Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke (digital)



Die Stunde der Schakale -
Fünf Wochen Safari von der tierreichen Masai Mara, bis an die heiße Küste und zurück nach Nairobi durch Lumo Conservancy und Tsavo West

- März 2022 / Teil III -




Wir bleiben den Geparden auf den Fersen


Am nächsten Morgen, übrigens ohne Kopfschmerzen, brachen wir dann sehr früh unsere Zelte im Aruba Camp ab und zogen weiter um später im Mara Bush Camp einzuziehen. Gleich, kurz nach dem Sonnenaufgang spürten wir mit Elena zusammen die drei Geparden auf, wobei der erste Gepard den wir entdeckten, regungslos und alleine in einer Erdmulde lag und die anderen beiden gar nicht zu sehen waren. Elena befürchtete schon das etwas passiert war. "Here are so many lions in the area!" erklärte sie ein wenig aufgeregt, während wir in gegensätzlichen Richtungen den Erdhügel.
umrundeten. Doch dann bewegte ich nicht nur der gepard in der Erdmulde, sondern wir entdeckten auch noch die beiden anderen Kater und konnten Entwarnung geben!
"They are here and look very ok!" stoppte ich Elena und und zeigte auf den Hügel, den wir umrundet hatten. Neben einem danbaren Blick erhielten wir, wie zur Belohnung, einen Tip:
"I have heard, that somebody saw a lion cub in a tree!" erklärte uns Elena. Da die Geparden Männchen nach wir vor gut genährt aussahen, fuhren wir dorthin, wo sich ein Löwenbaby in einem Baum aufhalten sollte.



Als wir wenig später den besagten Ort erreichten, staunten wir nicht schlecht. Nicht nur, dass anstatt eines jungen Löwen, gleich zwei kleine Löwen in einem Baum saßen. Noch beeindruckender war die Höhe des Baumes und die Tatsache dass die beiden kleinen Löwen sich in ca. 5 Meter Höhe in diesem Baum aufhielten. Wir waren uns ziemlich sicher, dass da oben zwei der drei jungen Löwen saßen, die wir am Vorabend mit den beiden großen Weibchen und ihrem Geschwisterchen beobachtet hatten. Weder wir noch andere anwesende Fahrer hatten eine Ahnung was die beiden Kätzchen dazu bewogen hatte den hohen kerzengraden Stamm hinauf zu klettern, noch wie sie es geschafft hatten. Wir wussten ja nicht wie lange sie schon da oben waren, aber richtig glücklich schienen sie da oben nicht zu sein. Immer wieder sah eines der beiden Löwenkinder den Stamm hinunter, aber hinauf war definitive einfacher als hinunter. Nach einer Weile des herum Turnens, arrangierten sich die Beiden dann mit ihrer ungewöhnlichen Lage und legten sich zwischen den dicken Stämmen zur Ruhe.












Elena hatte uns zwar versichert uns zu informieren, wenn die drei Geparden Männchen sich erheben würden, dennoch pendelten wir den Rest des Tages zwischen den Geparden Männchen und den Löwenbabys hin und her. Wobei die Geparden Männchen den größten Teil des Tages mit ausgiebiger Fellpflege und intensivem Körperkontakt untereinander verbrachten, erst am späten Abend, nach Einbruch der Dämmerung, setzten sie sich in Richtung Mara North Conservancy in Bewegung. Während die Löwenbabys auch nach Sonnenuntergang noch in ihrer verzwickten Lage auf dem Baum waren.












Neben der Pendellei hatten wir unsere Bushfrühstück ganz in der Nähe der Geparden eingenommen und Mittags im Mara Bush Camp - Private Wing eingecheckt. Obwohl wir uns eigentlich auf das gebuchte Bush Camp gefreut hatten, waren wir dieses Mal froh im Private Wing gelandet zu sein. Nicht nur, dass uns gleich beim Beziehen unseres Zeltes die Flusspferde direkt vor unserem Zelt ein imposantes Schauspiel lieferten, auch ein Löwe sollte zu ganz besonderen Erlebnissen beitragen, aber dazu später. Während sich links von unserem Zelt, durch den hohen Wasserstand eine laut, rauschende Stromschnelle gebildet hatte, tummelten sich rechts von unserer Terrasse, geauso lautstark, einige Flusspferde. Zunächst war es erste einmal eine junge Flusspferdmutter die energisch ihr nur wenige Tage altes Baby gegen eine andere aufdringliche Flusspferddame verteidigte. Nachdem das Minihippo mit seinen kurzen Beinen, Hals über Kopf und sozusagen im Galopp vor der zudringlichen Tante über eine kleine Sandbank geflüchtet war. Stürmte seine Mutter mit weit aufgerissenen Maul und laut Grunzend auf die näherkommende, wie auch immer verwandte, deutlich größere Flusspferdkuh zu. Diese reagierte sofort und riss ebenfalls ihr gigantisches Maul auf. Den Kopf im Nacken standen beide Kühe dicht an dicht voreinander. Immer wieder ließen sie die Köpfe ins Wasser fallen und rissen dann wieder das Maul auf oder nahmen den Kopf in den Nacken, das Wasser zwischen ihnen schien zu kochen. Es brodelte und spritzte rund um sie herum. Aber letztendlich blieb es bei imposanten Drohgebärden und niemand wurde verletzt, dann hatte die entschlossene Mutter sich durchgesetzt, die größere Flusspferddame zog sich wieder zurück und es kehrte wieder Ruhe im gut besetzten Hippopool ein.






Mara Bush Camp - Private Wing - Ol Are Orok River - Masai Mara































Nach dem Einzug im Mara Bush Camp, hatten wir uns auch noch ein Bild vom aktuellen Zustand des Double Crossings und anderen Furten gemacht und festgestellt sowie erfahren, dass zumindest die erste der beiden Brücken wieder befahrbar , wenn auch immer noch überspült war. Noch aber waren wir ja mit den Geparden Männchen und den Löwen Cubs hoch oben im Baum beschäftigt. Während wir zwischen den gefleckten Katzen und den kleinen Klettermaxen hin und her fuhren, passierten wir immer wieder relativ viel Wild und bekamen in erster Linie Impalas, Grant Gazellen und Topis zu sehen. Abgesehen von der Hippoaction vor unserem Zelt, war es ein ruhiger, friedlicher Tag in der Wildnis der Masai Mara, der sehr entspannt auf unserer Terrasse endete.


Double Crossing 28.02.2022 - Masai Mara













Der neue Tag begann, wie der vorherige endete. Nein nicht mit Gin and Tonic, sondern mit der Suche nach den Geparden und den Löwen Babys. Noch vor Sonnenaufgang stellten wir fest, dass die beiden Löwenbabys einen Weg gefunden hatten, den Baum zu verlassen und nach zwei Stunden vergeblicher Suche mussten wir auch einsehen, dass Elenas Vermutung eingetroffen war und die Geparden Männchen weiter in das Conservancy Gebiet gezogen waren. Elena selber war für die nächsten Tage zu einem Meeting nach Nairobi abgereist und ihr Mitarbeiter an diesem Morgen noch nicht draußen im Feld. Wir planten also um und nutzten das Abklingen des Wasserstandes um zumindest die erste der beiden Brücken über den Ol Are Orok zu überqueren und nach der Leopardin Kaboso und ihrem jüngsten Nachwuchs zu suchen. Aber auch diese Suche verlief ergebnislos und wir mussten erkennen, dass noch lange nicht alle Abschnitte des Leopardenreviers problemlos befahrbar waren.


Double Crossing 01.03.2022








Nach zwei Stunden vergeblicher Leopardensuche, nahmen wir erst einmal unser Bushfrühstück ein und entschlossen uns dann, auch die zweite Brücke zu überqueren und zu versuchen bis zu den Topi Löwenrudel durch zu kommen. Von diesem Rudel gab es an den letzten Tagen immer wieder Meldungen und Sichtungen und fast alle Katzen, des zur Zeit größten Löwenrudels in der Masai Mara, sollten sich zusammen mit den insgesamt 14 Jungen irgendwo an der Rhino Ridge Hügelkette aufhalten. Allerdings war es ja seit unserer Ankunft in der Mara nicht mehr möglich gewesen auf diese Seite des Ol Are Orok Rivers zu fahren und somit hatten wir auch keine tagesaktuellen Infos. Letztendlich waren wir nicht alleine mit unserem Plan, was bei den Pistenverhältnissen ein wenig Sicherheit gab.
Nachdem Wechsel auf die andere Flussseite stellten wir schnell fest, dass die heftigen Regenfälle des Februars nicht nur die Topi Plains, sondern auch den Rhino Rigde in ein einziges grünes Meer aus meterhohem hellgrünen Gras verwandelt hatten. Auf den ersten Blick war eigentlich gar kein Wild zu sehen. Aber nicht nur das hohe Gras machte Wildbeobachtung und Fahren in dem Gebiet zu einer Herausforderung, auch der völlig durchweichte Boden machte die Pirschfahrt zu einem einzigen Abenteuer. Dennoch schafften wir es den Hügel zu erklimmen und wurden prompt für unsere Mühe belohnt. Wie auf dem Präsentierteller lagen mehrere große Weibchen und einige der jungen Löwen auf einem Termitenhügel. Vermutlich hatten sie in der Nacht oder den frühen Morgenstunden gejagt, denn alle Tiere machten einen sehr verschlafenen, müden Eindruck. Ganz in der Nähe lag im dichten, hohen Gras eines der Rudel führenden Männchen sowie ein weiteres Weibchen. Das Rudel wurde aktuell von den sogenannten Sala Boys geführt, drei kräftigen Löwen, die wir schon seit ihrem Einzug in dieses Revier immer wieder beobachtet hatten.















Nach einiger Zeit, die wir sehr nahe bei den Raubkatzen verbringen konnten, stellten wir fest, dass durchaus nicht alle der anwesenden sieben ausgewachsenen Löwinnen satt und verschlafen waren. Mindestens drei von ihnen sahen sich immer wieder nach möglicher Beute um, im dem sie den Termitenhügel als Aussichtsturm nutzten. Aber weder wir noch die Löwen konnte in dem Grasmeer Wild entdecken. Wobei das hohe Gras die perfekte Deckung für die sicher irgendwo in der Umgebung grasenden Warzenschweine war. Aber nicht nur das hohe Gras erschwerte die Jagd, auch die unruhigen Junglöwen und vor allem die immer höher kletternde erbarmungslose Sonne machte den Löwinnen zu schaffen. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann sie sich in den Schatten zurück ziehen würden. Das Männchen war dann der erste, der sich in Bewegung setzte. Ohne den Rest seiner Familie zu beachten, zog er davon und trottete in Richtung einer großen, schattenspendenden Akazie. Dann setzten sich auch nach und nach die großen Weibchen in Bewegung, ihr Ziel war eine andere große Akazie, unter der wie sie dann erwarteten.















Nachdem wir erstaunt festgestellt hatten, dass die meisten der Jungtiere auf dem Termitenhügel zurückgeblieben waren kehrten wir noch einmal zu den Kleinen zurück. Die faule Bande lag dichtgedrängt auf dem kleinen, grünen Termitenhügel. Kaum waren wir ihnen näher gekommen, da versuchten auch schon die ersten von ihnen den Land Cruiser als Schattenspender zu untersuchen. Ein Verhalten, was wir unterbinden wollten und deshalb weiter fuhren.





Beim Ausweichen vor den Junglöwen hatte ich gesehen, dass das Männchen seinen Schattenplatz gewechselt hatte und nun unter einer Akazie vor uns lag.
"Was kommt jetzt?" fragte Petra, als ich den Baum ansteuerte.
"Nur ein schnelles Dokufoto und dann zurück in Camp!" antwortete ich,
"Denkst du, dass das eine gute Idee ist?" fragte Petra noch, als ich schon am Fluchen war:
"Scheiße, ne! das war keine gute Idee!" gut 100 Meter vor der Akazie und dem Löwen blieben wir im Morast stecken. Ich versuchte noch rückwärts aus dem nassen Boden heraus zu kommen, aber die Räder gruben sich schneller in den weichen Boden, als ich geahnt hatte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis wir entdeckt wurden und uns ein anderer Land Cruiser aus der misslichen Lage befreite.
"So, keine Experimente mehr! Ich hätte jetzt gerne die versprochene Mittagspause!" drängte Petra mich ohne Umwege ins Bush Camp zu fahren. Was ich ach artig befolgte.




Mara Bush Camp - Private Wing - Masai Mara














Der Rest des Tages brachte außer einer Blaukopfagame, wenig bis keine spannenden Beobachtungen. Wir suchten noch vergeblich nach einer anderen uns bekannten Leopardin, freuten uns über die sanfte Seite zweier junger Schakale und beendeten den Tag dann mit einem entspannten, schönen Sundowner am Smelling Crossing. Einer recht übel riechenden Furt durch den Ol Are Orok. Im Gegensatz zum Double Crossing, war diese Furt noch nicht wieder passierbar. Nach Sonnenuntergang fuhren wir dann zurück ins nahe Mara Bush Camp und erlebten unterwegs noch ein kleines Highlight. Unweit des Camps entdeckte ich Morani, einen alten, wenn nicht sogar den ältesten Löwen in der Masai Mara. Wenig würdevoll lag der Pascha vor einigen Büschen und nahm nur einmal kurz den Kopf hoch, als wir ihn passierten. Im Camp angekommen berichteten wir Nelson von unserer letzten Begegnung und er scherzte:
"May be he comes in the camp this night and visit your terrace!"
"Oh, we are ready for that, I will wait until he is here!" lachte ich zurück. Und tatsächlich blieben wir nach dem Dinner noch eine ganze Weile auf unserer Terrasse vor dem Zelt sitzen und genossen die Geräusche des Bushes. Wobei der Bush gar nicht so richtig zu hören war und wir vielmehr dem Rauschen des Ol Are Orok Flusses lauschten.































Während der Nachmittag des Vortages unspektakulär dahingeplätschert war, startete der neue Tag gleich nach dem Aufstehen durch und die Ereignisse überschlugen sich förmlich. Löwen, Geparden, jeder wollte uns etwas bieten. Aber der Reihe nach.



- Teil IV -
Ein Löwen Kill mitten im Camp

(hier gehts weiter - continue!)



Mara Bush Camp - Private Wing, morning tea



Boko Boko - Porini, Farm and Guesthouse