Alte Freunde, der dritte Serval und der Zauber der Wildnis Auch die zweite Nacht verlief sehr ruhig. Wir begannen den neuen Tag mit einer heißen Tasse Tee und einer handvoll Keksen auf unserer Terrasse. Unser neues Ziel für die Pirschfahrt war der Sand River, dort erhofften wir uns auf weitere, in die Zentral Mara ziehende, Gnuherden zu treffen und endlich die großen Herden der Migration zu sehen. Zunächst einmal musste natürlich erst wieder die notwendige Logistik für einen ganzen Tag in der Savanne verladen werden. Wobei wir aus dem Aruba Camp immer nur ein Frühstück mit in den Bush nahmen. Wasser und andere Getränke für den Tag hatten wir sowieso in unserem Kühlschrank im Fahrzeug. Wieder waren wir früh im Reservat unterwegs und wurden an jenem Morgen durch einen ganz besonders beeindruckenden Sonnenaufgang belohnt. Unsere selbst gebastelten Wegmarkierungen halfen uns wie geplant, gut bei der Orientierung. Beim Durchqueren der abgebrannten Flächen stellten wir nun fest, dass erstes, zartes Gras durch die schwarze, verbrannte Erde brach. Mitten im frischen Grün und zwischen einigen schwarz weiß gestreiften Zebras, entdeckten wir plötzlich ein recht helles, junges Zebra. Kein wirkliches Albino, aber ein sehr helles Zebra, bei dem die Streifen eher hellbraun als schwarz waren!
Nachdem die Sonne dann schnell immer höher stieg und es auch schnell wärmer wurde, stießen wir nach kurzer Zeit ein weiteres Mal auf die beiden Löwenmännchen. Nach wie vor sahen die beiden kräftigen Männchen gut genährt aus. Vielleicht hatten sie auch in der Nacht erneut Beute geschlagen? Auf jeden Fall lagen sie am Morgen nun in der offenen Savanne und genossen genau wie wir, die wärmenden Sonnenstrahlen. Als ihnen die Sonne dann aber zu sehr auf die Mähne und das Fell brannte zogen sie sich auf einen nahen Hügel und zwischen die dortigen Dornensträucher in den Schatten zurück.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Wenig später entdeckten wir, abgesetzt von anderen Topis eine Topi Kuh mit ihrem frisch geborenen Kalb. Es war das erste neugeborene Topi Kalb, welches wir auf dieser Safari beobachtet hatten und es machte Hoffnung auf weitere: "Vielleicht hast du ja dieses Mal Glück mit einer Topigeburt!" sinnierte ich und spielte darauf an, das Petra bisher noch keine Lifegeburt zu sehen bekommen hatte. "Das hast du letztes Jahr schon gesagt aber da waren die meisten Kälber schon geboren!" antwortete Petra. "Letztes Jahr waren wir auch später dran. Jetzt ist es zwar noch etwas früh aber grundsätzlich eine gute Zeit!" spielte ich auf die immer gleiche Absetzzeit der Topis an. Denn die schnellen, großen Antilopen setzten genau wie die Gnus immer im selben Zeitfenster und möglichst alle im gleichen Zeitraum ihre Jungen ab. So sicherten sie eine möglichst große Überlebensrate ihres Nachwuchses und erschafften ein Überangebot an Beute. Während die meisten Gnu Kälber im Februar / März in der Serengeti geboren werden, bekommen die Topis der Mara ihre Kälber meist im Oktober.
Nach dieser Begegnung fuhren wir weiter um unser eigentliches Ziel zu verfolgen. Wir fuhren vorbei am Lookout Hill in Richtung Sand River, einer Region, in der wir schon seit einigen Jahren nicht mehr waren. Wie der Name schon erahnen lässt, ist der Flusslauf geprägt von sandigen Flussläufen und -Ufern, wenn überhaupt, dann fließt meist wenig und nur flaches Wasser durch den Fluss. Im Gegensatz zum oft reißenden Mara Fluss, ist es für die wandernden Gnus und Zebras selten ein Problem den Fluss zu überwinden. Aber natürlich lauern auch hier die Raubkatzen am Ufer und nutzen das unübersichtliche Gelände oder die Uferböschungen für ihre Angriffe auf die Herden. Attacken von Nilkrokodilen brauchen die Grasfresser hier weniger zu fürchten. Grundsätzlich ging unser Plan auf und wir entdeckten schon am frühen Vormittag große Herden von Gnus sowie einige Zebras und Elandantilopen auf der gegenüber liegenden Seite. Aber das andere Ufer bzw. die Grasflächen im Triangel waren saftig grün, es gab eigentlich keinen Grund für die Huftiere den Fluss zu überqueren und so zogen die Herden einfach nur dicht entlang der Uferregion. Immer wieder kamen Gnus oder Zebras hinunter zum Fluss um zu trinken, manchmal überquerten auch einzelne Tiere kurz den Mara, kehrten aber auch immer wieder zu den Herden zurück um dann irgendwann mit der ganzen Herde wieder im Hinterland, im Triangel zu verschwinden.
![]() ![]() Wir blieben bis zum Mittag und warteten vergeblich auf ein größeres Crossing, dann beschlossen wir eine langjährige Freundin zu besuchen. Jay, die wir vor vielen Jahren in ihrem Mara Eden Safari Camp kennen gelernt hatten, war seit einigen Wochen zurück in der Masai Mara. Das Eden Camp hatte sie zwischenzeitlich zwar an ihren ehemaligen Lebenspartner verloren. Dafür war sie Inzwischen eine gut ausgebildete Ballon Pilotin und hatte ihre neue Basis an der Keekorok Lodge, wo sie einen der alten Piloten Bandas bewohnte. "Sieh mal dort, das müssten die Bandas sein!" stellte ich beim passieren der Keekorok Lodge fest und konnte gleich ergänzen: "...und da sitzt Jay auch, rechts auf der Terrasse!" wir stoppten den Land Cruiser, stiegen aus und ich wedelte mit den Armen, während Petra mit dem Fernglas versuchte zu erkennen, ob dort wirklich Jay auf der Terrasse stand. 300 Meter gegenüber von uns standen Jay und ein weiterer Pilot, ebenfalls mit einem Fernglas in der Hand und versuchten zu erkennen, wer auf der Piste stand und wild mit den Armen fuchtelte. Dann gab Jay uns ein Zeichen, dass wir rüber kommen sollten. Aber natürlich wollte ich den Land Cruiser nicht auf der Piste stehen lassen und zu Fuß zu den Bandas laufen, also mussten wir uns erst einmal einen Weg bis hinter die Hütten suchen. Wir waren uns sicher, dass Jay sich freuen würde uns wieder zu sehen, aber was wir bei unserer Ankunft an den Hütten dann erlebten hatten wir nicht erwartet. Herzergreifend schluchtzend fiel Janine, Petra um den Hals: "Oh my god, oh my god, that´s you!" hörte ich immer wieder und dann fiel sie auch mir um den Hals. Mein Hemd war innerhalb von Minuten von ihren Tränen durchnässt und wir hätten niemals gedacht, dass die Begrüßung so emotional ablaufen würde. Dann erfuhren wir von Jay, dass sie uns Anfangs auf der Piste gar nicht erkannt hatte. "It´s a cowboy and beautifull blond lady in a Land Cruiser!" hatte Ray, ihr Kollege und Banda Nachbar uns beschrieben. Schnell holte ich ein paar kalte Tusker aus dem Land Cruiser und dann tauschten wir erst einmal Erinnerungen und vor allem News aus. Dabei lernten wir ganz nebenbei Ray, den Chefpilot von Balloon Adventure ( www.sunafricahotels.com) kennen. Wir wussten, dass Jay in Kalifornien ihre Ausbildung zur Ballon Pilotin gemacht hatte und auch, dass sie dort viel Erfahrung gesammelt hatte, wir wussten auch, dass sie am liebsten als Lodge Managerin wieder zurück in die Mara wollte. Zuletzt hatten wir uns vor einigen Jahren in Kilifi bzw. Takaungu gesehen, wo sie damals noch ein Haus hatte. Inzwischen hatte sie alles verloren, das Camp, das Haus und noch viel mehr. Aber das war eine andere lange und eher traurige Geschichte. Jetzt ging es um die Zukunft und diese Zukunft sah Jay zunächst als Pilotin in der Masai Mara. Wir erfuhren viel über ihren jetzigen Arbeitgeber und ihre ersten Flüge bzw. Ballon Fahrten in der Masai Mara und immer wieder warf Jay ein: "Oh my god, you have to fly with me!" und fing dann an zu beschreiben wie einmalig ihre Erlebnisse und Beobachtungen in und aus der Luft waren. Vor vielen Jahren hatten wir schon einmal selber das Erlebnis Ballon in der Mara genossen und es sah ganz so aus, als ob sich diese Erfahrung nun bald wiederholen könnte. Aber wir hatten nur noch wenige Tage für uns alleine, ehe wir unsere Freunde aus Nairobi abholen würden und grundsätzlich war eine Ballon Fahrt ja nicht unbedingt eine preiswerte Exkursion. "No problem, let me know if your friends like to fly, you get an offer from me, I will talk to the head office!" entkräftete Jay unsere Bedenken. Wir verbrachten aufregende und unterhaltsame Stunden zusammen und brachen erst auf als es am frühen Nachmittag wieder heftig zu regnen begann. Aufgrund der Wetterlage hatten wir beschlossen ohne größere Umwege direkt in Richtung Talek zu fahren.
"Better you use the main road!" hatte Ray uns noch mit auf den Weg gegeben, aber selbst die Allwetterpiste war vom Regen durchtränkt und nur in der Mitte befahrbar. Je näher wir allerdings dem Talek Gebiet kamen je besser wurden die Pisten, so dass wir beschlossen doch noch ein wenig am Talek Ufer zu pirschen. Dort trafen wo wir dann auch endlich auf Teile des Fig Tree Löwen Rudels. Unterwegs hatten wir vorher ein wenig Zeit mit einer kleinen Gruppe Elefanten verbracht und ließen so den Tag bei den Löwen ausklingen. Das Rudel lag schläfrig unweit des Talek Rivers im hohen Gras und döste vor sich bin. Nachdem sich die Sonne immer weiter am Horizont senkte, sah es zunächst nach einem frühen Aufbruch zur nächtlichen Jagd aus, doch irgendwie waren sich wieder einmal nicht alle Rudelmitglieder einig. Nur uns lief die Zeit davon, wir mussten noch rechtzeitig das Gate passieren, so dass wir den Aufbruch des Rudels nicht mehr mitbekamen. Es war an jenem Abend in diesem Teil der Mara zwar trocken geblieben aber dennoch waren die Pisten in einem matschigen und trickreichen Zustand, der keine Unaufmerksamkeit zuließ. Einfach schlechtes Gelände für abendliche Pirschfahrten im Halbdunkel. Irgendwann schlidderten wir dann aber wieder ins Aruba Camp und freuten uns auf eine heiße Dusche.
![]() ![]() ![]()
![]() ![]() Die Regenfälle hatten in der Nacht nachgelassen, sodass wir trotz der matschigen Pisten ein weiteres Mal in die Haammerkop Region fuhren. Auf den abgebrannten Flächen hatten wir nicht nur bisher das meiste Wild angetroffen, sondern wir konnten bereits nach wenigen Tagen und den ergiebigen Regenfällen beobachten, wie die Gegend täglich grüner wurde. Von dem frischen Futter angezogen, wanderten auch immer mehr Pflanzenfresser in die Gebiete ein, es war also nur noch eine Frage der Zeit wann die ersten Karnivoren auftauchen würden. Außerdem lockte uns natürlich die Vorstellung noch weitere Servale aufzuspüren. Zunächst aber entdeckten wir einen Straußenhahn, den wir auch schon an den Vortagen beobachtet hatten und vermuteten, dass der Hahn auf einem Gelege saß. Kurzentschlossen nahmen wir uns deshalb an diesem Tag etwas mehr Zeit um Gewissheit zu erlangen. Zu nahe durften wir dem aufmerksamen Strauß dabei nicht kommen, wie der Hahn uns durch beeindruckendes Fauchen signalisierte. Aber wir brauchten uns auch gar nicht wirklich annähern, den schon aus der Distanz und beim Umrunden der vermeintlichen Brutstelle sahen wir erste aussortierte Straußeneier.
![]() ![]() Wir wollten nicht lange beim Brutgeschäft stören und verließen den ausdauernden Vater recht schnell und erreichten so wieder Flächen mit hohem trockenen Gras. Dieses ältere Gras wurde durchaus noch von den Gnus gefressen, während die Zebras und Topis eher das frische Gras bevorzugten. Es war also nicht verwunderlich, dass wir im trockenen Gras immer mal wieder Gnus antrafen, die wir dann immer eine Weile observierten. Und wir waren nicht die einzigen, die sich für die Huftiere interessierten. Auch Tüpfelhyänen hielten sich in der Nähe der Herden auf, obwohl ihre Absichten sicher andere waren als unsere. Aber auch bei den Tüpfelhyänen blieb es an jenem Morgen bei der Beobachtung. Vermutlich konnten sie kein schwaches oder verletztes Tier ausmachen. An anderer Stelle stießen wir wenig später auf ein schon etwas länger herum liegendes Giraffenskelett, welches eindrucksvoll davon zeugte, das Löwen durchaus auch ausgewachsene Giraffen reißen und fressen können! Eine halbe Stunde später dann endlich die erste Katze des Tages. Wir entdecken eine Gepardin in der Graslandschaft und folgten der gut genährten Raubkatze bis wir für uns ausschlossen, dass sie erneut jagen wollte. Bevor wir nach der Katzenbeobachtung in Richtung Talek bzw. Ol Kiombo aufbrachen, verbrachten wir noch Zeit mit verschiedenen kleineren Elefanten Herden. Wie schon so oft genossen wir das entspannte Verhalten der Mara Dickhäuter und beobachteten die Kolosse und ihren Nachwuchs, wie sie rund um unseren Land Cruiser herum grasten oder sich mit dem Schlamm und Wasser der Pfützen bewarfen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Gegen Mittag durchquerten wir dann wieder den Talek River durch die Furt hinter der Intrepid Lodge und erreichten wenig später das Mara Bush Camp, wo uns Nelson, der Manager freudig in Empfang nahm: "...but you have to stay for lunch!" fügte er wie immer seiner Begrüßung hinzu. "Sorry, we have an appointment on the other side in the new Migration Camp!" mussten wir ihn leider enttäuschen. "Oh, but thats even good!" lachte Nelson und fragte uns dann ob wir mit dem Wagen rum fahren wollten oder ob wir zu Fuß ins Migration Camp laufen wollten. Neugierig entschieden wir uns spontan zum Fußmarsch über die instandgesetzte Hängebrücke und gelangten so bis ins alte Freeman bzw. neue Migration Camp. Mir war vorher klar, dass sich das neue Camp nicht genau gegenüber vom Bush Camp bzw. Private Wing Camp befand, aber das es ab der Brücke gut 10 Minuten Bush Walk durch dichtes, üppig grünes Buschwerk waren, hatte ich nicht erwartet. Zwar war der schmale Pfad gut erkennbar und es führte uns einer der Askaris durch den Busch, aber dennoch konnte man jede Minute mit irgendwelchen Wildbegegnungen rechnen. Als wir dann das neue Camp erreichten, dessen Umbauarbeiten vor nicht ganz 6 Monaten erst begonnen hatten, trauten wir unseren Augen nicht. Anstatt der erwarteten Safarizelte, marschierten wir vorbei an großen, aus Zeltstoff gefertigten Häusern. Auf großen hölzernen Plattformen standen Safaribehausungen, die nur noch wenig mit einem Safarizelt gemeinsam hatten und eher dem luxuriösem Stil entsprachen, wie wir ihn in Zimbabwe kennen gelernt hatten. Eingänge mit Reisverschlüssen gab es keine mehr. Stattdessen eine gläserne Zeltfront und Glastüren. In den noch größeren Familienzelten gab es gleich drei Badezimmer, von denen jedes einzelne größer war als unseres zu hause in Deutschland. Unser Freund Joseph, der Manager im neuen Migration Camp, zeigte uns stolz die neuen Unterkünfte und öffnete uns am Ende fast etwas geniert, die kleine umgebauten Ex Freeman Bandas, die eigentlich unseren Ansprüchen voll genüge getan hätten und die anstatt mit Blick auf den Ol Are Orok alle in Richtung eines kleinen Sumpfes ausgerichtet waren. Was sie für uns besonders reizvoll machten. Aber natürlich war auch der Ausblick über den Fluss, sowohl von der Terrasse der meisten Zelte als auch von der neuen großen Terrasse des Dinning Bereiches beeindruckend und vielversprechend. Gerade hatten wir uns alles angesehen, da kamen auch unsere Freude aus Nairobi im Camp an. Evi und Gerd, mit denen wir zum Dinner verabredet waren, hatten inzwischen Besuch von ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn erhalten und wollten mit den beiden nun auch einige Tage in der Mara verbringen. Nachdem wir uns begrüßt und vorgesellt hatten, ging es natürlich sofort daran das bisher erlebte auszutauschen. Dass das dabei fast nebenbei eingenommene Dinner wieder mehr als lecker war und in jeder Hinsicht dem hohen Standart der Sunworld Camps gerecht wurde, muss ich sicher nicht extra erwähnen und obwohl wir eigentlich Mittags gar nichts essen, konnten Petra und ich wieder einmal dem Dessert nicht widerstehen. Auch nach dem Essen wurde noch munter weiter geplaudert und auch schon über neue Pläne Diskutiert, aber irgendwann gönnten wir den Vieren doch eine kleine Ruhepause und kehrten selber wieder zu unserem Land Cruiser zurück um hinaus in die Savanne zu fahren. Evi und Gerd würden wir ja spätestens in einem Monat in Nairobi wieder treffen.
![]()
![]() ![]() Mara Migration Camp - Ol Are Orok - Masai Mara ![]() ![]() ![]() ![]()
![]() ![]()
![]() ![]() ![]() ![]() Kaum hatten wir das Mara Bush Camp verlassen, da entdeckten wir zwei Löwinnen am Ufer des Ol Are Orok. Die Raubkatzen hatten die Mittagszeit ebenfalls für ein Dinner genutzt und ein Warzenschwein erlegt. Bei unserer Ankunft waren sie gerade dabei dieses zu verspeisen. Ganz offensichtlich hatte sich die ältere der beiden Löwinnen bei dem Kampf mit dem wehrhaften, jungen Keiler, eine üble Verletzung über ihrem linken Auge zugezogen, während die andere Löwin eine kleinere Fleischwunde an der linken Schulter hatte. Das Warzenschwein war also nicht kampflos gestorben und die Löwinnen hatten vermutlich Glück, dass sie keine schlimmeren Wunden oder Verletzungen davon getragen hatten. Da bei beiden Löwinnen die Zitzen recht gut zu sehen waren, vermuteten wir, dass zumindest eine von ihnen Junge hatte. Vermutlich sehr kleine Junge, mit denen sie noch abgesetzt vom Rudel lebten. Ob die Weibchen zum großen Topi Rudel oder zum Moniko oder einem anderen Rudel gehörten, vermochten wir nicht zu erkennen und ahnten damals noch nicht, dass wir diese beiden Katzen während der nächsten 10 Tage noch einmal wieder treffen und später auch erfahren sollten zu welchem Rudel sie gehörten. Die beiden Löwinnen mit ihrem frischen Kill waren dann an jenem Nachmittag auch das einzige Highlight. So dass wir an diesem Tag und ohne weitere nennenswerte Wildbeobachtung endlich einmal pünktlich zurück im Aruba Camp waren.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Aruba Mara Camp - Talek - Masai Mara
![]() ![]() ![]() ![]() Wir wussten bisher wo sich das Topi Löwenrudel mit Schwerpunkt aufhielt, hatten gute Chancen das Fig Tree Pride am Talek River wieder zu finden, kannten das Jagdgebiet zweier noch nicht zugeordneten Löwen Männchen, wussten von zwei jagderfahrenen Löwenweibchen am Ol Are Orok River und hatten verschiedene Geparden beobachtet und begleitet. Leoparden hatten wir allerdings bisher nur einen im heftigen Regen beobachtet. Grund genug also weiteren Hinweisen nach zu gehen. Wir hatten Infos über eine Leopardin am Rongai River erhalten, eine Leopardin, die wir in den letzten Jahren eigentlich immer vernachlässigt hatten, weil ihr Revier in einem viel befahrenen Gebiet liegt. Aber dieses Revier war aktuell auch eines der wildreichsten Areale und lag zwischen Hammerkop und Rongai River. Anfahren wollten wir das Gebiet wegen der Wetterverhältnisse und dem vielen Regen, über das Rekero Crossing und konnten so gleichzeitig die Chance nutzen nach dem Rekero Löwen Rudel zu suchen. Zunächst aber trafen wir am nächsten Morgen auf das Topi Pride oder genauer gesagt auf einige Tiere dieses großen Rudels. Während viele der Halbwüchsigen direkt am Hang des Rhino Ridge auf den Felsen lagen, hatten sich mindestens drei ausgewachsene Weibchen vorgenommen, dass es an diesem Morgen Topi zum Frühstück geben sollte. Allerdings war die Umsetzung dieser Idee im hohen Gras der Mara ein mehr als schweres Vorhaben und scheiterte letztendlich auch an der Intelligenz und Vorsichtigkeit der schnellsten Antilopen der Welt. Noch ehe wir den Schauplatz richtig erreicht hatten war klar, dass die Löwen an diesem Morgen leer ausgehen würden, sodass wir weiter fuhren um unsere eigentlichen Pläne zu verfolgen.
Das Rekero Crossing war aus unserer Richtung her gut zu befahren und stellte kein Hindernis für uns da. Kaum hatten wir dann das offene Gelände und die Savanne der anderen Seite erreicht, erwartete uns die erste echte Überraschung des Tages. Im halb hohen Gras der Savanne kam uns erneut ein Serval entgegen. Ohne scheu kam die kleine Raubkatze auf uns zu und ließ sich nicht im geringsten durch uns stören. Unbeeindruckt jagte die Katze rund um unseren Land Crusier, stöberte im hohen Gras oder fing mit waghalsigen Sprüngen Mäuse. So relaxt wie diese Servalkatze mit unserer Nähe umging, vermuteten wir, dass es sich um eines der inzwischen erwachsenen Jungtiere handelte, welche wir vor genau einem Jahr beobachtet hatten. Schon damals hatten die jungen Servale die Nähe der Fahrzeuge und den Schutz vor Hyänen unter unserem Land Cruiser gesucht. Allerdings konnten wir ausschließen, das es sich um das junge Männchen handelte, welches wir wegen eines abgebissenen, verkürztem Schwanz Half Tail getauft hatten.
![]()
![]() Nach gut einer Stunde verließen wir die aktive kleine Raubkatze und fuhren weiter in Richtung Rongai River, wo wir unmittelbar auf mehrere Tüpfelhyänen trafen, ehe wir eine Löwin mit ihren beiden ca. 5 Monate alten Jungen entdeckten. Die drei Raubkatzen fraßen an einem frischen Gnukadaver, wobei wir uns nicht sicher waren, ob die Löwin die Beute selber geschlagen oder den Hyänen abgenommen hatte. Die Hyänen ihrerseits hatten allerdings auch noch verschiedene Gnuknochen, mit denen einzelne Tiere umherliefen. Um die Löwen kümmerten sich die Hyänen nicht wirklich, abgesehen davon, dass hin und wieder einer der vermeintlichen Aasfresser vorbei kam und prüfte ob es nicht doch noch etwas zu ergattern gab. Die Löwin fühlte sich auch sehr sicher und beachtete die Hyänen nicht ernsthaft. Gierig verschlangen sie und ihre beiden Jungen die Reste des Gnus. Immer wieder hörten wir neben uns die Knochen knacken und das Schmatzen der Löwen. Viel ließen die drei Löwen den Hyänen am Ende nicht übrig. Kaum hatten die Löwen den Kadaver aufgegeben, da stürzten sich erste anwesende Geier und Marabus auf die Reste, was allerdings einem der beiden jungen Löwen überhaupt nicht gefiel. Trotz seines mehr als gefüllten Bauches stürzte er den Hang hinauf und sprang unmittelbar auf die gefiederten Aasfresser, die ihrerseits sofort davon flogen oder hüpften. Einzig ein gewitzter Schreiseeadler ergaunerte ein wenig Fleisch. Nachdem der kleine Löwe eingesehen hatte, dass er eigentlich viel zu satt und durstig für so ein anstrengendes Spiel war, folgte auch er seiner Mutter an den kleinen Graben. Wer jetzt glaubte, dass die Geier und Marabus sich in Ruhe die Reste teilen konnten, hatte die Rechnung ohne die Hyänen gemacht. Wie aus dem Nichts tauchten gleich vier der getüpfelten Räuber auf und stritten sich lautstark um den restlichen Kadaver. Wie üblich wurde an der abgestaubten Beute herum gerissen und das was man erbeutet hatte möglichst weit in Sicherheit gebracht.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Erst als die Hyänen ruhiger und die Geier wieder aufdringlicher wurden verließen wir den Schauplatz und fuhren auf eine leichte Anhöhe, wo wir eigentlich Frühstücken wollten. Gerade hatte ich einen passenden Baum ausgesucht, da erspähte ich einen Geparden im hohen Gras. Verlor die Raubkatze aber sofort wieder aus den Augen. Gespannt fuhren wir durch das braune Gras und entdeckten den Geparden dann mit einem jungen Riedbock Weibchen im Maul wieder. Der Gepard war eine alte Bekannte und es freute uns ganz besonders, dass wir Neema auch auf dieser Safari beobachten durften. Auch wenn wir ihre erfolgreiche Jagd um wenige Minuten verpasst hatten. Neema schleppte ihre Beute in sicheres, hohes, trockenes Gras und dichtes Gestrüpp, so dass wir ihr nicht folgten, sondern sie schnell wieder alleine ließen. "So, jetzt aber Frühstück! Einen passenden Baum hattest du ja eben schon anvisiert!" bemerkte Petra nach der unerwarteten Gepardenbegegnung. Mehr als zufrieden mit den Erlebnissen des Morgens gönnten wir uns eine Frühstückspause unter einer Akazie. "Ein typischer Mara Morgen. Da vorne, irgendwo im hohen Gras liegt eine Gepardin mit ihrer Beute. Da unten am Bach liegt eine satte Löwin mit ihren beiden Jungen, keine 2 Kilometer weit weg streift ein Serval durch die Savanne und wir stehen mitten drin und Frühstücken!" stellte ich glücklich fest.
Nach dem Frühstück pirschten wir weiter entlang des kleinen Rongai Rivers und erreichten so gegen Mittag die Stelle, an der die Leopardin Luluka vor wenigen Tagen einen Kill gehabt haben sollte und noch am Morgen gesehen worden war. Wir allerdings konnten weder Reste vom Kill, noch die Leopardin finden. Stattdessen entdeckten wir nach einiger Zeit zwei Löwen Männchen, die vollgefressen neben einem großen Gnukadaver lagen. Da sich auch hier einige Hyänen in der Nähe aufhielten, blieben wir um zu sehen wie sich die Situation entwickeln würde. Allerdings entwickelte sich erst einmal gar nichts, die Löwen lagen satt neben ihrer Beute und die Hyänen schlichen um die Löwen und den Kadaver herum.
Nach einer halben Stunde hatten wir beschlossen zunächst einmal weiter zu fahren, nach der Leopardin zu suchen und zu schauen, was die Wildnis in dieser Ecke der Mara sonst noch so zu bieten hatte. Das Wasser des Rongai lockte erfahrungsgemäß viele Tiere an und so wurden wir auch auf dieser Pirschfahrt nicht enttäuscht. Auf den weiten, grünen Grasflächen der Region grasten Zebras, Topis, Kongonis, Gnus und Elenantilopen friedlich nebeneinander. Zebras mit Fohlen und Warzenschwein- oder graue Elefantenmütter mit ihrem Nachwuchs waren genauso gut zu beobachten, wie Strauße und andere Vögel. Die sonst so scheuen Warzenschweine ließen uns in ihre Nähe und auch die Elefanten störten sich nicht an unserer Gegenwart. Die Masai Mara zeigte sich wie so oft während der heißen Mittagsstunden von ihrer ruhigen und friedlichen Seite und wir hatten wieder dieses unbeschreibliche Gefühl, ein Teil der Wildnis zu sein.
Wir fuhren eine Weile beide Uferseiten des Rongai Rivers entlang und erreichten dann wieder die beiden Löwen. Einem der beiden Katern waren die aufdringlichen Hyänen vermutlich zu lästig geworden, er hatte sich unweit seines Artgenossen im offenen Grasland niedergelassen. Irgendwann gab auch das zweite Löwenmännchen den Gnukadaver auf. Kaum aber hatten die Löwen ihren Anspruch auf das Gnufleisch aufgegeben, stürzten sich die Hyänen lautstark und gierig auf den Kadaver. Es wurde gebissen und gestritten, geknurrt und gezerrt und dann verschwanden die getüpfelten Assräuber mit Beinen, Knochen und Fell in der Umgebung! Die Löwen hingegen zogen an das nahe Flussbett und stillten ihren Durst!
![]()
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Nachdem die Löwen ihren Durst gestillt hatten, zogen sie sich zwischen schattenspendende Büsche zurück und wir fuhren langsam in Richtung Talek River. Noch bevor wir den Talek erreichten trafen wir auf einige grasende Flusspferde, die sich recht früh, recht weit aus dem Wasser gewagt hatten. Nachdem wir wieder den Talek River durchquert hatten und einem weiteren, von Löwentatzen gezeichnetem Flusspferd begegnet waren, endete der aufregende Tag mit einem fantastischen Sonnenuntergang. Dieser Tag war einer der Tage, für die wir die Mara so liebten und an denen man nicht wusste wo man zuerst hinfahren oder in welche Richtung man schauen sollte. Und somit war es auch ein würdiger Abschluss unserer ersten Woche, der geplanten Safari.
![]() |