Die Suche nach der Leopardin Kaboso beginnt In der der Nacht hatte es lange und ergiebig geregnet und der Regen war stundenlang auf unser Zeltdach geprasselt, ich machte mir ernsthafte Gedanken über den Zustand der Pisten im Reservat. Aber nach sechs sehr intensiven Tagen mit den fünf Geparden Männchen, waren wir ohnehin bereit für ein neues Gebiet und für neue Wildlife Storys. Deshalb nahmen wir uns für den kommenden Tag vor, intensiv nach der Leopardin Kaboso und vor allem nach ihrem ca. drei Monaten altem Nachwuchs zu suchen. Das Revier der Leopardin kannte ich von unseren letzten Safaris in der Mara recht gut und so hatte ich berechtigte Hoffnung, dass unsere Suche erfolgreich sein würde. Außerdem sollte das Gebiet, wenn es denn zu erreichen war, besser zu befahren sein als das durchweichte Hammerkop Area. Anstatt also durch das Talek Gate zu fahren, umrundeten wir den kleinen Ort Talek und fuhren, dem Talek River folgend, in Richtung Ol Kiombo Airstrip. Unterwegs begegneten wir erstmals größeren Herden von Gnus, aber auch Zebras, verschiedene Antilopen und Masai Giraffen waren reichlich in der grünen Landschaft zu beobachten. Neben den Pflanzenfressern erfreuten wir uns an diesem Morgen an einigen übermütigen, herum tollenden jungen Schabrakenschakalen.
![]() Nachdem wir den Ol Kiombo Airstrip passiert hatten, nutzten wir beim Double Crossing (Durchquerung zweier Arme des Olare Orok Rivers) die erste Furt und fuhren langsam in das Leoparden Revier ein. Ich wusste wo die Leopardin ihre letzten beiden Jungen aufgezogen hatte und kannte sogar die Verstecke am Olare Orok, wo sie oft ihre Neugeborenen vor den vielen Tüpfelhyänen des Gebietes versteckte und so rollten wir im Schritttempo am Ufer des kleines Flüsschens entlang. Untersuchten mit dem Fernglas Uferregionen und hohle Bäume. Aber an diesem Morgen sah es so aus, als ob die gefleckte und gut getarnte Raubkatze für uns verborgen blieb. Stattdessen fanden wir jede Menge Hyänen. Der ganze Clan schien sich an diesem Morgen am und um den kleinen Flusslauf versammelt zu haben und war vermutlich auch der Grund, warum sich die Leopardin nicht zeigte. Rund um einen Hyänenbau lagen mehere ausgewachsene Tiere und ließen sich die erste Sonne des Tages auf den meist dicken Bauch scheinen, während Jungtiere verschiedenen Alters neugierig die Umgebung und unser Fahrzeug untersuchten. An anderer Stelle beobachteten wir übermütig und ausgelassen badende Clanmitglieder die im Wasser herum tobten. Sicher haben Hyänen nicht gerade den besten Ruf, aber wer sich die Zeit nimmt diese Raubtiere mit dem äußerst komplexen Sozialsystem länger zu beobachten, wird nicht nur faszinierende Tiere kennen lernen, sondern speziell in den plüschigen oft noch schwarzen Jungtieren auch etwas niedliches oder hübsches sehen. Uns jedenfalls hatten der Clan an diesem Morgen in seinen Bann gezogen. Umso trauriger war der Anblick eines, in eine Schlinge geratenen Hyänen Männchens, bei dem sich der Draht bereits fest um den Hals gelegt hatte. Der arme Kerl musste Schmerzen haben und konnte seinen Kopf kaum noch aufrecht halten. Wir nahmen uns vor später die Leute vom Hyena Resarch Project zu informieren.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Da wir uns nun sicher waren, dass aufgrund der vielen Hyänen die Chance auf eine Sichtung von Kaboso mit ihrem Jungen eher unwahrscheinlich war, streiften wir weiter entlang der Ufer. "Mit etwas Glück stoßen wir hier irgendwo auf das Enkuyanai Rudel!" erklärte ich Holger und suchte mit dem Fernglas die Umgebung ab. Aber zunächst hielt sich das Rudel verborgen und wir konnten keine Löwen finden. Dann entdeckten wir jedoch am gegenüberliegenden Ufer zwei jüngere Männchen. "Da ist eine Durchfahrt!" zeigte Holger in den kleinen Fluss. Langsam fuhren wir in die Furt und genau auf die Raubkatzen zu, die an der Uferböschung lagen. "Und da sind noch mehr Löwen inkl. Kill!" zeigte ich nach links, als wir mitten im kleinen Flussbett standen. "Kommst du da rüber!" fragte Holger und sah die steile, etwas glitschige Piste auf der anderen Seite an. "Denke schon!" sagte ich selbstbewusst und auf den Land Cruiser vertrauend. Langsam fuhr ich wieder an und versuchte im Ersten Gang die Böschung zu nehmen. Aber die Auffahrt war zu steinig und zu schmierig. Die Hinterräder fingen an durch zu drehen. Ich ließ den Wagen zurück in das Flussbett rollen. "Geht nicht?" fragte Holger. "Doch, aber ich muss raus, die Freilaufnarben umstellen!" antwortete ich und öffnete die Tür des Land Cruisers. "Ach ja, und du behältst bitte die Beiden da drüben im Auge!" zeigte ich auf die Löwen, die aus 15 Meter Entfernung unsere Fahrmanöver beobachteten. Um Überraschungen auszuschließen, suchte ich noch einmal das Ufer und die Umgebung mit den Augen ab bevor ich den Wagen verließ. Dann öffnete ich die Fahrertür und ging langsam und dicht am Fahrzeug nach vorne an die Freilaufnarben. Die Narben waren mit einem kurzen Handgriff umgestellt und die Löwen hatten zwar die Köpfe gehoben, aber lagen ansonsten weiterhin satt und entspannt auf der Piste vor uns. Erst als ich nun einen weiteren Versuch startete, die andere Uferseite hinauf zu fahren, zogen sie sich in das nahe Gebüsch zurück. "Sorry Guys!" leiser ging es nicht, flüsterte ich, als wir die beiden Raubkatzen passierten und auf der anderen Seite des Flusses, gegenüber ihrer Brüder anhielten. Unten am Flussufer lagen drei weitere jüngere Löwen Männchen, von denen zwei damit beschäftigt waren ein gerissenes Gnu zu ende zu verspeisen. Viel war von dem Huftier nicht mehr übrig, als wir den Ort des Geschehens erreicht hatten und erste Kappengeier und Schakale warteten auch schon auf ihren Anteil. Wir blieben eine ganze Weile und beobachteten die fünf Löwen und die kleinen Räuber. Während die Katzen die letzten Fleischbrocken mit ihren spitzen Zähnen von den Knochen lösten, versuchten zwei Schakale an, an der Böschung liegende Innereien heran zu kommen und wurden dabei immer mutiger. Irgendwann wurde ihre Waghalsigkeit belohnt und sie schafften es Teile des Magens und andere Stücke zu stehlen. Allerdings mussten sie sich mit dem FRessen beeilen, denn kaum waren sie den Löwen mit ihren Errungenschaften entkommen, warteten Geier und Marabus auf sie und versuchten nun ebenfalls einen Anteil zu erhalten. "Jetzt fehlt eigentlich noch ein live Kill von Löwen!" stellte Holger zwischendurch fest. "Hallo, können wir mal zu frieden sein!" lachte ich, "Aber du hast recht, wäre schon nicht schlecht!" fügte ich hinzu.
![]() ![]() Als wir kurze Zeit später zurück in das Leoparden Gebiet fuhren, stießen wir zunächst auf weitere Mitglieder des Enkuyanai Löwen Rudels. Weit abgesetzt von den fünf Halbstarken, ruhte das Rudel in einer Buschreihe unweit des Double Crossing. "Dann hängen wir uns die nächsten Tage am besten an dieses Rudel, die müssen ihre Jungen und sich selber satt bekommen!" sagte ich zu Holger als wir in den Büschen rund um uns herum neben den beiden großen Rudelführern noch fünf Weibchen und jede Menge junge Löwen entdeckten.
"Aber im Moment scheinen sie mehr als satt oder einfach nur müde zu sein!" stellte ich fest und fuhr weiter um einen weiteren Versuch zu starten die Leopardin zu finden. Noch einmal fuhren wir die Uferzone des Olare Orok ab, zwar hatten sich die Hyänen zurück oder in ein anderes Gebiet verzogen, aber von der Leopardin entdeckten wir nicht einmal die Schwanzspitze. Gerade wollten wir ein weiteres Mal den hohlen Baum untersuchen, von dem viele glaubten, dass die Leopardin dort ihr Junges versteckt hatte, als plötzlich vor uns eine gefleckte Raubkatze erschien. Zu unserer Überraschung beobachteten wir ein Leoparden Männchen das die Böschung herauf kam. Der kräftige Kerl schien entweder auf Revier Patrouille zu sein oder ebenfalls nach der Leopardin zu suchen. Denn wir wussten, dass Kaboso sich zum Schutz ihres Babys in den letzten Wochen mehrfach gepaart hatte. Mit diesen Paarungen und ohne das sie Rollig war, lenkte sie das Männchen erstens von ihrem Nachwuchs ab und zweitens bestand die Hoffnung, dass, sollte der Kater das Baby finden, er es für seinen eigenen Nachwuchs hielt und nicht tötete! Funktioniert vermutlich, weil Leoparden nicht so gut rechnen können, dachte ich mir. Aber an diesem Vormittag suchte der Kater die Leopardin genauso vergeblich wie wir und zog sich letztendlich in einen eher kleinen Baum zurück.
Nach der Leoparden Begegnung verbrachten wir einige Zeit zwischen Zebras und Giraffen. Ein ausgelassen herum springendes Zebrafohlen, war dabei genauso unterhaltsam, wie die Zebra Paarung, die wir beobachten durften. Dann nutzten wir die Zeit für ein spätes Frühstück in der Nähe des Kaboso Crossings. Dann verdunkelte sich der Himmel über uns nach und nach immer mehr. Regen zog am Horizont auf und aus dem anfänglich sonnenklaren, hellblauen wurde erst ein dunkelblauer, dann ein fast schwarzer, regenverhangener Himmel. Urplötzlich kamm heftiger Wind auf und es sah nach einem Sandstrum aus, bis es anfing wie aus Eimern zu schütten. Dicke Tropfen schlugen auf das Wagendach und prasselten auf die Windschutzscheibe. Die Sicht war minutenlang gleich Null. Neben uns beobachteten wir eine große Gruppe Masai Giraffen von fast 20 Exemplaren, die sich immer dichter zusammendrängte. Genau wie wir, warteten sie den Regen ab.
Erst als der Regen etwas nachließ, fuhren wir langsam weiter. Zum Glück waren die Achsnarben noch verriegelt und ich konnte, ohne in den Regen zu müssen, den Allrad zuschalten. Sowie eine der Pisten nicht ganz wagerecht war, fing der Land Cruiser an zu rutschen. Das Fahren auf dem schwarzen, schweren Boden, dem sogenannten Black Soil, war fahren wie auf einer Eisbahn. "Katzenwetter!" bemerkte ich kurz und spielte darauf an, das viele Raubkatzen in der Wildnis den Regen oder am besten noch Gewitter für die Jagd am Tage nutzen. Der Regen und vor allem die Geräusche die er verursachte lenkte die Beutetiere ab und machte sie unvorsichtig und angreifbar. Genau aus diesem Grunde konnte man auch immer wieder Huftiere, wie eben auch die Giraffen, beobachten, wie sie bei Starkregen immer enger zusammen rückten. Das dies nicht nur Theorie war, bestätigte sich wenig später, als wir zu unserer großen Freude und Überraschung Kaboso am Ufer des Olare Orok entdeckten. "Bingo!" rief ich, "Cool!" fügte Holger hinzu. Zwar war die Leopardin offensichtlich ohne ihr Junges unterwegs aber dafür auf der Jagd. Vielleicht würde sie uns ja am Ende zu ihrem Jungen führen, hoffte ich. Zunächst aber schlich sie entlang des Ufers und hielt nach Beute Ausschau oder markierte ihr Revier. Etwa eine halbe Stunde konnten wir sie begleiten, dann verschwand sie wieder im dichten Busch in der Uferregion und aus unserer Sicht.
Wir warteten noch eine Weile und hofften sie an anderer Stelle wieder aufzunehmen, mussten dann aber einsehen, dass sie wohl nicht gesehen werden wollte. Der Kater war ebenfalls verschwunden und nicht mehr im Baum, deshalb fuhren wir zurück zu dem Enkuyanai Rudel. Wir wollten prüfen ob die Löwen ebenfalls im Regen munter geworden waren. Aber die Raubkatzen schienen tatsächlich satt zu sein. Weit verteilt lag das gesamte Rudel zwischen verschiedenen Sträuchern und die meisten Tiere schienen im Tiefschlaf zu sein. Einzig eine der Löwinnen, die weiter abgesetzt mit zwei Jungtieren am Ufer des kleinen Flüsschens lag, beobachtete aufmerksam einen Kaffernbüffel. Auch einige Jungtiere verschiedenen Alters waren munter und nuckelten an den Zitzen ihrer schlafenden Mütter, während ihre beiden Väter verträumt über das Rudel wachten.
Ganz anders hatte der Hyänen Clan das Wetter genutzt, offensichtlich war es den Hyänen gelungen im Regen mindestens ein Gnu zu reißen. Nachdem uns eine blutverschmierte Hyäne entgegen gekommen war, waren wir neugierig geworden und in die Richtung aus der das Tier kamm gefahren. Verstreut im offenen Gelände fanden wir dann mehr als 30 Hyänen jeden Alters . Einige Clan Mitglieder waren noch damit beschäftigt, die Reste eines Gnus zu verspeisen oder stritten sich um Knochen und Fell. An mehreren Plätzen wurde gekichert, geknurrt und gewinselt. Alte und Junge Tiere leckten sich gegenseitig die Genitalien oder zeigten sich die bedrohlichen, großen Reißzähne. Der ganze Clan, abgesehen von den ganz Kleinen, schien anwesend zu sein.
![]() ![]() ![]() ![]() "Na dann können wir auch noch einen Abstecher in die Topi Plains machen und nachsehen, ob das Löwenrudel dort vielleicht aktiv war!" entschied ich und fuhr in das nahe offene Gelände. In den Topi Plains herrschten zur Zeit sechs ausgewachsene Löwen gemeinsam. Das kräftige sogenannte "Six Pack" welches auch über die Löwinnen des Sumpf Gebietes vor dem Governors Camp herrschten, hatten diese Gegend nach dem Ableben von Lippstick, und der Vertreibung von Blackie, zwei alten Löwen Männchen, übernommen. Zuletzt hatten Petra und ich die Männchen und einige der Weibchen im Februar beobachtet. An diesem Nachmittag fanden wir allerdings nur eines der hell mähnigen Löwenmännchen in Begleitung zweier Weibchen. Wir waren gerade rechtzeitig angekommen um mitzuerleben, wie der König der Tiere eher zahrt und vorsichtig versuchte sich mit einem der Weibchen zu paaren aber immer wieder abblitzte. Irgendwie wollte das Männchen nicht wahrhaben, dass die Auserwählte noch nicht Paarungsbereit war. Für mich war es das erste Mal, dass ich beobachtete, wie die Paarungsversuche von einem Männchen ausgingen. Bisher hatte ich immer nur gesehen, dass das Weibchen sich dem Kater geradezu aufreizend anbot. Aber letztendlich kam es an diesem späten Nachmittag ja auch nicht zu einer Paarung. "Vielleicht hat sie Migräne?" stellte Holger in den Raum.
Wir verließen also die Löwen und fuhren zurück in das Leoparden Gebiet, aber wieder waren es die Hyänen, die uns von unserer Suche ablenkten. Am Bau des Hyänen Clans bot sich uns ein komplett anderes Bild, als wir es gegen Mittag mit dem Clan erlebt hatten. Anstatt streitender und knurrender Hyänen, beobachteten wir nun liebevolle Tanten und Geschwister, die übermütig und neugierig sich und die Umgebung erkundeten. Um dann rechtzeitig zurück im Camp zu sein, brachen wir unsere Beobachtungen bei den getüpfelten Jägern ab. Aber, als ob uns der Tag nicht schon genug Erlebnisse und gute Sichtungen gebracht hätte, begegneten wir auf unserer Fahrt zurück in Richtung Talek Gate dann doch noch ein weiteres Mal der Leopardin. Noch immer war sie ohne ihr Junges unterwegs, aber dieses Mal schlich sie nicht am Ufer entlang, sondern sie machte den Eindruck als ob sie ein Ziel hätte. Allerdings lag ihr Ziel dummerweise genau in der entgegen gesetzten Richtung unseres Ziels. "Egal!" entschied ich und sah auf die Uhr. "Bis du sicher, dass du den Weg auch im Dunkel findest?" sah Holger mich besorgt an, "Denke schon, außerdem ist es ja noch nicht dunkel. Aber das ist jetzt einfach eine Chance das Kleine zu finden!" Holger war es gewohnt, dass wir spät in das Camp zurück kamen, allerdings waren seine Bedenken bei den schlechten Pistenzuständen und dem unberechenbaren Wetter natürlich berechtigt. Ganz abgesehen davon, dass wir noch an der Ranger Barriere kurz vor Talek vorbei mussten. Aber wie gesagt zunächst war es mir egal, ich wollte dieses Junge sehen oder zumindest wissen wo es versteckt ist. Ganz im Jagdfieber folgte ich der Leopardin, bis auch ich dann einsehen musste, dass es zu spät für uns wurde.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() "Naja, wir wissen zumindest eine Richtung!" sagte ich und wendete den Land Cruiser um zurück in Richtung Talek und zum Aruba Camp zu fahren. Vorbei an Hyänen und anderem Wild fuhren wir zügig über die nur wenig abgetrocknete Piste, als plötzlich vor uns ein weißer Land Cruiser quer auf der Piste stand. Holger sah mich an! "Ranger, Mist!" sagte ich und wurde langsamer. Während wir auf den weißen Wagen zurollten stiegen mehrere Ranger in Tarnuniform aus dem Fahrzeug. Mir schwante nichts Gutes. Aber dann sah ich den platten Hinterreifen des Land Cruisres. "Are you ok?" fragte ich, als wir bei den Rangern angekommen waren und blickte aus meinem Fenster auf den Reifen des Ranger Fahrzeuges. "No, we have a puncher!" antwortete einer der Ranger. "You don´t have a spare tyre!" fragte ich verwundert nach einem Reservereifen. "We have, but we don´t have a Jack!" sah mich der Ranger an. Ich musste mir das Grinsen verkneifen. "You are out in the bush, without a Jack?" wollte ich wissen und stieg aus. "We have one, but it´s not working!" antwortete nun ein anderer Ranger. "Ok, you can use my one!" öffnete ich die Hecktür an unserem Land Cruiser und einer der Ranger krabbelte in den Wagen um den schweren, großen Wagenheber aus dem Fahrzeug zu holen. "You are very late, it´is not allowed to do game drive during the night!" erklärte mir einer der Ranger der offensichtlich den höchsten Rang hatte. "we are not on game drive, we are on the way back to our camp!" antwortete ich. "thats fare from here!" reagierte der Ranger und versuchte streng zu gucken. "I know, but remamber, I´m the one with the Jack!" grinste ich und brach die Unterhaltung damit ab. Anschießend hebelte ich gemeinsam mit einem der Ranger den Wagen hoch, damit der Reifen gewechselt werden konnte. Inzwischen war es stock dunkel geworden. "Let me call the barrier post in Talek for you, that they know why you are so late and that you help us out!" sagte der vermeintliche Chef der Truppe nachdem wir den Jack wieder in unserem Land Cruiser verstaut hatten. "Asante!" verabschiedeten wir uns per Handschlag und fuhren dann endlich in Richtung Camp. "Was denkst du, wie lange werden wir brauchen?" fragte Holger wenig begeistert, "Wenn ich gleich die richtige Piste finde vielleicht 40 Minuten, ansonsten anderthalb bis zwei Stunden!" antwortete ich während wir die Furt am Double Crossing durchquerten.
![]() Natürlich fand ich nicht gleich die richtige Piste, aber wir waren zumindest in der richtigen Richtung unterwegs, wie mir die Lichter vom Ol Kiombo Airstrip verrieten. Allerdings machte mir der Wolken verhangene Himmel die Orientierung auch alles andere als einfach. Grundsätzlich brauchten wir nur parallel zum Talek River zu fahren, was aber nicht so einfach war, wenn man den River nicht sehen konnte. "Pass auf!" rief Holger plötzlich als ein riesiges Flusspferd vor uns auf der Piste aufgetaucht war. "Ups!" sagte ich nur und umkurvte den Kollos. Irgendwann war ich mir sicher, dass wir auf der Hauptpiste in Richtung Talek waren, wenngleich auch immer mehr Lichter am Horizont auftauchten, die mich irritierten. Dann klingelte das Telefon. "Seit ihr schon im Camp, alles ok bei euch?" fragte Margit am anderen Ende der Leitung. "Ne, nicht wirklich!" antwortete ich, "Wir brauchen ca. noch 30 Minuten, die Lichter von Talek kann ich schon sehen. Fangt ruhig schon an zu essen!" erklärte ich Margit. "Auch schön, wenn man vermisst wird!" grinste Holger. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir dann den Ranger Posten und natürlich wusste niemand warum wir so spät waren und so erklärten wir kurz die Situation und wurden dann durch gelassen. Fünf Minuten später erreichten wir das Aruba Mara Camp. "Ich habe dir doch gesagt, wenn wir bis 22 Uhr nicht im Camp sind, kannst du ein Rettungsteam los senden. Davor ist immer alles OK!" rief ich Gerdi zu, als wir ungeduscht und nach mehr als 15 Stunden Game Drive im Messezelt zum Dinner erschienen. Anschließend war unser spätes Erscheinen der Anlass um weitere Bushabenteuer und Breakdouwn Geschichten aus meiner Safarivergangenheit aufzuarbeiten und zum Besten zu geben. Zumal Margit in diesen Geschichten das ein ums andere Mal eine rettende Rolle gespielt hatte. Außerdem sorgte Holgers und meine Erzählungen über die Wanderameisen Invasion rund um unser Buschzelt, die wir vor ein paar Tagen erlebt hatten, für Gelächter und Gänsehaut bei den beiden jungen Damen. Und im Nachhinein erfuhren wir sogar, dass die kleinen Krabbelviecher für schlechte Träume gesorgt hatten. |