Das Wetter in der Mara hatte im Januar verrückt gespielt und die Meldungen überschlugen sich teilweise: - 05.01.18 Talek Brücke überspült - 06.01.18 Mara Brücke überspült - 07.01.18 Double Crossing Fahrzeug (SUV) weggespült, niemand verletzt - 14.01.18 Hagel und Starkregen "Video Aruba Camp" - am Mara Eden nur Regen - 15.01.18 tolle Bilder von den Leoparden Babys! - 15.01.18 Land Rover im Double Crossing festgefahren!! - 16.01.18 fünf Löwen erlegen einen Kaffernbüffel - Marsch Pride area - 19.01.18 Gestern wieder einige River nicht passierbar wegen Hochwasser! - 26.01.18 Wieder heftiger Regen / 5 Geparden jagen (Video) Nach den absolut unüblichen und mehr als heftigen Regenfällen im Januar, war es nun seit Wochen wieder trocken und heiß in der Masai Mara. Viele Fahrer berichteten von ungewohnten heftigem Wind und viel Staub in der Luft! Wir waren gespannt auf das was uns erwartete. Zunächst einmal flogen wir mit Kenya Airways von Mombasa nach Nairobi und kamen wie geplant am frühen Nachmittag dort an. Gaby hatte uns ein Fahrzeug zum Airport gesandt und nahm uns am "Sunworld Office" herzlich in Empfang. Nachdem wir den hier lagernden Teil unserer Safariausrüstung sortiert und in "unserem" Land Cruiser verstaut hatten, erfuhren wir von Dave, dass für die Mara nach den trockenen, staubigen Tagen nun "etwas" Regen erwartet wurde. Die Spannung stieg! Eigentlich wollten wir uns an diesem Abend in Nairobi auch mit Holger und Bärbel unseren Safaribegleitern auf dieser Safari treffen. Aber nach einem ersten Telefonat wechselten wir auch bei diesem Vorhaben auf Plan B. Erstens schreckte uns der chaotische und dichte Verkehr davor ab noch einmal mitten in die Hauptstadt zu fahren und zweitens hatten die beiden eigentlich gar keine Lust ihr Hotel zu verlassen um irgendwo Essen zu gehen! Passte also. Wir unternahmen nur noch eine kurze Einkaufsrunde in der Umgebung, bei der wir reichlich Wasser für die nächsten Tage kauften, teilten uns dann noch eine Pizza und fuhren dann zurück zu unserem Gästezimmer. Um einfach noch einmal ordentlich Vorzuschlafen schlugen wie später auch die Einladung von Gaby und Dave aus und gingen früh ins Bett.
Viele Überraschungen in der Masai Mara Am nächsten Morgen standen wir dann aber pünktlich um 07:00 Uhr vor dem Hilton Hotel in Nairobi um Holger und Bärbel in Empfang zu nehmen. Für die beiden war es nicht die erste Safari in Kenya, neben einer Pauschalreise hatten sie schon einmal das zweifelhafte Vergnügen mit mir unterwegs zu sein. Damals hatten wir eine Kurzsafari in den Nakuru National Park unternommen. Und schon damals war die Safari abgesehen von guter Tierbeobachtung mehr als spannend verlaufen, als wir auf dem Rückweg von Nakuru nach Nairobi in eine Auseinandersetzung zwischen Masai Gruppen und der Polizei gerieten. Die Masai (auf unserer Seite) mit Speeren sowie Pfeil und Bogen bewaffnet und die Polizei auf der gegenüberliegenden Seite mit Schnellfeuergewehren. In der Mitte ein umgestürzter Baum, der die Straße sperrte. Eine wahrlich unglückliche Situation. Über einen Umweg über die alte Nakuru - Naivasha Straße hatten wir damals die Lage umfahren, um dann bei Ankunft in Nairobi nur knapp einem kleinen Überfall auf unser Fahrzeug zu entgehen! Die beiden wussten also, dass es auf unseren Safaris nicht langweilig wird. Wie spannend es aber werden sollte ahnte noch niemand von uns!
Schnell verließen wir Nairobi und unsere Route führte uns zunächst in Richtung Rift Valley, wo wir eine erste kurze Fotopause am Rande des Afrikanischen Grabens einlegten. Unten im Valley bogen wir dann wenig später in Mai-Mahiu in Richtung Masai Mara ab. Die Straßen und Pisten waren in einem guten Zustand und durch unseren frühen Aufbruch auch recht frei und leer! Wir kamen gut und zügig voran. Im Valley sahen wir nur verhältnismäßig wenig Wild. Statt der erwarteten Gnus, Zebras und Giraffen erspähten wir nur einige Thomson und Grant Gazellen und diese meist in der Ferne! Nach meinen neusten Informationen von verschiedenen anderen Fahrern sollte die neue Sekenani Route aktuell die Strecke mit der am besten zu befahrenen Piste sein und so hatte ich beschlossen sie dieses Mal wieder diese Route zu nehmen. Petra und ich hatten das Sekenani Gate zuletzt 2014 genutzt und waren gespannt.
Bis Narok waren wir sehr zügig vorangekommen. Vielleicht etwas zu zügig, denn kurz vor Narok wurden wir von der Polizei aus dem Verkehr gewunken. Aber anstatt eines erwarteten "Abzockversuches" erhielt ich den vielleicht berechtigten Vorwurf: "You are over speeded!" Die dann Vorgeschlagenen zwei Optionen, waren beide mehr als unbefriedigend. Ich hatte die Wahl zwischen einem sogenannten 5000,- Shilling Chashbill, für den ich sogar eine Quittung bekommen hätte (wusste gar nicht, dass es die gibt in Kenya ;-)) und einem Termin vor Gericht! Überprüfen ließ sich der Vorwurf natürlich nicht! Bisher hatte ich noch jede Situation retten können ohne auch nur einen Shilling "baksheesh" zu bezahlen. Aber hier sah es eng aus. Nach einer ersten kleinen Diskussionsrunde konnte ich zumindest erreichen, dass der Sergeant für das weitere Gespräch seinen Vorgesetzen an das Auto holte. Nach einigem Hin und Her und dem Vorzeigen verschiedener Dokumente reichte ich ihm 3000,- Shilling und dann passierte das unglaubliche. Der Polizist gab mir 1000,- KSH zurück und ließ uns weiterfahren! Einmal ist immer das erste Mal dachte ich und ärgerte mich! Nachdem wir einen kurzen Tankstop in Narok eingelegt hatten fuhren wir weiter, jetzt allerdings immer mit einem Auge auf den Tacho. Zumindest so lange bis wir die asphaltierte Straße verlassen hatten. Die C 12 in Richtung Sekenani Gate war tatsächlich in einem guten Zustand und es wurde weiterhin an ihr gebaut. Schon seit Stunden glühte über uns die Sonne, der Himmel war klar und blau und die Landschaft eher trocken. Der festgefahrene Sand auf der Piste ließ sich gut fahren und brachte uns schnell vorwärts. Als wir Sekenani erreicht hatten staunten Petra und ich nicht schlecht, der kleine Ort war in den letzten vier Jahren wieder ein ganzes Stück größer geworden. Wie immer kauerten junge Masai Moran in traditioneller roter Kleidung und mit ihren Speeren am Straßenrand aber immer mehr westlich gekleidete Hirten trieben ihre Rinder, Ziegen und Schafe durch die karge Landschaft. An das Bild, eines mit einem Handy unter einer Akazie kauernden Masai hatten wir uns schon seit längerem gewöhnt! Auch waren viele der Lehmhütten kleinen Steinhäuschen mit Wellblechdach gewichen. Genau wie viele (viel zu viele) eingezäunte Grundstücke! Ein Indiz dafür, das auch die Masai nicht mehr wie früher mit ihren Herden umher ziehen! Wohin auch und warum auch, unsere Entwicklungshelfer bauen ihnen ja Wasserstellen und Brunnen - da braucht man nicht mehr weiterziehen. Da bleibt man einfach und weidet rundherum das Land ab - und wenn es mit dem Futter knapp wird, zieht man einfach tiefer in das Mara Reservat! - Wer hat bloß die Zivilisation erfunden ging es mir durch den Kopf!
Der Himmel war blau und wir hatten reichlich Zeit, als wir am späten Vormittag in die Masai Mara einfuhren. Der viele Regen im Januar hatte seine Spuren hinterlassen. In vielen Gruben und Vertiefungen stand Wasser, die Landschaft war zumindest im Ngama Hills Gebiet sehr grün und sah üppig aus. Das wenige Wild, einige Zebras, Impalas, Thomys stand verstreut und ruhte oder graste friedlich. Ein Nilwaran in einem der Wasserlöcher sorgte für eine erste interessante Beobachtung!
"Respekt, ohne Karte!" sagte Holger, nachdem wir einige Kilometer durch das Reservat gepirscht waren und erste Wildbeobachtung hatten. Im hohen trockenen, braunen Gras standen Zebras, Giraffen und große Elenantilopen. Während wir etwas Zeit mit einer kleinen Elefantenfamilie verbrachten machte ich mir Gedanken wie wir in diesem braunen hohen Gras die von uns gesuchten Katzen finden sollten. Geschweige denn beobachten wollten. Aber wenig später entdeckte ich schon eine einzelne Löwin und verdrängte die Überlegungen. Stattdessen machten sich inzwischen ganz andere Gedanken in meinem Kopf breit. Im Rückspiegel beobachtete ich die Veränderung des Wetters, nicht nur der aufziehende Regen machte mir Sorgen, sondern ich war besorgt wegen meiner Orientierungspunkte. Hier noch eine Runde um die Löwin, dort einer allzu matschigen Piste ausgewichen, dann noch einmal keine Piste in die eigentlich angestrebte Richtung und schon blickte ich mich suchend nach irgend etwas bekannten in der Landschaft um. Die Sonne war auch nicht mehr zu sehen, der Himmel einfach nur noch dunkel und so vermochte ich nicht einmal mehr die Himmelsrichtungen auszumachen!
![]() ![]() Natürlich waren meine Blicke nicht unbemerkt geblieben und ich denke Holgers anfänglicher Respekt fing an zu schmelzen! Natürlich waren wir nicht hoffnungslos verloren, schlimmsten Falls würden wir einfach eine Stunde in die falsche Richtung fahren und dann auf einen der oben erwähnten Punkte bzw. Pisten treffen. Aber während ich noch überlegte welche Route ich einschlagen wollte, kam von Bärbel: "Talek, liegt schräg links von uns!" Die Nachricht traf mich wie ein Blitz, nicht, dass es kein wertvoller Hinweis war. Aber als ich Bärbel mit dem Handy in der Hand hinter mir sah und realisierte, dass ich nun wohl oder übel via GPS gelotst werden würde, war mein Ego stark angekratzt! Ich redete mir selber ein, dass schließlich fast alle Selbstfahrer hier GPS nutzen und folgte, eher widerwillig, Bärbels Richtungsanweisungen! Des einem Frust, des anderen Freud, dachte ich mir, als ich Holger und Bärbel hinter uns tuscheln hörte. Nachdem wir wieder in der richtigen Richtung unterwegs waren, entdeckte ich auch bekannte Merkmale wieder und dann erreichten wir das Talek Gate, wo wir auf die andere Seite des Talek Rivers wechseln mussten! Direkt am Gate begrüßte uns neben einigen Rangern, Gerdis (Aruba Mara Camp) Handaufgezogene Elenantilope, der ich zuletzt vor einem Jahr in nahen Crocodile Camp begegnet war.
Kaum hatten wir Talek passiert und waren auf dem Weg zurück in das Reservat, fing es an zu regnen. Noch dachten wir uns nichts böses bei diesem ersten Regen. Auch wenn es bis zur eigentlichen Regenzeit noch 4 Wochen Zeit waren, so ist ein ordentlicher Regenguss in der Mara fast immer möglich und grundsätzlich auch willkommen! Einzig das Fahren machte mir in der Mara bei Regen so gar keinen Spaß (bisher jeden Falls nicht)! Der schwarze, schwere Boden setzt in wenigen Minuten das Profil zu und das sogenannte "Black Soil" wird zu einem glitschigen, schmierigen Untergrund, der das Fahrzeug oft unkontrollierbar macht. Immer sollte man die Piste und ihren Zustand im Auge behalten, wenn man Überraschungen vermeiden wollte. Was natürlich gleichzeitig bedeutete weniger Augen für die Wildbeobachtung und Suche zu haben! Nachdem wir den kleinen Ort Talek verlassen hatten stellte ich fest, dass die Piste die direkt am Talek entlang führte gesperrt worden war und so wählte ich bis zum Ol Kiombo Gebiet die Allwetterpiste. Seit meiner letzten Mara Safari waren inwischen mehr als neunzehn Monate vergangen weshalb ich es vorzog das Smelling Crossing zu umfahren und wählte deshalb für die Überwindung des Olare Ork, das Double Crossing! Dort hatten wir trotz ordentlichem Wasserstandes keine Probleme die beiden Furten zu durchfahren! (Unglaublich 19 Monate ohne Masai Mara, kein Wunder, dass wir Entzugserscheinungen hatten) Eigentlich wollte ich gleich bei der Anfahrt zum Camp einen Abstecher entlang des Olare Orok machen und nach der Leopardin Kaboso und ihren beiden neuen Jungen suchen, da ich aber nicht wusste wie der Zustand der Pisten in Richtung Mara River war und es immer noch regnete, zogen wir es vor erst einmal Richtung Camp zu fahren.
Kurz vor dem Mara Eden Camp begegnete uns dann ein ausgewachsener Flusspferdbulle und zeigte uns deutlich, dass er im Gegensatz zu uns wenig erfreut über dieses Treffen war! Mit weit aufgerissenen Maul drohte uns der Bulle unmissverständlich. Es war ihm deutlich anzusehen, das seine Gedanken zwischen Angriff und Flucht hin und her sprangen. Wir nutzten die Gelegenheit für eine paar imposante Aufnahmen, aber ich hütete mich davor ihm zu nahe zu kommen oder den Motor abzustellen. Immer noch galten Flusspferde als die aggressivsten und angriffslustigsten Tiere in Afrika! Dieser Prachtkerl war ein Paradebeispiel für seine Art.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Holger die Bilder dieses Bullen noch im Hinterkopf hatte, als er im Laufe der Safari Hippos neben Hyänen zu seinen Lieblingstieren erkor! ;-) Und Petra fragte mich bei der ersten Durchsicht der Bilder nur: "sah das Flusspferd damals hinter unserem Kanu genau so aus?!" "so ähnlich!" antwortete ich und dachte an unsere Zambesi Kanutour zurück! Ohne weitere GPS Unterstützung erreichten wir schließlich gegen 17:00 Uhr das angesteuerte Mara Eden Safari Camp! Das Mara Eden Safari Camp empfing uns mit neuem Glanz. Jay und Munir die Besitzer des Camps hatten ganze und gute Arbeit geleistet. Zwar hatte mir Jay regelmäßig Bilder von den Veränderungen gesendet, aber erst jetzt vor Ort war zu sehen wie viel Arbeit es im Januar (trotz Regen und Gästen im Camp) gewesen sein muss. Die versteckt liegende Zufahrt war mit großen Steinen und Schotter auf die Regenzeit vorbereitet worden (zum Glück) und am Camp Eingang neben dem Fahrzeug Platz stand nun ein großes Empfangsschild. Der kleine verschlungene Weg durch das im Schatten von verschiedenen Bäumen und großen Sträuchern liegende Camp war mit Schotter und Randsteinen befestigt worden und elektrische Lampen am Wegrand hatten die alten romantischen aber umständlichen Kerosinlampen ersetzt! Neben einem Wellness- und Massagezelt, waren auch noch zwei weitere Gästezelte aufgebaut worden. Das ehemalige Speisezelt war zum Loungezelt umfunktioniert und dahinter ein neues Speisezelt errichtet worden. Alles war sehr schön und geschmackvoll eingerichtet und teilweise neu möbliert! Auch die Safarizelte hatten ein Upgrade erfahren und waren jetzt nicht nur geräumig und zweckmäßig sondern auch gemütlicher geworden! Auch wenn wir die Safaristühle, die durch eine Bank ersetzt wurden, vermissten, fühlten wir uns sofort wohl. Jay und Munir hatten uns, wie schon beim letzten Besuch wieder eine Flasche Wein und ein wenig Knabbersachen im Zelt bereitgestellt und zeigten uns so, wie willkommen wir waren!
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![]() Ein erster Rundgang im Camp und am Ufer des Mara Rivers brachte die unerwartete Erkenntnis, dass wir den Mara River selten mit einem so niedrigen Wasserstand vorgefunden hatten. Und das, nach all dem Regen im Januar! Dennoch war deutlich zu sehen, wie hoch das Wasser zwischendurch im Januar gestanden haben musste (noch ahnten wir ja nicht, wie hoch es bald wieder stehen würde). Mit dem Wasser waren neue Krokodile in diese Schleife des Mara Rivers gekommen. Riesige Nilkrokodile.
Gewohnt schnell wurde es Nacht, wobei durch den bewölkten Nachmittag nicht wirklich zu sehen war, wann die Sonne am Horizont verschwand. Kaum hatten wir unsere Safarikiste ausgeräumt und uns im Zelt eingerichtet gingen wir zum unserem alten, geliebten Ritual über: Gin Tonic für die Dame und einen "Katzen - Whisky" für mich auf den ersten gefundenen Löwen!
Die erste Nacht im Bush ließ mich nur wenig Schlafen. Aber nicht das Brüllen der Löwen und das Heulen der Hyänen rund um das Camp und in der Ferne ließ mich nicht schlafen, diese gewohnten und einfach zu unserem Afrika gehörenden Geräusche lassen mich zwar immer wieder in den Bush horchen, aber sie hindern mich nicht am Schlafen. Nein, ich machte mir Gedanken über die kommenden Tage. Masai Mara bei Regen war mehr als eine Herausforderung und schrie geradezu nach einem Plan B, C, D oder E. Der nächste Tag begann für uns gewohnt früh aber ungewohnt bewölkt und dunkel. In der Nacht hatte es zwar noch etwas geregnet aber ich hatte gehofft, dass es damit ein Ende mit dem Regen hatte. Weit gefehlt, nachdem die Sonne irgendwo hinter der Wolkendecke aufgegangen sein musste, war es kaum heller geworden. Dass es ohne die gewohnten Sonnenstrahlen nicht wirklich warm war und auch so schnell nicht wurde, erhöhte nicht gerade den Wohlfühlfaktor an diesem Morgen. Aber kühle Tage in der Mara bedeuten auch immer aktive Jäger und so beobachteten, wir an diesem Morgen gleich neben dem Camp einige Hyänen, als sie einigen Impala Böcken nachstellten. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die zwar geschickten und ausdauernden Tüpfelhyänen die schnellen und sprunggewaltigen Antilopen tatsächlich erbeuten konnten. Auf der anderen Seite wussten wir wie intelligent und clever die, als Aasfresser verpönten, Hyänen jagten. Zuerst liefen sie mit hängenden Köpfen ohne ein erkennbares Ziel fast im Zick Zack zwischen den Impalas umher und dann fingen sie plötzlich, fast grundlos an zu traben, so als wollten sie für die Jagd schon einmal Geschwindigkeit aufnehmen. Dann versuchten sie den Antilopen immer näher zu kommen. Aber wie erwartet ließen sich die Impalas nicht auf dieses Spiel ein und sorgten immer für genügend Abstand zu den Räubern! Als der bewölkte Himmel endlich erste brauchbare Bilder zuließ begegneten wir einigen großen Elenantilopen und wenig später verbrachten wir einige Zeit mit einigen Dickhäutern und erfreuten uns an einem kleinen Elefantenkalb. Der Minijumbo wich nur wenige Meter von der schützenden Seite seiner Mutter.
In einem größeren Baum erspähten wir einen Schwarm Falken. Die Vögel waren mir am Vortag schon aufgefallen, als ich mehrfach kleinere Gruppen der Vögel gesehen hatte. Petra und ich hatten diese kleinen Falken noch nie so zahlreich in der Mara beobachtet und ich war mir sicher, dass sie auf der Durchreise waren. Unter dem Strich bescherten uns die Turmfalken eine neue Vogelart für unsere Artenliste!
"Ein Erdwolf, wie geil, ein Erdwolf!" Etwas hektisch und total euphorisch fuhr ich näher an die kleine Hyänenart heran. Eher unkoordiniert versuchte ich Fotos von dem eigentlich nachtaktiven Jäger zu bekommen. Holger und Bärbel konnten verständlicher Weise meine Aufregung nicht nachvollziehen und hatten mehr Spaß an meinem Verhalten als an dem Erdwolf! Es war nicht unser erster Erdwolf, schon öfter hatte ich die gestreiften Tiere im Tsavo Ost gesehen. Aber wie gesagt, eben nur gesehen! Tagsüber waren die Begegnungen flüchtig und kurz und Nachts an der Wasserstelle des alten Tarhi Camps hatte sich damals nie die Chance auf ein brauchbares Foto ergeben. Bisher hatten wir nur ein Foto welches ich aus einer unserer alten Videoaufnahmen ziehen konnte.
Auch jetzt bewegte sich die kleine, auf den ersten Blick einer Streifenhyäne ähnelnden, Hyäne eher schnell und selten still stehend durch das Gras. Aber die Umgebung bot uns die Gelegenheit ihr zu folgen und sie tatsächlich längere Zeit zu beobachten und auf unsere Chance für ein brauchbares Foto zu warten! Immer wieder steckte das kleine Raubtier seine spitze Schnauze in den Erdboden, suchte ganz offensichtlich Nahrung. Vermutlich hatten die erneuten Regenfälle für den Schlupf und das Ausfliegen der Termiten gesorgt, die die Hauptnahrungsquelle für Erdwölfe darstellen.
Mein Tag war gerettet und hatte sein absolutes Highlight! Nachdem der Erdwolf zwischen hohen Gräsern verschwunden war, fuhr ich zufrieden weiter. In vertrautem Gebiet folgte ich den Pisten am Mara River. Oft konnten wir die ungewöhnlich aktiven Flusspferde beobachten, immer wieder trafen wir auf an Land weidende Hippos, auch die Familienverbände und Herden im Flussbett waren munter. Die sonst meist in der Sonne dösenden Kolosse standen auf niedrigen Sandbänken oder im flachen Wasser des Mara Rivers.
Als wir die Serena Pumpstation passierten, musste ich allerdings feststellen, das der Mara River zwar wenig Wasser führte, die Pisten dafür aber umso mehr unter Wasser standen. Aus Erfahrung wussten wir, dass das Gebiet eher sumpfiger und matschiger wurde als trockener und waghalsige Fahrmanöver im Schlamm wollte ich am zweiten Tag eigentlich noch vermeiden. Vor allem, wenn sie nicht zwingend notwendig waren. Ich wendete den großen Land Cruiser und wir fuhren langsam zurück in Richtung Mara Eden Camp. Wenig später trafen wir zum ersten Mal an diesem Vormittag auf andere Fahrzeuge. Ihr geballtes Auftreten hatte natürlich einen Grund. Ein Leopard war gesichtet worden. Die gefleckte Katze war im dichten Buschwerk eines Hügels verschwunden und offensichtlich in Richtung Mara River unterwegs. Vermutlich handelte es sich um die Leopardin "Siri", die hier ihr Revier hatte. Siri hielt sich häufig in dem Gebiet der beiden dicht bewachsenen Hügel oberhalb der Serena Pumpstation auf und wie ihr Name Siri (Suaheli= Heimlich) erahnen läst, zeigt sie sich nur selten und gehört zu den eher schwer zu beobachtenden Leoparden. An diesem Morgen hatten wir Glück und erhaschten einen kurzen, eher flüchtigen Blick auf die scheue Raubkatze, als sie von einem Hügel auf den nächsten wechselte!
"Erdwolf und Leopard am Vormittag, damit haben wir uns die Mittagspause mehr als verdient!" erklärte ich und fuhr zurück ins nahe Mara Eden Camp. Da es immer noch recht kühl und feucht war, wurde das leckere Lunch im neuen Dinning Tent serviert. Obwohl es eigentlich nicht unser "Ding" war, die Mahlzeiten nicht unter freiem Himmel einzunehmen, genossen wir das leckere Mittag. Nach dem Lunch staunten wir ein weiteres Mal über den gigantischen Krokodilbullen und freuten uns über einen kleinen Nilwaran vor unserem Zelt.
Neben diesem Krokodil, wirkten die vor ihm im Wasser dümpelnden Flusspferde gar nicht mehr so groß! Nachdem ich nach dem Lunch eine kleine Exkursion am Ufer des Mara unternommen hatte, gönnte ich mir auf der Bank vor dem Zelt eine kurze "Auszeit"! Gleich nach dem kleinen "Mittagsschlaf" traf ich Cyrus den Manager des Mara Eden Safari Camps, der inzwischen aus Talek zurück, im Camp eingetroffen war. Gut gelaunt wie immer begrüßte er mich herzlich und fragte mich zu meiner Meinung über die Neuerungen im Camp und in den Zelten! Dann erklärte er mir, dass es gar nicht so einfach war "unser Zelt Nr. 1" für uns frei zu halten! Gleichzeitig versorgte er mich mit einigen neuen Infos über Wildbeobachtung, in erster Linie natürlich Katzen Beobachtungen!
Ausgestattet mit neuen Input machten wir uns am Nachmittag auf in Richtung Topi Plains. Wie erwartet war das Gras in den Topi Plains und unterhalb des Rhino Ridge kurz und das Gebiet somit viel besser zu überschauen als die andere Seite des Rhino Ridge (Hügelkette). Dennoch stand viel weniger Wild als erwartet in diesem Gebiet. Weder größere Topi noch Zebra Herden waren zu sehen. Großwild war nur vereinzelt in Form vo Wasserböcken, Straußen und wenigen Topis zu beobachten. Aber irgendwo sollten sich in den Topi Plains Teile des hier ansässigen Löwenrudels aufhalten.
Da die Löwinnen und jungen Männchen um einiges aktiver waren als das alte Männchen fuhren wir zurück ins offene Gelände. In der Ferne beobachteten wir erneuten Regenfälle! Obwohl es für Löwenverhältnisse noch früh am Tag war, kam plötzlich Bewegung in die Gruppe. Eine einzelne Löwin hatte irgend etwas unten am Olare Orok (kleiner Bachlauf) wahrgenommen. Anfangs sah es so aus, als wolle sie jagen. Mit weit vorgestrecktem Kopf und angespannten Muskeln ging sie zielstrebig auf das Buschwerk am Olare Orok zu. Ich suchte die Gegend mit dem Fernglas ab, konnte aber weder Beute noch andere Tiere ausmachen. Plötzlich fing die junge Löwin an zu laufen und rannte zum Wasser hinunter. Da sie nicht im geringsten auf Deckung achtete oder sich bemühte unauffällig zu bleiben vermutete ich eher einen Fressfeind als Beute. Vielleicht hatte sie einen der Leoparden oder eine Hyäne ins Visier genommen. Wir sollten es nicht erfahren! Am Ufer angekommen, blickte sie noch einen kurzen Moment in das Strauchwerk und kam dann zum Rudel zurück.
Abgesehen vom Wetter waren Petra und ich mehr als zufrieden mit den ersten Beobachtungen und Aufklärungen. Zwar musste ich mein gesamtes Konzept, die ersten Tage am Mara River entlang zu pirschen aufgrund der Unpassierbarkeit einiger Pisten, über den Haufen werfen, aber dafür sah es so aus als hätten wir ein großes hungriges Löwenrudel in den Topi Plains! Ich mochte das Gebiet zwischen Olare Orok und Rhino Ridge und da dort wie erwartet, das Gras auch um einiges kürzer war als in weiten Teilen der Mara, erhoffte ich mir dort für die nächsten Tage gute Wildbeobachtung von Hyänen, Leoparden und nun auch Löwen. Eigentlich war die ursprüngliche Idee in diesem Gebiet vom Mara Bush Camp (unserem zweiten Camp) aus zu pirschen, aber in der Wildnis braucht man eben immer einen Plan B. |