Nairobi September 2018 Etwas müde und nicht wirklich ausgeschlafen krochen wir gegen fünf Uhr morgens aus dem kuscheligen, warmen Bett in unserem Gästezimmer. Zwei Stunden Schlaf waren nicht wirklich viel gewesen, mussten aber reichen. Schließlich hatten wir ein Ziel. Außerdem hatten wir bei der Anreise im Flugzeug auch etwas schlafen können. Türkisch Airlines bietet aktuell neben sehr attraktiven Preisen, die Verbindung mit den kürzesten Reisezeiten, kommt dafür allerdings um 02:30 Uhr Morgens in Nairobi an!! Nachdem eine warme Dusche unsere Lebensgeister erweckt hatte sortierte Petra die beiden mitgebrachten Safarikisten und ich sortierte die hier seit einigen Jahren lagernde Safariausrüstung. Kramte Safaristühle, Kühltasche, Stative und andere Ausrüstung aus dem Wandschrank und brachte sie runter zu unserem schon bereit stehenden Land Cruiser! Wie geplant verließen wir wenig später und noch vor dem Sonnenaufgang Nairobi und rollten in Richtung Masai Mara. Das Rift Valley war noch Wolkenverhangen und bot wenig gute Aussicht als wir an den steilen Wände vorbei und die Serpentinen hinunter in das Tal fuhren. Die Sonne zeigte sich erst als wir auf der anderen Seite des "Großen Grabenbruchs" wieder hinauf fuhren. Obwohl am blauen Himmel inzwischen nur wenige weiße Wolken die Sonnestrahlung unterbrachen, war es ungewohnt kühl für diese Jahreszeit und wir mussten wegen des starken kalten Windes die Fenster geschlossen halten. Erst als wir nach einem Tankstop Narok verlassen hatten wurde es langsam wärmer. Gespannt auf die "neue" Straße wählten wir die Sekenani Route und fuhren zunächst auf gutem Asphalt in Richtung Mara Reservat. Als wir die tiefen Bodenrisse, die mit Steinen und Schotter gefüllt und überteert worden waren, überquerten, mussten wir unweigerlich an unsere abenteuerliche Rückfahrt aus der Mara im März zurück denken und waren gespannt auf den Zustand der weiteren Straße. Viele Berichte sprachen von einer hervorragenden Piste. Und tatsächlich hatte sich etwas getan, auf neuem und ungewohnt glattem Asphalt rauschten wir durch die Landschaft. Nur der "Roadkill" eines kleinen Zorilla (Afrikanisches Stinktier) hielt uns kurz auf, ansonsten genossen wir es zügig vorwärts zu kommen.
"Ob die Straße tatsächlich bis zum Gate in diesem Zustand ist?" fragte ich Petra. Die Antwort erhielten wir schneller als erwartet, die Sekenani Route war weitaus weniger ausgebaut als wir gehofft und erwartet hatten. Aber zum Glück war der meiste Teil der noch auszubauen Piste gut geschoben. Die letzten 20 Kilometer bis zum Sekenani Gate reichten allerdings aus um einige Schrauben im Fahrzeug los zu rütteln und uns an vergangene Zeiten zu erinnern, wo wir hunderte von Kilometern auf schlechten, holprigen Waschbrettpisten verbracht hatten.
Zum ersten Mal in all den Jahren bezahlte ich unsere Parkgebühren am Gate mit Kreditkarte und vermisste irgendwie die alten Zeiten, in denen man sich umständlich in ein Anwesenheitsbuch eintragen durfte anstatt in einem Computersystem gespeichert zu werden! So vieles hatte sich in den letzten Jahren so schnell in Kenya geändert. Auch wenn die alten Masai Frauen am Gate immer noch selbst gefertigte Schmuckstücke, Armbänder und Halsketten verkauften, ihre Söhne, einst stolze Morani (Krieger), standen nun anstatt auf ihren Speer gestützt, auf ihrem Smartphone tippend unter den Schattenspenden Akazien. Kaum saß ich nach dem Bezahlen im Land Cruiser und wollte in das Reservat einfahren, war aber doch alles wieder wie früher! "Klick, klick!" machte es! Petra sah mich mit großen Augen an. "Hakuna matata!" sagte ich und hoffte das "matata" (Problem) tatsächlich zu kennen. Ich öffnete die Motorhaube und sah nach den Batterieanschlusskabeln. Wie ich vermutet hatte, hatten sich die Anschlüsse auf der Rüttelpiste gelöst und mussten nur wieder fest angezogen werden! Der Schaden war also schnell behoben und wir fuhren entspannt in das Reservat ein.
Unsere Erwatungen und Hoffnungen waren groß! Bisher hatten sich die großen Herden der Gnus noch nicht wirklich bis in die Masai Mara hinein bewegt, wir hatten also die berechtigte Hoffnung, dass wir die Ankunft der Migration in Form von großen Flussüberquerungen (Crossings) beobachten könnten. Unser ausgesuchtes Camp, direkt am Mara River wäre perfekt für diese Entwicklung. Neben den Informationen über die sich nur langsam bewegende Migration hatten wir natürlich von unseren Freunden und Bekannten aus der Mara wieder Infos über verschiedene Katzen. Z.B. hatte die Leopardin Bahati sich nur wenige Wochen vor unserer Abreise mit einem Neugeborenen gezeigt, die Leopardin Kaboso zog immer noch mit ihren beiden nun fast Einjährigen Jungen umher und die fünf Geparden Männchen die sich zu einem legendären Bund zusammen geschlossen hatten wurden auch regelmäßig gesichtet! Außerdem interessierte uns natürlich brennend, was aus den beiden Löwenrudeln geworden war, die wir zuletzt im Februar/März beobachtet hatten. Wir hatten also einige Ziele. Das bisherige ausbleiben der Migration zeigte sich deutlich durch hohes, braunes Gras soweit das Auge blicken konnte. Ein Bewuchs der für diese Jahreszeit ungewöhnlich war. Die sonst während dieser Zeit von dunklen, blökenden Gnus übersäte Savanne wirkte auf den ersten Blick wie leer gefegt! Aber natürlich nur auf den ersten Blick, zu sehen und zu beobachten gab es immer etwas in der Masai Mara. Vereinzelt standen Thomson Gazellen und Kongonis sowie Topis in der Grasebene und nach wenigen Kilometern im Reservat führten uns, herab segelnde Geier, zu einem Kaffernbüffel Kadaver. Von den großen Fleischfressern war nichts mehr zusehen und so rangelten die Geier und Marabus ungestört um die letzten Fleischbrocken.
Wenig später entdeckten wir eine kleine Sumpfschildkröte im Gelände und freuten uns über den munteren kleinen Kerl, der vermutlich nach einem neuen Schlammbad suchte. Vereinzelt trafen wir auch auf Gnus, warscheinlich Tiere, die das ganze Jahr in der Masai Mara verbrachten und nicht mit nach Tansania in die Serengeti abwanderten? "Jetzt weiß ich warum Gnus nicht unbedingt zu den intelligentesten Tieren gehören!" lachte ich und Petra sah mich verwundert an. "die sind alle hohl im Kopf!" Neben uns stand ein Gnu, welches vermutlich bei einem Zweikampf mit einem Artgenossen ein Horn verloren hatte und man konnte zentimetertief in ein Loch im Gnuschädel blicken!
Amüsiert fuhren wir weiter in Richtung Talek Gate. Im Gebiet vor dem Fig Tree Camp und dem Talek Gate stießen wir dann doch auf größere Herden Gnus und Zebras, verweilten aber nur kurz, da wir zunächst einmal das Mara Eden Camp anfahren wollten. Als wir das Talek Gate passierten trafen wir neben einigen Rangern auch wieder die von Hand aufgezogene, aber keines Falls zahme Elendantilopendame. Anschließend ging es via Ol Kiombo und Double Crossing in Richtung Mara River. Das Bild welches sich uns bot, war das gleiche wie auf der anderen Seite des Talek, die Savanne war geprägt von hohem, trockenen Gras und dichten grünen Büschen sowie vereinzelten Akazien. Kurz vor dem Camp entdeckten wir dann unsere ersten sieben Löwen auf dieser Safari und freuten uns einen Teil des Rekero Rudels so nahe am Mara Eden Safari Camp anzutreffen. Das war aber zunächst auch die einzige erfreuliche Entdeckung in der Nähe des Camps, den nach einer ersten Erkundungstour nach dem Zeltbeziehen, mussten wir feststellen, dass auch auf der gegenüber liegenden Seite im Triangel keine Gnus zu sehen waren und die Pisten auf unserer Seite, entlang des Mara Rivers sehr aufgeweicht und matschig waren. Was immer wieder zu fast unpassierbaren Passagen führte und unsere eigentliche Pläne, ausgiebig entlang des Mara zu pirschen in Frage stellte. Aber was ist eine Safari ohne Plan B und C?
Die erste Erkundungspirschfahrt in der Umgebung fiel also ernüchternd aus. Zwar hielten sich die Löwen in unmittelbarer Nähe zum Camp auf aber ansonsten war zunächst wenig Wild in der Gegend und viele markante Punkte am Ufer waren nur sehr schwer zugänglich. Aber natürlich waren wir uns sicher, dass die Mara in den nächsten 2 Wochen schon ihre Überraschungen für uns bereit halten würde. Da Munir (der Besitzer des Mara Eden Safari Camps) gerade dabei war seine in Amerika bestandene und erworbene Pilotenlizenz als Ballonführer, in Nairobi bestätigen zu lassen, hatte Cyrus der Manager uns wieder in Empfang genommen und uns wieder "unser" Zelt Nr. 1 im Camp frei gehalten. So ließen wir wieder einmal den Tag vor unserem Zelt sitzend, entspannt und mit Blick auf den Mara River ausklingen. Wobei entspannt war eigentlich nur ich. Petra war in Gedanken fiel mehr bei unserer hochschwangeren Tochter, als in der Masai Mara. "Das ist so ein scheiß Gefühl, jetzt hier und nicht bei ihr zu sein!" erklärte sie immer wieder. "Ja ist es, aber auch den zweiten Zwerg genau während der besten Safarizeit in die Welt setzen zu wollen, ist einfach wiederholter, vorsätzlicher, unkontrollierter Geschlechtsverkehr!" antwortete ich lachend! Als wir von der Schwangerschaft erfahren hatten, waren Flüge und Safari schon lange organisiert und Camps und Flüge gebucht! Natürlich hatte auch ich ein flaues Gefühl im Magen obwohl die werdende Oma natürlich fiel mehr leiden musste als ich! Schon bei unserer ersten Enkeltochter, Soraya, hatte es man gerade so gepasst, dass wir die winzige junge Dame damals noch einen Tag vor unserem Flug nach Kenya in den Armen halten durften! Dieses Mal war das Timing nicht so gut, dafür aber die Verbindungsmöglichkeiten zur Außenwelt noch besser als vor vier Jahren!
Gewohnt früh schlürften wir am nächsten Morgen um kurz nach 05:00 Uhr unseren ersten Tee des Tages vor unserem Zelt. Vom Tag war noch nichts zu erkennen, der Himmel war dunkel. Petra checkte mein Handy und legte es enttäuscht zur Seite. "Nichts!" sagte sie nur und drehte sich orientierungslos im Kreis. "Alles ok?" fragte ich. "Ne, nix ist ok!" Na, dass können ja lustige Pirschfahrten werden dachte ich und packte unsere Fotosachen zusammen. Wir hatten uns von Cyrus einen Korb für den ganzen Tag packen lassen und hatten geplant erst am Abend wieder am Camp zu sein. Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen sich am Horizont zeigten waren wir im Bush unterwegs! Unser Ziel war Bila Shaka in der Nähe des Governors Camp, wo wir hofften wenigsten einen Teil der sechs dort herrschenden Löwen und ihres Rudels anzutreffen. Außerdem wollten wir herausbekommen, wie viel Wild sich in den Topi Plans aufhielt, den dort sorgten eigentlich fast immer Raubkatzen und Hyänen für Action in der Tierwelt. Unser Weg vom Mara Eden Camp führte uns zunächst auf weichen nassen Pisten entlang des Mara Rivers auf die Westspitze des Rhino Ridge (einer gut sichtbaren Hügelkette) zu. Der Morgen war kalt und die ersten Sonnestrahlen taten sich schwer die dünne Wolkendecke zu durchbrechen. Mein Kopf wanderte wie immer langsam von links nach rechts und meine Augen scannten die Umgebung ab, immer wieder sah ich aus dem Fenster und auf den Boden neben dem Land Cruiser, aber von den Katzen des Vortages gab es keine frischen Spuren oder Anzeichen. Langsam fuhren wir weiter in Richtung Bila Shaka, ein Flusspferd kreuzte gerade unseren Weg, als plötzlich das Handy vibrierte! "Dein Telefon, dein Telefon summt!" Petra rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Ich zog mein altes Handy aus der Tasche und beruhigte sie: "Ne SMS, alles gut!" antwortete ich, während ich mit etwas zittriger Stimme und kleinen Freudentränen in den Augen, Petra die SMS vor laß! Wir waren stolze Nana und Babu (Oma und Opa) eines gesunden kleinen Jungen geworden. "Und wir haben nicht mal was zu Anstoßen im Auto" stellte ich enttäuscht fest, während Petra bereits nach Deutschland und mit der stolzen frischgebackenen Mutter telefonierte!
Glücklich fuhren wir weiter, und irgendwie war es in diesen Momenten ganz unerheblich, dass kaum Wild im hohen trockenen Gras stand. Aber je weiter wir rollten um so mehr fanden wir zurück in den Bush. Ich war zufrieden und froh, dass uns diese Nachricht so früh erreicht hatte und auch Petra sich nun langsam auf die Wildnis konzentrieren konnte. "Das wird nicht einfach in dieser Saison!" stellte ich fest, während wir eine größere Herde Kaffernbüffel beobachteten. Von den riesigen Tieren waren meist nur die dunklen Rücken zu sehen und Kälber konnte man nur erkennen, wenn sie in unmittelbarer Nähe waren oder auf der Piste standen!
Kurz vor Bila Shaka begegnete uns in der hier sonst wie ausgestorbenen wirkenden Wildnis ein anderer Geländewagen. "Any sign from the six boys?" fragte ich. Der Fahrer schüttelte den Kopf, "No nothing; we have been up and down, maybe they are in the swamp somewhere?" Schade dachte ich und fuhr trotzdem langsam auf der Piste entlang des kleinen Wassergrabens, der sich hier entlang zog und den Löwen dieses Gebietes schon seit Jahrzehnten als Versteck und Ruhezone diente. "Bingo! Da vorne!" im hohen dichten Bushwerk hatte sich etwas bewegt. "Was hast du gesehen?" fragte Petra, nun wieder ganz bei der Sache und suchend aus dem Auto blickend. "Ich glaube einen Löwenschwanz!" noch ehe wir die Stelle erreicht hatten, hatten wir die Gewissheit. Ein Löwenmännchen lag im hohen Gras und vertrieb mit dem Schwanz wedelnd lästige Fliegen. Als wir näher kamen sahen wir, dass zwei der sechs hier herrschenden Löwenmännchen im Gebüsch lagen, wobei vom zweiten Tier so gut wie nichts zu sehen war. Verschlafen und mit zugekniffenen Augen setzte sich der Pasch kurz auf, aber es dauerte nicht lange und die Großkatze lag wieder genauso flach und verschlafen im Buschwerk wie wir sie entdeckt hatten und so fuhren wir weiter um nach den anderen Männchen zu suchen. Das Gras war hoch und die grünen Büsche am Ufer des Grabes waren mit dichten Laub bewachsen, die Suche war nicht einfach.
Doch nach und nach fanden wir insgesamt vier der sechs Männchen. Alle wirkten satt und verschlafen und lagen gut versteckt im Bushwerk. Wir machten noch einige Fotos vom vermeintlichen Anführer der Gruppe, der durch sein verletztes und aktuell fast geschlossenes rechtes Auge auffiel. Im Februar/März hatten wir drei Löwen dieser Koalition bereits hier angetroffen und beobachtet und hätten uns natürlich gefreut dieses mal alle sechs auf einen Streich anzutreffen. Aber so wie sie sich im Moment versteckt hielten waren uns keine Fotos für eine spätere Identifizierung und Wiedererkennung möglich. Und auch das Weibchen mit seinen Jungen, welches wir versteckt im dichten Grün entdeckten, ließ sich nicht wirklich sehen. Da wir nicht damit rechneten, dass die Katzen in naher Zukunft ihre Position oder ihre Verstecke verändern würden, fuhren wir nach einer Weile weiter in Richtung Topi Plains.
![]() ![]() Unterwegs beobachteten wir große Gruppen von Topis und vor allem Steppenzebras. Das lange, trockene Gras würde noch für Monate reichen um die gestreiften Tiere zu versorgen ohne das sie weiterziehen mussten und dennoch waren die Huftiere ständig in Bewegung. Wenn die Zebras eine sandige, staubige Fläche erreichten, versuchten sich meist nacheinander alle Tiere der Herde, darin zu wälzen und sich ordentlich einzustauben. Als wir die Zebars verließen und wenig später die Topi Plains erreichten, wirkten diese allerdings eher wie verlassen oder vielleicht waren wir auch einfach nur zu spät an diesem Vormittag?
Kurz darauf hatten wir unsere Antwort. Während ich die Umgebung mit dem Fernglas nach Wild absuchte, hörten wir auf einmal das Heulen einiger Hyänen und dann entdeckte ich Geier in der Luft. Wir behielten die Geier im Auge und liesen uns von den gefiederten Aasfressern den Weg zeigen. Zunächst fuhren wir in Richtung der Hyänenlaute und dann sahen wir zu, wie ein Geier nach dem Anderen zum Landeanflug übergingen. Kurze Zeit später entdeckten wir auch schon aus der Entfernung mehrere Getüpfelte Räuber an einem Kill. Der Hyänen Clan hatte vermutlich am frühen Morgen ein Zebra gerissen und nun stritten sich mehrere Hyänen über die letzten verbliebenen Knochen und den Kopf der Beute. Immer wieder wurden schwächere Clanmitglieder vertrieben oder in ihre Schranken gewiesen. Es wurde gekichert, geknurrt, gebissen und geflüchtet. Jeder versuchte noch etwas fressbares zu ergattern und möglichst mit dem Erhaschten zu entkommen. Wieder einmal zeigte sich deutlich die Hierarchie in einem Clan, bei der besonders die Männchen das Nachsehen haben und die unmittelbaren Nachkommen der Clanchefin mit an der Spitze stehen, egal wie alt sie sind! Am Ende beanspruchte ein ranghohes Weibchen den Schädel des Zebras für sich, während andere, rangniedere Tiere mit Knochen oder Fellteilen davon eilten! Für die wartenden Geier und Marabus blieb nur wenig übrig.
Nachdem die Hyänen alle auseinander gelaufen waren fuhren wir weiter und streiften entlang des Olare Orok (in der Regel nur ein kleiner Bachlauf, der aber auch zu einem reißenden Fluss anschwellen kann. Sie Bericht März 2018) um nach Leoparden Ausschau zu halten. Aber weder am Ufer noch in den Bäumen konnten wir an diesem Vormittag eine der gefleckten Großkatzen entdecken. Da in diesem Gebiet (Kaboso Crossing) das Gras deutlich kürzer und grüner war als in anderen Teilen der Mara, nutzten wir die Gelegenheit zwischen friedlich grasenden Zebars, Topis, Warzenschweinen, Nilgänsen und neugierig beäugt von Giraffen, unser Lunch einzunehmen.
![]() Anschließend fuhren wir zurück in die Topi Plains. Kaum hatten wir die Plains erreicht, entdeckten wir ein Löwenmännchen, welches einen Kill bewachte. Ganz in der Nähe hielten sich noch ein weiteres Männchen und ein Löwen Weibchen auf und ich war mir nicht ganz sicher, ob der Löwe die Beute vor den Hyänen sicherte oder vor seiner eigenen Verwandtschaft. Auch waren wir uns nicht sicher ob er tatsächlich der Jäger der Beute war oder ob er sie den Hyänen abgejagt hatte! Eine kleine Wunde an seiner rechten Schulter deutete zumindest auf einen Kampf oder eine Auseinandersetzung hin. Nun jedenfalls lag er mehr als aufmerksam neben dem Kadaver und ließ niemanden in seine Nähe! Und obwohl die Hyänen am Morgen schon ihr Zebra hatten, schlichen einige Clanmitglieder bereits um den Löwen mit der Beute. Wie wir in Kenya noch nicht wissen und erst im Nachhinein recherchieren konnten, gehörten die beiden Männchen zum Bila Shaka "Six Pack" und waren gerade dabei nach dem Marsh Pride ein weiteres Rudel zu übernehmen! Was auch erklärte warum wir am Morgen nur vier der Löwen Männer in Bila Shaka gefunden hatten.
Irgendwann fing es leicht an zu regnen und so traten wir die Rückfahrt in Richtung Mara Eden Bush Camp an. Unterwegs überraschte uns mitten im Nirgendwo eine weitere Sumpfschildkröte ehe wir schließlich unser Camp noch vor Sonnenuntergang erreichten. Natürlich waren die Löwen Grund genug für einen ordentlichen Whisky, aber heute hatten wir natürlich noch einen weiteren Grund für ein paar mehr Drinks und stießen das ein oder andere Mal auf unseren kleinen Enkel an.
Der nächste Tag begann mit einer Überraschung, als ich kurz vor fünf Uhr Morgens auf die Toilette im Zelt schlich. Petra schlief noch, weshalb ich das Solarlicht im Zelt nur ganz schwach dosierte. Selber noch etwas schlafen, fiel mir im halbdunkel ein dunkler Lappen zwischen dem Waschtisch und dem Wäschekorb auf. Verwundert näherte ich mich dem Objekt und staunte nicht schlecht, als der Lappen sich als, gar nicht mal so kleiner, Nilwaran entpuppte. Ich ließ den Besucher zunächst sitzen wo er war und deckte behutsam ein Handtuch über das Tier. Dann erledigte ich meine Morgentoilette und zog mich an. Anschließend kniete ich mich neben das flinke Reptil und mit einem kurzen schnellen Griff packte ich, mit der einen Hand in den Nacken direkt hinter dem Kopf und mit der anderen Hand den starken Schwanz der Echse. Ein Griff den ich sowohl bei meinen damals in Deutschland gehaltenen Waranen als auch in freier Wildbahn schon oft angewandt hatte und der mir garantierte, dass mich weder die vielen kleinen, spitzen Zähne des Warans noch sein kräftig schlagender langer Schwanz erwischen konnte. "Was wühlst du da denn rum!" rief Petra, die inzwischen aufgewacht war. "Nix Schatz, ich sammle nur unsere nächtlichen Zeltmitbewohner ein!" erklärte ich und kam mit dem Waran um die Ecke. "Wo war der den?" fragte Petra und kroch aus dem Bett. "Der ist vermutlich gestern am Tage ins Zelt gekrochen und hat die Nacht im Bad verbracht, Denn gehört habe ich heute Nacht außer den Hyänen am anderen Ufer nichts!". Petra öffnete mir das Zelt, aber der erste Versuch das Tier vor dem Zelt frei zu lassen scheiterte. Dem Waran schien es bei uns zu gefallen. Zwar rannte er zunächst vor dem Zelteingang in Richtung Busch, drehte aber so urplötzlich wieder um, dass ich es nicht verhindern konnte das er wieder in das Zelt rannte. Kaum im Zelt angekommen, kletterte er zunächst an der Fenstergaze entlang, um sich dann fallen zu lassen und wieder in das Bad zu flüchten. Hier konnte ich ihn zwar stellen aber nicht noch einmal einfangen. Da Petra inzwischen unter der Dusche stand, versuchte ich ihn aus dem Zelt zu dirigieren, aber die Echse war schnell. Als ich erneut zugreifen wollte, entkam das zappelnde Reptil und floh unter das Bett, ich gab auf. Wobei ich auch keine Lust hatte ebenfalls unter das Bett zu krabbeln. "Wo ist er jetzt?" fragte Petra als sie aus dem Bad kam. "unter dem Bett" antwortete ich "und da kann er auch bleiben, der wird im Laufe des Tages schon das Zelt verlassen, spätestens, wenn hier nachher aufgeräumt wird!" Petra war zwar nicht begeistert von meiner Idee, widersprach aber auch nicht und so ließen wir dem aufgeschreckten Kerl wieder seine Ruhe.
Für heute standen Leoparden auf unserer Wunschliste. Wir wollten versuchen das Versteck von Bahati, der Leopardin mit dem Neugeborenen, zu finden. Ich wusste nur grob in welcher Ecke ich suchen musste, war mir aber sicher dass das Versteck irgendwo in der Nähe des Rekero Crossing sein musste und hoffte unterwegs von anderen Fahrzeugen weitere Hinweise zu bekommen. Wieder hatten wir die Verpflegung für den ganzen Tag mitgenommen und waren so von Zeit unabhängig. Auf dem Weg in Richtung Talek begegnete uns ein Löwenpärchen, welches sich aber schnell in hohes Gras und Dickicht zurück zog. Wir vermuteten, dass die beiden Löwen ebenfalls zum Rekero Rudel gehörten, waren uns aber nicht sicher. Außer wenigen Impalas und Warzenschweinen zeigte sich sonst kaum Wild und so erreichten wir nach kurzer Zeit das Rekero Crossing am Telek River. Erstaunlicher Weise entdeckten wir kein einziges weiteres Fahrzeug in dem Gebiet und stießen stattdessen auf eine von den Rangern gesperrte Piste, die auf einen Streich alle unsere Hoffnungen auf die Leopardenbabys zunichte machte. "Shit!" zischte ich und war enttäuscht, wollte aber auch nicht riskieren illegal in das Gebiet zu Fahren! "Vielleicht waren zu viele Fahrzeuge um sie herum!" tröstete Petra mich. "Vermutlich!" Uns blieb nichts anderes übrig als unsere Suche am Rekero Crossing abzubrechen und in anderen Gebieten nach anderen Leoparden zu suchen. Also entschlossen wir uns nach der Leopardin Kaboso und ihren Jungen im gleichnamigen gebiet zu suchen.
Als wir runter zum Olare Orok fuhren erblickten wir schon von Weitem viele Zebras im offenen Gelände. Wo gestern gähnende Leere herrschte tummelten sich heute Morgen mehr als hundert Zebras, Topis, Thomson Gazellen und einige Impalas. Und als wir uns wenig später einer Akazie näherten trauten wir unseren Augen nicht. Abgeduckt im hohen Gras hockte ein junger Leopard. Die Akazie entwickelte sich zu unserem Schicksalsbaum. Denn Anfang März hatten wir genau hier die Gepardin Malaika zum letzten Mal lebend mit ihren beiden Jungen gesehen, bevor sie einen Tag später oder während der Nacht vermutlich in den Fluten des Olare Orok ertrunken war, zumindest wurde sie bis heute, nie wieder gesehen!
Eine ganze Weile lag der kleine Leopard einfach so da und beobachtete hin und wieder die Zebraherde die in der Nähe graste. Dann hatte er vermutlich plötzlich einen Plan gefasst. Die kleine, gefleckte Katze setzte sich auf, sah zu uns herüber und visierte dann die Zebras an. Plötzlich fing sie an die Herde anzuschleichen. Nur mit dem Fernglas konnten wir sie im Auge behalten, für Beutetiere und auch für uns war die Raubkatze fast unsichtbar. Hin und wieder erspähte ich die Ohren oder sah seine Schwanzspitze im hohen Gras. Ihre Tarnung war perfekt, ihre Vorgehensweise für eine so junge Raubkatze bemerkenswert. Geduckt und immer nur wenige Meter schlich der kleine Leopard immer dichter an die Zebras heran. Plötzlich schien es, als hätte eines der Zebras ihn entdeckt. Die Katze hielt für Minuten in ihren Bewegungen inne und rührte sich nicht. Nicht einmal der sonst nervös zuckende Schwanz bewegte sich. Dann schien die Gefahr des Entdeckt werden gebannt, das Zebra sah wieder in eine andere Richtung!
Wir waren uns nicht ganz sicher, wollte dieser junge Leopard tatsächlich ein ausgewachsenes Zebra angreifen oder wollte die kleine Raubkatze nur unentdeckt mitten in die Herde um dann ein Fohlen oder eine sich evtl. nähernde Impala anzugreifen. Gebannt und gespannt starren wir auf den Leoparden, die Zebras waren schon längst wieder zum Tagesgeschäft übergegangen, junge Hengste bekämpften sich aufsteigend und beißend und andere gestreifte Esel grasten friedlich und nichts ahnend im hohen Gras. Langsam näherte sich aus Richtung Olare Orok eine kleine Gruppe Impalas. Wir waren mindestens so angespannt wie der kleine Leopard.
Doch dann kam plötzlich alles ganz anders, wie aus dem Nichts erschien ein großer alter und ganz offenbar kampferprobter Pavian auf der Bildfläche. Das große Männchen, welches irgendwo im Kampf seinen Schwanz verloren hatte, lief schnurstracks auf die Zebras zu. Der junge Leopard zögerte nicht eine Sekunde, er machte auf den Pfoten kehrt und rannte geduckt und im Kriechgang um seine Leben. Schon oft hatte ich Leoparden vor einer Überzahl von Pavianen flüchten sehen aber noch nie vor einem einzelnen Affen. Aber ganz offenbar hatte diese junge Katze entweder eigene, schlechte Erfahrungen mit den Pavianen gemacht oder ganz einfach seine Lektion von der Mutter ordentlich gelernt! Sowie der Leopard offeneres Gelände erreicht hatte, rannte er ohne sich um zu blicken in das für ihn sichere Uferdickicht und verschwand auch aus unserer Sicht!
Nur 40 Minuten später entdeckten wir zu Füßen des Rhino Ridge, im hohen Gras, eines der beiden Bila Shaka Löwen Männchen vom Vortag. Die große kräftige Raubkatze zog durch die Savanne und hatten ganz offensichtlich ein Ziel. Wir folgten ihm so gut es ging und landeten dann an einer, der im Moment gut gefüllten, Wasserstellen in den Topi Plains. Wo sein Bruder schon auf ihn wartete. Die vollen Bäuche der beiden Löwen verrieten uns, das sie ganz offensichtlich nicht nur das gestern vorgefundene Gnu sondern vermutlich noch weitere Beute gemacht hatten. Das würde zumindest ihren Durst erklären!
Inspiriert von den trinkenden Löwen suchten wir nach einer anderen Wasserstelle, mit anderem Wild und erinnerten uns an das Wasserloch in der Nähe der Leopardensichtung vom Morgen. Als wir die Stelle erreichten bot sich uns ein idyllisches Bild. Rund um das Wasserloch stand jede Menge Wild und abwechselnd kamen Zebras, Topis, Impalas, Grant und Thomson Gazellen, Wasserböcke und Warzenschweine an die natürliche Tränke. Vermutlich lag der junge Leopard irgendwo hinter uns in einem Baum und beobachtete genau wie wir, das Treiben am Wasserloch. Während sich vor uns das Wild an der Tränke abwechselte, genossen wir im Fahrzeug einen warmen Tee und ein spätes Frühstück.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Anschließend setzten wir unsere Pirschfahrt fort und fuhren in die Mara Plains, hier hatten wir im März einige für uns neue Möglichkeiten den Olare Orok zu durchqueren kennen gelernt und wollten nun feststellen, wie der Zustand der Durchfahrten war. Gleichzeitig hofften wir natürlich auf das Löwenrudel, welches dieses Gebiet beansprucht, zu treffen. Interessanter Weise aber vielleicht auch aufgrund der hier manchmal weidenden Viehherden der Masai, war das Gras in den Mara Plains kurz und grün. Sämtliche "Crossing Points" waren trotz eigentlich hohem Wasserstand im Olare Orok gut zu passieren, aber schließlich waren es ja auch diese "Crossings Points" gewesen, die es uns als Einzige erlaubt hatten während des Hochwassers, überhaupt das Gebiet zu durchqueren und das Mara Bush Camp zu erreichen. "Können wir versuchen heute Mittag ein W-Lan Netz zu finden, ich möchte unbedingt mit Jenny sprechen und vor allem sie sehen. Gestern Abend war die Verbindung so schlecht!" bekräftigte Petra ihren Wunsch. "Ja, natürlich, lass uns das Mara Bush Camp anfahren, ich brauche sowie noch ein paar Infos" willigte ich ein und konnte Oma Petras Wunsch nur zu gut verstehen. Schließlich wollte auch ich erste Bilder von unserem Enkelsohn sehen und unsere Tochter sprechen. Und so fuhren wir direkt entlang des Olare Orok in Richtung Mara Bush Camp, als ich plötzlich im hohen grünen Gras am Ufer des kleinen Flüsschens eine Löwin entdeckte. Die ausgewachsene Raubkatze hatte es auf die Zebras am anderen Ufer abgesehen, aber anstatt sich lautlos anzuschleichen, rief die Katze nach dem Rest ihres Rudels. Es dauerte gar nicht lange da erschienen aus dem Dickicht am Ufer immer mehr Löwen, einzelne Weibchen und auch Löwinnen mit älterem Nachwuchs. Wir waren uns ganz sicher das Enkuyanai Rudel wieder gefunden zu haben (inzwischen haben die ausgewerteten Bilder dies auch bestätigt) und zwar unweit der Stelle, an der wir das Rudel im Frühjahr verlassen hatten. Die Jungen waren alle ordentlich gewachsen und alle Tiere machten einen gesunden Eindruck. Schon vor sechs Monaten hatten uns diese Löwen mit Jagdversuchen am hellen Tag beeindruckt, bei dem sie ganz beliebig den kleinen Fluss hin und her durchquerten. Und auch jetzt zögerten die Raubkatzen keinen Moment die Uferseiten zu wechseln. Während sie im März noch durch das Wasser waten mussten, konnten sie nun mehr oder weniger bequem über die Felsen klettern und schleichen. Wasserscheu waren sie aber auf keinen Fall!
Aber die Zebras waren aufmerksam und flüchteten rechtzeitig. Die alten Löwinnen standen am Ufer und blickten den Huftieren hinterher, während die jungen Löwen sich mehr für zwei in das Wasser geplatschte, kleinere Krokodile interessierten. Nach einer Weile zog das ganze Rudel am Ufer entlang. Trotz der kräftigen Staturen der Weibchen, sahen vor allem die Jungen hungrig aus. Wir waren uns sicher, bei nächster Gelegenheit würde das Rudel jagen. Aber jetzt war Mittagszeit und die Sonne stand hoch und brannte vom Himmel herab, sicher würden sie bis zum späten Nachmittag warten und dann wieder die Savanne durchstreifen. Hofften wir zumindest. Außerdem war das Rudel nun auf der anderen Seite des Flusses und wir konnten mit dem Land Cruiser nicht mal eben so über die Felsen im Wasser die Uferseite wechseln. Unschlüssig warteten wir ab was die Löwen machten und als die Mehrheit der Raubkatzen sich am gegenüberliegenden Ufer im Buschwerk in den Schatten legte, entschlossen wir uns, uns erst einmal in das Mara Bush Camp zurückzuziehen.
"Jambo Jorg, how are you and how is the safari? Hi Petra!" Nelson der Manager begrüßte uns freudig und gewohnt fröhlich bei unserer Ankunft im Bush Camp. Sofort wurden uns feuchte Waschlappen und etwas zu trinken angeboten aber wir lehnte höflich ab. "We are not here for check in!" lächelte ich. Was Nelson natürlich wusste, die Staff aber nicht. "We are here for your excellent Wi-Fi and maybe for a cold Tusker" ergänzte ich. "Du weißt wo beides zu finden ist!" antwortete Nelson in sehr gutem deutsch und lud uns gleichzeitig zum Lunch ein. Wir erklärtem ihm warum uns gerade das W-Lan so wichtig war und Petra konnte es gar nicht abwarten die Leitung auszuprobieren und WhatsApp zu starten, um endlich erste Bilder ihres Enkels zu sehen. (Ich denke jede Mutter und vor allem Oma, die hier mitliest ist ganz bei Petra). Ich zog es vor erst einmal ein kühles Tusker zu trinken, die Bilder konnten ja schließlich nicht mehr entkommen! Das Tusker auch nicht, ich weiß! Nach anderthalb Stunden im Mara Bush Camp waren alle glücklich. Wir hatten erste Bilder von unserem Enkel gesehen, mit unserer Tochter gesprochen und erfahren das es Mutter und Kind weiterhin gut geht und beide schon zu Hause waren. Außerdem zum Lunch einen leckeren Salat an einem unserer Lieblingsorte gegessen und ganz nebenbei Informationen über Aufenthaltsorte und Sichtungen verschiedener Raubkatzen von den Sunworld Fahrern bekommen. Also eine, zwar etwas lange, aber rundum gelungene Mittagspause.
Zufrieden fuhren wir wieder hinaus in die Savanne und staunten nicht schlecht, als wir am Doubel crossing ankamen und feststellten, dass der Wasserstand im kleinen Flussbett schon wieder ungewöhnlich hoch war. "Anyway, im März war er höher!" folgte ich den vor mir fahrenden Land Cruisern auf die andere Seite.
Unser Ziel war das Löwenrudel welches wir am Vormittag verlassen hatten. Lange mussten wir nicht nach den Raubkatzen suchen und dennoch kamen wir zu spät. Unsere Einschätzung war genau richtig, nur dass die Katzen mit ihrer Jagd nicht bis zum späten Nachmittag gewartet hatten. So wie es aussah hatten sie vor wenigen Minuten ein ausgewachsenes Gnu gerissen. Als wir das Rudel erreichten lagen acht Katzen um den bereits toten Kadaver und begannen gerade das Gnu zu öffnen. Alles ging sehr ruhig und ohne viel Aggressivität von statten, jede Raubkatze hatte einen guten Platz abbekommen und leckte an dem Kadaver oder steckte vorsichtig den Kopf durch die ersten erarbeiteten Öffnungen, um an Blut oder weiche Eingeweide zu kommen. Erst als der Kadaver vollständig geöffnet war, gab es erstes Knurren und kleinere Prankenhiebe. Wobei die ausgewachsenen Weibchen sehr zurückhaltend waren und die Halbstarken die Rangeleien unter sich ausmachen ließen. Nach und nach erschienen weitere Familienmitglieder und machten sich an der frischen Beute zu schaffen oder legten sich in der Nähe ab.
Nach eineinhalb Sunden zog plötzlich Wind und Regen auf und machte die Beobachtung ungemütlich. Der Himmel sah nicht so aus, als wolle die Sonne sich in Kürze wieder zeigen und so entschlossen wir uns langsam in Richtung Mara River und Mara Eden Camp zurück zu fahren, schließlich waren viele Pisten sowieso schon aufgeweicht. Unterwegs mussten wir auf weitere erwähnenswerte Wildbeobachtung genauso verzichten, wie wenig später auf einen spektakulären Sonnenuntergang. Dafür sorgten, ganz in der Nähe vom Mara Eden Camp, drei junge Schakale die im Regen und in der Abenddämmerung ausgelassen spielten für eine letzte tierische Unterhaltung an diesem ereignisreichen Tag. Als sich der Tag dann endgültig verabschiedet hatte und es schnell dunkel wurde saßen wir schon vor unserem Zelt und ließen den gelungenen Tag mit einem eisgekühlten Gin Tonic und dem ein oder anderen Whisky ausklingen. Natürlich nicht ohne vorher nach dem Nilwaran in unserem Zelt zu suchen. "Do you remove the monitor lizard from our tent!" fragte ich Cyrus. "Oh! You have seen him!" anwortete Cyrus verlegen aber lachend, "Yes of course, I catched him, but he went back into the tent!" "The tent steward was very scared of this animal, he was thinking it is a big snake! It needs the Askari to remove it!" erklärte Cryrus uns lachend. |