Wenn man seine Träume teilen darf Der nächste Morgen begann mit einer noch nie dagewesenen Situation. Wir frühstückten im Aruba Camp, draußen auf der Terrasse und mit Blick auf den Talek. Schnell stellten wir beide fest, dass wir tatsächlich in den letzten Jahren etwas verpasst hatten. Es gab leckere Spiegeleier, Bratwürstchen, Röstkartoffeln, Bacon, Toast und natürlich auch verschiedene Früchte. Dazu heißen Swaheli Tea mit viel Milch und Zucker und natürlich frischen Fruchtsaft! Also alles, was wir zu einem perfektem Frühstück brauchen. Nach dem Frühstück brachen wir dann auf, um mal eben kurz nach Nairobi zu fahren. Nicht das wir keine Lust mehr auf die Mara hatten, im Gegenteil, aber wir hatten versprochen unsere Freunde aus Deutschland, in Nairobi am Flughafen in Empfang zu nehmen.
Die kurze Fahrt durch die Mara bis zum Sekenani Gate verlief ohne erwähnenswerte Wildbeobachtung und die anschließende Weiterfahrt bis nach Nairobi und zum Wildebeest Eco Camp erfolgte zum Glück auch ohne Vorfälle. Im Camp angekommen checkten wir für gleich zwei Familienzelte ein und freuten uns über ein sehr geräumiges Safarizelt mit eigener Dusche und Toilette. Vor einigen Jahren hatten wir das Wildebeest Eco Camp regelmäßig genutzt, wenn wir uns in Nairobi aufgehalten haben. Allerdings nutzten wir dann die etwas kleineren Safarizelte, die nur mit einem Doppelbett, einer Kleiderstange und einem Safe ausgestattet waren. Dusche und Toilette waren außerhalb des Zeltes und zur Gemeinschaftsnutzung. Da wir immer saubere Toiletten und Duschen vorgefunden hatten, hatte es uns nie gestört und belastete die Safarikasse natürlich auch weniger als jetzt die größeren Zelte. Angesichts der bisher erlebten Temperaturen auf dieser Safari, waren wir nun aber nicht unglücklich, dieses Mal die Dusche und das WC im Zelt zu haben. Wobei der Anblick des mit einer Blechwand abgetrennten Badezimmers für uns etwas gewöhnunsgbedürftig war. Kurz nach dem Bezug unseres Zeltes fuhren wir dann zum internationalen Flughafen, wo wir viel zu früh ankamen. "Da geht es nicht weiter!" bemerkte Petra, als ich vor der eigentlichen Zufahrt nach links weg gefahren war, um ein wenig Parkgebühren zu sparen. Grundsätzlich war die Idee gut, die Durchführung aber leider planlos und so standen wir nach einigen hundert Metern vor einem geschlossenem Flughafentor. Da wir uns allerdings in einer Einbahnstraße befanden, blieb mir nichts anderes übrig als die gesamte Strecke rückwärts zurück zu fahren. Die nächste, etwas bessere Alternative war dann die Auffahrt auf das Flughafengelände und die Suche nach einer geeigneten Warteposition. Das Parken direkt vor dem Ankunftsgate war unmöglich und wurde akribisch von der dortigen Polizei überwacht, weshalb ich mich entschloss uns erst einmal hinter zwei Krankenwagen zu verstecken und abzuwarten. Die Position schien gut gewählt und so warteten wir unbehelligt, fast eine Stunde, bis wir uns endlich trauten nach vorne vor das Flughafengebäude zu fahren. Petra stieg aus und ging zum Ankunftsausgang und ich wartete im Land Cruiser auf alle drei. Dann erreichte mich eine kurze WhatsApp: "Sind am Gepäck! Sind gleich da!" im selben Moment der Anruf von Petra: "Hast du schon was gehört?" Während ich Petra erklärte, dass Evely und Peter gleich erscheinen müssten, beruhigte ich gleichzeitig einen Polizisten, dass wir in Kürze weg fahren würden und versuchte anschießend das Display des Parkscheinautomaten zu verstehen. Die Gebühren waren schnell bezahlt, der Polizist verständnisvoller als erwartet und dann kamen auch schon Petra, Evely und Peter auf mich zu. Nach einer herzlichen Begrüßung der beiden "Africa Greenhorns", verstauten wir das wenige Gepäck im Land Cruiser und dann ging es auch schon zurück zum Wildebeest Eco Camp. Wobei Evely und Peter zwar noch nie vorher in Afrika waren, ihr Outfit zu meiner Freude, aber schon bei der Anreise passend gewählt hatten. Im Camp angekommen, genossen wir noch ein kaltes Tusker am Lagerfeuer und lauschten tatsächlich dem Gebrüll einiger Löwen, die im nahen Nairobi National Park leben mussten. Irgendwie hatten wir diese Geräusche in der Mara vermisst. Natürlich war weder die Anreise aus Deutschland noch unsere Fahrt aus der Mara spurlos an uns vorüber gegangen, so dass wir dann doch recht schnell in unseren Zelten verschwanden. Außerdem sollte es am nächsten gleich nach dem Frühstück zurück in die Mara gehen. Trotz der zu hörenden Löwen sowie des sehr geräumigen und gemütlichen Zeltes, welches grundsätzlich einen echten Safari Charme versprühte, störten Petra und mich die Straßengeräusche des neuen Southern Bypasses ein wenig. Dennoch schliefen wir schnell ein.
![]() Garden tents - 1 big double bed - outside and shared toilete and shower
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![]() ![]() ![]() Am nächsten Morgen waren wir dann früh auf den Beinen und freuten uns über ein einfaches, aber wirklich gutes Frühstück, mit Blick in den grünen Garten. Ein wenig Anspannung und Aufregung lag in der Luft, vor allem als wir das gesamte Gepäck im Land Cruiser verstaut hatten, was gar nicht so einfach war. Zwar hatten wir einen Land Cruiser mit 6 Sitzen zur Verfügung und das Gepäck von Evely und Peter war auf das notwendigste reduziert. Die Beiden hatten nicht einmal große Kamerataschen dabei. Aber irgendwie schafften wir es ja auch schon immer alleine den Wagen mit unserer eigenen Ausrüstung inkl. Tisch, Stühlen, 3 Zargesboxen und Kamerataschen usw. bis zum Anschlag zu beladen. Irgendwann war dann aber alles im Fahrzeug verladen und wir rollten vom Grundstück des Wildebeest Camps.
![]() ![]() ![]() Dank der Schnellstraßen und unserer Voraufklärung hatten wir Nairobi schnell verlassen. Ich ließ Evely und Peter, die gespannt, alles Neue aufsaugend, hinter uns saßen, soviel Informationen wie ich konnte zukommen. Erklärte, dass die Hauptstadt auf durchschnittlich 1650 Meter Höhe lag und es alleine deswegen morgens meist recht frisch war, denn noch konnten die beiden aufgrund der Temperaturen nicht glauben, dass sie in Afrika waren. Nicht ganz planmäßig fuhren wir an diesem Morgen über die Dagoretti Road und Nderu auf die B3 in Richtung Mara auf. Dadurch verloren wir zwar etwas Zeit, umfuhren aber den Großteil des LKW Verkehrs und vor allem bekamen Evely und Peter einen viel tieferen Eindruck vom ländlichen Leben rund um Nairobi. Natürlich legten wir oben am Rift Valley einen ersten Zwischenstopp ein und die Beiden erhielten, abgesehen vom Ausblick in das Great Rift Valley, einen ersten Eindruck von der Geschäftstüchtigkeit der Kenianer.
![]() Dann ging es quer durch den Afrikanischen Graben weiter und via Mai Mahiu, wo die B3 in Richtung Narok abknickt und vorbei am mächtigen Mount Longnot bis in die quirlige Masai Stadt Narok. Anfangs gab es noch einige Getreide Felder, dann ging es vorbei an unzähligen, kleinen, bunten Masai Dörfern und ihren Bewohnern. Immer wieder aufgehalten von Ziegen, Schafen oder Rindern auf der Straße, fuhren wir der Masai Mara entgegen. Unterwegs sammelten Evely und Peter reichlich neue Eindrücke. Im Dorf Suswa kauften Peter und ich 6 viel zu teure Dosen Bier in einem, mir bis dahin noch nie aufgefallenen Liquid Shop. Eine Stunde später erreichten wir Narok und tankten den Land Cruiser wenige Kilometer hinter der wachsenden Masai Stadt noch einmal randvoll. Nach dem kurzen Stopp ging es auf der neuen Asphaltstrasse weiter bis zum Sekenani Gate, einer der offiziellen Einfahrten in das Masai Mara Reservat.
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Bereits die ersten Zebras, neben denen wir stoppten begeisterten unsere Begleiter. Als wir wenig später recht dicht neben einigen Kaffernbüffeln standen, fingen Evely und Peter noch mehr Feuer. Die unerwartete Nähe zum Großwild musste erst einmal verarbeitet werden. Natürlich sollte alles festgehalten werden, wobei Peter in erster Linie mit einer GoPro Kamera filmte und Evely mit einem zwar sehr guten, aber eben einem Handy fotografierte. Alles was außerhalb der Reichweite dieser beiden Geräte lag, sollten Petra und ich dann mit den größeren Objektiven einfangen. Grundsätzlich hatte ich mich natürlich mit dieser Absprache arrangiert, musste mich aber dennoch erst ein wenig an unsere "Handy Safari" gewöhnen. Auf der anderen Seite machte es natürlich auch Spaß den Beiden einen Großteil des Wildes zum Greifen nah zu präsentieren. Es gibt weltweit kaum bessere Parks in Afrika als die Mara um das Wild hautnah zu erleben, war ich mir sicher.
![]() ![]() Ich hatte einige kleinere Pisten ausgewählt und geplant mit einer eher kurzen Pirschfahrt zunächst erst einmal das Aruba Camp zu erreichen, damit wir unser Gepäck im Camp lassen konnten. Unterwegs erspähte ich dann eine, leider tote, Kobra auf der Buschpiste und erinnerte so alle daran, dass es auch diese Reptilien hier in der Wildnis gab. Als ich nach kurzer Zeit erste Elefanten entdeckte und melden konnte, war es vor allem Peter, der sich vor Freude und Begeisterung kaum einkriegen konnte, "Elefanten, da vorne stehen Elefanten und wir fahren genau darauf zu!" kommentierte er seine eigenen Filmaufnahmen, während wir langsam auf einige Dickhäuter zu rollten. "Wir fahren da jetzt aber nicht dichter ran?" fragte Evely etwas ungläubig, als wir auf der einen und die Elefanten auf der anderen Seite eines Busches standen. "Nein, brauchen wir nicht, wenn wir uns ruhig verhalten, werden die Elefanten zu uns kommen!" erklärte ich und stellte den Motor aus. Dann genossen wir gemeinsam die Nähe zu den mächtigen Elefanten, die ohne sich stören zu lassen, vor und neben dem Land Cruiser an einigen Büschen zerrten und das frische Laub in ihre Mäuler stopften.
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![]() Nach der ersten Elefanten Begegnung erreichten wir dann das Aruba Camp und bezogen zwei schöne, gemütliche Safarizelte. Gleichzeitig gab ich den Beiden eine gründliche Einweisung in das Verhalten in einem offenen Bushcamp. Denn auch wenn das Aruba Camp ganz in der Nähe des Ortes Talek lag, so war es eben doch, ein nicht eingezäuntes Camp, welches unmittelbar an den Talek Fluss und die Wildnis der Mara grenzte. Vor allem auch weil Großwild keine Grenzen kannte. Elefanten direkt vor den Zelten, im Flussbett grasende Flusspferde oder Hyänen im oder am Camp waren genauso möglich, wie Antilopen zwischen den Zelten. An jenem Tag zeugte nur ein kleines Nilkrokodil genau gegenüber unserer Zelte von der nahen Wildnis. Das eher kleine Reptil schlummerte friedlich auf einer kleinen Sandbank im Fluss. "Haltet euch bitte an die Wege, die sind Nachts auch beleuchtet. Und seht euch ruhig noch ein bisschen um, ich weiß nicht, wie oft wir noch bei Tageslicht im Camp sein werden!" beendete ich grinsend das Briefing. Nachdem Evely und Peter das Camp, inkl. der kleineren Zelte mit Außendusche, ein wenig kennengelernt und wir ein erstes kühles Bier auf unserer Terrasse genossen hatten, ging es zurück in das Reservat.
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Neben anderem Wild, trafen wir nach kurzer Fahrt auf einige Giraffen und verbrachten viel Zeit mit den Langhälsen. Beobachteten sie, wie sie mit langen, ruhigen Schritten an uns vorbei schritten oder wie sie mit ihrer, bis zu 50 cm langen Zunge das Laub von den Zweigen der Büsche und Bäume zogen. Natürlich blieben auch Petra und ich gerne mal zwischen Zebras oder Giraffen stehen und sahen den friedlichen Tieren bei ihrem Treiben zu, aber irgendwie widmete man den Pflanzenfressern doch immer weniger Zeit als den Katzen, Hyänen oder anderen Fleischfressern. "Auch schön, mal wieder viel Zeit mit Zebras und Giraffen zu verbringen!" stellte Petra deswegen treffend fest. Evely und Peter hingegen hätten an diesen Nachmittag außer den Giraffen nichts weiter gebraucht um glücklich zu sein. Ich allerdings schon und war deshalb stolz den Beiden am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, noch eine Leopardin zeigen zu können. Zu unserer Freude auch noch eine Leopardin, die wir kannten. Neben uns, im Schatten eines kleinen Busches lag hochträchtig die Leopardin Luluka! Selten hatten wir bisher einen Leoparden in so offenem Gelände beobachten können. Abseits jeglicher größerer Büsche oder Bäume, ruhte die gefleckte Raubkatze gut getarnt in der Savanne. "Ein Leopard als erste Katze in der Mara, ist kein schlechter Safaristart!" bemerkte ich zufrieden und erleichtert. Zufrieden, weil natürlich auch ich mich über die Leopardensichtung freute und erleichtert, weil irgendwann der Wunsch einer Leopardensichtung kommt und dann der Druck auf den Guide bzw. Fahrer immer größer bis unangenehm werden kann, wie ich aus Erfahrung wusste. An jenem Abend aber wich dieser Druck gänzlich von mir. Ich war mir mehr als sicher, dass wir in den kommenden 6 gemeinsamen Tagen in der Mara noch genügend Löwen und mit Sicherheit auch Geparden zu Gesicht bekommen würden. Um den Tag dann richtig perfekt enden zu lassen, zelebrierten wir mit Evely und Peter zusammen unseren ersten gemeinsamen Bush Sundowner und kehrten dann, kurz bevor die Sonne gänzlich hinter dem Horizont verschwand, noch einmal zu der Leopardin zurück. "Das war so schön, ein Leopard im Sonnenuntergang und den hatten wir auch noch ganz für uns alleine!" bemerkte Evely völlig geflasht und glücklich, als wir kurz nach Sonnenuntergang die Rückfahrt zum Camp antraten.
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![]() Auf dem Weg zum Gate trafen wir dann auf zwei Deutsche, die die Mara etwas unterschätzt hatten und beteiligten uns noch kurz an der Befreiung ihres festgefahrenen Geländewagens. Wenig später erreichten wir das Aruba Camp! Am Ende des Tages hatten wir nicht nur einen erfolgreichen ersten Safaritag erlebt, sondern auch viel gelacht und ich hatte den Eindruck, dass wir schon jetzt zu einem guten Team zusammen gewachsen waren. Ein Eindruck der Petra und mir sehr wichtig war, schließlich wollten wir noch weitere zweieinhalb Wochen zusammen im Bush verbringen. Gut gelaunt genossen wir unser schmackhaftes Dinner auf der Terrasse des Aruba Camps und dann natürlich noch einen letzten Drink auf unserer Terrasse vor dem Zelt, ehe Evely und Peter ihre erste Nacht in der Wildnis Afrikas erlebten.
Der nächste Morgen begann genauso fröhlich und gut gelaunt, wir der vorherige geendet hatte. Obwohl Evely den Tag mit einer "Rüge" von mir startete. Kam sie doch fröhlich lächelnd, im ersten Licht des Morgens, am Flussufer entlang zu unserer Terrasse gewandert. "Du erinnerst dich schon, was ich gestern gesagt habe?" sah ich sie an. "Es ist noch nicht richtig hell und du spazierst hier durch das Gestrüpp am Ufer des Talek!" fuhr ich fort, war mir aber ziemlich sicher, dass die Askaris des Camps, alle nächtlichen Besucher aus dem Camp gedrückt hatten. Aber erstens konnte man nie wissen und zweitens war es mir wichtig jedem zu vermitteln, dass wir uns mitten in der Wildnis befanden. Einer Wildnis, in der wir der Gast und die großen und kleinen Tiere zu hause waren. Letztendlich gab es genügend kleine und große wilde Tiere deren Begegnung bzw. unerwartetes Zusammentreffen ganz schnell das letzte Erlebnis dieser Reise hätten sein können. "Na, Anschiss abgeholt?" lachte Peter als er über den befestigten Weg zu uns ans Zelt kam und nahm seine Frau zärtlich in den Arm. "Die Geräusche in der Nacht sind unglaublich! Waren das Flusspferde, die wir im Flussbett gehört haben?" fragte Peter und ich nickte. "Dieses komische Gekicher und Geheule waren Hyänen oder?" fragte Evely so dann und ich nickte wieder. Dann holte ich unsere Kühlbox mit unserem Buschfrühstück und den Tee aus der Küche ab und verstaute alles im Land Cruiser. Wenig später rollten wir pünktlich um 06:30 Uhr über die kleine Brücke und auf das Tor zum Reservat zu. Kaum waren wir in die Zentral Mara eingefahren, fielen unseren Begleitern die vielen Heißluft Ballone auf und beide fingen an zu schwärmen. "Das muss so cool sein, so lautlos über die Wildnis zu gleiten und die vielen Tiere zu sehen!" sagte Evely und Peter ergänzte: "...und die Weite. Diese Weite von da oben zu erleben, muss etwas ganz besonderes sein!" Dann fing Petra an zu schwärmen und von unserer damalige Ballonsafari zu berichten. "Wenn das nicht so unverschämt teuer wäre!" schob Peter ein. "Ja, der Preis ist heftig, aber lass mich nachher mal telefonieren! Wir haben eine gute Freundin, die uns vielleicht weiterhelfen kann!" dachte ich an Jay, die aber vermutlich zu dieser Zeit gerade mit Gästen in der Luft war. Evely und Peter begnügten sich zunächst mit unzähligen Fotos von den rund um uns herum aufsteigenden Ballonen.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Während die Beiden noch mit der Überwachung des Luftraumes beschäftigt waren, entdeckten wir am Boden unsere ersten gemeinsamen Löwen. Mehrere Weibchen und ein Männchen (vermutlich Teile des Fig Tree Rudels) hatten einen mächtigen Kaffernbüffel gerissen und fraßen von ihrer nächtlichen Beute. "Machen die nix!" fragte Evely etwas ungläubig, als wir recht nahe an die Raubkatzen heran fuhren. "Doch schon, aber ihr habt ja nur Handy zum fotografieren!" witzelte ich. "Nein, im Ernst. Man muss den Katzen nicht auf den Schwanz fahren, aber die Löwen in der Mara sind sehr relaxt was Fahrzeuge angeht. Im Gegenteil, man muss aufpassen, dass sie einem nicht die Beute unter das Auto zerren oder sich zum Schlafen in den Schatten des Wagens legen!" erklärte ich und hielt genügend Abstand um die Löwen nicht zu bedrängen und auch um die Gesamtsituation beobachten zu können. Wir nahmen uns viel Zeit für diesen ersten Kill und beobachteten nicht nur wie die Löwen an ihrer Beute herum zerrten und große Stücke Fleisch verschlangen, sondern freuten uns auch über zwei kleine, freche und mutige Schabrackenschakale, die dreist wie sie waren, zwischen den Beinen der Löwen versuchten eine Kleinigkeit der großen Beute für sich zu sichern. Einer der beiden schlauen, wilden Hunde überspannte den Bogen durch seine Aufdringlichkeit und Evely und Peter bekamen eindrucksvoll zu sehen wie schnell ein recht träges Löwenmännchen werden konnte, wenn es um seine Mahlzeit ging. Auch wenn der Schakal beiden Attacken unbehelligt entkommen konnte. Irgendwann waren die Löwen dann satt und wurden mit dem ansteigen der Tagestemperatur auch träger und müder. Das war die Stunde der Schakale und so konnten wir zusehen, wie die kleinen Räuber geschickt und schnell kleinere Fleischstücke und Innereien stahlen, verschleppten und verschlangen. Ich war zufrieden und freute mich unseren Begleitern eine erste kleine "Wildlifestory" präsentieren und einen kleinen Einblick in die rauen Regeln der Natur zeigen zu können.
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![]() ![]() ![]() ![]() Kurz darauf durchfuhren wir die Reihen unzähliger Zebras und ich war froh, dass wir die Löwen vor den Zebras entdeckt hatten. Auch mit den "gestreiften Eseln" = Punta Mila, wie die Zebars im Suaheli so treffend heißen verbrachten wir viel Zeit und Evely und Peter konnten sich gar nicht satt sehen an den Hufträgern. Da ich geplant hatte heute bis zum Lookout Hill bzw. bis an den Mara River zu fahren fing ich dann irgendwann an zu drängeln. "Du musst geduldig sein, ist doch richtig schön so zwischen den Zebars und Antilopen!" lächelte Petra verständnisvoll. "Morgens und Abends Katzen und dazwischen Huftiere! Ganz einfache Regel" antwortete ich ebenfalls lachend, während wir weiterfuhren und die Zebras hinter uns stehen ließen.
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Dann plötzlich ein Life Kill. Aus dem Augenwinkel heraus hatte ich eine Gabelracke durch die Luft schießen sehen und stoppte den schweren Land Cruiser sofort. "Was jetzt?" fragte Peter und alle sahen mich verdutzt an. "Kill!" antwortete ich nur kurz und wuchtete meine Kamera mit dem schweren 600mm Objektiv in die richtige Position. Dann konnten wir minutenlang zusehen, wie der farbenprächtige Vogel die große Heuschrecke die er im Flug erbeutet hatte, auf einem Stein k.o. schlug und dann durch Hochwerfen versuchte die Mahlzeit fressgerecht in den Schnabel zu bekommen. Obwohl sich diese spannende Aktion etwas außerhalb der "Handyreichweite" abspielte, ließ Evely nicht von ihrem Mobilphon ab und so erfuhr ich beim Lesen ihrer Reiseaufzeichnungen, so ganz nebenbei, dass Racken im Volksmund in Deutschland als Mandelkrähen bezeichnet werden! Man lernt eben nie aus! "Es müssen gar nicht immer die ganz großen sein!" stellte Evely begeistert fest, während wir wieder weiter fuhren.
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![]() Irgendwann erreichten wir dann ohne (für uns) nennenswerte Sichtungen den Lookout Hill und fuhren erst einmal auf den markanten Hügel hinauf. Von dort oben hatte man eine gute Rundumsicht und konnte nicht nur weite Teile der Zentral Mara sehen, sondern auch auf den Mara Fluss und in die dahinter liegenden Triangel Gebiete schauen. "Kaum zu glauben, dass wir vor zwei Jahren von hier oben nicht ein anderes Fahrzeug gesehen haben und nicht nur gefühlt die Mara fast für uns ganz alleine hatten!" erklärte ich unseren Begleitern, während wir mit dem Fernglas die Umgebung absuchten. "Dahinten stehen zwei größere Gruppen Gnus!" zeigte ich zum gegenüberliegenden Ufer des Mara Rivers. "Vielleicht haben wir Glück und die Tiere kommen rüber auf unsere Seite!" ergänzte ich. Dann wurden wir erst einmal von zwei freundlichen Rangern angesprochen, die sich ebenfalls oben auf dem Lookout Hill aufhielten. "Can I see your tickets?" fragte einer von ihnen. "Yes, of course!"antwortete ich und reichte unsere Parktickets für die nächsten Tage zu ihm rüber. "And maybe, if we meet again during the next days you check my off road permit!" reichte ich ihm mein Handy mit dem notwendigen PDF Dokument. Die Ranger kontrollierten auch dieses Dokument akribisch und lächelten dann freundlich. "Enjoy your safari!" gaben sie mir mein Handy zurück und wir setzten unsere Pirschfahrt fort bzw. fuhren vom Lookout in Richtung Mara River.
![]() In der Ebene angekommen entdeckten wir dann den Land Cruiser von Kiwara Safaris mit Margit und ihren Gästen. Die kleine Gruppe stand mit ihrem Wagen unweit einiger Geier und Marabus, die sich inklusiver einer Tüpfelhyäne um die Reste eines Gnus stritten. "Good Morning!" begrüßten wir Margit und Kathrin sowie den Rest der kleinen Safarigruppe, die außerdem aus Kathrins Mann sowie einem Künstler aus Zambia, einem Masai Guide und Margits Fahrer bestand und die wir schon am Vorabend im Aruba Camp getroffen hatten. Für die, die nicht regelmäßig unsere Berichte lesen, Margit ist eine sehr gute Freundin und die Chefin von Kiwara Safaris Ltd. und Kathrin und ihr Mann sind langjährige Gäste und Freunde von Margit. An dieser Stelle ein herzliches Jambo an Kathrin Hartung und ihren Mann. "Lass uns gleich mal ein paar Aufnahmen von deinem Land Cruiser machen! Und ihr seit übrigens off road!" rief ich Margit rüber und wollte sie warnen. "Ihr aber auch!" stellte Margit treffsicher fest und unterbrach mich, "Ja, aber wir haben ein Permit und oben auf dem Hill stehen die Ranger!" setzte ich meine Warnung fort. "Oh shit!" rief Margit und gab ihrem Fahrer ein Zeichen. Der dann folgende Versuch, möglichst zügig die nahe Piste anzufahren ging leider vollständig daneben und Margits Land Cruiser fuhr rückwärts geradewegs in einen Warzenschweinbau. Kein gewöhnliches, sondern ein extra großes und tiefes Warzenschweinloch. Ganz abgesehen von der unglücklichen Lage des schräg stehenden Land Cruisers, hatten inzwischen nun auch die Ranger den Ort des Geschehens erreicht. Nach einem kurzen Stopp bei Margit kamen die Ranger zu uns ans Fahrzeug. "Can you help this cruiser out?" fragten sie mich. "Of course we help this cruiser out. We are together, the other Land Cruiser team belongs to me as well!" versuchte ich zu retten was noch zu retten war, um Margit vor dem Verwarnungsgeld zu bewahren. "No no, the permit is just for your number plate!" erklärte mir der Ranger und hatte natürlich recht. Dann folgte die Rettung von Margits Land Cruiser aus dem Warzenschweinloch, wobei ich zunächst Tische und Stühle aus dem Wagen räumen musste um an das Stahlseil heran zu kommen. Außerdem mussten wir den Land Cruiser rückwärts bergen, da unser schweres Stahlseil, aus welchem Grund auch immer nicht hinten an unseren Cruiser fest zu bekommen war. Auch wenn ich ein wenig beschäftigt war, so schienen sich zumindest alle anderen da draußen im Bush gut zu amüsieren und ich hörte viel Gelächter und eine Menge Sprüche!
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![]() ![]() Nach dem Margits Wagen wieder mit allen vier Rädern auf festem Boden stand, trennten sich unsere Wege und wir fuhren zum Ufer des Mara Rivers, dem wir ein wenig folgten um Nilkrokodile und Flusspferde zu beobachten. Außerdem sahen wir nach den Gnus drüben auf der anderen Seite, aber nach meiner Einschätzung war so schnell nicht mit einem Crossing zu rechnen. Während ich das Mara Ufer mit dem Fernglas nach Raubkatzen und anderem Wild absuchte, warf Peter auf einmal ein: "was ist eigentlich mit Frühstück? Ich habe echt Hunger!" und kaum hatte er es ausgesprochen, folgte Petra: "Endlich mal einer der es anspricht! Wenn wir auf Jogi warten, gibt es vor heute Abend nichts!" "Äh, Moment!" warf ich ein, "Wir hatten von Frühstück so zwischen 11 und 12 gesprochen, es noch nicht mal 11! Ihr habt gesagt ihr Frühstückt immer erst Mittags!" fügte ich unschuldig hinzu, "Ja, aber da stehe ich auch nicht um 5 auf!" erklärte Peter energisch, aber lachend. "Hakuna matata!" rief ich "hier ist sowieso gerade stillstand!" fügte ich mit Blick auf die Gnus hinzu. "Fang jetzt nicht an, nach einem passenden Baum zu suchen! Stell dich einfach irgendwo hin!" mahnte Petra und spielte auf ihre Erfahrung mit meiner Frühstücksplatzsuche an. Also suchten wir uns für unser Buschfrühstück einen Platz ganz in der Nähe und mit Blick auf den Fluss und die Gnus. Außerdem entschieden wir uns für ein schnell einzuräumendes Frühstück im Stehen. Es wurden also Tee, Kaffee und die Brotdosen mit Toast, Eiern, Speck sowie Würstchen nur vorne auf dem Kühler-Klapptisch aufgereiht. "Zufrieden?" fragte ich in die Runde, als alle mit vollem Mund um den Cruiser verteilt standen. "wegen mir hätten wir jetzt noch nicht frühstücken brauchen!" erklärte Evely und bekam sofort Gegenwind von Petra und Peter!
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Als nach einer Weile einige wenige Gnus und Zebras, um genau zu sein 5 Gnus und 4 Zebras auftauchten und sich dem Fluss näherten, räumten wir unser Frühstück etwas hektischer ein als geplant. Aber schließlich wollten wir keine Chance ungenutzt lassen um unseren Begleitern ein Crossing zeigen zu können, sei es noch so klein. Insgeheim hoffte ich natürlich, dass sich die große Gruppe Gnus, die aus einigen hundert Tieren bestand, in Bewegung setzen und den Fluss überqueren würde. Aber die große Herde stand grasend auf der anderen Seite. Auch das auf unserer Seite blökende Gnukalb konnte die Herde nicht locken. Selbst das eselartige Wiehern und Schreien der Zebras auf unserer Seite setzte niemanden auf der anderen Seite in Bewegung. Also warteten wir. Erst direkt am Ufer, später etwas abgesetzt. Erst alleine, später mit mehreren Fahrzeugen. Als dann endlich etwas geschah und die wartenden Fahrzeuge an das Ufer rasten um das Mini Crossing zu beobachten. Rollten wir eher verhalten dem Ufer entgegen. Während wir eher langsam auf das Ufer zu fuhren, scherte ein anderer Landcruiser ohne Rücksicht auf Verluste vor mir ein, rechts und links von uns stiegen Staubwolken auf, nicht von den Gnus, sondern von den Fahrzeugen. Da wir nun, unerwartet einen anderen Land Cruiser vor uns stehen hatten, war ich gezwungen um zu setzen, zum Glück machte ich auch dies eher ruhig und langsam, obwohl mein Blutdruck weniger langsam anstieg. Beim zurücksetzen touchierte ich dann einen plötzlich hinter mir stehenden weiteren Land Cruiser, ohne das aber tatsächlich etwas an den Fahrzeugen passiert war. Dann endlich standen auch wir am Ufer des Mara Rivers und während ich außer dem Busch vor mir nichts erkennen konnte, sahen Peter, Petra und Evely zu, wie die Zebras auf der gegenüberliegenden Seite ankamen und das Ufer erkletterten. Die Gnus waren schon drüben und trabten zu ihrer Herde. Welch ein Spektakel, also nicht das Crossing, sondern die Land Cruiser. Ich wusste sofort, was ich so schnell oder möglichst nie wieder erleben wollte. Aber Mara ohne viele Fahrzeuge war während der Migration schon immer schwer und seit der Tourismus nach Corona zurückgekommen war und die Migration nun noch verhalten und nicht auf die gesamte Mara verteilt stattfand, fast unmöglich. Die gute Stimmung im Fahrzeug half mir meine trüben Gedanken schnell zu verdrängen, so dass wir unseren Freunden und Gästen an diesem Tag noch viele andere Antilopen, wie Impalas, Defasa Wasserböcke, Elenatilopen und Topis mit ihren frisch geborenen Kälbern zeigen konnten. Hin und wieder versuchten wir uns vorsichtig den scheuen Warzenschweinen zu nähern oder verbrachten Zeit mit grasenden Büffeln.
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![]() Als die Dämmerung langsam herein brach und wir entlang des Talek Ufers zurück zum Camp fuhren, entdeckten wir zu Peters großen Freude noch das Fig Tree Rudel mit den Jungen wieder, welches wir vor gut einer Woche schon in dieser Ecke der Mara beobachtet hatten. Mehrere ausgewachsene Löwen Weibchen und mindestens 6 oder 7 halbwüchsige Jungtiere lagen im offenen Gelände und warteten auf die Dunkelheit der Nacht bzw. das Zeichen ihrer Mütter zum Aufbruch. Aber während die Jungen immer munterer wurden, verharrten die Alten geduldig aus. Am Ende waren wir es, die den Schaubplatz verlassen mussten um rechtzeitig zurück am Camp zu sein, bzw.das Gate passiert zu haben.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Ich hatte im Laufe des Tages die wenigen Pausen genutzt und mit Jay wegen eines möglichen Ballon Fluges bzw. einer Ballon Fahrt telefoniert und sie hatte mir versichert etwas organisieren zu können. Am Abend rief Jay mich dann im Camp an und nach dem Dinner konnte ich Evely und Peter mitteilen, dass ich ihnen einen Ballonflug zu einem fairen Preis anbieten kann. "Aber nur, wenn ihr auch mit kommt!" freute sich Evely und konnte ihr Glück kaum fassen. Für Peter war es bereits beschlossene Sache, wobei wir zunächst offen lassen mussten ob auch wir mit in den Ballon kommen. Ich wollte eigentlich ungern den Land Cruiser im Camp lassen und darauf warten, dass uns jemand zurück zum Camp fährt und antwortete deshalb: "Mal sehen was ich für uns organisiert bekomme!" "Wann wäre der Flug denn?" fragte Evely. "Ach so, äh morgen!" antwortete ich. "Morgen?", Evely schluckte und sah Peter an. Peter grinste nur: "Du wolltest doch fliegen!" Doch dann überschlugen sich wieder einmal die Ereignisse und ich musste den beiden nach dem Dinner mitteilen, dass Jay die Zusage für morgen zurück gezogen hatte, sie oder wir aber nun übermorgen fliegen könnten. Unabhängig von der Ballonfahrt beendeten wir den aufregenden Tag wieder mit einem Sundowner. Diesmal aber ohne untergehende Sonne und auf unserer Terrasse! - Teil V - Endlich die Wildnis aus der Luft und alle gefleckten Katzen der Mara (hier gehts weiter - continue!) |