Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Jörg und Petra Reinecke (digital)

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Wildlife Stories - Hungrige Löwen, gigantische Krokodile und eine Millionen Gnus (Migration 2015)
- Masai Mara Safari September 2015 -



Ankunft im Dunkeln


"Hakuna Power" frage ich den Askari nach Licht und folgte weiter dem dünnen Strahl seiner Taschenlampe.
"Hakuna Power" antwortet Katana der Askari mir kopfschüttelnd und wies uns den neuen Weg zu unserem Bungalow.
"Karibu Kenya!" grinst Petra mich im Dunkel der recht kühlen Nacht an. Stromausfall und neue Wege passten Nachts nicht wirklich gut zusammen, aber dennoch fanden wir uns schnell zurecht, nahmen noch das Notwendigste aus unseren Kisten und fielen dann müde in das große Bett!

Als wir nach wenigen Stunden Schlaf morgens wieder aufwachten, war auch der Strom wieder da. Draußen lachte uns die afrikanische Sonne aus einem blauen Himmel entgegen. Eigentlich waren wir die sogenannten "Pover cuts" ja gewohnt, im Boko Boko gehörten sie für uns jedenfalls zum Alltag wie Spiegeleier mit Knoblauchbutter und der tägliche Check der Nilkrokodile und Aldabra Schildkröten. Aber dennoch war ein Ankunft im stockdunklen immer etwas gewöhnungsbedürftig! Vor allem, wenn sich das kleine Wegesystem wieder einmal verändert hatte.

Wir frühstückten erst einmal am Pool und fingen dann an uns zu sortieren. Petra räumte die Kisten aus und ich schaffte neue (die aus dem Boko Boko Store, wo ein Großteil unserer Ausrüstung lagert) heran. Richtig häuslich einrichten wollten wir uns diesmal vorerst nicht. Unser Plan war, so schnell wie möglich in Richtung Masai Mara aufzubrechen und so viel wie möglich von der überall gelobten diesjährigen Migration der Gnus, Zebras und Antilopen mitzubekommen.

"Alex, I need our safari chairs and the table, please! And even the other tires for the Land Cruiser!" bat ich einen der Fundis um weitere Ausrüstungsgegenstände für die Safari. Alex brachte Tisch und Stühle und erwähnte dann so ganz nebenbei:
"Thre are just 3 tyre left!" Ich antwortete ihm, dass ich aber neue gekauft hatte und es vier Reifen mit Felge sein müssen.
"No, it´s just three!" erklärte er.
"should I look?" fragte ich ob ich selber nachsehen sollte.
" No, it's not needed, one get stolen!" sah er mich traurig an. Natürlich wollte ich genau wissen, wie aus einem abgeschlossenem Store ein ganzer Reifen mitsamt Felge gestohlen werden konnte, erntete aber nur Achselzucken. (Später erfuhr ich von Collin, dass einer der Askaris die Macht der Schlüssel ausgenutzt hatte und neben einigen Fahrrädern und meinem Reifen auch noch andere Dinge Beine bekommen hatten!).

Anschließend inspizierte ich unseren Land Cruiser und sah mir die neue Lackierung an.
"Die Lackierung ist gut geworden und der Wagen ist fertig für Safaris!" hatte mir Joachim in Deutschland noch kurz vor unserer Abreise versichert. Und tatsächlich der erste optische Eindruck war gut, das neue Moosgrün gefiel mir, der Body des alten Land Cruiser sah auch gut aus und unter dem Fahrzeug waren keine frischen Öl- oder Wasserflecken zu erkennen. Als wir allerdings die Türen öffneten fielen uns die Türdichtungen entgegen, außerdem hatten einige Fenster mehr Farbe abbekommen als in Deutschland bei einer Lackierung üblich wäre.

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Bei unserer ersten Testfahrt am Nachmittag mussten wir dann noch feststellen, dass die Bremse den schweren Wagen nur bedingt stoppen konnte und dass der Kühler doch nicht ganz dicht war. Eine Reparatur während unserer Abwesenheit wäre vermutlich zu einfach gewesen.
"You have to change the buster!" erklärte Collin, Yolandas jüngster Sohn uns und Yolanda ergänzte:
"And the radiator is just dropping, just fill it up every day!"
"The buster is not a big job and will not cost that much!" sagte Collin,
"How much and how long does it need?" wollte ich Kosten und Zeitansatz wissen. Gleichzeitig dachte an Joachims Worte in Verbindung mit Yolandas Aussage: "Alles ok und just dropping" - passt doch prima!

Collin telefonierte in meinem Beisein mit dem Fundi und erklärte mir anschließend:
"5000 Shilling and one hour time to change it!" Ich nickte. Wir wollten am Mittwoch in Richtung Tsavo starten und am Sonntag vorher noch Bekannte an der Küste treffen. Es blieben also Montag und Dienstag für die Reparatur, bei einem "one hour job", also genügend Zeit! Unsere notwenigen Einkäufe hatten wir mit der Testfahrt verbunden und die Fahrt zum Geldwechseln konnte ich am Montag mit Collin unternehmen und gleichzeitig die Kinder mit zur Schule bringen.

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Den Sonntag begannen wir ganz entspannt nutzten noch einmal die Gelegenheit etwas länger zu schlafen, Frühstückten gemütlich am Pool und fütterten dann zusammen mit Zaria und Soraya die Krokodile! Für Yolandas Enkelkinder gehörten wir schon längst zur Familie und so genossen sie es immer, wenn wir am Wochenende etwas zusammen erleben konnten. Und zu erleben gab es im Boko Boko Garten immer etwas.
"Onkel Jorg, can I give the meet to the crocodile?" fragte die fünfjährige Soraya mich und hielt in der einen Hand ein großes Stück Rindermagen und sich mit den Fingern der anderen Hand die Nase zu.

Kaum waren die ersten Fleischbrocken im Krokodilgehege gelandet erschienen die schon recht großen Panzerechsen eine nach der anderen an der Fütterungsstelle. Der anfängliche Ekel war schnell überwunden und so warfen die Kinder ein Fleischstück nach dem nächsten in die hungrigen Mäuler der sieben Krokodile.

Das Rinderfleisch war in Portionsgrößen und so gab es keinen Streit unter den Tieren, jedes konnte mehr oder weniger bequem sein Beutestück mit dem zahnbewährten Maul aufnehmen, den Kopf in den Nacken nehmen und dann das Fleisch in einem Stück verschlucken! Einige Tiere taten dies genau vor unserer Nase, anderen verschwanden mit ihrem Anteil zurück in das Wasserbecken. Ich konnte so "meine" Krokodile inspizieren und die Kinder hatten ihren Spaß!

Krokodilfütterung im Boko Boko



Krokodilfütterung im Boko Boko Krokodilfütterung im Boko Boko

Krokodilfütterung im Boko Boko Krokodilfütterung im Boko Boko

Krokodilfütterung im Boko Boko

Krokodilfütterung im Boko Boko


"Now we go in the Pool!" forderte Soraya nach der Fütterung!
"Sorry no! Now Petra and me have to meet some friends!" musste ich den Mädchen erklären, dass aus dem üblichen Poolnachmittag heute nichts wurde!
"Why and where and who?" wollte Soraya wissen und gab erst auf und ihr Einverständnis, als ich ihr alles ganz genau erklärt hatte.

Wir packten also unsere Badesachen und fuhren ins Bahari Hotel um uns mit Alexandra und Jürgen sowie Antje und Bernd zu treffen. Seit Wochen hatte ich die Entwicklung der Migration sowie die Katzensichtungen in der Masai Mara via Internet verfolgt, nun erhoffte ich mir letzte Tipps und Neuigkeiten von den Vieren, die gerade aus der Mara zurückgekehrt waren.

Das Bahari Hotel wird sicher nicht zu einem unserer Lieblingshotels, aber für einen ersten Strandnachmittag und ein erstes Bad im Indischen Ozean war es ok. Außerdem stand ja auch der Informationsaustausch an erster Stelle, wobei ich Dank "Mama Chuis" Redefluss mit Infos überhäuft wurde und selber kaum zum erzählen kam. Aber alle vier waren als Stammleser unserer Webseite sowieso bestens über unsere letzten Safaris informiert. Die Vier konnten uns die Leopardin mit ihren beiden Jungen, in der Nähe des Freemann Camps, inkl. guter Standortbeschreibung, bestätigen. Erzählten von guten Crossings und hatten aber auch schlechte Nachrichten, wie z.B. übertrieben strenge Kontrollfahrzeuge des County und war es im letzten Jahr ein selbsternannter Künstler und fragwürdiger Naturschützer, der das freie Beobachten und Fotografieren einiger Geparden behinderte, so wurden die gefleckten Raubkatzen in diesem Jahr nun vom Mara Cheetha Projekt "beschützt"!
Insgesamt sollte es aber eher ruhig in der Mara zugehen und wie schon im letzten Jahr um diese Zeit nur verhältnismäßig wenige Fahrzeuge unterwegs sein.

Baharai Beach



Alles in allem waren wir zufrieden mit den "news". Unser Schwerpunkt sollte in diesem Jahr der Mara River sein, wir hofften auf große zusammenhängende Gnuherden, möglichst ein wenig Cat Aktion und spannende, dramatische Crossings. Speziell mit letzterem hatten wir uns noch nie so wirklich beschäftigt, natürlich hatten wir schon häufiger Flussüberquerungen beobachtet, aber langem Warten zusammen mit anderen Fahrzeugen waren wir bisher immer aus dem Weg gegangen! Lieber verbrachten wir alleine Zeit mit ein paar Schakalen oder anderen Tieren, als uns für ein Naturschauspiel zwischen einen Haufen von Minibussen einzureihen.

In diesem Jahr, unserem 25zigsten in Kenya, sollten die Crossings aber eines unserer Highlights werden und wir würden wohl oder übel von unseren Grundsätzen abrücken müssen. Wenige Fahrzeuge im Park, kam dieser Entscheidung aber entgegen.

KAD 643 G oder warum Kenya nie langweilig wird
Die folgende Woche begann dann mit dem ganz normalen Kenyawahnsinn. Während ich zusammen mit Collin, in Carolins Auto, die Kinder zur Schule fuhr, baute der Fundi aus meinem Land Cruiser den Bremskraftverstärker inkl. Bremszylinder aus um anschließend einen neuen Verstärker zu besorgen.

Als Collin und ich nach 3 Stunden zurück im Boko Boko waren, war vom Fundi noch keine Spur zu entdecken.
"Hast du Geld gewechselt?" fragte Petra mich.
"Jap, hast du den Fundi gesehen?" antwortete ich. Petra schüttelte den Kopf.

Nachdem wir spät und in Ruhe gefrühstückt hatten, war dann auch der Fundi wieder am Land Cruiser eingetroffen.
"Sorry I just get the full thing, not only the buster, they sell just the full thing including break zylinder!"
"How much?" antwortete ich knapp!
"7000 for a used one - just 2000 more!"
"ok" nickte ich! Diesmal verschwand der Fundi mit dem Motorrad von Collin, anstatt mit dem Matatu.

Der Tag plätscherte so dahin, wir schlenderten über die Farm, besuchten Collin, der an seinem neuem Zuhause werkelte und relaxten am Pool und auf unserer Terrase. Nach Schulschluss bekamen wir dann wieder Besuch von Zaria und Soraya.

Boko Boko Boko Boko

Gegen Abend war dann auch der Fundi zurück. Stolz zeigte er mir seinen Einkauf, bei dem ich sofort erkannte, dass das erstandene Teil nicht identisch mit dem ausgebauten war.
"It´s from Toyota Highlux, but it will fit!" erklärte er mir das es passen und funktionieren würde.
"No, look for a original one!" lehnte ich den Einbau ab.

Am nächsten Morgen wollte ich kurz nach dem Frühstück nach meinem Wagen sehen und traute meinen Augen und Ohren nicht. Der Fundi war dabei mit einem Trennschleifer mein Bremspedal zu modifizieren.
"What are you doing there?" wollte ich wissen und ahnte nichts gutes.
"I have to modify it! They don´t have an other one in the shop, just in Nairobi!"
"It will work!" fügte er beschwichtigend dazu.

Ich war gespannt und machtlos, die angekündigte 1 Stunde für den Job hatten wir ja inzwischen um ca. 20 Stunden überzogen, was selbst für kenyanische Zeitrechnungen eine Verspätung bedeutet. Am späten Nachmittag war die Bremse dann eingestellt und der Wagen sollte fertig sein. Ich hatte inzwischen einen neuen Reifen gekauft und aufgezogen, die Dichtungen mit Silikon verklebt und den Kühler unterhalb mit Rostschutzfarbe gestrichen! Wir testeten die Bremse auf der Zufahrt und abgesehen davon, dass der Pedalweg sehr kurz war schien es tatsächlich zu funktionieren. Allerdings stimmte jetzt irgend etwas mit der Lenkung nicht mehr. Die erste Aussage des Fundis ließ mich erstarren. Seiner Meinung nach war das gesamte Lenkgestänge verzogen und die Radaufhängungen defekt. Ein rechtzeitiger Safaristart rückte in weite Ferne.
"Ist der Wagen nun ok" fragte Petra als ich an unserem Bungalow erschien.
"Nichts ist ok und wann und ob wir fahren, steht in den Sternen!" antwortete ich etwas genervt.

Als wir dann aber feststellten, dass nicht das Gestänge und die Radaufhängung dafür sorgten, dass das gesamte Rad schief stand, sondern wieder einmal die Bolzen am Lenkarm vorne links, wusste ich nicht ob ich mich freuen oder ärgern sollte. Wie konnten sich diese Bolzen ohne Einwirkung lösen???

Wir verlegten vorsichtshalber den Safaristart von Mittwoch auf Donnerstag und checkten am nächsten Morgen noch einmal den gesamten Wagen.
"Now it´s ready for a long long safari!" versicherte mir der Fundi anschließend.

White Sands Bamburi Beach


Ich hoffte er würde Recht behalten! Petra und ich verbrachten den Nachmittag am Bamburi Beach und genossen den menschenleeren Strand. Selbst in den großen Hotels, wie z.B. White Sands hielten sich nur wenige ausländische Gäste auf! Kenya fing an sich auf lokalen Tourismus zu konzentrieren.
Es war ein ungewohnter Anblick, wie aufdringliche Beach Boys versuchten ihren farbigen Mitbürgern aus Nairobi Kamelritte, Segel- oder Glasbodenboot Touren anzubieten. Uns kannten sie, uns ließ man in Ruhe am Strand entlang schlendern. Hin und wieder ein:
"I know you!" oder "Where have you been, long time!" Zwar begegnete uns auch eine Handvoll Mzungus (Weißer), aber im Großen und Ganzen hatten wir den gesamten Bamburi Beach ganz für uns!

- Teil II -
Wildlife Stories - zurück im Tarhi Camp und zwischen Elefantenbabys

(hier gehts weiter!)



Jörg und Petra Reinecke beim David Sheldrick Wildlife Trust



Boko Boko Guesthouse, Kenya