Tano Bora, die Geparden schlagen wieder zu Als wir am nächsten Morgen die Ranger Barriere in Richtung Ol Kiombo durchquerten, war es noch dunkel aber der Ranger grüßte uns vertraut und öffnete ohne weitere Fragen den Schlagbaum. Kurze Zeit später, die Sonne war gerade dabei sich am Horizont zu zeigen, dann die erste Überraschung des Tages. Laut brüllend und mehr als würdevoll schritt ein majestätischer Löwe durch die Morgendämmerung und kreuzte unseren Weg. Ich war mir sicher eines der beiden Männchen vom Fig Tree Rudel neben uns zu haben, konnte aber nicht sicher sagen, ob es sich um Kaka oder Maridadi handelte. Auf jeden Fall war der imposante Kerl mit der prächtigen, schwarzen Mähne auf Revier Patrouille, wie sein Brüllen uns verriet. Natürlich folgten wir ihm und sahen verblüfft zu, wie er sich unterwegs in einem Haufen Büffelkot wälzte und anschließend mit dieser neuen Duftnote weiter durch sein Revier stolzierte. Nachdem die Sonne aufgegangen war, erkannten wir auch, dass er am Kopf leichte Kampfspuren hatte. Seine Patrouille führte uns vorbei an Topis, Gnus, Zebras und Flusspferden von der Mainroad bis hinunter zum Talek River, wo er uns zu einigen seiner Weibchen führte. Während insgesamt fünf Weibchen zu beiden Seiten des Talek Rivers lagen, ruhten zwei weitere zwischen einigen Büschen auf einer Anhöhe unweit des Kiombo Airstrips. Alle sieben hatten offenbar in der Nacht erfolgreich Beute gemacht, wie die Anwesenheit einiger Geier und der verfärbte Boden uns andeutete. Von der Beute selber entdeckten wir aber nicht einen Knochen mehr, so dass wir davon ausgingen, das die Hyänen ihre Arbeit ebenfalls schon erledigt hatten. Aber vielleicht war es auch umgekehrt und die Hyänen hatten Beute gemacht und die Löwen versucht sie ihnen abzujagen? Letztendlich blieb es ein Geheimnis der Mara.
"I have the information that the five Cheetahs has killed a wildebeest yesterday in the evening, do you know about it?" fragte ich Geff und seinen Gast, als wir wieder einmal nebeneinander standen und Informationen austauschten. Der Land Rover der beiden waren neben uns das einzige Fahrzeug welches sich an diesem Morgen auf dieser Seite bei den Löwen am Talek aufhielt. "That's even what we know, but we will go there and let you know" antwortete Geff. Dann trennten sich unsere Wege wieder, denn wir wollte nach der Leopardin und ihrem Jungen suchen und Geff wollte nach den Geparden sehen. Zunächst einmal waren wir dem Ufer des Talek Rivers gefolgt und standen plötzlich vor einem riesigen Flusspferd, welches die kühleren Morgenstunden zum grassen genutzt hatte. Vorsichtig umfuhren wir den Koloss um ihn so wenig wie möglich bei seinem Frühstück zu stören, dann ging es weiter durch das Double Crossing. Im Revier von Kaboso stießen wir anstatt auf die Raubkatze auf einen alten Eland Antilopen Bock und einige Zebramangusten, von den Leoparden gab es wieder keine Spur. Auch wenn wir ahnten wo das Jungtier sein konnte, hatte Kaboso das Versteck gut gewählt und wir tappten weiter im Dunkeln. Um etwas Zeit zum Überlegen zu haben entschossen wir uns zu einem frühen Frühstück.
![]() ![]() ![]() ![]() Nachdenklich beschäftigten wir uns erst einmal mit unserem Frühstück und beobachteten einige Echsen in der Umgebung, als plötzlich mein Handy klingelte: "The boys are here. I think they didn`t kill yesterday evening. They look very hungry, better you come over before you miss the action!" informierte Geff uns. "Where are you?" fragte ich. "Do you know the big acacia tree and the small hill?" fragte Geff "Yes I know!" antwortete ich und beendete das Gespräch. "Leoparden Baby oder Cheetah Kill?" sah ich Holger fragend an und sah in ein ratloses Gesicht. "Weist du genau wo sie sind!" fragte er dann. "Jap, genau da, wo wir sie am ersten Tag gefunden hatten. Sie sollen hungrig sein und für Leoparden ist es eh schon ein bisschen spät!" beeinflusste ich seine Entscheidung! "Na dann Kill!" entschied Holger. Wir nutzten die nahe und steile Talek Durchquerung ganz in unserer Nähe und wollten gerade in die offene Landschaft in Richtung Hammerkop Area abbiegen. Da fiel mir ein großer Kampfadler am Boden auf. "Das ist doch kein Stein, wo der drauf hockt oder?" fragte ich Holger und fuhr langsam aber leider etwas zu weit vorwärts. Der Adler verließ die Beute und stieg dann auf um in einem nahen Baum zu landen. Am Boden zurück ließ er ein frisch geschlagenes Impala Kitz. Wir warteten fünf Minuten, ob er zu seiner Beute zurückkehren würde, als dies aber nicht geschah fuhren wir zügig in Richtung der Geparden weiter.
Wir warteten fünf Minuten, ob er zu seiner Beute zurückkehren würde, als dies aber nicht geschah fuhren wir zügig in Richtung der Geparden weiter. Einem Gebiet welches uns oder vielleicht auch nur mir von den ersten Tagen unserer Geparden Beobachtung vertraut war. Allerdings hatten die heftigen Regenfälle der letzten Tage die Landschaft etwas verändert, alles war sattgrün und es schien als sei das Gras gewachsen? Trotzdem brauchten wir nicht lange nach den Geparden suchen. Alle fünf kamen uns praktisch entgegen und waren gerade auf den Weg zu dem kleinen Erdhügel in der Nähe der auffälligen großen Akazie. Von dort oben hatten sie eine gute Aussicht in die weite Ebene der Umgebung.
![]() Dann zogen sie weiter, ihr schneller Gang und ihre Formation verriet ihre Jagdlust. Aufmerksam inspizierten sie die Landschaft nach vermeintlicher Beute. Als sie über einen Hügel kamen erblickten sie, genau wie wir, eine große gemischte Herde mit Gnus, Zebras und großen Eland Antilopen. Wir und Geff waren den Geparden gut eine halbe Stunde lang durch die Savanne gefolgt. Dann fing es an zu regnen und ich war mir sicher, dass die Jagd nun beginnen würde. Aber die Jäger suchten stattdessen Schutz unter einem Busch und beobachteten die vermeintlichen Beutetiere, die in einiger Entfernung ahnungslos grasten. Kaum hatte es dann aber aufgehört zu regnen, startete nicht die Geparden Jagd, sondern es schlüpften Millionen von Termiten und schwirrten durch die Luft. Die Geparden wälzten sich im Gras um die lästigen Plagegeister los zu werden und auch wir hatten alle Hände voll zu tun um nicht an den kleinen Tieffliegern zu ersticken. Die Luft war voll von den geflügelten Termiten und der Land Cruiser überseht von ihren Leibern und Flügeln.
Obwohl die Geparden sich nicht gerade unauffällig verhalten hatten, hatte die Herde aus Zebras, Gnus und Eland Antilopen, die Raubkatzen nicht bemerkt. Allerdings konnten wir bei keiner der Gruppen Jungtiere bzw. Fohlen oder Kälber ausmachen. Trotzdem fuhren wir runter zu der Herde. Wenn die Geparde wirklich jagen wollten, mussten sie hier runter kommen. Nach ungewissen 40 Minuten, in denen wir immer noch von Termiten belagert wurden, zeigten sich die Geparde. Aber anderes als bei allen bisher von ihnen beobachteten Jagten, liefen sie nicht in einer Linie sondern in einer weit auseinander gezogenen Reihe und es sah so aus als hätten sie einen Plan. Fasziniert von ihrer offensichtlichen Taktik, die man sonst eher Löwen zusagt, schien einer der Geparden die Herde umgehen zu wollen, während ein andere direkt auf die Herde zu ging. Die drei weiteren verharrten auf dem Hügel. Keine der Raubkatzen versuchte auch nur ansatzweise Deckung zu nutzen oder sich zu verstecken. Im Gegenteil. "Entweder haben sie einen verdammt guten Plan oder gar keinen!" sagte ich zu Holger, während ich mit dem Fernglas immer noch dabei war ein mögliches Opfer in der Herde auszumachen. Es sah so aus, als würden die Eland Antilopen den Kater der nun direkt vor ihnen stand, gar nicht ernst nehmen oder nicht als wirkliche Bedrohung zu sehen, zu klein wirkte die Raubkatze neben den gewaltigen Antilopen. Doch der Gepard bedrängte die Antilopen immer weiter und ging auf sie zu. Als die Huftiere die Gefahr erkannten, wurden sie unruhig und fingen an zu rennen. Dann sprintete der Kater plötzlich in die Mitte der verwirrten Herde. Die Zebras flüchteten nach links, einige Gnus nach rechts, die scheuen Eland Antilopen waren unentschlossen und rannten mit langen Sprüngen im Kreis. Jetzt griff auch der zweite Gepard von der rechten Flanke in die Jagd ein. Während der erste Jäger seinen Angriff schon wieder gestoppt hatte und die Beutetiere um sich herum beobachtete, sprintete der Kater von der Flanke her genau auf die Eland Antilopen zu, vorbei an Gnus und Zebras steuerte er genau auf die riesigen Eland. Die größten aller Antilopen flüchteten, sie rannten um ihr Leben und flogen quasi durch die Landschaft. Die Elands durchpflügten mit gewaltigen Sprüngen eine Buschreihe und der Gepard flog in ebenso imposanten Sprüngen hinterher. Gerade wollten wir einsehen, dass wir das ungewisse Ende diese Jagd nun leider nicht mitbekommen würden, da kamen einige Eland Antilopen Weibchen wieder zurück durch das Dickicht gerannt. Nun schalteten sich auch die anderen Geparde in die Jagd mit ein. Ich wusste nicht wo ich zuerst hinsehen sollte und war mir auch nicht mehr sicher ob nicht eine der Katzen versucht hatte ein Gnu oder ein Zebra anzugreifen. Ich konnte nur ungläubig zu sehen wie zwei der geschmeidigen Raubkatzen plötzlich an einer, zwar noch nicht ganz ausgewachsenen aber auch nicht mehr kleinen Eland Antilope hingen. Während einer der Jäger an der Kehle arbeitete, hatte der andere das Hinterteil der großen Antilope fest in seinen Krallen. Die anderen drei Geparde waren immer noch damit beschäftigt Unruhe in die Herde zu bringen oder ein weiteres Beutetier zu schlagen. Kamen dann aber nach und nach zu der erbeuteten Eland. Als die Antilope dann ihren letzten Atemzug getan hatte und erst dann, fingen die erfolgreichen Jäger an die Beute zu öffnen. Sie leckten mit ihren rauhen Zungen das Fell der Antilope weg und öffneten an der Bauch und am After ihre Beute indem sie anfingen den Unterleib auf zu reißen. Immer behielt eine der Katzen die Umgebung im Auge. Ganz sicher wollten die Geparde nicht riskieren diese große Beute zu verlieren. Auch nach mehr als einer Stunde hatten sie ihr Festmahl nicht beendet und es war noch reichlich Fleisch vorhanden, aber alle Fünf schienen satt zu sein.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Das Holger in dem unübersichtlichen Jagdgetümmel es irgendwie geschafft hatte meine zweite Kamera vom Dach zu stoßen und dabei ein Objektiv genau wie das Kalb sein Leben lassen musste war nicht mehr zu ändern und mussten wir sportlich nehmen. Neben der spannenden Wildbeobachtung und dem Missgeschick, lernten wir bei den Geparden Jorge kennen. Ihn hatten wir währen der letzten Tage schon öfter mit seinem alten offenen Land Rover getroffen und beobachtet, dass er versuchte das Wildlife Geschehen mit einer großen Videokamera festzuhalten. Auch mit ihm tauschten wir die Kontakte aus und erfuhren, dass er hier in der Mara lebte und ihm das Cheetah Camp gehörte.
Wir hatten nun hautnah miterleben dürfen zu was diese fünf legendären Geparde im Stande waren und da wir während der Mittagszeit nicht damit rechneten, dass umherziehende Löwen in dieses Geschehen eingreifen würden, fuhren wir weiter. "Lass uns noch einmal nach den Löwen sehen!" schlug ich vor zurück zum Fig Tree Rudel zurück zu kehren und steuerte in Richtung Talek River. Um noch die Chance auf andere Sichtungen zu nutzen folgten wir dem Flusslauf und fuhren am Ufer entlang. Dann fanden wir die beiden Löwen vom Morgen wieder, die auf dieser Seite des Talek gelegen hatten. Fast unverändert lagen die beiden Löwinnen neben einem kleinen Busch. "Wow!" zischte ich durch die Zähne, als wir dem Busch näher kamen. "Was?" fragte Holger! "Babys!" zeigte ich nach vorne. Vor uns im Busch lagen tatsächlich vier wenige Tage alte Löwenbabys. Dichtgedrängt und putzmunter krabbelten die kleinen Fellknäule über, unter- und durcheinander. Ihre Augen waren noch nicht richtig geöffnet und wir vermuteten, dass sie noch blind waren. Leise konnten wir ihr Mauzen hören. Nach einer kurzen Ewigeit rief ich Geff an, den wir mit dem Fahrzeug auf der anderen Seite gesehen hatten: "Are you with the lions on the other side?" fragte ich. "Yes, with the male and the females!" erklärte Geff mir, "we have some newborn lion here! I think you have to cross again!" dann beschrieb ich Geff wo wir waren und freute mich, dass ich mich mit diesen Neuigkeiten, für seine Anrufe, revanchieren konnte.
"Was denkst du wie lange wir von hier bis zu dem Sundowner Platz brauchen?" erinnerte Holger mich an unsere Abendverabredung. "20 maximal 30 Minuten, wenn wir langsam fahren!" antwortete ich und als nach mehr als die Löwin auch nach mehr als einer Stunde keine Anstalten machte sich zu ihren Babys zu legen, fuhren wir weiter. "Rechts, du musst da rechts entlang!" zeigte Holger in die entgegen gesetzte Fahrrichtung. Ich schüttelte den Kopf. "Doch ganz klar, du bist falsch hier. Überlege doch mal!" fuhr er hartnäckig fort und versuchte mir die Umgebung zu erklären. "In Hamburg würde ich dir glauben!" fuhr ich weiter und erreichte nach einigen Biegungen die steile Furt durch den Talek. "Ich hätte meinen Arsch verwettet!" grinste Holger, "und ich bin jetzt froh, dass wir nicht gewettet haben!" lachte ich und schaltete den Allradgang hinzu, ehe ich die sandige, steile Böschung hinunter fuhr. Unten angekommen tauchten wir einmal unerwartet tief mit der Fahrzeugschnauze in das Wasser und gruben uns dann durch das Flussbett. "Sieht immer schlimmer aus als es ist, aber trotzdem sind diese Autos einfach unschlagbar!" lobte ich den Land Cruser, als wir auf der anderen Seite des Talek angekommen waren. Bis zum Sonneuntergang war nicht mehr all zuviel Zeit und so fuhren wir gleich weiter entlang des Talek Flusses und freuten uns, dass der Tag wohl fast so enden würde, wie er begonnen hatte. Neben uns auf der Piste lief Maridadi, der Löwe mit der schwarzen Mähne ebenfalls wieder brüllend zurück in Richtung Fig Tree. Als wir glaubten ihn schon hinter uns gelassen zu haben staunten wie nicht schlecht, als wir sein Brüllen auf einmal fast neben uns am Fluss hörten. Dann erreichten wir den verabredeten Baum und wunderten uns, dass niemand dort war. "Bist du sicher, dass wir richtig sind?" fragte Holger verwundert. "Hallo! Unter dem großen Baum vor dem Julias Camp, außerhalb vom Reservat! Da unten ist Julia´s Camp und hier stehen nur zwei Bäume. Der da oben ist kleiner und hier ein großer!" antwortete ich und wunderte mich aber ebenfalls. "Hakuna matata! Ist schade, aber wir sind ja nicht Mittel- oder Hilflos!" schraubte ich den kleinen Klapptisch im Bullfänger los und holte dann eiskalte Cola und den Whisky aus dem Fahrzeug. "Prost! Bevor es richtig dunkel ist und bevor der Löwe hier ist!" stieß ich mit Holger an und dann lauschten wir wieder dem sich langsam nähernden Löwengebrüll.
Als wir dann, nach einem ereignisreichen Tag, im Dunkeln im Aruba Camp ankamen, trafen wir die Lady Runde bei den Resten ihres Sundowners im Messezelt an. "Sorry Jörg, es hat so geregnet auf der anderen Seite, da haben wir den Sundowner nach hier verlegt und ich wusste ja gar nicht, dass ihr auch kommen wolltet!" erklärte mir Margit als sie meinen fragenden Blick sah. "Hakuna matata! Wir hatten trotzdem einen schönen Tag!" antwortete ich und ließ mir einen Gin Tonic mixen. Für Margit, Steffi und Andrea war es der letzte Abend in der Mara und für uns der letzte Abend im Aruba Camp. Wir wollten die letzten drei Nächte der Safari direkt am Talek River verbringen und unsere Pirschfahrten vom Mara Eden Camp aus starten. Vielleicht hatten wir von dort aus ja auch mehr Glück mit der Leopardin. Zunächst aber ließen wir den Abend gemeinsam beim Dinner ausklingen und verabschiedeten uns dann von allen, den selbstverständlich hatten wir auch für den folgenden Morgen einen sehr frühen Start, noch vor Sonnenaufgang, geplant. |