Hungrige Geparden und entspanntes Bushleben Nachdem wir den Tee und die Kekse vor unserem Zelt genossen hatten, brachen wir gewohnt früh zu unserer Pirschfahrt auf. Wir wollten den nächsten Safaritag dort beginnen, wo der vorherige aufgehört hatte und noch einmal nach der Leopardin suchen. Natürlich setzten wir die Suche dort an, wo wir sie am Vortag verlassen hatten. Fanden aber nur noch die Überreste bzw. Fellfusseln des erbeuteten Hasen. Auf unserer weiteren Pirsch stellten wir dann fest, dass der alte Hyänenbau am Bachufer immer noch bewohnt war und es weiterhin sehr viele Tüpfelhyänen im Leoparden Revier gab.
![]() Als wir nach erfolgloser Leopardensuche gerade in Richtung Conservancy aufbrechen wollten, um dort nach der Gepardin Neema und ihren Jungen zu suchen, erfuhren wir dass diese inzwischen in Richtung Rongai River weiter gezogen war. Natürlich änderten wir sofort unsere Pläne, durchquerten über das Rekero Crossing den Talek und fuhren in Richtung Rongai. Unterwegs trafen wir unverhofft die junge Studentin, die sich intensiv mit Kot und Bakterien in der Masai Mara beschäftigte und bekamen einen guten Tipp, wo sich die Geparden aufhalten könnten. Ausgestattet mit diesen neuen Informationen schafften wir es tatsächlich die Gepardin und ihre Jungen noch am späten Vormittag aufzuspüren. Es war ein bewegender Anblick, als wir die Mutter mit ihrem prächtigen Nachwuchs so vor uns in der Landschaft sitzen sahen. Kaum zu glauben, dass diese Gepardenkinder, als wir sie vor wenigen Monaten verlassen hatten, kaum größer als Hauskatzen waren. Zwar waren sie immer noch deutlich kleiner als ihre Mutter, aber sie waren auf dem besten Wege zu hervorragenden Sprintern heranzuwachsen.
Wir hatten Glück, die Geparden oder besser die Gepardin war auf der Jagd. Noch war die Gepardin alleine für die Versorgung der Familie zuständig, noch war sie es die die Beutetiere erlegte. Wobei sie die Beute immer öfter den Jungen zum Üben und Trainieren überließ. An diesem Vormittag saß sie sehr aufmerksam, zusammen mit ihrem Nachwuchs, in der Nähe eines steinigen Bachlaufs und beobachtete die Umgebung. Nach kurzer Zeit entschloss sie sich dann ihre Familie an den kleinen Bach zu führen und wir mussten uns schon jetzt einen Plan B ausdenken. Denn, würde sie den Bach überqueren, konnten wir ihr unmöglich sofort folgen. Würden wir jetzt schon aufbrechen um eine passende Furt für uns zu finden, würden wir nicht mitbekommen, wie sie den Bach überquerten. Wir setzten auf Lücke und blieben bei den Geparden und sahen sie so beim Trinken und wie sie am Ende mit weiten Sprüngen das Ufer erklommen.
Kaum hatten die vier Geparden den Bach durchquert, machten wir uns auf die Suche nach einer möglichen Durchfahrt für uns und mussten so die Katzen für mindestens 10 Minuten aus den Augen lassen. Als wir wieder bei ihnen waren, marschierte die Geparden Mutter bereits zielstrebig und ohne die drei Jungen auf eine Gnuherde zu, an deren rechten Flanke eine große Gruppe Impalas stand. Noch waren die Impalas weit entfernt und ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Gepardin die Gnus angreifen würde. Langsam fuhr ich an der Herde entlang und versuchte möglichst nah an die Impalas heran zu kommen. Ich befürchtete ohnehin, dass die Impalas in die rückwärtige Richtung fliehen würden und wir, wenn überhaupt nur den Sprint der Gepardin sehen würden. Urplötzlich änderte sich auf einmal die gesamte Situation. Eines der Impala Weibchen verließ den Verband und wurde lautstark von dem Bock verfolgt, was zunächst wie Warnrufe klang, war das wütende Schnauben des Impala Bullen. Den Kopf im Nacken und den kleinen, weißen Schwanz aufgestellt, jagte er dem Weibchen hinterher. Das freiheitsliebende Weibchen hingegen hatte nichts besseres zu tun, als genau auf die Gepardin zuzurennen. Gepardin und ich hatten die Situation fast gleichzeitig erkannt. Während ich versuchte so schnell wie möglich nach oben aus der Luke zu kommen und noch beim Aufstehen meine Kamera nach oben hievte, hatte sich die Gepardin abgeduckt. Im nächsten Moment hatte das Impala Weibchen die Gepardin erreicht. Während ich mich in der Dachluke noch sortierte und die Kamera in den Anschlag brachte, sprang das Impala mit einem gewaltigen Satz über die Gepardin hinweg. Diese hingegen sprang mit weit ausgestreckten Vorderpfoten nach oben, verfehlte die flüchtende Antilope allerdings knapp. Nun endlich war auch ich bzw. die Kamera soweit! Die Impala flüchtete genau auf uns zu und ich versuchte im Bild festzuhalten, was noch möglich war. Zunächst war nur die Impala zu sehen, die mit meterlangen Sprüngen um ihr Leben rannte, dann tauchte plötzlich die Gepardin hinter ihr auf. Ein weiterer Sprung und dann schlug die Impala einen Haken nach rechts, aber die Gepardin ließ sich nicht abhängen und verlor nur wenige Meter beim Richtungswechsel. Schon streckte sie ihre krallenbewährten Pfoten nach der Beute aus und im nächsten Moment endete die Jagd in einer Staubwolke. Erd- und Grasfetzen flogen durch die Luft, dann legte sich die Staubwolke wieder und wir erkannten die Gepardin, die am Hals der Antilope hing und ihren gefürchteten Würgebiss angesetzt hatte. Sekunden später waren die Jungen bei der Beute erschienen und sogleich überließ die Geparden den Riss ihrem Nachwuchs. Während einer der jungen Geparden sofort noch einmal den tötlichen Würgebiss ansetzte um die Jagd seiner Mutter zu Ende zu bringen, fingen die anderen beiden an, die Beute am Unterleib zu öffnen. Nachdem das Fell entfernt und der Bauchraum geöffnet war, verspeisten alle vier zusammen den schnellen Jagderfolg.
"Haben wir denn jetzt genug Blut gesehen?" fragte Petra spitz. "Man kann nie genug Blut sehen auf einer Safari, aber wir können die nächsten Tage gerne ruhiger angehen lassen! Drei live Kills, vier verschieden Leoparden und die kleinen Servale sind schon gar nicht mal schlecht" antwortete ich und war wirklich mehr als zufrieden mit unseren Erlebnissen. "Jetzt fahren wir erst einmal ins Camp und verdauen die ganzen Erlebnisse!" ergänzte ich und fuhr zurück in Richtung Mara Bush Camp. Angekommen im Camp, verzichteten wir auf unser Lunch und genossen statt dessen zum ersten Mal ausgiebig unser Zelt und das Camp, In dem wir zum ersten Mal die etwas kleineren Zelte des Bushwings ausprobierten.
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![]() ![]() ![]() Am späten Nachmittag verbrachten wir dann ein wenig Zeit mit einigen Elefanten, entdeckten am Ufer des Ol Are Orok eine möglicherweise trächtige Löwin und konnten es am Abend nicht sein lassen, noch einmal nach Kaboso zu suchen. Als wir dann auch noch genau unter dem Baum, in dem sie ihren Sohn aufgezogen hatte ein totes Warzenscheinferkel fanden, wurde es noch einmal aufregend. Gespannt warteten wir in einiger Entfernung von dem toten Ferkel und hofften natürlich das es sich bei dem kleinen Schweinchen um einen Leopardenkill handelte, der, warum auch immer verloren oder liegen gelassen wurde. Da wir wussten, dass Kabosos Sohn sehr scheu und eben ein echtes Corona Kind war, wollten wir nicht zu dicht an die Büsche heran fahren um nicht Gefahr zu laufen, die Raubkatze zu verschrecken. Während wir nun so warteten, tauchte auf einmal ein anderer, offener Geländewagen genau neben uns auf. Der voll elektrische Land Cruiser war komplett lautlos zu uns gestoßen und mit mehreren jungen Leuten besetzt. Gespannt starrte die gesamte Gruppe in das Gebüsch neben uns, bis ich hörte: "Die Kamera zeigt nach links oben. Da muss irgend etwas sein.!" "Ne!" antwortete ich und erntete verwunderte Blicke, "Die Kamera zeigt gerade nur zufällig nach oben, aber mit etwas Glück befindet sich hier unten vor uns ein Leopard im Gebüsch. Wir wollen ihn nicht vertreiben mit unserem Wagen. Aber ihr mit eurem Schleichfahrzeug könntet eigentlich mal nachsehen!" Dann erklärte ich dem Fahrer noch einmal unsere Vermutung. Dieser ließ sich nicht zweimal bitten, startete seine Land Cruiser. Oder vielleicht war er sogar noch am Laufen und fuhr lautlos etwas tiefer in die Büsche hinein. Nach wenigen Minuten signalisierten uns die jungen Leute, dass wir richtig vermutet hatten. Gut verborgen unten am Bachlauf lag ein junger Leopard.
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![]() Nachdem der elektro- Land Cruiser genauso lautlos verschwunden war, wie er gekommen war, fuhren auch wir vorsichtig an die die Büsche heran und erspähten so den gut versteckten Leoparden. Der junge Kater schien fest zu schlafen, was aber immer noch nicht erklärte, warum er seine Beute zurück gelassen hatte. Wenig später beendeten wir die Pirschfahrt mit der Sichtung weiterer Elefanten und fuhren dann zurück ins Bush Camp. Das immer noch unbeständige Wetter zwang das Mara Bush Camp Team erneut das Dinner im großen Lounge Zelt zu servieren, was aber in dem geräumigen sternförmigen Zelt, auch zu Corona Zeiten kein "Matata" war. Die anschließende Nacht wurde wieder vom Gezirpe der Zykaden und Grillen sowie dem Geheul der Hyänen und dem Gebrüll der Löwen begleitet. Die vertrauten Geräusche ließen uns gut einschlafen.
"Haben wir heute wieder ein bestimmtes Ziel?" fragte Petra, als wir am nächsten Morgen, kurz vor Sonnenaufgang das Camp verließen. "Nö, ich denke wir sind im Bonus Bereich! Alles was ich gerne sehen wollte haben wir entdeckt oder beobachtet. Ich möchte jetzt einfach nur noch ein wenig durch die Mara pirschen und mich überraschen lassen!" antwortete ich. "Das klingt richtig gut!" lächelte Petra und lehnte sich bequem in ihrem Sitz zurück. Aber so einfach war es gar nicht in der Mara nichts zu erleben oder anderes herum, die erste Überraschung wartete ganz in der Nähe vom Camp. Zwei Tüpfelhyänen stritten sich um die Reste eines noch recht frischen Gnu Kadavers. Da schon ein Grossteil der Beute, wie Hinterbeine und Vorderläufe fehlte, gingen wir davon aus, das das Gnu von einem Hyänenclan gerissen worden war und diese beiden Hyänen rangniedere Clanmitglieder waren, die sich nun über den Rest hermachten.
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![]() Auf der gegenüberliegenden Uferseite hatten wir schon am Vortag, als wir die trächtige Löwin aufgespürt hatten, ein Löwen Pärchen beobachtet, welches vermutlich in Paarungsstimmung war. An jenem Morgen nun wollten wir uns die beiden mal etwas genauer und länger ansehen. Wir überquerten also den Ol Are Orok über die beiden Brücken des Double Crossing und fuhren zu den beiden Honeymoonern. Das prächtige Männchen gehörte meines Erachtens zu den drei Sala Boys, die das Topi Pride übernommen hatten und die sich immer weiter ausbreiteten. (Nachforschungen zur Bestätigung laufen, wie bei allen anderen Löwenmännchen auch). Wir mussten an diesem Morgen ungewöhnlich lange auf eine erste Paarung warten. In der Regel paarten sich Löwen während der kurzen Paarungsbereitschaft des Weibchens alle 30 bis 40 Minuten. Aber wir mussten tatsächlich fast eine Stunde auf den Akt warten und noch etwas war anders und wurde von uns so noch nie beobachtet. Es war das erste Mal, dass wir sahen, wie das Löwenmännchen das Weibchen zur Paarung aufforderte bzw. sie so lange bedrängte, bis sie schließlich einwilligte. Dann aber verlief alles wie immer. Der Kater bestieg das Weibchen, hielt es mit einem eher zärtlichen Biss in den Nacken fest und beeilte sich dann, nach dem Akt, schnell etwas Abstand zu bekommen um keinen Prankenhieb seiner Liebsten zu bekommen. Wobei auch diese Paarung sehr sanft ablief und sie nur etwas ungehalten fauchte, ehe sie wieder für längere Zeit zusammenbrach und sich auf den Rücken drehte. Er hingegen, stand ganz Pascha, mit stolz, geschwellter Brust neben ihr und es sah fast so aus, als würde er genüsslich mit der Zunge schnalzen ;-)
Da wir einerseits weiterhin einen ruhigen Tag verbringen wollten, an dem wir möglichst wenigen bis gar keinen Fahrzeugen begegneten und es außerdem an diesem Tag endlich wieder einmal schnell heiß wurde, suchten wir einen unserer Lieblingsplätze auf und zelebrierten dort ein ausgiebiges Frühstück. Um uns herum turnten Mwanza Flachkopfagame auf den Felsplatten und aus einiger Entfernung beäugte uns eine Elandantilope. Auch wenn die Gegend aktuell nicht so wildreich war, wie wir sie sonst gewohnt waren, so genossen wir doch die Zweisamkeit und Ruhe der Wildnis.
Nach dem ausgiebigen Frühstück fuhren wir zurück zum Bush Camp um etwas zu überprüfen. Am Morgen in der Dunkelheit, war mir ein merkwürdiger Verwesungsgeruch in die Nase gekommen und ich vermutete das einer der im Fluss liegenden großen Steine, gar kein Stein war. Im Camp angekommen bestätigte sich meine Vermutung sehr schnell, mitten im seichten Fluss, lag ein verendetes Flusspferd. Vermutlich war das tote Tier einer der beiden Bullen die wir Nachts beim unermüdlichen Revierkampf gehört hatten. Da der Kadaver noch von keinem Raubtier oder Krokodil geöffnet worden war, hielt der Verwesungsgeruch sich in Grenzen. Einzig einige große Katzenwelse knabberten unter Wasser an dem Kadaver herum. Zum Glück war der Koloss ein Stück entfernt vom Camp verendet, so dass der zu erwartende starke Verweseungsgeruch nur bei ungüstigem Wind zu den Zelten getragen werden würde.
Am Nachmittag pirschten wir entlang der kleinen Flussläufe und zwischen dem Double Crossing. Beobachteten verschiedene Vögel am Uferrand, genossen den Anblick der vielen jungen Antilopen und begegneten dem ein oder anderem Hippo. Die Mara zeigte sich bis zum Enbruch der Dämmerung von ihrer friedlichen Seite. So, wie wir es uns vorgenommen hatten verbrachten wir einen entspannten Tag in der Wildnis, freuten uns über die vielen friedlich grasenden Tiere und ließen den sonnigen, warmen Tag mit einem eisgekühlten Drink beim Sundowner irgendwo in der Wildnis ausklingen.
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