Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Jörg und Petra Reinecke (digital)

Camping Safari September 2019 - Serengeti, Tarangire und Tsavo


Back to the roots - 3 Wochen Campingsafari in der Serengeti, dem Tarangire und dem Tsavo National Park
- September 2019 / Teil I-




Aufbruch in die Serengeti
Nachdem mich das Brummen eines Geländewagen aus dem wohlverdienten Schlaf geweckt hatte, schob ich, noch etwas verschlafen, das weiße Moskitonetz zur Seite und klettere aus dem Bett. Im Zick Zack kämpfte ich mich, vorbei an Blechkisten, Kühlboxen und Fototaschen bis in das Badezimmer. Wenig später öffnete ich frisch geduscht und munter das Fenster unseres Gästezimmers und wurde, wenig später von Petra angeblinzelt.
"Haben wir heute Morgen stress?" murmelte sie mir fragend zu.
"Nö!" antworte ich,
"Nur das Auto übernehmen, Ausrüstung durchsehen und alles einmal ausprobieren! Dann Einkaufen und Umpacken!"

Im Gegensatz zu den letzten aus Nairobi gestarteten Safaris, hatten wir uns für diese Tour endlich einmal wieder dazu durchgerungen, eine Camping Safari zu unternehmen. Ein wenig "back to the roots" also. Wobei unsere geplante Camping Tour nur wenig mit unseren Safarianfängen von vor 30 Jahren zu tun hatte. Während wir damals mit einem Minimum an Ausrüstung auf dem Boden vor unserem Igluzelt gekocht, gelebt und gehaust hatten, waren wir nun im Begriff mit einem sogenannten Luxus Camper in die Wildnis auf zu brechen. Ähnlich wie in Namibia wollten wir einen Toyota Land Cruiser Pick UP mit Dachzelt und jeder Menge Zusatzausstattung nutzen. Geliebäugelt hatten wir mit diesem Fahrzeug schon lange. Immer wieder hatten wir uns das Fahrzeug auf dem Hof von Sunworld Safaris angesehen, wenn wir unsere sonst genutzten Land Cruiser zurück brachten oder von hier in die Masai Mara aufbrachen.

Aber eine Camping Safari ist eben keine reine Wildbeobachtungs- bzw. Fotosafari. Nicht nur, dass der logistische Aufwand um einiges Größer war als sonst. Viel wichtiger war, dass wir uns damit abfinden mussten, dass nicht die Wildbeobachtung, sondern der Weg und das Leben in der Wildnis den Schwerpunkt der Safari bilden würden. Die Entscheidung hatten wir uns nicht leicht gemacht, aber nach den letzten mehr als erfolg- und erlebnisreichen Safaris, waren wir bereit, die besten Wildbeobachtungszeiten des Tages gegen Camp Aufbau, Holzsuchen und Kochen einzutauschen. Als Ziel hatten wir uns vorgenommen jeweils eine Woche im Seronera Gebiet der Serengeti, im Tarangire Park und im Tsavo unser Lager aufzuschlagen. Die Parks waren bewusst gewählt, den neben purem Bushfeeling wollten wir das trockene und staubige Afrika erleben.

Bevor das Abenteuer aber losgehen konnte, wollten und mussten wir uns mit der Ausrüstung und dem Fahrzeug vertraut machen. Nach einem leichten Frühstück bei unseren Gastgebern und einem längerem "smaltalk" mit Gaby und Dave von Sunworld Safaris, kümmerten wir uns um den Land Cruiser.

Wir ließen uns die umfangreiche Ausstattung, wie z.B. Wassertank und Außendusche oder Hydraulik Fahrzeuglift sowie Rundumbeleuchtung zeigen und erklären und bezogen schon einmal das Bett im Dachzelt. Dinge wie z.B. einen kompletten BBQ Grill tauschten wir aus und beschränkten uns auf die in unseren Augen notwendigen, einfachen Dinge.

Während der Pick UP noch einmal einer Grundreinigung unterzogen wurde, unternahmen wir mit einem andern Land Cruiser eine kurze Shopping Tour um erste Lebensmittel und einen Getränkevorrat für die nächsten Wochen einzukaufen. Gleichzeitig liefen die Vorbereitungen der Grenzübertrittspapiere für den Camper auf Hochtouren. Dachten wir zumindest.
"Hi Leonard! Are the border paper ready?" fragte ich als wir wieder zurück waren.
"Normally yes, but they have done a mistake with the dates! When do you like to leave tomorrow?" wollte Leonard wissen. Nicht gut dachte ich, als ich antwortete:
"Latest by seven!"
"Shit!" hörte ich Leonard sagen, während er anfing zu telefonieren. Nach eine Weile war klar, das wir den geplanten Start um mindestens 3 Stunden verschieben mussten und ganz sicher nicht vor 10:00 Uhr vom Hof kommen würden.
"und nun?" fragte Petra mich.
"hakuna shida mkubwa" antwortete ich und erklärte Petra warum es kein großes Problem war. Schießlich hatten wir nirgendwo eine Reservierung oder Buchung, sondern waren mit unseren Entscheidungen und der Wahl der Übernachtungsplätze frei.
"Ich schätze aber, dass wir es nicht mehr bis Manyara bzw. Mto wa Mbu schaffen, sondern irgendwo in oder bei Arusha schlafen müssen." Irgendwie plätscherte der Tag und die Zeit dahin und so verwarfen wir auch die Idee, noch einen kleinen Abstecher in den Nairobi National Park zu unternehmen. Stattdessen nutzten wir noch einmal die Gelegenheit etwas länger in einem richtigen Bett zu schlafen.

Der nächste Morgen begann dann ganz entspannt und wir verstauten in aller Ruhe unser Gepäck und die persönliche Ausrüstung im Pick UP. Stauraum war hinten in der Kabine genug vorhanden und so musste nur alles sinnvoll verstaut und befestigt werden. Kameraausrüstung und andere nützliche Dinge, die auch während der Fahrt benötigt wurden, landeten auf dem Rücksitz. Am Ende hieß es nur noch ein wenig auf die Grenzpapiere warten und dann starteten wir mit den erwarteten 3 Stunden Verspätung in Richtung Namanga.

Der Himmel war Wolken verhangen und die Temperaturen dadurch ideal um größere Strecken zu fahren. Noch immer verwirrten mich die neuen Schnell- und Hochstraßen in und um Nairobi, aber dennoch fanden wir zügig unseren Weg aus der hektischen Stadt und freuten uns nun auf Tansania. Die Straße bis an die Grenze und den Grenzpunkt in Namanga war wie erwartet sehr gut und so kamen wir recht schnell voran.

Nairobi in Richtung Namanga Nairobi in Richtung Namanga

Gegen Mittag erreichten wir bei Sonnenschein Namanga und mussten feststellen, dass von dem uns bekannten Grenzgebäuden keines mehr genutzt wurde und dass auch das damalige, wie Niemandsland wirkende Stück Bushpiste zwischen den beiden Grenzposten, Geschichte war. Neu und modern wirkend präsentierte sich das neue gemeinsame Grenzgebäude fast genau auf der Landesgrenze.

Um dieses Gebäude aber erreichen zu können, musste man eine merkwürdige Straßensperre passieren. Geschickt hatten einige Versicherungsverkäufer das alte Kontrollhäuschen für sich entdeckt und erweckten hier den Anschein einer ersten offiziellen Grenzkontrolle. Ehe ich das Treiben durchschaute, hatte ich mich schon artig in ein Buch eingetragen und einem der Umstehenden die ersten Papiere ausgehändigt.
"This way Sir! Do you have your Tanzania insurance?" fragte der gut gekleidete Afrikaner und lief mit meinen Unterlagen in der Hand vor mir her.
"Du bekommst die Auslandsversicherung an der Grenze ausgehändigt, das ist alles organisiert und bezahlt! Ein Verbindungsmann von uns wird sie dir aushändigen!" hatte Leonard mir in Nairobi mit auf den Weg gegeben, als er mir einen Stapel Papiere und Unterlagen in einem Umschlag in die Hand gedrückt hatte. Inzwischen war ich mir ziemlich sicher, das derjenige, der aktuell mit meinen Paieren vor mir her lief, nicht mein Verbindungsmann war. Trotzdem gestaltete es sich als etwas kompliziert ihm meine Papiere wieder abzujagen.
"This counter Sir, here you have to show your passport and here....!"
"Asante!" konnte ich ihm mit einer schnellen Bewegung kurz vor der Passkontrolle meine Papiere wieder entreißen und sah in ein verdutztes Gesicht!
Nach einem kurzen Telefonat mit dem Sunworld Büro in Arusha fanden wir auch unseren Kontaktmann und erhielten die notwendigen Versicherungsunterlagen für Tansania.

Die Abfertigung am kenjanischen Schalter verlief reibungslos und schnell und nach wenigen Minuten waren wir offiziell ausgereist. Auch der Beamte am tansanischen Schalter händigte uns, nachdem wir die Visagebühren an einem Bankschalter eingezahlt hatten, zügig unsere Pässe wieder aus und somit waren wir offiziell in Tansania eingereist. Einzig der Zollbeamte, der für die Überprüfung der Auslandsversicherung zuständig war, versuchte seine Möglichkeiten auszureizen. Und ich erinnerte mich, das vor einigen Jahren einer seiner Kollegen versucht hatte mir zu erklären, dass man drei Tage "for free" in Tansania bleiben konnte und jeder weitere Tag 20 US$ kosten sollte.

Dieses Mal wollte man nur 20 US$ für die Bearbeitung der Unterlagen. Als ich mir den Grund erklären lassen wollte, nahm der Beamte kurzerhand meine Unterlagen und legte sie unter den großen Stapel anderer Anträge vor sich. Ohne weitere Worte fing er an andere Reisende abzufertigen.
"Und wie geht es jetzt weiter?" wollte Petra berechtigter weise wissen.
"Jetzt werde ich mir erst einmal mein Messer wiederholen und dann schaun wir mal!" sagte ich und ging zu den kenyanischen Polizeibeamten, die mir beim Betreten des Gebäudes mein Taschenmesser abgenommen hatten. Ohne Probleme erhielt ich mein Messer zurück und rief dann erneut im Büro in Arusha an.
"You have nothing to pay, they have just to make a stamp in this paper, thats all. Let me talk to the agent!" erklärte Rashid mir und ich reichte den Hörer weiter. Anschließend versuchte der Zollbeamte noch kurz anstatt der 20 US$ etwas Geld in tanzanischer Währung zu bekommen und als wir uns auch nicht zu dieser Zahlung überreden ließen, bekamen wir mit einiger Zeitverzögerung unsere notwendigen Unterlagen abgestempelt ausgehändigt.
Auch wenn ich versucht hatte alles möglichst ruhig zuerledigen, würde ich lügen, wenn ich beahupten würde, dass ich zwischendurch nicht ein wenig geschwitzt hätte! Aber es ist ja auch heiß in Afrika ;-)
Der Versicherungssticker war schnell an der Frontscheibe befestigt und nach nur knapp 2 Stunden ging es dann weiter in Richtung Arusha.
"Ohne den korrupten Beamten, wäre es ein fast perfekter Grenzübertritt geworden" grinste ich, als wir weiterfuhren.

Interessanter Weise waren die tansanischen Straßen auf der Strecke nach Arusha in einem schlechteren Zustand als die in Kenya. Noch vor wenigen Jahren war es genau umgekehrt.
"50" rief Petra kurz nach der Grenze und ich reduzierte sofort die Geschwindigkeit!
"Please, do your self the favour and drive slowly whenever you see the 50 signboard!" hatte Dave mir mahnend mit auf den Weg gegeben.
"The Tanzania police is using speed guns!" Kaum hatte ich aber die Polizeikontrollestelle passiert, fing ich langsam wieder an zu beschleunigen und wollte gerade auf das Gaspedal steigen und das fast unmittelbar vor mir stehende Aufhebungsschild passieren, als vor mir aus dem Gebüsch, rechts der Straße, zwei Polizisten erschienen. Einer von ihnen forderte mich mit hoch erhobenen Arm zum Stoppen auf, während der andere noch mit dem Ablesen der "Speed gun" beschäftigt war.
"War nicht viel!" beruhigte ich Petra und ärgerte mich trotzdem über mich selber.
"Hello Sir. You are overspeedet!" kam der tansanische Polizist freundlich an unsere Auto heran. Ich lächelte freundlich zurück:
"That's not possible. It was strict 50, I was hart looking on that!" erklärte ich energisch.
Ohne Komentar und ohne mit der Wimper zu zucken hielt der zweite Beamte mir die Speed Gun unter die Nase.
"62!" lass ich laut ab.
"Any question!" fragte er anschließend. Jetzt lachte ich und antwortete:
" What should say, this maschine wil not lie to mee. Many thanks for this lesson and how much is it?" In freundlicher Atmosphäre wechselten ganz offiziell, mit maschineller Quittung, umgerechnet 12,- Euro den Besitzer und dann fuhren wir um eine Erfahrung reicher und etwas langsamer weiter in Richtung Arusha.

"Das Geld haben die sich jetzt ehrlich verdient und es war weniger als der koruppte Zollbeamte haben wollte" erklärte ich Petra.
"Tolle Rechnung! Glaub ja nicht, dass du jetzt entschuldigt bist!" lachte sie. Nach einigen Kilometern hatten wir wieder den gewohnt guten Asphalt in Tansania unter den Reifen und es fiel schwer die fielen Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 50km/h einzuhalten. Die Wolkendecke hatte sich immer weiter geöffnet und so verhüllten nur wenige Wolken die Spitze des mächtigen Mount Meru, der sich vor uns auftürmte. Die Entscheidung, die erste Nacht in Arusha zu verbingen war unterwegs schnell beschlossen. Inkl. Grenzübertritt lagen wir inzwischen fast 5 Stunden hinter dem gedachten Ablauf.



Der Zeitverzögerung verdankten wir es dann auch, dass der von Rashid empfohlene Schlachter nicht mehr geöffnet hatte und keine der anderen, angefahrenen, oft abenteuerlichen Schlachtereien, eingefrorenes, eingeschweißtes Fleisch hatte. Rashid empfahl uns eine Übernachtung im Masai Camp, mitten in Arusha. Einem typischen Backpacker Camp, welches auch regelmäßig von Overland Trucks angefahren und genutzt wird.
Ein Stellplatz war schnell gefunden und mit dem letzten Licht des Tages bauten wir anschließend zum ersten Mal das Dachzelt auf. Zum Kochen hatten wir an diesem Abend keine Lust mehr und so nutzten wir das kleine, zum Camp gehörende Restaurant um ein paar warme Pommes zu essen und ein erstes Serengeti Bier zu trinken! Das Dusch- und Toilettenhaus war übrigens in einem guten, sauberen und gepflegtem Zustand und machte Neugierig auf weitere Plätze im Land. Der erste Abend in Tansania war allerdings trotz des sicheren und sauberen Camps, wenig romantisch, überhaupt nicht abenteuerlich sondern einfach nur zweckmäßig und preiswert.



Masai Camp - Arusha
Masai Camp - Arusha Masai Camp - Arusha

Masai Camp - Arusha Masai Camp - Arusha



Hand in Hand schlenderten wir nach dem Essen durch das Camp und suchten an den Bäumen nach Geckos und anderen nachtaktiven Tieren, ehe wir früh im Dachzelt verschwanden.

Obwohl wir sehr gut geschlafen hatten, waren wir beide mit Anbruch der Morgendämmerung wach und waren uns schnell einig, dass wir zügig aufbrechen wollten. Der zum Fahrzeug gehörende Wasserkocher erwies sich für einen schnellen Tee als sehr nützlich und ein paar Müsli Riegel im Stehen rundeten das kurze Frühstück ab. Das Dachzelt machte beim Zusammenlegen etwas Probleme, aber grundsätzlich hatten wir schnell alles eingepackt und waren bereit für die Wildnis.
Zunächst aber mussten wir noch ein wenig Fleisch für die nächsten Tage einkaufen. Der ausgesuchte Schlachter vom Vortage hatte immer noch nicht geöffnet und so hofften wir nun auf einen Supermarkt mit Fleischtheke. Richtig Lust kreuz und quer durch Arusha zu fahren hatten wir aber auch nicht!
"Irgend etwas wird schon kommen und sonst gibt es eben mal kein Fleisch!" erklärte Petra. Während ich in Gedanken schon zwei Wochen gebratene Bananen mit Bohnen in Tomatensoße vor mir sah, tauchte kurz vor dem Ortsausgang von Arusha plötzlich ein Einkaufszentrum neben uns auf. Genau so einen Laden hatten wir gesucht und schon nicht mehr an seine Existenz in Arusha geglaubt. Nicht ganz preiswert aber gut sortiert führte der Laden alles, was uns noch fehlte und was wir dummerweise noch nicht aus Kenya mitgebracht hatten. Im nachhinein war es nämlich ein Fehler, nicht den gesamten Einkauf bereits in Kenya erledigt zu haben. Ich erstand neben Keksen und anderen Dingen ein gutes Kilo gefrorenes Rindfleisch und war nur etwas enttäuscht keine vernünftigen Bratwürste zu bekommen. Jetzt fehlte uns nur noch frisches Gemüse, aber das wollten wir unterwegs am Straßenrand kaufen.

Der Engel, unser genialer Kühlschrank im Land Cruiser war nur randvoll mit Eiern, Fleisch, Milch und anderen Getränken und wir somit gut gerüstet für die ersten zwei Wochen. Unser Etappenziel Manyara hatten wir schon am Vorabend aus unserer Planung gestrichen und uns nun vorgenommen bis in das Seronera Gebiet in der Serengeti durch zu fahren.

shopping in Arusha shopping in Arusha

Von Anfang an hatten wir nicht die Absicht noch einmal in den Ngorongo Crater hinunter zu fahren, sondern wollten uns mit einem kurzen Blick in den Crater begnügen, um möglichst viel Zeit in der Serengeti zu haben. Schnell, so schnell wie es bei den vielen Fünfzigerzonen eben ging, ließen wir Arusha und den Mount Meru hinter uns und erreichten nach kurzer Fahrtzeit Makuyuni, wo wir nach rechts in Richtung Ngorongoro und Serengeti abbogen. Unterwegs knabberten wir während der Fahrt Schokocroissants aus dem Supermarkt, die zwar sehr gut aussahen aber irgendwie den Namen "Schoko" nicht verdient hatten.

Die Straße in Richtung Ngoronoro Resevat war weiterhin in einem hervorragenden Zustand und erlaubte uns zügig den Lake Manyara zu erreichen. Die Fahrt hinauf in das höher liegende Land und der Blick auf den Lake Manyara war beeindruckend und unvergesslich. Stetig führte die Straße bergauf, immer grüner und fruchtbarer wurde die Landschaft. In Karatu füllten wir noch einmal die Tanks des Land Cruiser auf und ich kaufte das noch benötigte Gemüse an einem Straßenstand ein. Zu Petras Belustigung hatte ich ernsthafte Umrechnungsprobleme mit den Tansania Shillingen, zu sehr war ich an die Kenya Shillinge gewöhnt. Und so habe ich an diesem Tag wohl das teuerste Gemüse erstanden, welches ich jemals in Afrika gekauft habe.

Tanken in Karatu

Straße in Richtung Ngorongoro Krater


Aber nicht nur das Gemüse war an diesem Tag teuer für uns. Auch die zu bezahlenden fast 180,- US$ Transitgebühren für die Durchfahrt in die Serengeti am Ngorongoro Gate hatte ich irgendwie in der Planung vergessen.
"Wehe du schaust nicht richtig hin, wenn wir jetzt Zebras oder Giraffen unterwegs im Reservat sehen!" witzelte ich, als kurz hinter dem Gate die befestigte Straße endete und wir uns langsam dem Kraterrand entgegen bewegten.

Ngorongoro Gate

Piste hoch zum Ngorongoro Krater Piste hoch zum Ngorongoro Krater



Rechts und links neben der ausgefahrenen, aber gut zu befahrenen Piste standen tiefgrüne und von Farnen und Flechten überwachsene Bäume. Der schmale Weg schlängelte sich immer weiter durch den Regenwald. Hin und wieder erlaubte das Laub den Blick auf eine mehr oder weniger große Lichtung. Abgebrochene Äste und Dung zeugten von der Anwesenheit von Elefanten, aber wir bekamen zunächst weder Elefanten noch andere Tiere zu sehen.

Oben am Kraterrand öffnete sich die Landschaft und man konnte hin und wieder einen Blick hinein in den Krater erhaschen. Fast ganz oben angekommen erlaubte eine kleine Aussichtsplattform einen Blick in den gesamten fast 400 km² großen Ngorongoro Crater und man konnte sogar mit bloßen Augen Büffel- oder Elefantenherden im Krater ziehen sehen. Beeindruckend war er schon der Ngorongoro Krater, aber als wir wenig später die Fahrzeugschlange passierten, die sich an der Zufahrt in den Crater aufgestaut hatte, wussten wir, dass wir für uns die richtige Entscheidung getroffen hatten. Wir hatten das Glück den Krater besucht zuhaben, als er grün und voller Tiere war und zu einer Zeit, als man ihn noch den ganzen Tag besuchen durfte und nicht nur für wenige Stunden. Wieder machten wir einen kurzen Stopp am Gedenkstein von Michael und Bernhard Grizmek und fuhren dann weiter in Richtung Serengeti.

Ngorongoro Crater Ngorongoro Crater


Ngorongoro Krater; Michael und Bernhard Grizmek Ngorongoro Krater; Michael und Bernhard Grizmek



Nachdem wir gut ein Viertel des Kraters umfahren hatten führte die Piste wieder hinunter. Zunächst durch Riesenheide und dann durch Hochgrassavannen. Jetzt waren auch hin und wieder Zebras und Giraffen zu beobachten und wir passierten einige Masai Dörfer. Als wir damals diese Strecke früh morgens mit unserem alten Land Rover 109 befahren hatten, war es so nebelig und verregnet, dass wir keine 20 Meter weit gucken konnten. Umso mehr genossen wir es jetzt, die zwar karge aber nicht uninteressante Strecke, durch hügelige Landschaft und vorbei an kleinen Masai Dörfern, mit nur wenigen anderen Fahrzeugen teilen zu müssen. Als wir die Ebene des Ngorongoro Schutzgebietes erreicht hatten, war die Hochgrassavanne der Kurzgranssavanne gewichen.

Ngorongoro Reservat

Ngorongoro Reservat
Ngorongoro Reservat Ngorongoro Reservat

Ngorongoro Reservat
Ngorongoro Reservat Ngorongoro Reservat

Ngorongoro Reservat Ngorongoro Reservat


Wir hatten uns vorgenommen, spätestens am Abend im Seronera Gebiet zu sein, aber dennoch wollten wir weiterhin alles in Ruhe angehen und möglichst langsam durch die Savanne fahren. Schließlich konnte hinter jedem Grashalm am Pistenrand eine interessante Entdeckung lauern. Aber auf den ersten Kilometern in der augenscheinlichen unendlichen, baumlosen Weite des Reservates war kaum Wild zu beobachten. Hin und wieder sahen wir in großer Entfernung ein paar Thomson Gazellen und einige Strauße, ansonsten einfach nur viel karge Landschaft. Irgend wann hatten wir den Abzweig zur Olduwai Schlucht und das neue Monument, mit Hinweis auf die Funde frühester Menschheit, und ein weiteres Tor in die Serengeti passiert, aber an der Landschaft änderete sich vorerst nichts.

Olduvai Schlucht

Serengeti Poste



Nachdem wir am Naabi Hill Gate dann offiziell in die Serengeti eingefahren waren und die Parkgebühren für die nächsten 6 Tage bezahlt hatten, wechselte die Kurzgrassavanne wieder zu höherem, längerem Gras und kleinen flachen Sträuchern. Bäume waren immer noch weit und breit nicht zu sehen. Das dichte, braune Gras und die grünen Sträucher, erschwerten natürlich die Wildbeobachtung. Konnten wir vorher kilometerweit in die Savanne blicken, so konzentrierten wir uns nun auf die nähere Umgebung. Langsam fahren war allerdings inzwischen fast nicht mehr möglich, die viel befahrene Verbindungspiste, war durch die unzähligen tansanischen Geländewagen, die hier täglich und möglichst schnell in das Kerngebiet der Serengeti jagten, zu einer einzigen, nicht enden wollenden Wellblechpiste verkommen. Bei Geschwindigkeiten unter 60 km/h rappelte und ruckelte der Land Cruiser und wir hatten das Gefühl es würde jede einzelne Schraube aus dem Fahrzeug gerüttelt!

Bei Geschwindigkeiten zwischen 60 und 70 km/h bleibt natürlich wenig Gelegenheit für eine gute Wildbeobachtung. Eigentlich musste man zu jeder Sekunde die schlechte Piste und ihren Zustand im Auge behalten, auch wenn es fast nur schnurr gerade aus ging. Mehrere verunglückte Safari Fahrzeuge, die ausgebrannt oder fast völlig zerstört und ohne Scheiben am Pistenrand standen oder lagen, zeugten davon, das sowohl Selbstfahrer als auch vermeintlich professionelle Safariguide und Fahrer mit der holprigen Piste manchmal überfordert waren.




Immer wieder versuchte ich die Geschwindigkeit zu reduzieren und dennoch das Geruckel im Fahrzeug erträglich zu halten.
"Wenn das die ganze Zeit und überall so ist, wird die Serengeti ganz sicher nicht mein Lieblings Park!" bemerkte Petra etwas genervt und auch ich vermisste die sandigen, fast glatten Pisten der Masai Mara. Dann stoppte ich plötzlich.
"Was jetzt?" fragte Petra verdutzt.
"Ich glaube ein Gepard" antwortete ich und griff nach dem Fernglas.
"Jap, ein Gepard!" deutete ich nach rechts in die Landschaft. Noch war die gefleckte und gut getarnte Raubkatze schlecht zu entdecken, nur der Kopf ragte zwischen einigen grünen Sträuchern hervor. Immer wieder sah sich die Jägerin in der Umgebung um, aber wir konnten weit und breit keine Beutetiere ausmachen.
"Die sucht keine Beute, die wartet auf ihren Nachwuchs!" erklärte Petra, als sie das Fernglas wieder absetzte. Und dann konnte auch ich die junge, ca. 6 Monate alte Miniraubkatze mit bloßem Augen erkennen. Hätten wir geahnt, das es die einzigen beiden Geparde waren, die wir in der Serengeti zu sehen bekamen, wären wir vermutlich noch ein wenig länger bei den Katzen geblieben. So aber ließen wir sie nach einer kurzen Weile wieder alleine und setzten unsere Fahrt fort.

Geparden in der Serengeti

Geparden in der Serengeti



Irgendwie hing uns die Zeit doch etwas im Nacken. Wir kannten weder die Strecke, noch den Zustand des Camp Platzes und wollten deshalb unbedingt rechtzeitig und mindestens eine Stunde vor Sonnenuntergang unseren Übernachtungsplatz erreicht haben. Je weiter wir uns dem Seronera Gebiet näherten je öfter standen nun auch Akazien in der Savanne. Das Wild nahm zu, wobei wir uns natürlich im klaren waren, das wir keine großen Herden erwarten durften. Die großen Gnu- und Zebraherden, sowie ein Großteil der Antilopen war ganz sicher mit der Migration in die Masai Mara gezogen.

Elefanten hatten ihre eigenen Marschrouten und ihre eigenen Möglichkeiten Wasser zu finden, ihre Routen hatten nichts mit der Migration zu tun und so waren es auch die Dickhäuter, für die wir hin und wieder stoppten und sie beobachteten. Waren wir auf unserer Anfahrt in das Seronera Gebiet fast ausschließlich durch karge, eintönige Landschaft gefahren, so zeigte sich Seronera selber nun sehr abwechslungsreich. Überall ragten die charakteristischen Kopjes (Steinhügel) aus dem Erdboden, viele Fieberakazien und andere Bäume zierten die Umgebung und Wasser schien es auch noch mehr zu geben, als wir erwartet hatten. Die Anwesenheit ungewohnt vieler Riedböcke und Wasservögel zeugte davon, das es vermutlich ganzjährig Wasser in den kleinen Bächen und Gräben gab.

Elefanten in der Serengeti





Riedbock in der Serengeti

"Du weißt schon, das wir vor Sonnenuntergang einen Schlafplatz finden wollten!" ermahnte Petra mich, während wir einige der erwähnten Riedböcke beobachteten.
"Yes memsahib!" antwortete ich lachend und startete den Motor. Wie geplant erreichten wir dann das Gebiet in dem sich verstreut mehrere sogenannte "Publik campside" befanden und entschieden uns spontan für die Dik Dik Campside.
Auf einer Fläche, so groß wie ein halbes Fußballfeld wurde das Gras kurz gehalten und auf der gut überschaubaren Fläche, zu Füßen eines kleinen Kopje, befanden sich neben einem Toilettenhaus und einer Küchenhaus noch ein mit Drahtgittern gesicherter Speiseraum. Küchenhaus und Speiseraum waren hüfthoch gemauert und hatten genau wie das Toilettenhaus ein Wellblechdach. Im Küchenhaus, gab rundherum Küchentresen und mehrere Waschbecken. Beide, Küchen- sowie Speiseraum waren rundherum mit Drahtgittern gegen das Eindringen von Wild gesichert. Alle Gebäude waren in einem sehr sauberen und gepflegten Zustand, was uns tatsächlich mehr als überraschte. Und es gab genügend Platz um Abseits der Gebäude zu campen.

Grundsätzlich hätten wir keines der angebotenen Gebäude gebraucht. Dank des gut ausgestatteten Land Cruiser wären wir eigentlich komplett autark gewesen und verfügten sowohl über eine eigene Dusche am Fahrzeug als auch über ein extra Zelt, welches wir als Toilettenhaus hätten aufbauen können. Da wir aber alleine auf dem Platz waren und die Duschen und die Toiletten sauber waren, entschlossen wir uns zumindest das Duschhaus zu nutzen.



Dik Dik public campsite - Serengeti, Seronera area



Kochen konnten wir bequem am Fahrzeug und natürlich konnten wir es uns nicht in unseren schlimmsten Träumen vorstellen in dem Drahtverbau eine Mahlzeit einzunehmen. Wir suchten uns also einen möglichst graden Stellplatz, von dem aus wir einen guten Rundumblick in die uns umgebene Savanne hatten. Nicht zu nah am hohen Gras und so, dass wir sowohl Sonnenaufgang als auch Sonnenuntergang am Fahrzeug sitzend miterleben konnten.

Nachdem wir uns für einen Platz entschieden hatten, war das Dachzelt mit wenigen Handgriffen aufgebaut und mit wenigen weiteren Griffen standen Tisch und Stühle neben dem Auto. Während Petra dann anfing das erste einfache Bushdinner in Form von Tomatensalat und Bratwürstchen mit Toast vorzubereiten, machte ich mich im letzten Licht des Tages daran Feuerholz zu sammeln. Begleitet vom heulen einiger Hyänen, die ganz in der Nähe sein mussten und dem Gebrüll einiger Löwen, die in der ferne Brüllten, entzündete ich dann unser erstes Lagerfeuer. Nachdem die Flammen goldgelb in den Abendhimmel züngelten, baute ich den Edelstahlgrill vom Reservereifen ab und röstete erste kleine Würstchen und Toast. Der erste Sundowner dieser Safari war irgendwie untergegangen und ausgefallen und so gab es statt eines Longdrinks ein eiskaltes Tusker aus der Kühlbox!

Immer wieder wanderten unsere Augen durch die Dunkelheit und regelmäßig leuchtete ich die Umgebung mit der Taschenlampe ab. Hier und da leuchteten die Augen einiger Impalas, das Kichern der Hyänen war etwas näher gekommen, dafür entfernte sich das Brüllen der Löwen. Wir hatten Glück und saßen bei zunehmenden, hell leuchtenden Mond vor unserem Land Cruiser und genossen die Ruhe und die Geräusche der Nacht.
"Achtung! Wild im Camp!" meldete ich, als ich kurz hinter den Land Cruiser getreten war. Petra zuckte kurz zusammen und lachte dann entspannt, als ich ihr den Kaphasen im Camp zeigte!
"Blödmann!" lachte sie.

Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area

Dik Dik public campsite - Serengeti, Seronera area

Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area

Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area

Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area

Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area


Serengeti, Hase

Dik Dik public campsite -  Serengeti, Seronera area

Das Gefühl zu zweit Einsam zu sein, alleine unter dem Sternehimmel, mitten in der Wildnis zu sitzen und die wilde ungezügelte Tierwelt Afrikas um sich zu wissen kann man nicht wirklich beschreiben. Dieses Gefühl muss man erlebt haben und ich war froh, dass wir uns entschieden hatten, wieder einmal auf diese Art und Weise die Wildnis zu erleben.

Ich will nicht sagen, dass Petra meine Meinung nicht teilte, aber an dem ersten Abend unserer Safari war ihr die Anspannung noch deutlich anzumerken. Anfangs war das wildeste Tier, welches sich im Mondschein sehen ließ ein afrikansicher Hase, als dann zu späterer Stunde aber auch noch eine junge Hyäne aus dem Dunkel trat und sich mit der Taschenlampe immer nur so weit vertreiben ließ, wie der Lichtstrahl reichte. War Petra froh, als ich das Feuer ablöschte und wir uns in unser Zelt zurück zogen.

Während ich wie immer schnell eingeschlafen war, lauschte Petra noch lange den Hyänen und Löwen, ehe sie einschlafen konnte.

Am nächsten Morgen waren wir noch vor Sonnenaufgang wach, warteten aber mit dem Aufstehen, bis sich die Sonne am Horizont zeigte. Vorsichtig leuchtete ich trotz erstem Sonnenlicht rund um und unter das Fahrzeug, ehe wir anfingen Tisch und Stühle wieder aus dem Land Cruiser zu holen und das Frühstück vorzubereiten. Die warme Dusche, in dem wie schon erwähnt sehr sauberen Camp Duschhaus, half den kalten Morgen zu ertragen und ein erster warmer Tee tat sein übriges dazu. Während wir den Tee schlürften und einige Kekse knabberten, beobachteten wir einige Zebras und Kongonis, die in einiger Entfernung von uns friedlich grasten. Rund um den Land Cruiser versammelten sich immer mehr Vögel, die auf Brotkrummen und Reste von unserem Frühstück hofften und von denen die Starweber am aufdringlichsten waren.

Dik Dik Campsite, Seronera - Serengeti

Schnäper, Fly catcher Starweber, Dinemellia dinemellia




Petra hatte einige Sandwich für den Tag vorbereitet, während ich das Zelt auf dem Dach wieder zusammen geräumt hatte und dann brachen wir auf zu unserer ersten echten Pirschfahrt in der Serengeti. Wir hatten ein ganz klares Ziel, wir suchten nach Raubkatzen und diese Katzen dann bitte auf einem der vielen Kopjes. Abgesehen von dieser Wunschvorstellung waren wir natürlich offen für jegliche andere Wildbeobachtung und wollten vor allem Campleben und die hier im Seronera Gebiet ganz andere Landschaft als in der Mara erleben und entdecken.

Zunächst folgten wir an diesem Morgen einem kleinen Flusslauf und wollten im Anschluss verschiedene Hügelketten umrunden. Einige Thomson Gazellen sprangen eilig aus dem Weg und Steppenzebras kreuzten die Piste, während wir mit unseren Augen die Umgebung abscannten. Und dann tauchten aus dem hohen, trockenen Savannengras unsere ersten beiden Serengeti Löwen auf. Genaugenommen zwei Löwinnen, von denen eine der Beiden ein Senderhalsband trug. Zu unserer Überraschung und Freude führte die Katze mit dem Halsband zwei erst wenige Wochen alte Junge mit sich. Die beiden zwei bis maximal drei Monate alten Babylöwen wurden ganz offensichtlich von beiden Löwinnen gesäugt, zumindest hatten beide Raubkatzen ein ausgeprägtes Gesäuge. Wir hatten das Glück an diesem Morgen, dass die Löwenfamilie unsere Piste kreuzte und wir sie so recht nah erleben durften, denn fast genauso schnell wie sie aufgetaucht waren, waren sie dann auch wieder im hohen Gras verschwunden.


Löwen mit Jungen, Serengeti

Löwen mit Jungen, Serengeti

Löwen mit Jungen, Serengeti

Löwen mit Jungen, Serengeti

Löwen mit Jungen, Serengeti

Löwen mit Jungen, Serengeti

Löwen mit Jungen, Serengeti



Wir erkannten schnell, dass man in der Serengeti auf die wenigen Pisten angewiesen war und man kaum Möglichkeiten hatte, das beobachtete Wild zu umfahren und an anderer Stelle weiter zu beobachten.

Nach der ersten Löwenbegegnung verbrachten wir viel Zeit damit die verschiedenen Kopjes zu umkreisen und waren regelrecht begeistert von den verschiedenen Felsformationen an oder auf denen oft knorrige alte Bäume wuchsen. Überhaupt entdeckten wir oft wunderschöne alte, große Bäume. Auf den Felsen der Kopjes ließen sich immer wieder Klippschliefer Familien und Siedleragame beobachten und im hohen Gras sahen wir vereinzelt verschiedene Antilopen.
"wenn das kein genialer und perfekter Leopardenbaum ist...!" bemerkte ich ein ums andere Mal.




Kopjes in der Serengeti

































Aber weder entdeckten wir an diesem Tag Löwen auf den Kopjes, noch einen Leoparden im Baum. Insgesamt ließ sich zwar überall, aber immer in überschaubarer Zahl, Wild beobachten. Als wir auf einen etwas größeren Kopje zu kamen, passierten wir eine kleine Wasserstelle und in einiger Entfernung standen einige kleine knorrige Bäume.
"Hier ist doch alles was Katze braucht. Da hinten steht ein wenig Wild, hier vorne ist Wasser und unter dem Baum Schatten, der Kopje bietet eine sehr gute Aussicht, fehlen doch eigentlich nur die Löwen!" sinnierte ich laut,
"Nö!" antwortete Petra
"die sind auch da!" und zeigte zwischen die erwähnten Bäume. Ich grinste breit und zufrieden.
"Und wie bekomme ich die jetzt auf den Kopje rauf?" fragte ich.
"Kannst du auch mal zufrieden sein" konterte Petra.











Ich war ja zu frieden, schließlich waren wir gerade erst in der Serengeti angekommen und hatten vermutlich schon das zweite Löwenrudel im Seronera Gebiet entdeckt. Zumindest glaubten wir, dass es sich um ein weiters Rudel handelte, da auch bei diesen Löwen eines der Weibchen ein Senderhalsband trug. Insgesamt lagen vier Weibchen und ein jüngeres Männchen mit schwacher Mähne unter bzw. neben einem Baum. Alle sahen gut genährt aus. Und gegen Mittag entdeckten wir dann auch noch ein weiteres Löwenpärchen welches tiefenentspannt unter einer großen Akazie schlummerte.



Abgesehen von den bizarren Kopjes und viel imposanten Bäumen, hatte das Seronera Gebiet noch einige kleinere Flussläufe zu bieten, die zu dieser Jahreszeit mehr oder weniger viel Wasser führten. Während sich an einigen Stellen das Wasser staute und Platz und Lebensraum für viele Wasservögel, Krokodile, Nilwarane und andere bot, waren andere Flussabschnitte komplett verschlammt und oft von unzähligen Flusspferden besetzt. Dicht gedrängt lagen die schweren Leiber aneinander und die Hippos versuchten im letzten Wasser noch etwas Kühlung für ihre empfindliche Haut zu finden. Die Stimmung war schon etwas gereizt und wenn sich eines der großen Tiere traute sich etwas tiefer in den Schlamm zu drücken und dabei versuchte mehr Platz zu beanspruchen, kam sofort Bewegung in die ganze Gruppe und es wurde laut. Hier und da wurde gebissen und mit weit aufgerissenen Maul gedroht, bis wieder Ruhe einkehrte.











Das es nicht immer beim Drohen und leichtem Beißen blieb entdeckten wir an einem anderen Wasserloch, wo wir ein, an seinen schweren Verletzungen verendetes Flusspferd im Wasser fanden. Tragischer Weise, hat die Flusspferdkuh vermutlich ein Kalb zurückgelassen, welches vor den Krokodilen Schutz hinter und unter dem Kadaver suchte. Denn die gefräßigen Reptilien lauerten in allen Größen in den Gewässern.









Insgesamt erlebten wir einen entspannten ersten Tag zwischen dem Wild der Serengeti und da das Gras im Seronera Gebiet höher war als ich erwartet hatte, waren wir gespannt auf die kommenden Beobachtungen und Erlebnisse.










Als wir unsere Campsite erreichten, mussten wir leider feststellen, dass wir nicht mehr alleine auf dem Platz waren. Ein Safarianbieter hatte 6 Zelte ganz in der Nähe der Versorgungshäuser aufgebaut. Aber da der Platz genügend Raum für uns alle bot und wir wieder etwas abseits stehen wollten, richteten wir uns ein weiteres Mal auf der Dik Dik Campsite ein. Die neuen Nachbarn hatten sogar etwas Gutes, konnte ich doch eine Dose Tusker gegen ein Säckchen Salz eintauschen. Außerdem empfanden wir es als kein schlechtes Gefühl, ein paar mehr Augen hinter dem Fahrzeug zu wissen.

Die Handgriffe zum Zelt- und Lageraufbau saßen schon fast perfekt und jeder von uns beiden wusste was er zu tun hatte. Eigentlich war es Tradition, dass ich auf den Campingsafaris das Kochen komplett übernahm, aber Petra hatte schnell gefallen an der guten Ausstattung und dem aufgeräumten, übersichtlichen System im Fahrzeug gefunden und so kümmerte ich mich wie am Vorabend um ein ordentliches Feuer und sie schälte Kartoffeln und schnitt Zwiebeln. Nur das anschließende Grillen der inzwischen langsam aufgetauten Steaks ließ ich mir dann nicht nehmen.
"Warum sollen wir ändern, was schon bei den Neandertalern gut funktioniert hat!" dachte ich etwas zu laut und bekam einen Schlag in den Nacken!



Dik Dik Campsite - Seronera, Serengeti






Auch an diesem Abend schlich die junge Hyäne wieder auffallend nah und wenig scheu an unserem Lagerplatz vorbei und wir erinnerten uns an unsere einzige Nacht in Botswana, als wie aus dem Nichts plötzlich ein Schakal an unserem Lagerfeuer stand und in das Feuer starte. Trotzdem blieben wir lange draußen sitzen, die Nacht war klarer als die vorherige und der Mond leuchtete unseren Lagerplatz und die Umgebung gut aus. Zwar bestand Petra darauf, dass ich nach jedem Löwengebrüll die Entfernung zwischen den Katzen und uns, aufs Neue einschätzte, aber im Grunde war auch dieser Abend entspannt und wir genossen die Zweisamkeit.

Für den nächsten Morgen hatten wir uns vorgenommen möglichst früh aufzubrechen und zu versuchen das Löwenrudel an den Kopjes wieder zu finden. Noch vor Sonnenaufgang kochte das Wasser im praktischen Wasserkocher und den Morgenkeks und den ersten warmen Tee gab es an diesem Morgen im stehen. Als die ersten wärmenden Sonnenstrahlen die kühle Nacht vertrieben, waren wir bereits unterwegs.



- Teil II -
Die Suche nach den Katzen auf den Kojes geht weiter

(hier gehts weiter - continue!)