. Schließlich entschied sie sich die gerissene Beute am Ufer, ca. 500 Meter vom Feigenbaum entfernt, zu verstecken. Wir verloren sie im Dickicht aus den Augen und konzentrierten uns deshalb auf den Feigenbaum wo das Junge sein musste. Ich war mir sicher, dass sie nach dem Fressen direkt zu ihrem Baby kommen würde!
![]() ![]() ![]() Ungefähr eine halbe Stunde mussten wir warten, bis sich die Leopardin wieder blicken ließ, von ihrem Nachwuchs war die ganze Zeit nichts zu sehen. Dann aber kam sie zielstrebig und dennoch vorsichtig zurück zum Feigenbaum. Kaum tauchte sie unten am Ufer vor den verzweigten Baumwurzeln und der Höhle auf, fing sie an nach ihrem Nachwuchs zu rufen. Ein kehliges Schnurren erklang immer wieder und dann erschien das kleine dunkel gefleckte Fellknäuel wieder zwischen den Wurzeln und kam direkt auf seine Mutter zu. Es folgte eine herzliche Begrüßung und dann war der Vormittag für uns gerettet.
Die Leopardin zeigte uns was für eine liebevolle und fürsorgliche Mutter sie war. Anfangs hielten sich die beiden noch hinter Zweigen verborgen und waren nur schwer zu beobachten, doch später führte die Leopardin uns ihre Tochter im Sonnenlicht vor. Es wurde gekuschelt, gespielt und gesäugt. Zwischendurch stillte sie selber ihren Durst im Bachlauf und widmete sich dann wieder voll und ganz ihrem Jungen. Wir hatten uns genau diese Bilder und Erlebnisse gewünscht und ließen die Zeit verstreichen, Frühstückten, mit auf dem Autodach verteilten Schalen und Bechern und genossen dabei einfach die Beobachtung der Leoparden. Irgendwann führte die Leopardin ihr Junges zurück in die Höhle und wir machten uns zufrieden auf den Rückweg in Richtung Camp. Die Sonne stand inzwischen hoch und es wurde heiß.
![]()
![]() ![]() ![]() Warum man nicht im Minibus in die Mara fährt Während wir uns noch über unsere Erlebnisse freuten, sah ich auf einmal mehrere Menschen winkend in der Landschaft stehen. Ganz offensichtlich standen dort keine Masai, sondern eine Gruppe von Weißen Touristen. Mir war klar, dass sie uns nicht freudig zu, sondern uns heran winken wollten. Als wir uns näherten sahen wir dann auch das "matata". Ihr Minibus hing in einer Senke fest und wäre ohne Hilfe weder vorwärts noch Rückwärts heraus gekommen. Ich stoppte, sah mir die Situation an und entschied dann aber einen zweiten Wagen dazu zu holen. Ganz in der Nähe fuhren noch Sunworld Fahrzeuge dessen Fahrer ich kannte! Vermutlich hätte auch mein Cruiser den Minibus befreien können, aber mit der angeschlagenen Hinterachse wollte ich kein unnötiges Risiko eingehen. Gemeinsam sahen wir uns anschließend an wie wir helfen konnten und ich schlug vor zwei Bergeseile zu verbinden, um mit dem ziehenden Fahrzeug so wenig wie möglich Steigung fahren zu müssen. Die holländischen Safarigäste aus dem Minibus freuten sich über ihre Rettung und fasten so gut es ging mit an um sich aus der Situation zu befreien. "Ist doch auch mal ein schönes Gefühl, auf der Seite der Helfer zu stehen und nicht selber knietief in der Scheiße zu stecken!" bemerkte ich grinsend so ganz nebenbei!
Der Regen kommt zurück Unerwartet früh zogen gegen Mittag dichte Wolken auf und der dunkle Himmel kündigte ausgiebigen Regen an. In den Furten des Double Crossing war an diesem Tag noch wenig Wasser und abgesehen von tiefen Spurillen waren beide Furten gut zu befahren. Trotzdem entschieden wir uns vorerst nicht zu den Leoparden zurück zu fahren, denn ein schnell steigender River hätte eine Rückkehr zum Camp bei Dunkelheit unmöglich machen können. Stattdessen verbrachten wir den Nachmittag mit der erfolglosen Suche nach Geparden, trafen irgendwo auf zwei junge Löwen und genossen es einfach diesen Teil der Mara für uns alleine zu haben. Auch ohne Raubkatzen gab es mehr als genug zu beobachetn und zu sehen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Am Abend und in der Nacht beobachteten wir in der Ferne schwere Gewitter, die am Mara River herunter gegangen sein mussten. Im Kiombo Gebiet hielt sich der Regen in Grenzen. Vermutlich würden die verbliebenen Gnus und Zebras nun weiter in Richtung Mara River ziehen. Schließlich bedeutete Regen frisches Grün. Entspannte Masai Mara Wir ließen uns am folgenden Tag das Lunch einpacken, verzichteten auf Frühstück und brachen früh in Richtung Governors Camp auf. Wieder hielt sich das Kiombo Rudel in der Nähe des Smelling Crossing auf und die Katzen kamen gerade zum Trinken an den Olare Orok. Vermutlich hatten sie in der Nacht Beute gemacht und stillten nun ihren Durst.
Nachdem wir die Löwen sich selbst überllassen hatten überprüften wir, ob die Leopardin nicht vielleicht doch den Kill in einen der Bäume am Ufer gehievt hatte, bekamen aber weder Leopard noch Beute zu sehen. Auch das Kleine ließ sich nicht Blicken. Anschließend beobachteten wir auf dem Weg zum Governors mindesten 15 Hyänen, die in kleinen Verbänden zwischen Thomson Gazellen, Impalas, Topis, Kongonis, Zebras und Gnus umherzogen. Hin und wieder nahmen die ungeliebten Aasfresser, die durchaus geschickte Jäger sind, alte Knochen auf oder fingen ohne ersichtlichen Grund an zu rennen. Schon einmal hatten wir beobachtet wie Hyänen mit dieser undurchschaubaren Taktik ein Gnu erlegt hatten. An diesem Vormittag aber, blieb es beim Verwirrspiel.
Wie erwartet hielt sich viel Wild auf den saftig grünen Wiesen in diesem Gebiet auf. Immer noch waren tausende von Gnus in der Masai Mara aber es war keine Wanderbewegung erkennbar. So locker und verteilt in der weiten Landschaft grasend hatten wir große Gnuansammlungen bisher nur am Rande der Serengeti im Lake Ndutu Gebiet gesehen. Soweit das Auge reichte waren friedlich grasende Gnus, Zebras und Antilopen zu sehen. Ganz in unserer Nähe zog eine kleine Elefantenfamilie durch die Ebene und so suchten wir uns einen übersichtlichen Platz und breiteten unser Lunch auf der Motorhaube aus, auf Tisch und Stühle hatten wir auf dieser Safari verzichtet! Ohne sich an uns zu stören kamen die Elefanten näher, so dass wir uns kurzfristig in das Fahrzeug zurückziehen mussten. Nachdem die Dickhäuter uns sehr dicht passiert hatten, stoppten sie in nur 100 Meter Entfernung und zwei der Kälber legten sich zur Mittags Siesta im Schatten von Mutters dickem Bauch. Entspannte Masai Mara dachten wir und genossen unser Lunch.
![]() ![]() ![]() Anschließend fuhren wir wieder in Richtung Feigenbaum. Als wir das Leopardenversteck erreichten stand bereits ein offener Land Cruiser mit zwei Gästen an Bord, am Ufer gegenüber des Baumes. "Wo kommen sie den her?" fragte uns die Dame aus dem Fahrzeug auf Deutsch. Petra die oben in der geöffneten Luke stand antwortete etwas irritiert: "Aus dem Mara Bush Camp!" "Ja und wo haben sie das Auto her?" fragte die Dame weiter, "Das ist unser eigenes Auto!" antwortete ich nun ebenfalls verwirrt über die Fragen. "Reinecke!" las die Frau nun laut vom Auto ihrem Begleiter vor und wandte sich dann wieder zu mir: "Wir kennen uns, ich bin die Besitzerin von Mutaiga Travel aus Nairobi!" "Stimmt, konnte ich sofort antworten!" und erinnerte mich an alte Nairobi Zeiten! "Wir haben uns im März 1993 in ihrem Büro kennen gelernt!" Gutes Namensgedächtnis dachte ich, schließlich hatten wir uns wirklich nur zweimal gesehen und anschließend wegen irgendwelcher Safaris eine handvoll Mails bzw. damals sicher noch Fax getauscht! Ich überlegte, ob ich doch etwas angestellt hatte, das man sich nach 20 Jahren noch an meinem Namen erinnerte, konnte mich aber an nichts erinnern und da das Gespräch mit lockerem sympathischen Erfahrungsaustausch weiter ging; muss ich wohl einfach nur einen guten, bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Vom Fahrer des Geländewagens erfuhren wir, dass die Leopardin irgendwo da unten im Dickicht war, das Junge sich aber heute noch nicht gezeigt hatte. Kurz darauf ließ man uns bei den gefleckten Raubkatzen alleine. Ich suchte mit dem Fernglas die gesamte Umgebung ab und wir beschlossen einfach Mal zu warten. Jeder auf seine Weise.
Nach mehr als einer Stunde vernahmen wir auf einmal Masai Stimmen, die rasch näher kamen. Drüben auf der anderen Seite des kleinen Baches trieben einige Maasai ihre Rinder und Schafe vorbei. Die Leopardin reagierte und zeigte sich kurz, mit einem weiten Satz sprang sie über den Bach und verschwand dann wieder im Gestrüpp des Ufers. Ich hatte erwartet, dass sie zum Schutz ihres Jungen vielleicht auf den Feigenbaum flüchten würde, aber im Gegenteil, sie entfernte sich vom Versteck. Sicher lag sie in der Nähe und beobachtete argwöhnisch den Unterschlupf. Wir konnten sie allerdings nicht mehr sehen. Um nicht von den immer früher startenden Nachmittags Gewitter vom Camp abgeschnitten zu werden traten wir die Rückfahrt in Richtung Double Crossing an. Nachdem wir die erste Furt passiert hatten, entschied ich mich allerdings, noch einmal nach den sieben Löwen zu suchen, die sich heute Morgen in das Gebiet zwischen den beiden Furten zurück gezogen hatten. Rambo die Leopardschildröte Intensiv suchten wir die Umgebung ab und entdeckten anstatt der Katzen eine Leopardschildkröte. Das Reptil kam gerade vom Rand eines Wasserloches und krabbelte scheinbar ziellos in Richtung Olare Orok. Grundsätzlich nutzen wir solche Gelegenheiten um Geschlecht und Gesundheitszustand bzw. Parasitenbefall bei den Schildkröten etwas genauer zu untersuchen. Bei Rambo machten wir eine Ausnahme und dass war eine gute und vorrausschauende Entscheidung! "Da!" zeigte ich in Richtung Ufer des Olare Orok, "da ist einer der Löwen!" "Ups!" seufzte Petra, "das hätte ins Auge gehen können!" Ich grinste! "So eine Situation wünschte ich mir seit Jahren!" Gespannt brachte ich den Land Cruiser in eine günstige Positionen und dann warteten wir ab. Die Schildkröte hatte den Löwen noch nicht bemerkt und setzte unbeirrt ihren Weg fort. In der Zwischenzeit waren noch zwei weitere Löwen des Rudels aufgetaucht und legten sich in den Schatten einiger Büsche. Nur ein junges Männchen war auf den kleinen beweglichen Hügel aufmerksam geworden und näherte sich neugierig. Erst als der junge Löwe seine Tatze auf den Panzer der Schildkröte legte, zog diese es vor, neben den Beinen auch noch den Kopf in den vermeintlich sicheren Panzer einzuziehen. Gerade noch rechtzeitig, den kaum war der Kopf verschwunden, fing die junge Raubkatze an das neue Spielzeug intensiv und wenig zimperlich zu untersuchen. Die Schildkröte wurde gedreht und gewendet, geschuppst und mit Tatzen und Zähnen untersucht! Was die Katze Antrieb, war der Spieltrieb, nicht der Hunger, den schon nach relativ kurzer Zeit verlor der Löwe das Interesse an dem sich jetzt nicht bewegenden und somit langweiligen Spielkameraden. Die Schildrköte wartete noch 10 Minuten, nach dem die Katze von ihr abgelassen hatte ab und schlenderte dann weiter. Allerdings genau in Richtung des restlichen Rudels.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Die Katzen waren mehr als satt, was nicht nur der frische, fast vollständig vernichtete Kadaver einer jungen Topi verriet, sondern später im Camp auch noch bestätigt wurde. Nachdem wir die Raubkatzen am Morgen am River verlassen hatten, hatten sie hintereinander zwei junge Topis gerissen und gefressen. Als ob er davon wusste passierte "Rambo" die Löwen und verschwand dann irgendwann im Unterholz des Bushes!
Um eine Geschichte aus dem Reich der wilden Tiere reicher, kehrten wir gegen Mittag ins Camp zurück. Als wir später eigentlich zu einer Abendpirschfahrt aufbrechen wollte regnete es bereits und der schwarze Himmel sah nach Gewitter und viel Wasser auf. "Pause oder Schlammschlacht?" fragte ich Petra und wusste die Antwort eigentlich vorher. "Pause! Nach soviel Erlebnissen müssen wir nicht unbedingt noch irgendwo stecken bleiben!" Unter anderen Umständen hätte ich protestiert oder vermutlich gar nicht erst gefragt, aber es gab kein Muss mehr auf unseren privaten Safaris und schon gar nicht wenn die Kamera und der Kopf voller neuer, spannender Eindrücke war! Wir hatten immer noch ein paar Tage Zeit und die nächste Safari war auch schon geplant und so gut wie vorbereitet. Warum also im strömenden Regen etwas suchen, was man eigentlich lieber bei Sonnenschein gesehen hätte. Während das Unwetter über uns tobte und literweise Wasser vom Himmel kam, sahen wir zu wie der River vor unserem Zelt anschwoll und aus einem Bach ein reißender Fluss wurde, außerdem nutzte ich die Zeit und holte etwas Schlaf nach. Wir bereuten unsere Entscheidung nicht, auch nicht als wir am Abend erfuhren, dass ein sehr starkes Hyänenrudel mitten im Unwetter zwei Gnus gerissen hatte. Es musste sich um die Hyänen mit den zwei Jungen handeln, dachten wir uns und beschlossen am nächsten Morgen nach den getupften Jägern und ihren Jungen zu sehen. Nach den heftigen Gewittern und dem aktuellen Wasserstand war an eine Fahrt zum Feigenbaum und zu den Leoparden nicht zu denken und die Hyänen hielten sich auf dieser Seite unweit des Camps auf.
- Teil IV - Wildlife Stories - von Erlebnissen mit wilden Tieren in der Masai Mara (hier gehts weiter!) |