Geparden im reissenden Fluss "Das ist Masai Mara, so schnell wird aus einer eher unspektakulären Morgenpirschfahrt durch die nasse Savanne, einer der aufregendsten Vormittage der Safari!" sagte ich nachdem wir den Schauplatz verlassen hatten und durch das offene Gelände in Richtung Mara Bush Camp steuerten. In dem Camp, in das wir in zwei Tagen umziehen wollten, waren wir mit guten Bekannten zum Lunch verabredet. Noch ehe wir das Camp erreichten tauchten Ute und Thorsten dann auch mit ihrem Fahrer neben uns auf, wobei ihr Fahrer und Guide entspannt auf dem Rücksitz saß und Thorsten stolz den Land Cruiser durch das matschige Gelände pflügte. Im Mara Bush Camp - Private Wing angekommen wurden wir zunächst einmal von Nelson, dem Manager, herzlich begrüßt. Natürlich hatte Thorsten ihm von unserem Kommen erzählt und somit war der Tisch im Camp für uns vier schon gedeckt. "Karibu sana, welcome for lunch!" lachte Nelson, der wusste, dass wir sonst das Lunch meistens ausließen. Ute und Thorsten hatte eine Menge zu erzählen, allerdings nur wenig gutes. In der vergangenen Woche hatten sie außer übermäßigen Regen nur wenig erlebt, wobei sie regelmäßige Begegnungen mit der Leopardin Fig hatten und diese auch immer mehr als gut beobachten konnten. Die Leopardin Kaboso war schon seit mehreren Wochen nicht mehr gesehen worden und zu den Löwen des Topi Rudels oder gar auf die andere Seite des Talek Flusses waren sie aufgrund der angeschwollenen Flüsse und überschwemmter Brücken nicht gekommen. Wir machten uns ernsthaft Gedanken, wie wir unsere eigenen Pirschfahrten in den nächsten Tagen gestalten wollten, erzählten aber natürlich auch von unseren bisherigen Beobachtungen und Erlebnissen. Für Ute und Thorsten war es der letzte Tag in der Mara und so verabschiedeten wir uns nach gut zwei Stunden von den Beiden, wünschten einen guten Heimflug am nächsten Tag und fuhren dann selber, neugierig zum Double Crossing um uns ein eigenes Bild von den überfluteten Brücken zu machen. Wenig später erreichten wir die erste, der beiden Brücken und sahen vor uns eher einen kleinen Wasserfall als eine Brücke. "Da willst du jetzt nicht rüber?" sah Petra mich mit großen fragenden Augen an. "Ne, eigentlich nicht. Obwohl der Wasserstand nicht das Problem ist. Aber die Strömung ist schon enorm. Außerdem weiß ich nicht wie es vor und hinter der eigentlichen Brücke aussieht und was auf der Brücke liegt kann ich auch nicht sehen. Und zu Fuß wollte ich jetzt auch nicht rüber, wenn ich nicht unbedingt muss!" erklärte ich. "Musst du nicht!" antwortete Petra schnell.
Dann klingelte wieder das Handy: "They are here. Here next to Ashnil and they look hungry, but it´s very hard to follow because of the wet area!" gab Elena ihre neusten Erkenntnisse über die drei Geparden an uns weiter. Ich erklärte Elena, dass wir heute auf dieser Seite bleiben wollten, da es einfach zu weit und die Anfahrt zu ungewiss war und sie erklärte uns noch dass sich auf unserer Seite die beiden Geparden Weibchen Imani und Nora aufhalten sollten und wir ja vielleicht mit einer dieser Raubkatzen Glück hätten. Nachdem wir also das Double Crossing inspiziert hatten, machten wir uns am frühen Nachmittag auf die Suche nach den beiden genannten Geparden Damen, in der Hoffnung wenigstens eine von ihnen auf zu spüren. Einfach war auch in diesem Gebiet die Suche nicht, denn sowie man in tiefer liegendes Gelände oder zu nah an den Talek Fluss kam, musste man jederzeit damit rechnen stecken zu bleiben. Pisten, Fahrspuren und natürlich das Gelände waren tückisch, rutschig und matschig. Dennoch fuhren wir aufmerksam durch die Wildnis und entdeckten so zunächst einmal eine kleine flinke Sumpfschildkröte, die vermutlich auf der Suche nach einem neuen Feuchtbiotop war und in der Weite der Savanne etwas verloren wirkte.
![]() Nur wenige Zeit später erspähten wir tatsächlich eine Gepardin. Unseren Erkenntnissen nach musste es sich um Imani handeln, die hungrig durch die Grasebene zog. Nicht nur das die Gepardin deutlich eingefallene Flanken hatte, auch die Art und Weise, wie sie sich suchend durch die Landschaft bewegte, zeigte uns deutlich, dass sie jagen wollte. Natürlich folgten wir ihr und wussten, dass es für eine erfolgreiche Beobachtung notwendig war, vermeintliche Beute möglichst vor der Raubkatze zu entdecken. Das ganze natürlich ohne der Raubkatze im Wege zu stehen oder gar ihre Beute zu vertreiben. Bei unserer gemeinsamen Pirsch kamen wir so immer näher an den Talek River heran und dann entdeckte Imani die Impala Herde doch vor uns. Aber sie war sehr vorsichtig und versteckte sich zunächst in einer Senke mit dichterem Gebüsch. Das gab uns die Chance in eine bessere Position zu fahren und auf das Wiederauftauchen der Gepardin zu warten. Die Impalas befanden sich nun direkt vor dem Gebüsch und der große kräftige Bock der Herde hatte alle Hufe voll zu tun seine Weiber und die dazu gehörigen Jungtiere zusammen zu halten. Die immer wieder aus dem Verband ausbrechenden Weibchen und das Zurücktreiben durch den Bock lenkten die Antilopen zwar ab, aber bei ihrem Treiben entfernten sie sich auch immer weiter von dem Versteck der Gepardin. Petra konnte von ihrem Hochsitz oben in der Dachluke jede Bewegung der Raubkatze mitverfolgen, ich hingegen konnte hinter meinem Lenkrad nur erahnen wo sich die Jägerin aufhielt. Dann verriet mir plötzlich das Verhalten der Impalas, wo die Gepardin war. Mit aufgestellten Ohren und starren Blick nach vorne, erstarrten fast alle Tiere der Impalaherde gleichzeitig. Dann erhallte der schnaubende Warnruf der Antilopen und im selben Moment stürmte die Herde davon. Wenige Sekunden später erschien auch die Gepardin auf der Bildfläche. Mit langen, gewaltigen Sätze flog sie durch das hohe Gras, während die Antilopen mit genauso großartigen Sprüngen flüchteten. So wie es aussah hatte sich die Gepardin viel vorgenommen. Zuviel, wie sich wenig später herausstellte, denn der anvisierte Bock entkam und die Raubkatze blieb unverrichteter Dinge zurück. Zu früh hatte sie den Spurt beginnen müssen, zu weit war sie von der Beute entfernt gewesen. Vielleicht hatte sie auch, genau wie wir, eine Flucht der Impalas in das offene Gelände und nicht an das Flussufer, erhofft.
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![]() Wir folgten Imani, während sie in Ufernähe nach neuer Beute suchte und fuhren so entlang des Talek Rivers. Immer wieder verloren wir sie bei dieser Verfolgung aus den Augen und als wir sie dann wenig später im hohen Gras wiederfanden. Saß sie kaum erkennbar zwischen hohen Gräsern und verspeiste einen gerade erbeuteten Hasen. "Na ja, immerhin. Kill Nummer zwei!" lachte ich.
Kurz Zeit später ging die Sonne unter und wir erfuhren von Elena, dass auch die drei Geparden Männchen erfolgreich gejagt und eine Topi gerissen hatten. Das Gelände war recht unzugänglich gewesen und Jagd und Fressen hatten in meterhohem Gras und in einem sehr matschigen Gebiet stattgefunden erfuhren wir weiter. Die interessanteste Info aber war: "Now they are on there way to Talek river! Maybe this night they will cross!" erklärte Elena uns am Telefon. Wir vereinbarten, dass Elena am nächsten Morgen im Reservat nach den drei Jungs suchen wollte und wir wieder auf die Ol Kiombo Seite fahren wollten um dort zu suchen. Durch den engen Kontakt zu Elena und ihrem Team erhoffte ich mir auf dieser Safari, trotz aller widriger Umstände, ein weiteres Mal eine erfolgreiche Jagd der drei Geparde mitzuerleben. Obwohl sie nun ja erst einmal wieder satt waren und es nur hieß sie im Auge zu behalten. Aber nachdem wir von Ute und Thorsten erfahren hatten, dass aktuell sogar die Beobachtung von Löwen wetterbedingt mehr als schwer war, hatten wir uns vorgenommen uns zunächst auf die Geparden zu konzentrieren. Bisher waren wir damit an den ersten beiden Safaritagen ja nun auch erfolgreich gewesen. Zufrieden kehrten wir nach einem unerwartet sonnigen Tag zurück in das Aruba Camp und konnten unseren, wieder späten, Sundowner an diesem Abend zumindest im Trockenen und ohne prasselnden Regen einnehmen.
Am nächsten Morgen machten wir uns, wie mit Elena vereinbart, früh auf und fuhren in Richtung Ol Kiombo Gebiet. Kaum hatten wir aber den Ort Talek verlassen und näherten uns dem neuen Gate, wurden wir durch einen Clan Hyänen aufgehalten. 9 oder 10 Tüpfelhyänen waren noch damit beschäftigt eine frisch gerissene Topi auseinander zu reißen und zu verspeisen. Hierbei wurde natürlich wieder lautstark gestritten. Es wurde geheult, gekichert und geknurrt und am jedem Stück Fleisch, Knochen oder Fellstück rissen mindestens zwei Hyänen herum. Wobei auch wieder drei freche, mutige Schakale damit beschäftigt waren einen Anteil von der fremden Beute zu bekommen. Das ganze Spektakel spielte sich keine 100 Meter entfernt von den Hütten des Dorfes Talek ab, weshalb wir zunächst in der Dunkelheit glaubten, dass die Hyänen ein Rind gerissen hatten. Wie nicht anders zu erwarten waren waren auch die Schabrakenschakale bereits vor Ort, dieses Mal allerdings als Aasräuber, was nicht bedeutet, dass sie nicht wieder ihr ganzes Geschick und ihren Mut aufbieten mussten um einen Teil der Beute zu stehlen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Wir blieben eine ganze Weile bei den Hyänen und verpassten so ein weiteres Highlight. Kaum hatten wir nämlich den Schauplatz verlassen und uns dem Talek River unweit des Kananga Camps genähert, da kamen uns die drei Geparden Männchen aus Richtung des Flusses entgegen. "Ach nö, die haben eben gerade gecrossed!" stellte ich etwas enttäuscht fest. "Tja! Man kann nicht alles haben!" bemerkte Petra und hatte natürlich recht. "Ich hätte es trotzdem gerne gesehen!" antwortete ich und steuerte auf einen den Geparden folgenden Land Cruiser zu. "Habt ihr es gesehen?" Fragte ich Ute und Thorsten, die auf ihrer letzten Pirschfahrt noch einmal richtig Glück gehabt hatten. "Ja, habe es auf Video!" lacht Ute zufrieden. "Sei euch gegönnt, Guten Flug heute Abend!" rief ich den beiden noch zu und folgte dann den sichtlich vollgefressenen drei Geparden Männchen. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Jambo an Ute Röther und Thorsten Hanewald und ich habe es euch wirklich gegönnt ;-) "They have right now crossed!" rief ich Elena an und teilte ihr mit, wo genau die drei Raubkatzen nun waren. Elena war glücklich und zufrieden, dass alle drei unversehrt durch den immer noch reißenden Fluss gekommen waren und erklärte, das Brandson, einer ihrer Mitarbeiter auf diese Seite des Flusses auf dem Weg zu uns sei. Wo er auch wenig später eintraf und wir erst einmal unsere Sichtungen von Imani mit ihm abstimmten und uns bestätigen ließen, dass es tatsächlich Imani war, die wir am Vortag beobachtet hatten. Die drei Geparden zogen auf der Suche nach einem Ruheplatz durch diesen Teil ihres riesigen Reviers und markierten dabei den ein oder anderen markanten Baum. Bis sie dann endlich im Schatten eines Busches zur Ruhe übergingen. Nach der verpassten Flussüberquerung der drei Männchen galten unsere nächsten Gedanken der Gepardin Imani, die sich ja gestern exakt in diesem Gebiet aufgehalten hatte.
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![]() ![]() Wir gönnten uns nur eine kurze Pause und ein schnelles, spartanisches Bushfrühstück im Stehen. Wobei uns auch gar nichts anderes übrig geblieben war, denn ich hatte unser Frühstück im Aruba Camp vergessen. Nach einer Cola und ein - zwei Bifis fingen dann sofort an nach der Gepardin zu suchen. Zunächst aber entdeckten wir zwei Löwinnen mit insgesamt drei kleinen, maximal 3 Monate alten Babys. Die Tiere gehörten zum Fig Teee Rudel und hatten sich offensichtlich mit dem Nachwuchs vom Rudel abgesetzt. Die beiden Katzen sahen gut genährt und kräftig aus und auch den Kleinen schien es an nichts zu fehlen. Zufrieden saugten sie an den Zitzen ihrer Mutter oder ihrer Tante.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Dann entdeckten wir neben verschiedenen anderen großen und kleinen Tieren auch die Gepardin wieder. Die gefleckte Jägerin war geradewegs in Richtung der drei Männchen unterwegs. Doch ehe sie in Sichtweite der großen Kater kam bog sie ab und zog in Richtung Talek River weiter. Wenig später entschädigte die Katze uns für das am morgen Verpasste und überquerte den Talek River! Es war dramatisch und spannend ihr bei dieser Überquerung zuzusehen, die aus weiten Sprüngen, wenigen Metern Schwimmen und einem Stück Tieftauchen bestanden hatte. Für Sekunden hatte der reissende Fluss die Gepardin verschluckt, ehe sie kurz vor dem anderen Ufer wieder auftauchte. Dort erklomm sie eine im Wasser liegen den Baum und setzte erneut zu einem gewagten Sprung an, bevor sie mit einem weiteren Satz die Uferböschung erklomm und entgültig in Sicherheit war. Obwohl ihr anzusehen war, dass Flussüberquerungen nicht zu ihren Lieblingsaktivitäten zählte, meisterte sie den Fluss schnell und ebenfalls ohne Blessuren. Am anderen Ufer angekommen schüttelte sie sich kurz und zog dann weiter und ging vermutlich auf die Jagd.
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Wie so oft wenn wir neue Leute in Kenya kennen lernen, kamen wir schnell auf einige gemeinsame Bekannte zu sprechen und stellten genauso schnell fest das unsere Wildlife Gedanken und Erwartungen in der Wildnis recht identisch sind. Wir hatten also nicht nur ein sehr schmackhaftes Lunch, sondern auch eine gute Unterhaltung. Nach dem Lunch erlebten wir noch eine entspannte Pirschfahrt und unseren ersten Sundowner am Ufer des Talek Flusses. Wir sahen nach den Geparden, die argwöhnisch von einem großen Pavian Männchen beobachtet wurden verbrachten Zeit mit den Löwinnen und ihrem Nachwuchs. Bei letzteren blieben wir bis zum Einbruch der Dämmerung. Im Licht der letzten Sonne spielten und liebkosten die kleinen Löwen mit ihrer Mutter und ich wäre an diesem Abend gerne noch länger bei den großen Katzen geblieben, zumal die beiden erwachsenen Raubkatzen Damen Aufbruchsstimmung und bereit für die Jagd waren.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Wieder hatten wir einen sonnigen, warmen Tag erlebt und die Mara hatte uns mit ganz besonderen Sichtungen verwöhnt. Nach dem Dinner genossen wir mit Sandra und Ronny noch den ein oder anderen Drink vor dem Zelt und tauschten neue und alte Erinnerungen und Erlebnisse aus. Für Ronny und Sandra war es nicht die erste Safari und diese Tour war nicht nur durch ihre beiden kleinen Kinder eine ganz besondere Herausforderung. Während wir schon am nächsten Morgen in das Mara Bush Camp wechseln wollten, hatten die vier mit Margit zunächst noch eine weitere Nacht im Aruba Mara Camp, ehe sie uns folgen wollten. (An dieser Stelle ein ganz besonderer Gruß an Mattis Lange, dem ich irgendwie viel zu wenige Geckos gefangen habe!) |