Ein Löwen Kill mitten im Camp Es war noch recht dunkel, als ich unser großes Zelt am nächsten Morgen verlassen hatte, dennoch vielen mir sofort die ungewöhnlich vielen Masai Askaris auf, die verteilt auf dem kleinen Pfad durch das Camp standen. Als uns dann auch noch einer dieser Masai, mit seinem Speer bewaffnet zum Fahrzeug bringen wollte, wusste ich, dass etwas vorgefallen sein musste. "We have a lion next to the camp, he killed a hippo baby!" erzählte der Masai uns, während wir durch das Camp zu unserem Land Cruiser gingen. "Where, where is the lion!" fragte ich und vermutete, dass es sich um das alte Männchen vom Vorabend handeln musste. "Not far!" zeigte der Masai zum Fluss. "But he is now deep in the bush!" ergänzte er und zeigte in eine andere Richtung. Irgendwie konnte ich mit seinen Angaben nichts anfangen, aber außer Petra und mir, war sonst nur der Koch mit unserem Frühstück anwesend und der wusste vor gar nichts. Weshalb ich beschloss aus dem Camp zu fahren und so nah wie möglich, rund um das Camp nach dem Löwen und seiner Beute zu suchen. Als wir nach 30 Minuten keine Hinweise, geschweige den einen Löwen in der Nähe des Camps fanden, erweiterten wir unsere Kreise und stießen so auf eine jagende Löwin. Die Raubkatze hatte im hohen Gras einen Warzenschwein Keiler ausgemacht und sich in der Deckung eines Termitenhügels schon recht nahe an die vermeintliche Beute angeschlichen. Gerade sah es so aus, als wolle die Löwin zum alles entscheidenden Sprung ansetzen, da rumpelte auf der holprigen Piste ein Versorgungs - LKW an uns vorüber. Der klappernde Lastwagen reichte aus um das grasende Warzenschwein zu erschrecken und ein paar Meter flüchten zu lassen. Die Löwin musste neu ansetzen und Anschleichen um nah genug für einen Angriff an die Beute heran zu kommen. Doch nun war das Warzenschwein aufmerksamer, entdeckte die Löwin und verwand aus unserer und der Sicht der hungrigen Raubkatze.
"Schade!" bemerkte ich nur und wollte gerade weiter fahren, als mein Handy klingelte. "Good Morning Mr. Jorg! We have a lion with a kill in the camp!" erklärte mir Nelson in aller Ruhe. "Do you like to come back?" "Of course we come back, we are not fare!" antwortete ich und fuhr umgehnd zurück ins Camp. Auf dem Parkplatz, neben Nelsons Bürozelt trafen wir dann auf Margit und Sandra, die inzwischen ebenfalls das Camp gewechselt hatten und mir nun aufgeregt einen Video zeigten, der schon seit einigen Stunden auf facebook im Netz zu sehen war. Ich brauchte einen Augenblick um das was ich sah zu begreifen und dann wusste ich nicht, ob ich wütend sein oder mich freuen sollte. "Bring mal meine kleine Kamera mit"! rief ich Petra zu, die noch gar nicht wusste was überhaupt los war. Dann ging ich eiligen Schrittes zurück ins Camp, wo ich neben der Bar auf Nelson traf. "Where?" fragte ich nur und Nelson zeigte auf das dichte Gebüsch neben der Bar. Neben Nelson standen mehre mit Speeren bewaffnete Masai und starrten ebenfalls in das Gebüsch. Dann sah ich im Gestrüpp den kleinen Hippo Kadaver und das Löwenmännchen der daran herum zerrte. Auf die Entfernung von fünf Metern und nur durch ein wenig Gestrüpp von uns getrennt, sah er gar nicht mehr so alt und gebrechlich aus. Dennoch wollte ich versuchen auch seine Beute zu sehen zu bekommen und schlich vorsichtig dichter in die Büsche, der Löwe hatte mir den Rücken zugedreht und fixierte die Masai, die auf der anderen Seite der Büsche standen. Dann entdeckte ich wenige Meter vor mir das Flusspferdkalb, welches der Löwe am gestrigen Abend direkt neben der Bar bzw. neben der Feuerstelle, mitten im Camp gerissen hatte. Der Kill hatte keine 100 Meter von unserem Zelt entfernt stattgefunden und musste so gegen 22:00 Uhr passiert sein, zu einer Zeit, wo wir noch vor unserem Zelt auf der Terrasse gesessen hatten. Aber außer dem Rauschen des Wassers im Fluss hatten wir nichts verdächtiges gehört! Vorsichtig entfernte ich mich wieder, nachdem der alte Löwe mir unmissverständlich zu verstehen gegeben hatte, dass er sich bedrängt fühlte und Nelson mich mit großen Augen ansah. Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, zogen wir uns alle weiter zurück. Ich wusste aus vergangenen Jahren aus dem Tsavo und durch unsere Erlebnisse im Tarhi Camp, dass es durchaus möglich war einen Löwen mit zwei drei Leuten aus einem Camp zu drängen, aber dieser Löwe hatte Beute und außerdem waren auf dem nahen Frühstücksplatz noch weitere Gäste.
Zwar standen die Masai mit ihren Speeren rund um das Gebüsch, als ob es ein ganz normaler Morgen war, aber jedem von ihnen war die Anspannung genauso anzusehen, wie Nelson, dem Manger. "This lion will stay until he has finished the kill! Petra and me are going out again, so you lost one matata!" rief ich Nelson zu und lachte, während ich ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Wieder draußen vor dem Camp, versuchten wir zunächst die Löwin wieder zu finden, die wir am frühen Morgen beobachtet hatten, suchten allerdings vergeblich. Unsere weitere Pirsch führte uns am Ufer des Talek Flusses entlang, wo die Pisten dank der vergangenen heißen und sonnigen Tage immer besser befahrbar wurden. "Wie sieht es mit Frühstück aus?" fragte Petra und ich nickte. Nach dem aufregenden Morgen waren wir uns beide einig, dass es nun langsam Zeit für ein ausgiebiges und gemütliches Frühstück wurde und so zelebrierten wir unser Bushfrühstück mit Blick auf den Talek River und in die Savanne der zentral Mara auf der anderen Seite. Während wir entspannt unseren Jogurt löffelten, fielen uns einige Fahrzeuge auf der anderen Seite des Flusses auf. "Was haben die dort?" fragte Petra während ich mit dem Fernglas versuchte heraus zu bekommen, was die vier Fahrzeuge umringten. Dann erkannte ich etwas: "Einen Geparden. Vermutlich Imani!" antwortete ich und legte das Fernglas zunächst wieder zur Seite und frühstückte weiter. Aber natürlich ließen wir die Situation nicht aus den Augen. Nach einer Weile war ich der Meinung einen weiteren Geparden gesehen zu haben und nahm wieder das Fernglas wieder zur Hand. "Shit!" rief ich. "das sind die drei Männchen! Die müssen vor kurzem den Flussüberquert haben!" ergänzte ich und Petra fügte hinzu: "Und wir haben es wieder verpasst!" "Ja, und ich weiß, man kann nicht überall sein; ich weiß, ich weiß!" lächelte ich sie an. "Wird es jetzt hektisch?" fragte Petra mich und fing schon an den Tisch abzudecken! "Nö, so lange sie da im hohen Gras liegen ist alles ok. Von hier brauchen wir 15 bis 20 Minuten auf die andere Seite!" antwortete ich. "Wenn du fliegst!" lachte Petra und ich antwortete: "Manchmal muss man fliegen!" Dann räumten wir Tisch, Stühle und die Taschen ein und begannen zu fliegen.
![]() 17 Minuten später standen wir auf der anderen Seite des Flusses und sahen die Geparden durch das hohe Gras auf uns zu kommen. In diesem Gelände war es für die schnellen Raubkatzen fast unmöglich Beute auszumachen oder zu jagen. Wir stellten uns auf einen langen Tag ein, während wir den Geparden durch die Grassavanne der Mara folgten. Wann immer sich den Katern die Möglichkeit bot, nutzten sie die Pisten für ihre Wanderung. Zwischendurch ruhten sie unter Akazien und dann zogen sie wieder durch meterhohes Gras. Beutetiere waren kaum zu sehen. Einmal näherten sie sich einigen Thomson Gazellen, ohne aber ernsthafte Absichten einer Jagd erkennen zu lassen. Aber es war nicht der erste Tag auf unseren Safaris, an denen wir den Sprintern folgten. Wir hatten sie begleitet, als sie zu fünft durch die Savanne zogen, waren auf ihren Spuren, als sie im letzten Jahr auf einmal nur noch zu viert waren und würden sie auch jetzt nicht wieder aus den Augen lassen. Den eines war klar, die drei waren hungrig. Uns interessierte nun vor allem, ob sie auch weiterhin die großen Beutetiere wie Topis, Zebras oder Eland angreifen würden? Aber noch war keines dieser Beutetiere auch nur in Sichtweite und so zogen wir Stunde um Stunde mit den Geparden durch die Masai Mara.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gegen Mittag waren wir mit Freunden aus Nairobi verabredet. Evi und Gerd die uns auf unseren jüngsten Safaris nun schon öfter auf einzelnen Etappen begleitet hatten, waren zum ersten Mal mit ihrem eigenen Fahrzeug in der Masai Mara unterwegs und eigentlich wollten wir uns am Talek Gate treffen. Nun aber lotsten wir sie durch die Mara bis auch sie die Geparden sehen konnten. Als die drei gefleckten Jäger sich wieder einmall unter eine Akazie gelegt hatten, nahm ich Kontakt mit Brandson auf, der für Elena die Beobachtung der Geparden übernommen hatte. "Do you give me a call, when they start moving?" fragte ich Brandson und er nickte. Zusammen mit Evi und Gerd bzw. mit beiden Fahrzeugen fuhren wir hinunter zum Talek River, wo ich etwas mehr Wild vermutete und insgeheim auch hoffte, dass die Geparden dorthin ziehen würden. Zunächst aber entdeckten wir neben einigem anderen Wild nur ruhende Giraffen und eine weitere Leopard Schildkröte. Wenig später dann zu unser aller Verblüffung eine Gepardin, die gut versteckt neben einem Bush ruhte.
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![]() ![]() Dann klingelte mein Telefon und Brandson meldete, dass die Geparden Männchen dabei waren aufzubrechen. Wenige Minuten später waren auch wir wieder bei den drei Geparden. Die drei Männchen zogen allerdings nicht, wie erhofft runter in das Fig Tree Gelände in Richtung Talek, sondern entschieden sich genau für die entgegen gesetzte Richtung.
Inzwischen war es schon später Nachmittag geworden, als wir nach mehr als 6 gemeinsamen Stunden endlich die ersten Topi Gruppen erspähten. Dann, eine halbe Stunde später erreichten wir Abschnitte mit auffällig viel Wild und somit auch kürzerem Gras. Einem Gebiet mit wenig Deckung für die Jäger, aber viel Raum für erfolgversprechende Sprints. Erwartungsvoll suchten wir uns eine Position inmitten der Antilopen. In größerem Abstand grasten rund um uns herum Topis, Impalas und auch kleinere Grant und Thomson Gazellen. Aber genau wie die Geparden, konzentrierten wir uns auf die Topis. Noch lagen gut 500 Meter zwischen den Raubkatzen und den ersten Antilopen und so verging eine weitere halbe Stunde, in denen die Geparden sich, jeden Grashalm ausnutzend, anschlichen und langsam näher kamen. Dann endlich waren sie auf gut 200 Meter an die Topis heran gekommen. Immer noch zu weit für einen Angriff, aber die drei Raubkatzen schienen entschlossen zu sein, genau diese Topis anzugreifen. Es dauerte wieder eine gefühlte Ewigkeit, bis einer der drei Jäger sich ganz langsam erhob und mit angespannten Muskeln und nach vorne gestreckten Kopf immer weiter in Richtung der Topis vorrückte. Noch ahnten die schnellen Antilopen nichts von ihrer Lage, aber wir hatten diese Geparden schon bei Jagten erlebt, bei denen sie weitaus günstigere Positionen und weniger Distanz zu ihrer vermeintlichen Beute hatten und am Ende leer ausgingen. Während man bei Löwen oft eine koordinierte und vielleicht sogar durchdachte Jagd beobachten konnte, war auch an diesem Tag wieder nur ein Gepard dabei die Beute anzuschleichen. Die anderen Beiden lagen regungslos im Gras und beobachteten nur. Ich konzentrierte mich nur auf den Jäger, als plötzlich der Warnruf der Topis erklang. Kaum hallte das schnaubende Geräusch über die Savanne, rissen alle Antilopen die Köpfe nach oben, kleinere Thomson Gazellen und Impalas rannten los, ohne zu wissen warum. Und die Topis erstarrten für einen Moment mit hoch erhobenen Köpfen. Dann sah ich den Geparden heranstürmen. Im selben Moment sprintete die vom Jäger anvisierte Beute los. Für einen Augenblick sah es nach einem schnellen Erfolg für die Raubkatze aus. Doch der Gepard musste auf seinem Sprint eine tiefe Wasserlache durchqueren und büsste dadurch sicherlich Geschwindigkeit ein. Aber auch die Topi musste durch Wasser flüchten. Ihr Anfangs gewonnener Vorsprung war schnell wieder verloren. Schon lange hatte ich diese Geparden nicht mehr so entschlossen jagen gesehen. Mit weit nach vorne gestreckten Tatzen sprang der Gepard seine Beute an, fand an dem muskelbepacktem Hinterteil der Topi aber keinen Halt. Der nächste Angriff galt den Hinterbeinen der Antilope, die sich durch diesen Tatzenhieb fast überschlug und an Gleichgewicht verlor. Jetzt gab der Gepard alles, er flog förmlich an der Topi vorbei, schlug noch einmal nach den Vorderbeinen und sprang seine Beute dann von der Seite an. Die Topi wehrte sich nach Leibeskräften und stand immer noch auf den Beinen, während der Gepard zwischen ihren Hörnern hing und versuchte sich im Nacken fest zu beißen. Die Topi kämpfte und der Gepard schaffte es ihren Kopf zwischen seine Tatzen zu bekommen. Wie mit einem Würgegriff versuchte er die Topi zu Fall zu bringen. Es waren nur Sekunden, aber diese fühlten sich wie eine Ewigkeit an, dann erst erschienen die anderen beiden Geparden auf der Bildfläche. Während einer von ihnen der Antilope auf den Rücken sprang, versuchte der andere sein Glück an den Beinen der Beute. Doch die Topi stand weiterhin und wehrte sich. Staub wirbelte auf, die Topi drehte sich im Kreis und die Geparden standen auf ihren Hinterbeinen und hielten Kopf und Körper der Beute. Noch einmal sprang einer der Angreifer der Beute auf den Rücken, während die anderen beiden sich in Nacken und Hals verbissen hatten, dann brach die Topi zusammen.
Der erfolgreiche Jäger hielt die Beute im tödlichen Kehlbiss und erstickte die Antilope auf diese Weise. Noch einmal zuckten die Beine der Topi, noch einmal trat sie nach ihren Angreifern, dann rührte sie sich nicht mehr. Während der Jäger seine Beute immer noch fest an der Kehle im Maul hielt, fingen die anderen beiden Geparden an die Beute am Hinterteil zu öffnen und verschlangen gierig erste Innereien. Dann fingen sie an Fleischstücke aus der Beute zu reißen und herunter zu schlingen. Immer wieder sahen sie sich bei dem hektischen Fressen in der Umgebung um. Zu oft schon hatten sie ihre Beute an lauernde Hyänen oder Löwen verloren. Aber an diesem späten Nachmittag hatten sie Glück, niemand störte ihr hart erarbeitete Mahlzeit. Und so füllten sich ihre Bäuche schnell und zusehends, so dass der erste von ihnen bereits nach kurzer Zeit sichtbar voll und gesättigt den Schauplatz verließ und sich in der Nähe ablegte. Als auch der zweite Gepard das Interesse an der Beute verlor, beschlossen wir ebenfalls an dieser Stelle die Beobachtung abzubrechen und zunächst einmal gemeinsam mit beiden Autos auf die andere Seite des Talek zu fahren.
Kurz hinter dem Ort Talek, konnte Gerd es sich nicht entgehen lassen, sich in der großen, bereits erwähnten Wasserlache auf der Piste auszutoben und büsste dabei prompt sein Nummernschild ein. Nachdem das Kennzeichen wieder notdürftig befestigt war, suchten wir uns eine hübsche Akazie, zelebrierten einen ersten Sundowner und nahmen so Evi und Gerd in der Mara in Empfang. "Das war doch schon einmal ein schöner Start!" stellte Evi zufrieden fest. Dem gab es nichts hinzuzufügen und so fuhren wir nach dem gelungenen Tag gemeinsam in das Mara Bush Camp, wo die beiden genau neben uns ein Zelt bezogen.
"Is the lion stil here?" fragte ich einen der Askaris, die immer noch gut verteilt im Camp standen. Der Masai nickte. Natürlich hatten wir Evi und Gerd bereits beim Sundowner von der Anwesenheit eines Löwen, inkl. Kills mitten im Camp erzählt und natürlich wollte ich es mir nicht nehmen lassen den Beiden den Löwen zu zeigen. Vorsichtig drückten Gerd und ich uns deshalb dicht am Loungezelt vorbei und näherten uns langsam dem Dickicht in dem der Löwe mit samt des Kills lag. Anscheinend schien der Löwe von seiner Beute zu fressen, zumindest waren deutlich knackende Knochen zu hören. Nach ein zwei weiteren, vorsichtigen Schritten, entdeckte ich allerdings anstatt des kleinen Hippokadavers oder des Löwen ein mächtiges, mindestens 4 Meter langes Nilkrokodil. Anfangs sah ich nur den großen, kräftigen, schuppigen Schwanz des riesigen Reptils. So wie es aussah war der Gigant gerade dabei dem Löwen die Beute zu stehlen und den Rest des Kadavers in das Wasser zu ziehen. Ich beugte mich noch ein wenig weiter vor und erstarrte fast, als urplötzlich der Löwe vor dem Krokodil erschien, fürchterlich brüllte und im selben Moment dem Kroko einen heftigen Prankenschlag auf den Kopf verpasste. Das Krokodil fauchte und der Löwe knurrte und brüllte, während er seine immer noch beeindruckende Reißzähne zeigte. Noch bevor der Löwe ein zweites Mal zuschlagen konnte, schnellte das Reptil herum und rutschte das feuchte Ufer hinunter in den Fluss, wo es lautlos verschwand. Gerd und ich hatten die Situation genutzt um uns schnell wieder zurück zu ziehen. Durch die Tumulte angelockt erschien auch Nelson wieder neben dem Loungezelt und ließ sich berichten was passiert war. "Ich glaube wir haben vorerst genug gesehen?" fragte ich Gerd, der zustimmend nickte. Als wir an diesem Abend unser Dinner im Camp einnahmen, war es eine ganz besondere Stimmung! "Ist schon heftig, zu wissen, dass 5 Meter hinter unserem Tisch ein Löwe mit seiner Beute liegt!" fasste Evi die Situation zusammen. "Tja, auch nach mehr als dreißig Jahren, hat Afrika immer noch mal etwas Neues für euch parat!" lachte ich, während ich den Busch hinter unserem Tisch keine Sekunde aus den Augen ließ. Ohne noch einmal nach dem Löwen zu sehen, gingen wir nach dem Dinner zu unseren Zelten. Während Evi und Gerd nach dem aufregenden Tag und der anstrengenden Anfahrt in die Mara schnell ihre Betten aufsuchten, lauschten wir noch eine Weile auf unserer Terrasse in die Nacht hinein. Ehe auch wir im Bett und hinter dem großen Moskitonetz verschwanden. Immer wieder lauschte ich in die Nacht hinein und versuchte so heraus zu bekommen, was neben der Bar während der Nacht geschah. Aber der Fluss war einfach zu laut, außer dem Rauschen des Wassers war nach wie vor kaum etwas zu hören. Der nächste Morgen empfing uns mit einem traumhaften Sonnenaufgang! Evi und Gerd waren bei uns mit zugestiegen und so erlebten wir gemeinsam einen weiteren spannenden Tag in der Mara. Gleich am frühen Morgen suchten wir erfolgreich nach dem Topi Löwenrudel und fanden die sieben Weibchen und ihre 14 Jungen wieder oben auf dem Rhino Ridge, wo sie sich weiterhin im hohen Gras aufhielten. Allerdings waren sie an diesem Morgen munterer als bei unserer ersten Begegnung. Das gesamte Rudel war auf der Pirsch und immer wieder nutzten die großen Weibchen die vielen grasüberwachsenen Termitenhügel um nach Beute Ausschau zu halten. Während wir von dem Rudel eingekreist waren entdeckten vier der Löwinnen plötzlich ein Warzenschwein. Sofort versuchten drei der großen Katzen die Beute zu umgehen, während die Löwin, die genau vor unserem Land Cruiser saß, die Sau nicht mehr aus den Augen ließ. Aber der ganze Jagdversuch, bei dem es am Ende blieb, verlagerte sich soweit von unserem Fahrzeug entfernt, dass wir kaum etwas davon beobachten konnten. Wie knapp die Jagd daneben gegangen war erfuhr ich erst einige Tage später von Ronny, der die Jagd aus einer anderen Perspektive beobachtet hatte.
Nachdem das Rudel die Chance auf Topi- oder Zebrafleisch verstreichen ließ und sich stattdessen in den Schatten zurück zog, entschiedenen wir uns nach einem Frühstücksplatz zu suchen. "Es müssen ja nicht immer alle hungern oder?" sagte ich, während wir den Ridge verließen und in ein komplett anderes Gebiet wechselten. Wir hatten uns vorgenommen den ganzen Tag draußen zu bleiben, Frühstückten und Lunchten gemütlich unter Akazien, freuten uns über Kaffernbüffel- und Antilopenherden mit ihren Kälbern, entdeckten eine weitere muntere Leopardschildkröte sowie eine hungrige Grascater Maus, verbrachten den späten Nachmittag mit einer Gepardin, die tatsächlich erst nach Einbruch der Dunkelheit anfing zu jagen und beendeten den Tag dann mit einem weiteren Sundowner. Wobei mich neben einem augenscheinlich zweiköpfigen Kaffernbüffel, die Gascutter Maus am meisten faszinierte.
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![]() "Die Masai haben gesagt, dass der Löwe das Camp verlassen hat!" berichtete Evi beim gemeinsamen Dinner. "Ich denke nicht!" antwortete ich. "Gerade eben sind zwei Masai recht schnellen Schrittes in Richtung Loungezelt gegangen und als es dort ein wenig geraschelt hatte, hat einer von ihnen seinen Speer vor dem Körper in Verteidigungshaltung gebracht!" führte ich fort. "Der Löwe ist wo er war und da wird er auch bleiben, bis er seine Mahlzeit beendet hat oder man ihn ganz offensiv vertreibt!" erklärte ich meine feste Meinung, die sich nach dem Dinner und einem Gespräch mit Nelson bestätigen sollte. Verständlicherweise fielen aktuell die sonst so gemütlichen Lagerfeuer neben bzw. vor dem Loungezelt aus, so dass wir wieder früh an unseren Zelten waren. Verliebte und hungrige Löwen Trotz des immer noch lauten rauschenden des Flusses, hatte ich in der Nacht Löwengebrüll gehört. Gespannt hatten wir am nächsten Morgen versucht heraus zu finden ob der Löwe im Camp etwas mit dem Gebrüll zu tun hatte. Konnten aber weder den Löwen noch einen Zusammenhang feststellen, als wir noch vor Sonnenaufgang das Camp verließen. In der Savanne erwartete uns an diesem frühen Morgen anstatt eines traumhaften Sonneaufganges, eine märchenhafte Nebellandschaft. Nicht nur die Savanne war wundersam verschleiert, auch die Flusspferde im Ol Are Orok River boten einen bizarren Anblick im vernebelten Gegenlicht.
Kaum hatte sich der Nebel gelichtet entdeckten wir auf der gegenüberliegenden Seite des Ol Are Orok ein Löwen Pärchen. Verliebt lagen die beiden nebeneinander und genossen die ersten wärmende Sonnestrahlen des Tages. Doch die augenscheinliche Harmonie war nur von kurzer Dauer und täuschte vielleicht auch, denn als es nach wenigen Minuten zu einer ersten Paarung kam, reagierte das Weibchen ungewöhnlich heftig und grob. Entweder hatte es ihr nicht gefallen oder sie war einfach nur temperamentvoll, stellten wir einhellig fest. Wobei Gerd doch tatsächlich die Paarung gar nicht mitbekommen hatte und stattdessen, zu Evis Begeisterung, einen vollbesetzten Ballonkorb herangezoomt und fotografiert hatte. (Sorry Gerd ;-) )
Nach der beeindruckenden Paarung sahen wir uns in der näheren Umgebung um und entdeckten so nicht nur ein weiteres Löwen Pärchen, sondern waren uns auch sicher die beiden von uns vermissten Sala Boys nun aufgespürt zu haben. Anders als das erste Pärchen, waren diese beiden Löwen aber nicht mit dem Liebesspiel, sondern mit einem Kaffernbüffelkadaver beschäftigt. Mir wurde schlagartig klar woher das Löwengebrüll in der Nacht gekommen war, wobei wir nicht genau wussten, ob nur diese beiden oder alle vier zusammen die Büffelkuh gerissen hatten. Während wir dem Pärchen zusahen, wie sie den Kadaver immer weiter öffneten und große Stücke Fleisch verschlangen wurde uns plötzlich klar, dass die Kuh unmittelbar nach oder während der Geburt ihres Kalbes gerissen worden sein musste. Zumindest lag neben der schwarzen Kuh ein kleines, ebenfalls totes Büffelkalb. Auch wenn die Situation mal wieder etwas trauriges hatte, so war es doch beeindruckend den mächtigen Löwenkater neben dem Kadaver zu sehen oder zu beobachten wie er fast mühelos den mächtigen Büffelleib aufriss.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Als die Sonne höher stieg, wurde die Situation noch verworrener. Das Männchen hatte von einer Sekunde auf die andere aufgehört zu fressen und, während er angespannt über den Fluss blickte, angefangen an zu Röhren. Dann entdeckten wir den Grund für sein Verhalten. Nacheinander tauchten am gegenüberliegenden Ufer drei junge Löwenmännchen auf. Es waren die Moniko Boys, eine nomadisierende Gruppe von inzwischen fünf jungen Löwen Männchen die wir schon im November letzten Jahres im Ol Kiombo Gebiet beobachtet hatten. Mit dicken, vollgefressenen Bäuchen, so wie wir sie bis jetzt immer gesehen hatten, standen sie selbstbewusst am anderen Ufer und blickten zum Kadaver hinüber. Waren sie es vielleicht gewesen, die die Büffelkuh gerissen hatten. Hatte es in der Nacht einen Kampf zwischen Sala und Moniko Boys gegeben? Fragen über Fragen, aber zumindest würde meine Theorie das Gebrüll erklären. Am Ende sollte es aber ein Geheimnis der Natur bleiben, denn niemand hatte in der Nacht wirklich etwas gesehen.
Während wir die Löwen am Kill beim Fressen beobachteten erhielt ich von einem Freund einen Anruf und erfuhr so dass oben am Rhino Ridge gerade ein Kaffernbüffelkalb geboren wurde und ein Hyänen Clan die Büffelherde belagerte. Außerdem waren die Weibchen des Topi Rudels in der Nähe und eines der Weibchen führte die jungen Löwen vor der großen Büffelherde in Sicherheit, während die anderen in Richtung der Kaffernbüffel zogen. Die Masai Mara hatte also mal wieder mehr zu bieten als wir auf einmal verarbeiten konnten. Um noch etwas von der Hyänen Attacke auf die Büffel mit zu erleben, fehlte uns ganz einfach die Zeit, aber die Chance eine Jagd von sechs oder sieben Löwen auf Büffel mit zu erleben war schon sehr verlockend. Mein Gehirn rasselte förmlich. Dann half mir das Löwen Pärchen am Kadaver bei meiner Entscheidung (auch wenn es vermutlich die falsche war). Erstaunlicher Weise zog sich das mächtige Sala Männchen von dem Kadaver zurück und das Weibchen folgte ihm nach kurzer Zeit. Die drei Moniko Boys auf der anderen Seite wirkten unentschlossen und machten nicht den Eindruck, als wenn sie so schnell über den, von Flusspferden wimmelnden, Fluss kommen würden. "Es ist ja keine 10 Minuten von uns entfernt! Nur einen kurzen Überblick verschaffen. Wenn die Löwen jagen wollen, sind wir dabei, wenn nicht sind wir schnell wieder hier unten!" rechtfertigte ich meine Entscheidung mehr vor mir selber als vor den anderen dreien. Zügig fuhren wir also in Richtung des Rhino Ridge, noch ehe wir die Kaffernbüffel Herde erreichten, kamen uns im hohen Gras mehrere Hyänen entgegen, von denen eine eine recht große Beute im Maul trug, die aber schnell hohen Gras verschwand. Vermutlich hatte sie das Büffelkalb im Maul gehabt und versuchte es vor ihren gierigen Artgenossen zu verstecken. Das Gelände und der feuchte Boden ließen keine weiter Verfolgung zu. Als wir die ersten Büffel erreichten mussten wir enttäuscht feststellen, dass weit und breit keine Löwen zu sehen waren. "Whats going on with the Topi pride?" rief ich Parret an, von dem ich die Informationen bekommen hatte. "Oh, sorry. The lions change there mine and followed the cubs, deeper in the high gras. They will not hunt for buffalo's!" erklärte er mir am Handy. "Hakuna matata! We will go back now to the moniko boys. There is enough action, I think!" antwortete ich und wendete den Land Cruiser. Wir waren nur wenig mehr als 20 Minuten von dem Kadaver weg gewesen, 20 Minuten, in denen der erste der Moniko Löwen bereits den Fluss überquert hatte. Ein zweiter war gerade dabei den Fluss zu überqueren und tauchte wenige Minuten später neben dem Büffelkadaver auf. Fast verzweifelt versuchte ich einen Position am Fluss zu finden um wenigstens den dritten Löwen bei seiner Flussüberquerung zu beobachten.
"Man kann eben nicht alles haben!" witzelte Petra wieder einmal und besserte damit nicht unbedingt meine Laune. "Aber man kann es wenigstens versuchen!" konterte ich, während ich eine Stelle am Ufer gefunden hatte, von der aus wir einen recht guten Überblick über den Flussabschnitt hatten. "Kann jemand den Löwen sehen?" fragte ich meine Begleiter, die alle drei ihre Köpfe oben aus den Lucken gesteckt hatten. "Ja, der kommt da die Böschung runter!" antwortete Gerd, der den Löwen zuerst entdeckt hatte. Dann sah auch ich den letzten der drei anwesenden halbstarken Löwenmännchen. Mit seinem dicken Bauch und noch nicht voll ausgeprägter Mähne, stand der Löwe am Ufer und blickte zu den Flusspferden im Flussbett. Die mächtigen Nilpferde hatten den ungebetenen Gast an ihrem Fluss natürlich auch bereits bemerkt und waren unruhig geworden. Die Hippos schnaubten und grunzten lautstark und bliesen große Wasserfontainen in die Luft. Eines der gewaltigen Tiere kam unbeeindruckt immer weiter auf den Löwen zu. Dieser stand nun direkt am Ufer, sah noch einmal zu den Hippos und steckte dann seine Pfote in das Wasser. Begeistert schien er nicht zu sein. Als wäre er von dem Nass angewidert schüttelte er seine Pfote aus. Das große Flusspferd in seiner Nähe war inzwischen untergetaucht. Gerade als der Löwe zur Überquerung ansetzen wollte, schoss das riesige Hippo auf einmal aus dem Wasser. Mit aufgerissenem Maul stürmte es auf die Raubkatze zu. Diese hatte sich so schnell aus dem Staub gemacht, dass wir gar nicht gesehen hatten wo sie abgeblieben war. Auf jeden Fall hatte der Löwe nicht die geringste Lust auf eine Auseinandersetzung mit dem Koloss. Fast enttäuscht zog sich das Flusspferd in sein Element zurück und tauchte wieder unter. Der Löwe hingegen erschien oben an der Uferkante und schien ganz offensichtlich nach einer bequemeren und vor allem sichereren Möglichkeit für eine Überquerung zu suchen. Nachdem der Löwe die immer noch aufgeregten Flusspferde am Ufer umgangen hatte, nutzte er eine steinige, flachere Furt im Fluss und bekam so zwar nasse Beine, aber er musste nicht an den Hippos vorbei schwimmen. Sehr vorsichtig und sich immer wieder umschauend, watete der Löwe durch den Fluss und erschien dann vor uns am anderen Ufer.
![]() ![]() ![]() ![]() Anschließend fraßen alle drei Moniko Boys abwechselnd an dem Büffelkadaver, wobei der offensichtlich jüngste von ihnen für sich das Kalb beanspruchte und es in ein Gebüsch am Ufer schleppte. Inzwischen waren auch erste Rüppelgeier eingetroffen und sammelten sich in den umstehenden höheren Bäumen am Flussufer. Aber natürlich war der Geruch des langsam verwesenden Fleisches auch den Hyänen nicht entgangen. Die ersten getüpfelten Jäger und Assfresser lauerten genauso im hohen Gras, wie die schlauen, flinken Schabrakenschakale. Letztere waren wie immer die mutigsten und neugierigsten. Die kleinen Raubtiere ließen sich auch von der Anwesenheit der Löwen nicht wirklich beeindrucken und schlichen immer wieder um den Kadaver, um bereits jetzt ein kleines Stück von der großen Löwenbeute zu erhaschen. Was für die einen ein verlockender Duft war, war für Evi und Petra einfach nur ein widerlicher Gestank. Trotzdem, nachdem die Sonne immer höher am Himmel stand, machte sich auch bei uns im Fahrzeug langsam Frühstückshunger bemerkbar. Da wir aber nicht noch einmal etwas verpassen wollten, entschieden wir uns für ein Frühstück im Fahrzeug. Während also bei uns die Blechdosen klapperten und die Marmeladengläser klimperten, knackten neben uns im Gras die Knochen.
![]() ![]() ![]() Nach gut einer Stunde wurde es den Moniko Boys zu heiß und sie zogen sich auf die andere Uferseite an ihr Ufer zurück. Zumindest zwei von ihnen. Der Dritte wollte es noch nicht ganz einsehen, das viele, gute Fleisch den Geiern, Hyänen und Schakalen zu überlassen. Immer wieder kam er aus dem Schatten zurück um die geflügelten Aasfresser zu vertreiben. Aber eigentlich war die Übermacht der geduldig wartenden Geier viel zu groß. Die großen Vögel flogen immer nur kurz auf oder hüpften ein, zwei Meter davon, wenn die Raubkatze erschien. Kaum aber hatte der Löwe ihnen den Rücken zugedreht, fielen sie wieder über den Kadaver her. Von der Geduld der Geier wussten wir, von der Energie und Ausdauer des Löwen, waren wir einfach nur beeindruckt. Fast tat uns die Raubkatze bei ihrem hoffnungslosen Kampf schon leid. Immer wenn wir glaubten, dass der Kadaver nun endgültig den Aasfressern gehörte, erschien der Löwe wieder aus dem Gebüsch und versuchte zu verteidigen, was eigentlich nicht mehr zu verteidigen war. Zumindest nicht alleine.
Zwischendurch hatten wir von Nelson zwei Nachrichten bekommen. In der ersten bot er uns an bei der Vertreibung des Löwen aus dem Camp dabei zu sein, mit der zweiten Nachricht teilte er uns dann die erfolgreiche Vertreibung des Männchens mit. Wir blieben stattdessen den ganzen Vormittag zwischen den beiden Löwen Pärchen des Topi Pride und dem Büffelkadaver. Beobachteten so noch die ein oder andere Paarung sowie die Machtwechsel und Zankereien der Aasfresser am Büffelkadaver. Erst als es auch uns endgültig zu heiß wurde, fuhren wir zurück in das nahe Bush Camp, wo wir den Schatten unsere großen Zelte, kühle Getränke und der ein oder andere ein leckeres Lunch genossen.
Später verbrachten wir dann auch den Rest des Tages zwischen Kaffernbüffel Kadaver und Sala Boys mit ihren Weibchen. Die drei Moniko Löwen hatten sich weiter in ihr Revier und vom Fluss weg zurück gezogen. Genau wie die Topi Löwen, hatten sie vorerst kein Interesse mehr an dem Büffelkadaver. Ganz im Gegenteil zu den Geiern, Hyänen und Schakalen. Diese stritten nach wie vor um das restliche Fleisch und um Fell sowie Knochen. Die Paarungen bei den Topi Löwen bzw. Sala Boys waren immer noch nicht wirklich zärtlicher geworden. Aber zwei neue gedeckte Löwinnen, bedeuteten in absehbarer Zeit weitere Jungtiere, für das ohnehin schon sehr große Löwenrudel. Schon jetzt waren 14 Mäuler zu stopfen und 9 Weibchen und 3 Männchen wollten gesättigt werden. Wir waren sicher, wenn die Paarungen vorüber waren, würde es weiteren Büffeln an den Kragen gehen. Vor allem weil auch diese Hornträger aktuell viele Kälber hatten. Die Löwen mussten die Büffel in dem Grasmehr nur finden. Denn größere Antilopen waren zurzeit nur vereinzelt in ihrem Revier. Die größeren Topi und Zebraherden hielten sich fast alle auf der anderen Seite des Talek oder bei den Gnus in Tansania auf.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Für Evi und Gerd freute es uns, dass wir in der kurzen Zeit, die sie mit uns in der Mara verbrachten, so viele gute Sichtungen hatten. Wobei natürlich auch wir mehr als zufrieden mit unseren Erlebnissen der letzten Tage waren. Grund genug, obwohl einen Grund brauchen wir eigentlich gar nicht, um den vorerst letzen gemeinsamen Abend im Bush, mit einem gemütlichen Sundowner ausklingen zu lassen. Denn auch da waren wir uns einig: "Safari ist mehr als Tiere anschauen, Safari muss man leben!"
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![]() ![]() Am nächsten Morgen unternahmen wir, noch einmal gemeinsam in unserem Land Cruiser eine Pirschfahrt. Schließlich wollten wir sehen, was aus dem Kaffernbüffelkadaver geworden war bzw. ob die Löwen noch einmal zurück gekommen waren. Noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war erreichten wir das Ufer des Ol Are Orok und sahen über den Fluss hinweg, das Geier und Hyänen ganze Arbeit geleistet hatten. Von dem Kadaver waren nur noch ein paar Knochen und der Schädel übrig, wobei immer noch Fleisch an der Wirbelsäule hing, um das sich einige Tüpfelhyänen, Schabrakelnschakale und Geier stritten. Das Fell, die Beine und die meisten anderen Knochen waren schon verschwunden und von Hyänen und Schakalen verschleppt worden. Von den 3 Moniko Löwen konnten wir keine Spur entdecken, dafür fanden wir nach dem Wechsel auf die andere Seite des Flusses, alle drei Sala Boys und zwei der Weibchen. Die Topi Löwen, lagen unweit der Akazie, an der wir sie am Vortag verlassen hatten. Nur eben, dass das dritte Männchen nun auch dabei war. "Wenn ich den da vorne so durch das Gras kommen sehe, muss ich unweigerlich an den Film Prey denken!" erklärte Petra und es lief ihr selbst beim erzählen ein Schauder über den Rücken, während vor uns im Gegenlicht plötzlich einer der drei Löwen aufgetaucht war. Die mächtigen Männchen waren schon ein ganz besonderer Anblick, wenn sie in der offenen Savanne saßen oder durch das Gras pirschten.
![]() ![]() ![]() ![]() Nachdem wir wussten, dass die Natur ihren ganz normalen Verlauf genommen hatte und die Nahrungskette wieder einmal funktioniert hatte, fuhren wir zurück in das Bush Camp, wo wir zusammen frühstücken wollten. "Och ne!" fluchte ich leise, als ich den Land Cruiser verlassen und alle Türe fest verschlossen hatte. "Was ist?" fragte Petra. "Der Land Cruiser ist zu!" "na und?" "der Schlüssel steckt noch!" "Och ne!" "sag ich ja!" nach der etwas irrwitzigen Unterhaltung mit Petra, kletterten Gerd und ich kurzerhand auf den Cruiser und hoben das, zum Glück, nicht verriegelte Dach auf. Anschließend ließen wir uns ein leckeres Frühstück im Camp schmecken, bei dem es an nichts fehlte.
Nach dem Frühstück hieß es für Evi und Gerd Abschied nehmen. Wann sie die Mara wiedersehen würden war noch unklar, uns jedenfalls sollten sie bald wieder sehen, den wir hatten eine Zwischenübernachtung in Nairobi vorgesehen, bevor wir an die Küste weiter fahren wollten. Zunächst fuhren wir noch gemeinsam in Richtung Talek und dann suchten sich die Beiden ihren Weg alleine zurück nach Nairobi, während wir unsere Pirschfahrt bis zum Abend fortsetzten. An diesem Abend fuhren wir verhältnismäßig früh zurück ins Camp um noch einmal die Annehmlichkeiten unseres großen Zeltes zu genießen und den zunächt letzten Abend in der Mara gemütlich auf der Terrasse ausklingen zu lassen.
![]() ![]() Als dann am nächsten Morgen unser letzter Tag in der Mara angebrochen war entdeckten wir noch einmal die Moniko Boys und stellten zu unserer Freude fest, dass wir dieses Mal alle fünf Jungs gefunden hatten. Während zwei der fünf Nomaden, schläfrig und wieder einmal vollgefressen im Gras lagen, beobachteten die drei anderen, recht angespannt eine Kaffernbüffelherde, in der ganz offensichtlich vor wenigen Minuten ein Kalb geboren worden war. Aber die Löwen waren nicht die einzige die interessiert auf die Büffel starrten. Auch einige Hyänen war die Geburt nicht entgangen. Insgesamt war die Situation etwas unübersichtlich. Während die Hyänen im Gras lagen oder kreuz und quer vor den Löwen herum liefen, zog sich eine Büffelkuh mit ihrem Neugeborenen in die schützende Mitte der Herde zurück. Einige kleine Kappengeier tauchten auf und interessierten sich offenbar für die Nachgeburt, die wir aber im hohen Gras nicht sehen konnten. Während des ganzen Durcheinanders, stand einer der Löwen plötzlich auf, duckte sich ab und schlich auf die Büffelherde zu. Seine Haltung war angespannt und irgendwie anderes, als wir sie sonst bei den Weibchen beobachtet hatten, wenn sie auf Beute zu steuerten. Dann plötzlich sprang der junge Löwe nach vorne und wir erkannten, was er eigentlich vor hatte. Sein Angriff galt nicht den Büffeln, sondern einer überraschten Hyäne vor ihm im Gras. Aber die Hyäne war noch nicht bereit zu sterben, blitzschnell drehte sie sich herum und zeigte ihrem Angreifer die Zähne. Dieser stoppte verblüfft und seine Attacke kurz ab. Zeit genug für die Hyäne zu fliehen. Zwar setzte der junge Löwe der Hyäne noch einmal nach, erwischte diese aber nicht mehr. "Entweder lernt er es nie mehr oder er wird mal der berüchtigtste Hyänenjäger in der Mara!" kommentierte ich das Beobachtete. Denn genau diesen jungen Löwen hatten wir vor etwas mehr als drei Monaten bei fast der selben Situation beobachtet. Damals hatte er mit einem Prankenhieb einer Hyäne ein Hinterbein gebrochen. Dieses Mal blieb es bei der Vertreibung. Nach der Attacke kehrte das junge Männchen zu seinen Brüdern oder Cousins zurück und alle drei löschten ihren Durst an einer größeren Wasserlache, ehe sie in Richtung der anderen beiden, schlafenden Löwen zogen.
![]() ![]() Genau wie am Vortag frühstückten wir im Camp und dann war es auch für uns an der Zeit in Richtung Nairobi auf zu brechen. Noch bevor wir die Mara verließen hatten wir das Glück noch etwas Zeit mit der hungrigen Gepardin Nora und einem umher streifenden Serval zu verbringen. Diesen Teil der Safari am Ende doch noch mit einer Servalbegegnung abschließen zu können, war ein schönes Gefühl für uns. Anschließend stellten wir fest, dass das Lieblingsjagdgebiet der drei Geparden Männchen nur so von Zebras, Topis und kleineren Antilopen wimmelte und waren uns so sicher, dass die Drei in den nächsten Wochen keinen Hunger leiden würden. Vor allem hofften wir natürlich sie spätestens im September wieder zu sehen. Aber, dass war noch eine lange Zeit, wie uns die Wildnis gelehrt hatte. |