Ein kleines Crossing und weitere Leoparden Begegnungen Für den folgenden Tag hatten wir uns tatsächlich darauf geeinigt es entspannter angehen zu lassen und die heiße Mittagszeit im Aruba Camp zu verbringen. Durch den starken Regen in der Nacht waren sämtliche Pisten erst einmal durchweicht und matschig. Dennoch hatten wir uns vorgenommen bis zum Lookout Hill bzw. Mara River zu fahren und wollten sehen ob die Gnuherden vielleicht schon bis dorthin vorgedrungen waren. Angekommen in die Zentral Mara waren die meisten Herden nämlich über den Sand River im Nord Westen der Mara. Wollten die Gnus nun also so langsam zurück nach Tansania, so war es wahrscheinlich, dass sie am Lookout Hill über den Mara River wechseln würden. Nachdem wir eine Weile im Matsch der Pisten hin und her gerutscht waren, entschieden wir uns bis zum Lookout Hill eine der geschotterten Allwetterpisten zu nutzen, anstatt vor jeder großen oder kleineren Grabendurchquerung zu befürchten dass wir steckenbleiben. Aber selbst die Allwetterpiste wurde in einigen Bereichen zum kleinen Abenteuer. Rechts und links von der Piste standen entweder tiefe, wassergefüllte Gräben oder die lockere Erde in den Gräben war zu einer trügerischen Matschfalle geworden. Trotzdem kamen wir einigermaßen zügig dorthin, wo wir hin wollten. Unterwegs beobachteten wir wieder viele Gnuherden, die erneut und vermutlich wegen der starken Regenfälle in Richtung Talek River zogen. Neben einem Pärchen Steinböckchen ließen wir uns aber nur von einem großem Tüpfelhyänen Clan an seinem Bau, vom eigentlichen Ziel ablenken. Junge spielende Hyänen, säugende Mütter oder sich gegenseitig beschnuppernde Clanmitglieder verschiedenem Alters waren immer einen interessanten Zwischenstopp wert. Denn, wenn Hyänen nicht gerade in einem Matschloch schlummerten, sondern mit der Familie zusammen kamen, gab es immer viel zu beobachten. Das Sozialverhalten der Hyänen war eben einfach einzigartig.
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![]() ![]() Irgendwann hatten wir dann den Lookout Hill erreicht und umrundeten ihn zunächst. Unterwegs waren wir auf große Herden von ziehenden Gnus getroffen und entdeckten am Mara Ufer zu unserer Freude mehrere kleinere Gruppen Gnus und Zebras. Die Herden wollten ganz offensichtlich den Mara River überqueren. Es galt also möglichst schnell einen möglichst unauffälligen Platz am Ufer zu finden, der es ermöglichte ein Crossing zu beobachten ohne es zu stören oder gar zu blockieren. Im Schritttempo passierten wir die Gnu und Zebra Herden und versteckten uns mit dem Land Cruiser zwischen der Ufervegetation. Jetzt mussten die Tiere nur noch die von uns ausgesuchte Stelle für ihre Überquerung wählen. Zunächst sah alles ganz gut aus und die Gnuherde kam immer näher, doch plötzlich stoppte die Karawane der braunen, blökenden Körper. Die vorderen Gnus drehten um und liefen langsam zurück. Gerade glaubten wir, dass die Gnus nun an einer anderen Stelle den Fluss überqueren wollten, da trabte eine größere Gruppe Zebras an den Gnus vorbei und steuerte geradewegs auf den Fluss zu. Ohne lange zu zögern kletterten die Zebras die Uferböschung neben uns hinunter und sprangen in den Fluss. Ein wenig abgetrieben von der Strömung mussten die gestreiften Huftiere den Mara River in einem leichten Bogen durchqueren, kamen aber an einer seichten Stelle aus dem Fluss heraus, an der sie auch mühelos das andere Ufer erklimmen konnten. Diese erste Überquerung war alles andere als Spektakulär. Ermuntert und ermutigt von den vorbei trabenden Zebras waren aber nun auch wieder die Gnus in Richtung Mara River unterwegs. Ihr erscheinen am Flussufer war alles andere als organisiert und so tobten die braunen Leiber laut blökend und sich gegenseitig abdrängend das Ufer hinunter. Man hatte das Gefühl, dass alle Gnus gleichzeitig das Wasser erreichen wollten und so schwamm die erste Welle der Gnus in breiter Front auf das gegenüberliegende Ufer zu. Erstaunlicherweise erreichten diese ersten Gnus, trotz des verursachten Chaos noch recht ordentlich das andere Ufer und erklommen dieses ohne größere Mühe. Doch je mehr Gnus es wurden, umso unübersichtlicher wurde die Lage. Immer öfter wurden nun Gnus abgetrieben und erreichten nicht die seichten sandigen Uferzonen auf der anderen Seite, sondern suchten sich ihren Weg nach oben über glitschige Steine und Felsen. Immer öfter sahen wir wie Gnus oder Zebras im Wasser übereinander kletterten, sich gegenseitig mit den Hufen traten oder unter das Wasser drückten. Immer öfter sahen wir von den Steinen abrutschende Tiere oder auf den Knien nach oben kletternde Gnus. Zebras wieherten oder schrien wie Esel nach ihren Verwandten und Gnus suchten laut brüllend nach ihren Jungen. 30 Minuten lang tobte das blanke Chaos, dann war der Spuk vorbei und wie durch ein Wunder hatten alle Tiere lebend das andere Ufer erreicht. Vermutlich hatte es den ein oder anderen Knochenbruch gegeben, aber alle Tiere lebten. Kein Zebra oder auch kein Gnu war im Flussbett verendet oder ertrunken. Keines der am Ufer lauernden Krokodile hatte zugeschlagen und die Raubkatzen hatten dieses kleine eigentlich unauffällige Crossing gar nicht mitbekommen.
Allerdings hatte sich das Ereignis bei den Safariunternehmen herum gesprochen und so kamen immer mehr Fahrzeuge in Richtung Mara River gerast. Grundsätzlich hätten wir gerne noch ein weiteres Crossing miterlebt, aber nicht fuer den Preis um einen Platz am Ufer kämpfen zu müssen und dabei zu riskieren das Crossing zu vereiteln. Zufrieden mit dem erlebten verließen wir die Uferregion bzw. streiften langsam in Richtung der Stelle, wo sich Talek und Mara River vereinigten. Gerade wollten wir uns am Ufer einen Frühstücksplatz suchen, da fiel mir ein Raubadler am Boden auf. Der recht große Adler hatte irgendetwas fressbares am Boden gefunden, kam aber nicht dazu seinen Fund zu verspeisen. Mutig und laut schreiend wurde er immer wieder von einem Kibitz Pärchen angegriffen. Die Waffenkibitze machten ihrem Namen alle Ehre. Immer wieder flogen sie waghalsige Attacken gegen den Adler, der sich mit weit geöffnetem Schnabel und erhobenen Klauen verteidigte. Bei jeder Attacke kamen sie dem Raubadler gefährlich nahe und die kleinen Vögel schienen dabei nicht müde zu werden. Genervt gab der Adler nach einer Weile auf und flog davon.
![]() ![]() Es gab also jede Menge Action an diesem Morgen und so waren wir nicht böse darum, dass wir nach dem Bushfrühstück entspannt ein wenig Zeit mit einer kleinen Gruppe Elefanten verbringen durften, uns einfach mal die Zeit nahmen nach kleinen Echsen zu suchen oder schlafenden Löwen bei ihrem Nickerchen zuzusehen. Natürlich gab es auch Action die wir nicht mitbekommen hatten, wie ein von Geiern abgenagter frischer Gnukadaver an diesem Morgen erahnen ließ.
Gerade wollte ich mein Versprechen einhalten und zur Mittagspause in Richtung Aruba Camp aufbrechen, als wir einem befreundeten Fahrer mit einigen Fotografen als Gästen begegneten. Wir tauschten unsere Erlebnisse und Beobachtungen aus und erfuhren so, dass die Leopardin Bahati beim Jagen beobachtet worden sein soll. Ihr Jagdrevier war von unserer Position aus nicht gerade um die Ecke, aber auch die Fotografen wollten ihr Glück versuchen. "Which side?" rief ich dem Fahrer noch nach, um zu wissen wo ich den Talek überqueren musste. "Rekero!" hörte ich noch und dann war der Land Cruiser auch schon verschwunden. "Das war es dann wohl mal wieder mit meiner Mittagspause!" bemerkte Petra und musste selber lachen. Ich nickte, während ich in Richtung der Staubwolke des Land Cruisers los fuhr. Erstaunlicher Weise hatten wir das Ufer des Talek Rivers nach nur 20 Minuten erreicht und sahen gerade noch, wie der Land Cruiser mit den Fotografen an Bord durch das holprige, fast unpassierbare Rekero Crossing durch der Talek River schaukelte, wobei der Wagen zweimal zurück rutsche und laut krachend an den verschobenen Steinplatten hängen blieb. Petra sah mich mit großen Augen an. "Wird schon irgendwie gehen!" drückte ich die Allradübersetzung rein und fuhr langsam durch den flachen Fluss. "Festhalten, das könnte wackelig werden!" empfahl ich Petra den kleinen Fotoapparat während der Kletterpartie aus der Hand zu legen und dann rumpelten wir auch schon das kleine aber steile Ufer hinauf. "geht doch!" bemerkte ich nicht ohne Stolz und fuhr weiter. Eigentlich befanden wir uns schon mitten im Revier der gesuchten Leopardin und so fuhren wir langsam die vorhanden Pisten ab. Das Gebiet war dicht bewachsen und die Sicht dementsprechend schlecht. Nach kurzer Zeit sahen wir weitere Land Cruiser, dann begegneten wir dem Fahrzeug mit den Fotografen. Nach einem kurzen Blickkontakt ahnten wir, dass die Leopardin wieder im Dickicht untergetaucht und niemand mehr wusste wo sie war. Wir suchten noch eine Weile weiter nach der Raubkatze und fuhren dann in offeneres Gelände. "Ohne zu wissen wo sie zuletzt gesehen worden ist, macht die Suche wenig Sinn!" bemerkte ich, während ich in Richtung Rhino Ridge, einem markanten Hügel, fuhr. Kaum hatten wir das offene Gelände vor dem langgezogenen Hügel erreicht, wurden wir auf einige Geier aufmerksam die zielstrebig und mit ausgebreiteten Flügeln auf die Ebene herunter segelten. Als wir dem Landeplatz der Aasfresser näher kamen, entdeckten wir im kurzen, grünen Gras zwei junge Geparde, die ein frisch erlegtes Thomson Gazellen Kitz verspeisten. Wir mussten die Jagd und den Kill um Minuten verpasst haben. Mit blutverschmierten Mäulern lagen beide Geparde rechts und links an dem kleinen Kadaver, bis sie anfingen an dem kleinen Körper herum zu zerren und sich Körper und Beine teilten. Zwischendurch vertrieben sie die immer aufdringlicher werdenden Geier, indem sie auf die gefiederten Störenfriede zu sprinteten oder versuchten sie im Sprung zu fangen. Von Brandson, einem Bekannten, der für eines der Cheetah Projekte in der Mara arbeitete, erfuhren wir, dass es sich bei den beiden Geparden um Geschwister handelte. Die vom Cheetah Team auf die Namen Ngao und Namelok getauft worden waren. Lange würde dieses erfolgreiche Duo sicher nicht mehr zusammen Jagen, denn über kurz oder lang würde das Weibchen seine eigenen Wege gehen, während das Männchen sich vermutlich einen Jagdgefährden suchen oder sich, mit Glück, einer bestehenden Koalition anschließen würde. Noch aber waren sie zusammen und ganz offensichtlich ein gutes und zufriedenes Team.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() "So, jetzt aber! Pause im Camp?" fragte ich Petra, nachdem die Geparden ihre Mahlzeit beendet hatten. Petra sah mich mit großen Augen an: "Willst du jetzt zurück nach Talek fahren?" fragte sie mich erstaunt. "Nö, aber da vorne ist das Mara Bush Camp!" zeigte ich mit der Hand über den kleinen Fluss am Rande der Grasebene. "Dann können wir uns gleich den Zustand des Smelling Crossing ansehen. Und Nelson freut sich bestimmt auch, uns jetzt schon zu sehen!" Ohne Petras Antwort abzuwarten steuerte ich den schweren Land Cruiser hinunter zum Ol Are Orok River und visierte das berüchtigte Smelling Crossing an. Aber die sonst so tückische und fürchterlich stinkende Flussdurchfahrt, präsentierte sich von seiner harmlosen Seite und ohne viel Wasser im Flussbett. Was aber nicht bedeutete, dass der namengebende Hippopool nicht trotzdem erbärmlich nach Flusspferdkot und -Urin stank. Trotz des beißenden Ammoniakgeruchs stoppten wir mitten in der Furt um in einigen Bildern, den für uns ungewöhnlichen Zustand der Durchfahrt festzuhalten. "Ich bin gespannt auf die anderen Furten hier in der Gegend!" sagte ich während wir weiter zum nahen Mara Bush Camp fuhren. Im Mara Bush Camp wurden wir wie erwartet freudig von Nelson, dem Manager, und anderen Campangestellten begrüßt. "Welcome back. It´s a long time!" war der häufigste Satz den wir zu hören bekamen und der uns jedes mal schmunzeln ließ, schließlich waren wir gerade einmal vor 6 Monaten aus dem Camp abgereist. "Don´t say no or just something small! You have to eat some lunch with us!" drängte Nelson uns und so landeten wir an einem der Tische im Camp. Ehe wir uns versahen erschien einer der Kellner mit einem leckeren gebackenem Fischgericht und strahlte uns an: "I know, just kidogo!" (nur eine Kleingkeit). Nach dem leckeren kleinen Lunch gönnten wir uns noch beide ein eiskaltes Tusker Bier mit Blick auf den Ol Are Orok River vor uns. "You can start our bill now!" rief ich zum Barkeeper und spielte darauf an, dass wir in wenigen Tagen in dieses Camp wechseln würden.
Da wir an den vergangenen vier Tagen schon reichlich gute Sichtungen hatten, inkl. zwei Leoparden, drei Geparden Kills, Mara River Crossing sowie einige andere Erlebnisse, erlaubten wir uns fast zwei Stunden Pause im gemütlichen Bush Camp und fuhren dann wieder hinüber zum Rhino Ridge. Die beiden Geparden lagen immer noch satt und zufrieden in der Ebene und so nahmen wir uns vor entlang des Rhino Ridge weiter zu pirschen um dann später über die beiden neuen Brücken am Double Crossing zurück in Richtung Talek bzw. Aruba Bush Camp zu fahren. Eine Runde, die wir uns an diesem Nachmittag durchaus hätten sparen können, denn außer hohem braunen Gras und vereinzelten flüchtenden Warzenschweinen bekamen wir nicht ein Tier zu sehen. Die Ebene vor dem Rhino Ridge, war wie leer gefegt. Einzig im kurzen Gras vor dem Mara Bush Camp hatten wir noch einige wenige Gnus und Zebras gesehen. "Na, das kann ja spannend werden, wenn wir in zwei Tagen umziehen!" sinnierte ich vor mich hin! Während unserer Fahrt in Richtung Talek zogen, wie bisher an jedem Nachmittag, wieder bedrohliche Wolken auf und es war recht dunkel geworden. Kurz vor Talek stießen wir dann noch auf eine Hyänen, die genüsslich auf der Wirbelsäule eines größeren Säugetieres herumkaute. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir das Aruba Camp, dann brach erneut ein kräftiges Gewitter über uns herein.
Der nächste Morgen war kalt und feucht. Wir zogen die Reisverschlüsse unserer wärmenden Jacken bis ganz nach oben zu und rollten frierend, vom Gelände des Aruba Camps. Der eigentlich wärmende, heiße Tee vor unserem Zelt hatte an diesem Morgen nicht wirklich geholfen, das ungemütliche Wetter und die Kälte zu ertragen. Auf der Piste vor dem Aruba Camp waren alle Löcher in der Straße mit Wasser gefüllt und im Reservat selber waren viele Bereiche so gut wie gar nicht befahrbar. Selbst die Allwetterpiste war mit Vorsicht zu genießen und ich musste höllisch aufpassen auf der halbrunden Piste nicht in den überfluteten, matschigen Graben abzurutschen. Letztendlich musste ich mich mehr auf das Fahren, als auf die Wildbeobachtung konzentrieren, wollten wir nicht irgendwo hoffnungslos im Schlamm stecken bleiben.
![]() Aber der heftige Regen hatte auch etwas Gutes. Angelockt von der Hoffnung frisches, saftiges Gras zu finden, waren tausende von Gnus nun auf dem Weg in das Hammerkop bzw. in das Gebiet vor dem Talek Gate. Wo in den vergangenen Tagen nur selten Wild zu sehen war, zogen nun lange Trecks, langsam hintereinander her trottender Gnus in die Savanne ein. Zebras, Eland Antilopen, Impalas und Thomson Gazellen waren ebenfalls bei den Herden zu beobachten. Und schon hatten auch die ersten Fleischfresser von dem Erscheinen der Grasfresser profitiert. Ein Clan von gut 30 Tüpfelhyänen hatte kurz vor Sonnenaufgang zwei Gnus gerissen und war nun dabei, diese lautstark und hektisch zu verspeisen. Junge und alte Hyänen rissen, gefräßig an dem Kadavern herum und stritten sich um die Knochen und Beine oder einzelne Fellstücke. Aber das Nahrungsangebot für die Fleischfresser war über Nacht fast unüberschaubar geworden. Wir konnten erste Geier auf fast unberührten Gnu Kadavern beobachten.
Wegen der unwegsamen Pisten wählten wir an diesem Morgen den Umweg vorbei an der Keekorok Lodge um in das Gebiet vorzudringen, in dem wir vor einigen Tagen die Leopardin Lorian beobachtet hatten. Auch in dieser Ecke der Mara grasten tausende von Gnus und auch hier war die Savanne von Kadavern sowie Knochen übersät. Viele der Kadaver waren frisch und als wir erneut auf einen von Geiern umringten Gnukadaver stießen, brauchten wir nach den Verursachern nicht lange zu suchen. Nach einem kurzen Rundumblick, entdeckten wir zwei junge, gut genährte Löwinnen. Während die Löwinnen schon satt in der Morgensonne dösten, waren einige Geier noch intensiv damit beschäftigt die Kadaverreste zu vertilgen. Ein großer Ohrengeier beanspruchte für sich ein größeres Stück Aas und riß mit seinem gebogenen Schnabel an Knochen und Fell herum, während seine kräftige Klauen die Beute sicherten.
![]() Aber nicht nur die Löwen hatten das Überangebot an Nahrung in der Nacht genutzt. Begeistert stellten wir fest, dass auch die Leopardin in der Nacht zugeschlagen hatten und dieses mal hatte sie es geschafft ihre Beute in einem hohen freistehenden Baum vor den gefräßigen Tüpfelhyänen in Sicherheit zu bringen. Ehrlich gesagt brauchten wir eine ganze Weile um zu erkennen, das neben den beiden Leoparden auch noch die Reste mindestens einer Antilope in den Ästen hingen. Als wir den Baum erreichten waren sowohl Mutter als auch Sohn satt und schläfrig. Vermutlich hatten sie die ganze Nacht an der Beute gefressen. "Das sieht nach einem langen Tag und Frühstück im Auto aus!" bemerkte Petra trocken, als ich unseren Wagen in eine günstige Position fuhr und zu den beiden Raubkatzen hinauf sah. "Wer weiß was noch passiert, lass mich ein paar Bilder machen und dann können wir Frühstücken!" antwortete ich. Nachdem ich erste Aufnahmen von den beiden Leoparden im Baum neben uns gemacht hatte, fing Petra an das mitgeführte Frühstück auf dem Kuhlschrank und der Kühlbox auszupacken. Jeder bekam einen kleinen Teller auf den Schoss und dann wurden gekochte Eier, gebratener Speck, Brot, Butter und Früchte verteilt. Dazu eine heiße Tasse Tee und ein Orangensaft und schon war ein Behelfsfrühstück im Fahrzeug aufgebaut. Anfangs ahnten wir nicht, dass wir letztendlich fünf Stunden neben oder zumindest in der Nähe der Leoparden verbringen würden. Mutter und Sohn wechselten hin und wieder die Position im Baum, rührten aber den über oder neben ihnen hängenden Reste der Beute nur selten an. Während der junge Kater die meiste Zeit des Vormittags verschlief war die Leopardin eher unruhig und beobachtete die Umgebung. Nur einmal gab es einen kleinen Streit um einen Teil der Beute.
Nach vier Stunden bei den Leoparden und dem ein oder anderem Liter Wasser, fingen unsere Blasen an zu drücken und wir mussten uns notgedrungen eine kleine abgesetzte, private Ecke im Bush suchen. Da wir außerdem noch einen Hinweis auf einen frischen Löwenkill und einen Leoparden Männchen in einem Baum bekommen hatten, drehte ich eine etwas größere Runde ohne allerdings den Kill oder den Löwen zu finden. Wenigstens konnten wir entspannt unsere Blasen entleeren. Als wir allerdings nach nur 25 Minuten zu dem Baum zurück kehrten, hatte der kleine Kater den Baum verlassen und saß neben dem Stamm. Wir bekamen gerade noch mit, wie er mit kräftigen Sprüngen wieder am Stamm hinauf kletterte!
![]() Eigentlich wollte ich nur kurz nach diesen beiden Leoparden sehen und dann nach dem Leoparden Männchen, welches ganz in der Nähe in einem anderen großen Baum ruhen sollte suchen. Nun aber entschieden wir uns erst einmal bei den beiden Leoparden neben uns zu bleiben. Wieder verging eine Stunde in der nichts wesentliches geschah, dann aber erhob sich die Leopardin auf ihrem Ast und kletterte kopfüber den Stamm hinunter. Entfernte sich vom Baum und verschwand im nahen Dickicht. Der kleine Kater hingegen kletterte weiter hoch, zwischen die dünneren, grünen Zweige des Baumes. Oben angekommen war er kaum noch zu sehen. Kaum hatte er sich versteckt, erschien eine Tüpfelhyäne unter dem Baum. Sicher hatte der Duft des Kadavers sie angelockt. Neugierig sah sie nach oben und wenn sie gewusst hätte, wie sie es anstellen sollte, wäre sie sicherlich hoch in den Baum gesprungen. Zumindest sah es für einen Moment so aus. Nachdem die Hyäne unverrichteter Dinge wieder abgezogen war und der kleine Kater sich nicht rührte, nutzten wir die Gelegenheit um nach dem großen Leoparden Kater zu suchen. Der große Baum in dem sich die Raubkatze befinden sollte, war von unserer Position neben den beiden anderen Leoparden schon zu sehen. Aufgrund einiger tiefer, wassergefüllter Gräben, war der Baum schwerer zu erreichen, als wir gedacht hatten. Aber am Ende bekamen wir auch den großen schlafende Leoparden Mann zu sehen. Dieser sah aber nicht so aus, als wolle er aus seinen süßen Träumen erwachen, weshalb wir zurück zu dem kleinen Kater fuhren. Da aber auch der kleine Kater wieder ins Reich der Träume abgetaucht war und wir mindestens ein bis zwei Stunden zurück bis zum Aruba Camp brauchen würden und nicht wussten ob die Sonne tatsächlich alle Schlammlöcher der Mara ausgetrocknet hatte, traten wir langsam die Rückfahrt an. Diesmal aber nicht über die Allwetterpiste, sondern quer durch die Zentral Mara. Zu diesem Zeitpunkt konnten wir noch nicht ahnen, dass es das letzte Mal gewesen sein sollte, dass wir die Leopardin Lorin beobachten durften. Die älteste bekannte Leopardin der Mara verstarb im hohen Alter von fünfzehn Jahren am 30.11.21 eines natürlichen Todes.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Inzwischen hatte die Sonne Afrikas fast 9 Stunden Zeit gehabt das Wasser auf der Piste aufzusaugen und der leuchtende Stern hatte einen guten Job gemacht. Die meisten Pisten waren wieder ganz passabel und gut befahrbar. Hin und wieder war es hilfreich die Allraduntersetzung zuzuschalten, aber grundsätzlich kamen wir gut durch den Bush und über die Pisten. Unterwegs entdeckten wir, neben zahlreichen anderem großen und kleinen wilden Tieren Nora, die älteste Gepardin der Mara, stießen auf drei prächtige Löwen Männchen, die in Begleitung eines Weibchens waren und begegneten weiteren jungen Löwen, welche wir keinem Rudel zuordnen konnten.
![]() Neben den drei Leoparden, war tatsächlich der fantastische Sonnenuntergang und die Tatsache, das es endlich einmal am Abend nicht regnete die schönsten Erlebnisse des Tages. Zumindest bis zum Sonnenuntergang. Nach Sonnenuntergang topte dann Gerdis Team im Camp noch einmal die vergangenen Tage. Gerdi, die Besitzerin des Aruba Camps hatte nämlich Geburtstag und aus diesem Anlass uns und andere Freunde eingeladen. Das Aruba Camp team servierte neben einem kleinen Begrüßungsbüfett, leckere gebratene Enten und andere Köstlichkeiten. Interessanterweise stammten die Enten von unserer Freundin Margit (Kiwara Safaris) aus Diani. Den Abend verbrachten wir in netter Gesellschaft. Im Camp waren neue Safarigäste angekommen und Gerdi hatte einige interessante Leute eingeladen, die ihren Lebensunterhalt mit Reitsafaris, Ballonsafaris oder dem Studium von Antilopen Exkrementen, bzw. den entsprechenden Bakterien darin, bestritten. Zu guter letzt ließen wir den warmen und wunderschönen Abend zusammen mit Gerdi am Lagerfeuer ausklingen und verabschiedeten uns dann für ein paar Monate. Denn am nächsten Morgen wollten wir früh aufbrechen und in Richtung Mara Bush Camp weiter ziehen, um weiter tierische Abenteuer zu erleben.
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