Fleisch Fressende Flusspferde, verspielte junge Löwen und hautnahe Elefanten Begegnungen Vom Mara Bush Camp starteten wir am nächsten Morgen in einen traumhaften Sonnenaufgang. Wenig später folgten wir, im ersten Licht des Tages, dem Lauf des Ol Are Orok Rivers. Dem Fluss, in dessen Schleife auch unser Camp lag. Vorbei an zwei imposant gefärbten Sattelstorchen, fuhren wir langsam am Ufer entlang, bis wir schließlich die erste der zwei neuen Brücken des Double Crossing erreichten. Der Name war natürlich etwas irreführend, aber vor wenigen Jahren führten noch zwei Furten durch die beiden Flussarme. Diese Furten verhinderten während der Regenzeit ein ums andere Mal, dass Gäste ihre Camps erreichen konnten oder Versorgungsfahrzeuge bis zum absinken des Wasserspiegels im Bush warten mussten. Auch wir scheiterten schon an den Fluten des Ol Are Orok oder waren zu waghalsige Flussdurchquerungen gezwungen.
An diesem Morgen aber überquerten wir zunächst gar nicht den kleinen Fluss, sondern folgten seinem Verlauf, was uns zunächst einen Blick auf die hier regelmäßig und in großer Zahl vertretenen Flusspferde ermöglichte. Weil die tief stehende Sonne am frühen morgen die Beobachtung der Hipos schwierig gestaltete, fuhren wir noch ein kleines Stück weiter am Fluss entlang und entdeckten so in seiner nächsten Biegung ein totes Flusspferd. Aufgrund der Größe des Leichnams vermutete ich einen getöteten Flusspferd Bullen. Natürlich hatte der beißende Geruch des mächtigen Kadavers schon einige Nilkrokodile angelockt. Lauernd und abwartend lagen die großen, bis zu 6 Meter lang werdenden Reptilien am Flussufer oder auf den Felsplatten im Fluss. Aber keines der Urtiere war direkt am Kadaver zu entdecken. Relativ dicht an den Kadaver gedrängt sahen wir nur einige kleinere Flusspferde. Während es Anfangs so aussah, als ob die kleineren Hippos Abschied von einem Artgenossen nehmen wollten, wie wir es schon bei Giraffen und besonders bei Elefanten beobachtet hatten. Stellten wir im Laufe des Tages nach genauerem Hinsehen fest, dass die kleineren Flusspferde an der Haut des Kadavers herum kauten. Erst später nach Auswertung der Fotos und einigen Recherchen, bestätigte sich der Verdacht und die Beobachtung. Die Hippos fraßen am Kadaver ihres Artgenossen! "Ob die Krokodile auch noch an den Kadaver gehen!" wollte Peter wissen und meinte weiter: "das müssen wir hier unbedingt im Auge behalten, ist ja nicht weit weg vom Camp!"
Zunächst aber wollten wir den frühen Morgen nutzen und versuchen das Topi Löwen Rudel aufzuspüren. Völlig unerwartet stießen wir bei der Suche nach den Löwen auf ein scheues Geparden Männchen, welches im hohen Gras der Topi Plains einen Kill hatte und gerade dabei war diesen zu verspeisen. Aber der junge Gepard war scheu und das hohe Gras verhinderte einen wirklichen Blick auf die Raubkatze, weswegen wir ihn mit der Beute schnell wieder sich selbst überließen. Zwanzig Minuten später entdeckten wir die Spuren des Topi Rudels. Allerdings waren wir mehr als eine Stunde zu spät. Das Rudel hatte in der Nacht oder in den sehr frühen Morgenstunden, wieder mal einen Kaffernbüffel gerissen und natürlich hatten mehr als 20 Löwen außer dem nackten Skelett, nichts über gelassen. Für uns war es auf dieser Safari bereits das zweite Mal, dass wir am frühen Morgen die Reste eines vom Topi Pride erlegten Kaffernbüffels fanden. Beim Fressen eines solchen Büffels hatten wir sie zuletzt Anfang März gesehen, damals waren die meisten Jungtiere erst wenige Monate alt. (siehe Bericht 2022 März)
![]() An diesem Morgen allerdings war zunächst keiner der Löwen mehr zu sehen und wir vermuteten das Rudel oben auf dem Ridge, wo wir auch einen großen alten Elefanten Bullen ausmachen konnten. Nachdem wir oben auf dem Ridge keine Löwen finden konnten, verbrachten wir ein wenig Zeit mit dem alten, friedlich grasenden Elefanten. Der Bulle ließ sich nicht von uns stören. Im Gegenteil, während er ein trockenes Grasbüschel nach dem nächsten aus der Erde riss und in seinem Maul verschwinden ließ, kam er langsam immer näher auf uns zu. Zum Greifen nahe stand der graue Gigant neben uns und schob sich die vertrockneten, braunen Gräser mit Hilfe seines Rüssels in den Schlund. Deutlich konnten wir ihn kauen und auch verdauen hören. Es gab wohl kaum eine Möglichkeit noch dichter mit dem Handy in der Hand an einen wilden Elefanten heran zu kommen, dachte ich. Begegnungen wie diese, vergisst man nie wieder in seinem Leben. Das wussten wir schon lange und auch Evely und Peter waren sich sicher, noch ewig mit diesen Bildern im Kopf einzuschlafen!
Irgendwann zog der riesige Jumbo weiter und da ich mich nicht traute Peters Magen zu reizen, suchte ich nach einem schönen Frühstücksplatz für uns, wobei ich natürlich auch schon eine Idee hatte. Ich fuhr zurück zum Ol Are Orok und stoppte den Land Cruiser so, dass wir von unserem Frühstücksplatz auf den Fluss sowie auf einige Flusspferde und auf das gegenüberliegende Ufer sehen konnten. Während wir den klaren, blauen Himmel, die Sonne sowie unser Frühstück genossen, grasten in einiger Entfernung Impalas, Grantgazellen, Topis und Zebras. Auf den Steinen am Ufer sonnten sich Mwanzaagamen und neugierige Zebramangusten suchten sich ihren Weg zwischen den Felsplatten.
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![]() ![]() ![]() ![]() Nach dem Frühstück durchkreuzten wir dann ein wenig die Zebra Plains mit ihrem eher kurzen grünen Gras und beobachteten neben großen mürrischen Kaffernbüffeln, freche Grüne Meerkatzen und Anubis Paviane, wobei letztere ihre Jüngsten auf dem Rücken durch die Dornbusch Savanne trugen. Natürlich war für unsere beiden Begleiter alles in der ostafrikanischen Wildnis neu und aufregend und so gab es auch keine lange Weile im Fahrzeug. Irgend etwas gab es immer zu sehen und zu beobachten. Bevor wir zum Lunch in das Camp zurück fuhren stoppten wir ein weiteres Mal am Ol Are Orok. Dieses Mal an einem Hippo Pool, der anstatt nach Verwesung nur ein wenig nach Flusspferd Urin und Kot roch. Als die hier ansässigen Schwergewichte unter uns im Fluss und am Ufer lautstark durch das Wasser pflügten wurde es sogar noch einmal ein wenig spannend. Pünktlich zum Lunch kehrten wir in das Camp zurück. Schließlich sollten Evely und Peter wenigstens einmal zu sehen bekommen, auf was sie täglich verzichteten, wenn wir die Tage draußen in der Savanne verbrachten.
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![]() ![]() ![]() ![]() Nachdem, wieder einmal, sehr gutem Lunch im Mara Bush Camp gönnten wir uns alle eine kleine Pause und nutzen die gemütlichen Betten für eine kurze Mittagsruhe. Wobei ich zunächst die Gelegenheit nutzte um neue Informationen von den anderen Fahrern zu bekommen. Ich wusste zwar vom Mara Cheetah Trust, was drüben bei den Geparden Jungs los war, aber wir wollten nun erst einmal versuchen das Topi Löwen Rudel zu finden. Wie erhofft erhielt ich wertvolle Hinweise von meinen Freunden im Bush Camp und da eigentlich keiner wirklich schlafen wollte, fuhren wir kurze Zeit nach dem Lunch wieder hinaus in die Savanne.
Zunächst sahen wir natürlich nach dem verendeten Flusspferd, mussten aber feststellen, dass die Krokodile nach wie vor nicht von dem Kadaver fraßen, sondern sich die Hippos selber immer noch rund um den toten Artgenossen aufhielten. Allerdings hatte sich trotzdem etwas an dem Ort verändert. Im Gegensatz zum Morgen, wo der Verwesungsgeruch noch erträglich war, stank es in der Nachmittagssonne nun erbärmlich nach faulem Fleisch. Als Petra dann noch erwähnte, dass die Fliegen der Kadaver die unangenehme Angewohnheit hatten, in Mund, und Nase zu kriechen, verwandelte sich meine Fahrzeugbesatzung in kürzester Zeit in Taliban und ich wurde gezwungen weiter zu fahren. Unser nächstes Ziel war dann die Ebene zwischen dem Ol Are Orok und Rhino Ridge. Allerdings dominierte dort nach wie vor Meter hohes, braunes Gras. Auf den ersten Blick sah es unmöglich aus, in dem hohen Gras Löwen aufzuspüren, aber dann halfen uns einige frische Fahrspuren, die richtige Fährte aufzunehmen. Wenig später entdeckten wir fast das ganze Rudel. Die Löwen lagen relativ dicht beieinander, schliefen aber fast alle, so dass wir nur kurz verweilten und dann weiter fuhren.
Während wir uns angeregt unterhielten und Petra und ich Anekdoten und Erlebnisse der letzten Jahre zum Besten gaben, entdeckte ich plötzlich in der Nähe des Flussufers zwei weitere Löwinnen. Diese waren ganz und gar nicht so schläfrig wie ihre Artgenossen, die in gut 1000 Meter Entfernung schlummerten. Die beiden aufgespürten Löwinnen saßen, gut getarnt neben einem Busch und beobachteten aufmerksam die Umgebung. Ganz offensichtlich waren sie bereit zur Jagd aufzubrechen. Aber es war weit und breit keine Beute in Sicht, so dass sie sich nach einiger Zeit etwas entspannter hinlegten. "Gehören die auch zu dem großen Rudel?" wollte Peter wissen und ich musste ehrlich gesagt passen. "Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher. Aber eines der Weibchen hat sehr ausgeprägte Zitzen, was für Nachwuchs spricht und wenn sie ganz Kleine hat, wäre es schon normal, dass sie zusammen mit einer Schwester den Nachwuchs die ersten Monate alleine aufzieht, bevor sie wieder zum Rudel stößt!" Als ich mir dann die Löwen noch etwas genauer ansah erkannte ich die beiden Raubkatzen wieder. Eines der Weibchen hatte eine deutliche Verletzung über dem linken Auge. Diese beiden einzelnen Weibchen hatten wir ganz in der Nähe beobachtet, als Petra und ich noch alleine unterwegs waren. An dem Tag hatten sie kurz bevor wir sie entdeckt hatten, einen Warzenschweinkeiler gerissen und sich dabei Verletzungen zugezogen. Natürlich erzählten wir unseren Begleitern gleich von unseren vorherigen Beobachtungen. Mussten jedoch abrupt abbrechen, als beide Katzen plötzlich aufstanden und ganz offensichtlich etwas gesehen hatten. Die vermeintliche Beute fest im Auge schlichen die beiden Löwinnen langsam in Richtung Flussufer. Dann entdeckten wir ihre anvisierte Beute. Unten am Flussufer standen Warzenschweine, allerdings waren die Schweine sehr weit weg und entfernten sich beim Grasen immer weiter, so dass wir sie nicht mehr sehen konnten. Die Löwinnen folgten den Borstentieren noch wenige Meter und erkannten dann auch, dass diese Beute außerhalb ihrer Reichweite lag. (Nachtrag: Inzwischen wissen wir, dass auch diese beiden Löwinnen zum Topi Pride gehören und dass sie dem Rudel drei weitere Jungtiere präsentiert haben. Stand: Anfang November 2022)
Nachdem die beiden Löwinnen sich wieder zwischen die Büsche zurück gezogen hatten und aufgrund der einsetzenden Dämmerung, kehrten wir zurück zum Topi Rudel. Die meisten Löwen des Rudels waren inzwischen munter geworden. Die ausgewachsenen Weibchen waren dabei sich zu putzen und die Halbwüchsigen und Jüngeren fingen an herum zu toben oder die Umgebung zu erkunden. Ein junges Männchen war hierbei besonders verspielt und aktiv. Seine Neugierde war so groß, dass er auf unseren Land Cruiser zu kam und dabei sehr interessiert auf meine, auf der Fahrertür befestigte Kamera mit dem Teleobjektiv starte. Sein Spieltrieb ging soweit, dass ich jeden Moment damit rechnete, dass er sich am Auto aufstellen würde um das Objekt seiner Begierde noch genauer zu untersuchen. Mir blieb also nichts weiter übrig, als ein wenig mit meinem Hut herum zu wedeln und ein zweimal ein lautes: "Eh, eh!" von mir zu geben. Meine Handlungen verunsicherten den kleinen Kerl zumindest und er zog unverrichteter Dinge weiter. "Denkst du, der wäre ins Auto gesprungen?" fragte Evely "Ich glaube nicht, aber das Problem sind die ganz offenen Fahrzeuge und die Tatsache, dass sich die jungen Katzen daran gewöhnen hautnahen Kontakt zu Menschen auf zunehmen. Und ein ausgewachsener Löwe, der es gewohnt ist seinen Kopf in Fahrzeuge zu stecken, kann zu merkwürdigen Situationen führen!" erklärte ich mein Verhalten und die Abwehr des jungen Männchens.
![]() ![]() Wir zelebrierten unseren Sundowner bei den Löwen und blieben bei dem großen Rudel bis rege Aufbruchstimmung herrschte und die ausgewachsenen Weibchen langsam in Richtung Rhino Ridge los zogen. Aber die Katzen hatten sich Zeit gelassen und die Dämmerung überraschte uns bei unserer Weiterfahrt. "Ich denke wir nehmen das Smelling Crossing!" erklärte ich Petra und Evely fragte: "Was bedeutet das!" "Das Smelling Crossing ist gleich hier vorne!" zeigte ich mit dem Finger in Richtung des vor uns liegenden Flusses. "Das Problem ist nur, dass wir, seit wir hier sind noch nicht wieder da durch gefahren sind und man je nach Wasserstand wissen sollte wo die aktuelle Fahrspur ist. Zu weit rechts birgt die Gefahr des Aufsetzens auf den Felsplatten, zu weit links könnte ein ungewolltes Bad mit den Flusspferden bedeuten!" grinste ich. "Ach so, dass ist ja beruhigend in der Dunkelheit!" lachte Evely. "Hakuna matata! Da vorne fährt ein Rover vom Intrepid Camp. Der fährt in unsere Richtung und sollte die Fahrspur kennen!" beruhigte ich alle und fuhr langsam hinter dem Land Rover her. Die Anschließende Flussdurchfahrt war dann tatsächlich "hakuna matata" (kein Problem), denn der Wasserstand war mehr als überschaubar und die Reifen wurden nicht einmal richtig nass, als wir die Furt passierten. "Das haben wir auch schon lange nicht mehr erlebt, dass wir hier so trocken durch gekommen sind!" stellte Petra nach der Durchfahrt fest.
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Wenig später waren wir im Mara Bush Camp angekommen, wo wir schnell eine kurze, heiße Dusche genossen und uns dann ans Lagerfeuer setzten. Im Nachhinein müssen wir uns natürlich bei Evely für die schlechte Absprache der Duschzeiten entschuldigen, aber das ist ein Insider ;-) Während vor uns die rotgelben Flammen des Lagerfeuers loderten, ließen Petra und ich uns unsere erste Bloody Mary mixen, dieser würzige Drink war irgendwie schon zu einem festen Ritual in diesem Camp geworden! Als wir wenig später für das Dinner an unseren Tisch wechselten, erklang auf einmal der Gesang und das Gejohle der Masai. "Ich habe da mal etwas vorbereiten lassen!" grinste ich Evely an, die sich so sehr Masai Tänze gewünscht hatte. Aber natürlich war es nicht meine Vorbereitung, sondern, es war afrikanischer Abend, zu dem die Tänze der Masai genauso gehörten, wie das "Nyama Choma" und die landestypischen Gerichte, die am Buffet angeboten wurden. "Nyama Choma bedeutet frei übersetzt Fleisch satt und ich habe mit der Planung nichts zu tun. Außer dass ich Nelson gesagt habe, dass ihr es gerne erleben würdet!" erklärte ich Evely und Peter, während ich aufstand um mir die erste Portion vom frisch gegrilltem Lamm zu holen. Auch an diesem Abend wurde wieder viel gelacht und vor allem von mir viel zu viel gegessen! Satt und müde fielen wir nach dem Dinner in unsere Betten. Aber natürlich nicht ohne vorher noch einen eisgekühlten Drink und eine Zigarette vor dem Zelt genossen zu haben.
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![]() Nachdem ich im Halbdunkel des nächsten Morgens unser Frühstück aus der Bushküche des Camps abgeholt und im Land Cruiser verladen hatte, fuhren wir zunächst ein weiteres Mal den Flusspferdkadaver an. Zwar dümpelten an jenem Morgen einige kleinere Nilkrokodile in der Nähe des im Wasser treibenden Kadavers, aber oberhalb der Wasserkante sahen wir weiterhin nur, dass einzelne kleinere Hipos an dem Kadaver herum kauten und nagten. Natürlich konnten wir nicht ausschließen, dass die Krokodile während der Nachstunden oder unter der Wasseroberfläche an dem Leichnam gefressen hatten. Der beissende Gestank hielt sich am Morgen in Grenzen, aber es war nach wie vor etwas befremdlich ein Fleisch fressendes Flusspferd zu beobachten! Wie so oft, galt auch an diesem Morgen unsere eigentliche Wildsuche den Raubkatzen, weshalb wir die Grasebenen des großen Hügels (Rhino Ridge) absuchten. Aber von dem großen Topi Rudel konnten wir nicht eine Katze entdecken und auch die beiden einzelnen Löwinnen vom Vortag waren nicht zu finden. Nach einiger Zeit bekamen wir einen Hinweis auf einen Leoparden mit Kill. Die Katze sollte irgendwo in der Nähe des Mara Eden Camps in einem Baum liegen, natürlich änderten wir sofort unser Suche und die Richtung. Die gewählte Piste führte uns anschließend durch das hohe Gras der Mara und endete ungeplant nach relativ kurzer Fahrt. "Da vorne sind Löwen!" hatte Peter plötzlich gemeldet. Wie immer hatte er während der Fahrt in der offenen großen Dachluke gestanden. Grundsätzlich würden wir natürlich den Leoparden mit dem Kill vorziehen, aber auch diese Löwen hatten frisch getötet und so waren gerade 6 oder 7 Löwen dabei ein Topi zu verspeisen. An so einer Sichtung fährt man nicht einfach vorbei!
Nachdem wir eine Weile neben uns dem Knochenknacken und dem Schmatzen der großen Raubkatzen zugehört hatten, stand auf einmal eine der Löwinnen auf und verließ den Schauplatz. Gerade wollte auch ich wegfahren, da sah ich die Löwin zielstrebig auf einen Hügel zu steuern und auf diesem Hügel wurde sie bereits erwartet. Drei kleine, ca. 3 - 4 Monate alte, Löwen Junge warteten darauf von ihrer Mutter abgeholt zu werden. Die Begrüßung auf dem Hügel war kurz aber herzlich und nach der Schmusepause, marschierte die Löwin wieder los und die drei Kleinen folgten ihr. Schnell war klar, dass die Löwin ihre Jungen an den Kill führen wollte. Übermütig rannten die Kleinen durch das hohe Gras, vollführten waghalsige Sprünge, spielten Fangen und jagten sich gegenseitig! Mal spielten sie miteinander, mal musste Mutters Rücken oder Schwanzspitze herhalten. Zwischendurch kam ihnen noch ein junges Männchen, vermutl. ein Onkel, entgegen und hatte zunächst auch nichts besseres zu tun, als die Löwin ebenfalls von hinten anzuspringen. Wir fuhren mit einigem Abstand parallel zu der kleinen Löwenfamilie und erwarteten die Gruppe dann am Kill. Vorsichtig, aber selbstbewusst führte die Löwin ihre Kleinen an einen Teil des Kills, der gerade nicht von den anderen Katzen beansprucht wurde. Kaum am Kill angekommen, fingen die kleinen Löwen an, erste Fleischbrocken aus der Beute zu reißen und auf den herum liegenden Knochen zu kauen.
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![]() Ich war mir inzwischen sicher, dass wir das Rekero Rudel angetroffen hatten und freute mich besonders über den munteren Nachwuchs des Rudels. Für Evely und Peter waren es die ersten Löwenbabys und ihre Begeisterung war natürlich dementsprechend groß. Die kleinen Löwen taten alles dafür unvergessliche Erinnerungen zu liefern. Sie fraßen und spielten genau neben unserem Wagen und ich musste ihr Treiben erst unterbrechen, als sie versuchten unter unserem Land Cruiser nach Schatten zu suchen. Vorsichtig in den Rückspiegel schauend, fuhr ich einige Meter vor und wünschte mir, dass andere, sogenannte professionelle Fahrer, dieser einfachen Parkregel ebenfalls immer folgen würden. Denn wer wollte schon frei lebende Tiere unter einem Auto beobachten? Wir jedenfalls nicht!
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Irgendwann ließ das gesamte Rudel von den Resten der Beute ab und zog durch das hohe Gras von dannen, während wir zu unserem ursprünglichen Plan zurück kehrten und in Richtung Mara River weiter fuhren. Als wir an sumpfigen Gelände vorbei kamen stoppte ich den schweren Wagen abrupt und sprang aus dem Auto: "Waran!" rief ich meinen verdutzten Mitfahrern zu und musste dann zusehen, wie das gut einmeterfünfzig große Reptil über eine Böschung hinweg vor mir verschwand. "Was war das?" fragte Evely und Petra wollte wissen: "Hast du ihn noch erwischt?" "War ein Nilwaran und irgend etwas müsste auf dem Bild zu sehen sein!" antwortete ich. Kaum saß ich wieder im Auto und war wenige Meter gefahren, da rief ich: "Kill! Neben dem Wagen steht ein Reiher mit einem Frosch im Schnabel!" Ich hatte den grauen Vogel während der Fahrt beobachtet und gesehen, wie er mit dem Schnabel voran nach unten schnellte. Nun hielt er die Amphibie in seinem Schnabel und drehte sie so, dass er sie letztendlich herunter schlucken konnte. Deutlich war im wahrsten Sinne des Wortes der Frosch im Hals zu erkennen.
Ca. einen Kilometer vor dem Mara Eden Camp fanden wir dann zumindest den Baum, in dem der Leopard seine Beute hoch geschleppt hatte. Wieder hatte es einen Thomson Gazellen Bock erwischt. Die Beute war zwar schon geöffnet, aber es war noch reichlich Fleisch an dem Bock vorhanden, so dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit war, wann der Leopard zurück kommen würde. Im ungünstigsten Fall erst am Abend. Ganz offensichtlich schien dieser Leopard diesen Baum regelmäßig zur Sicherung seiner Beute zu nutzen, denn unmittelbar unter der Thomson Gazelle hing der Magen einer größeren Antilope.
Zwar versuchten wir den Leoparden in der näheren Umgebung zu entdecken, blieben aber erfolglos und entschieden uns, nicht zuletzt wegen der fortgeschrittenen Tageszeit, erst einmal einen Frühstücksplatz zu suchen. Wobei ich auch schon eine bestimmte Stelle im Hinterkopf hatte. Bisher hatten wir das flache Ufer des Mara Rivers an dieser Stelle zwar immer nur für einen Sundowner genutzt, aber für ein gemütliches Frühstück mit Blick auf den Fluss und die darin lebenden Flusspferde und Krokodile war er genauso schön. Mit wenigen, geübten Handgriffen bauten wir einen Frühstücksplatz auf und ich kam dann aufgrund der Lage nicht drum herum, alle noch einmal darauf hin zu weisen, dass wir uns mitten in der Wildnis befanden. So gemütlich und entspannt der Platz auch aussah. "Die Autotüren bleiben auf und sollte ein Hipo zu weit aus dem Wasser oder gar zu uns rüber kommen, bitte sofort zum Auto und möglichst sortiert einsteigen! Alles was draußen steht bleibt stehen!" erklärte ich noch einmal eindringlich! Aber wie erwartet ließen sich die Hippos gar nicht von uns stören. Das ein oder andere Flusspferd streckte zwar neugierig den Hals etwas weiter aus dem Wasser und sah zu uns herüber, tauchte dann aber schnaubend wieder unter, um an anderer Stelle wieder auf zu tauchen. Die Hippos waren nicht unser Problem. Allerdings war nach einiger Zeit ein alter Kaffernbüffel in einiger Entfernung hinter dem Fahrzeug aufgetaucht und alte Kaffernbüffel gehörten selten zu den entspannten, gut gelaunten Tieren der Mara. Zunächst behielt ich den alten Bullen nur genauestens im Auge, als er allerdings den kleinen Bachlauf der ihn bis dahin von uns trennte überwunden hatte und immer näher kam, empfahl ich einen geordneten Rückzug. "Die Mädels bitte langsam ins Auto und Peter und ich räumen den Rest ein!" gab ich eine unmissverständliche Anweisung. Zwar wirkte der Büffel nicht im geringsten aggressiv oder gereizt, aber bei diesen alten Kerlen wusste man nie und wozu sollten wir ein unnötiges Risiko eingehen. Noch hatten wir Zeit genug um in Ruhe einzuräumen. Ohne jegliche hektischen Bewegungen räumten wir den Tisch ab und reichten den Frauen die Sachen ins Fahrzeug. Dann wurden Tisch und Stühle zusammengeklappt und vorsichtig hinten im Heck des Land Cruisers verladen. Der Büffel war nur wenige Meter näher gekommen und stand jetzt ca. 50 Meter neben uns. 50 Meter, die er, wenn er gewollt hätte, in wenigen Sekunden und mit gesenktem Haupt hätte überwinden können. Auch wenn die Situation etwas angespannt wirkte, so waren doch alle (glaube ich zumindest) ganz ruhig geblieben, satt waren auch alle geworden und so setzten wir unsere Pirschfahrt am Ufer des Mara Rivers fort. Stiegen an einer anderen übersichtlichen Stelle noch einmal aus dem Wagen um Krokodile und die fantastische Landschaft sowie uns in einigen Bildern festzuhalten.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Anschließend kehrten wir zu dem Baum mit dem Leopardenkill zurück. Von dem Leoparden selber fehlte aber weiter jede Spur. Da abgesehen von den Löwen und möglichen Leoparden eher wenig Wild in dieser Ecke der Mara zu sehen war, was in erster Linie dem üppigen hohen Gras geschuldet war, beschloss ich den Talek River zu überqueren und auf der anderen Seite nach Wild zu suchen und vielleicht ja sogar noch einmal die Leopardin Luluka aufzuspüren. Doch noch ehe wir das Rekero Crossing erreichten, wo wir den Talek River überqueren wollten, stießen wir auf eine größere Herde Elefanten und genossen die Gesellschaft der Dickhäuter rund um unseren Land Cruiser. Als wir nach der Zeit mit den Dickhäutern schließlich das Rekero Crossing durchquerten waren die Bemerkungen ähnlich wie beim Intrepid Crossing. Aber aus dieser Richtung war die Flussdurchfahrt, wie wir aus der vorherigen Woche bereits wussten im Moment kein "matata". Obwohl ich mich bei der Ausfahrt auf der anderen Seite etwas schwer tat und zu Evelys Freude einen zweiten Anlauf benötigte. "Wenn es einer versteht den Spannungsbogen hoch zu halten, dann du!" kommentierte Peter anschließend die Situation. Gut gelaunt ging es weiter in Richtung Rongai River.
Während der weiteren Pirschfahrt passierten wir eine größere Herde wunderschöner Elanantilopen und erspähten plötzlich weit vor uns drei Fahrzeuge die auf irgend etwas zu fuhren, kurz stoppten und dann wieder recht zügig verschwanden. Den Grund der Flucht erkannten wir schnell, in einiger Entfernung kam ein Patrouillenfahrzeug der Ranger angefahren. Aber wonach die Insassen der drei Fahrzeuge gesucht oder was sie gesehen hatten, konnten wir nicht erkennen. Wir stoppten und sahen dann durch unsere Ferngläser einen Geparden im Gras sitzen. "Cool!" rief ich und steuerte die Raubkatze an. "Shit!" war dann meine nächste Bemerkung, als ich feststellen musste, dass uns ein tiefer, matschiger Graben, den wir eigentlich bereits kannten, von dem Geparden trennte. Wir waren unweit der Stelle, an der die Leopardin Luluka vor wenigen Tagen ihren Kill hatte. Schon während dieser Zeit hatte uns der Graben oder Bach das ein oder andere Mal zu weiten Umwegen gezwungen. "Siehst du den Geparden noch?" rief ich Peter zu, der wieder im Wagen stand, während ich verzweifelt nach einer Möglichkeit suchte den kleinen Bachlauf zu überqueren. "Ja, der sitzt da noch!" meldete Peter von oben. "Siehst du auch eine Stelle wo wir durch kommen?" fragte ich weiter. "Nein noch nicht!" antwortete Peter. Dann endlich eine Piste mit einer passablen Möglichkeit die Seite zu wechseln. Vorsichtshalber schaltete ich die Radnarben wieder um und schaltete Allrad dazu. Drei Minuten später standen wir bei dem Geparden und staunten nicht schlecht, als wir feststellten, dass der Gepard neben einem frisch gerissenen Gnu Kalb hockte. Die Beute war so frisch, dass das Opfer noch nicht einmal geöffnet worden war. "Vermutlich haben die drei Minibusse ihn gestört, ehe sie vor den Rangern geflüchtet sind!" mutmaßte ich, während ich vorsorglich mein Handy aus der Tasche nahm. Denn natürlich kamen die Ranger nun unmittelbar zu uns gefahren, drehten aber sofort wieder ab, als sie uns erkannten. Es waren die selben Ranger, die wir oben auf dem Lookout Hill getroffen hatten. "Wenigstens habe ich das Off Road Permit nicht umsonst bezahlt!" bemerkte ich als die Ranger wieder weg waren.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Der Gepard hatte unterdessen begonnen den frischen Kadaver zu öffnen in dem er mit seiner extrem rauen Zunge das Fell weg leckte und dann mit Hilfe seiner Zähne den Unterleib öffnete. Der Kater ließ sich viel Zeit, sah sich immer wieder in der Umgebung nach Fressfeinden um und tauchte ab und zu tief mit seinem Kopf zwischen die Gedärme ein. Zunächst schien er Blut zu trinken, dann beobachteten wir aber auch, wie er Fleisch und Innereien verschlang. Selten hatten Petra und ich bisher einen Geparden so entspannt fressen gesehen. Immer wieder wechselte der Gepard seine Position, wendete oder zerrte an dem Kadaver herum, behielt aufmerksam seine Umgebung im Auge und fraß dann wieder. Mehr als drei Stunden verweilten wir bei dem Geparden und gewannen nicht nur den Eindruck, dass dieser Gepard es tatsächlich schaffen könnte ein ganzes Gnukalb alleine zu vertilgen, sondern nutzten die Zeit auch um selber ein kleines Lunch im Fahrzeug neben der Raubkatze einzunehmen. Im Gegensatz zum Geparden Lunch gab es bei uns nur Salat ;-) Welchen Geparden wir entdeckt hatten konnte ich vor Ort nicht klären und recherchiere noch.
![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Nachdem der Kater seine Beute schon sehr weit ausgehöhlt hatte und uns nur noch eine knappe Stunde Tageslicht für die Rückfahrt zum Camp blieb, brachen wir die Beobachtung ab und fuhren in Richtung Talek. Wieder mussten wir den ein oder anderen Graben oder kleinere Bachläufe durchqueren und uns so den kürzesten und möglichst gut zu befahrenen Weg durch die Wildnis der Mara suchen. Unterwegs entdeckten wir dann einen Hyänenbau, natürlich hatte ich auf allen bisherigen Pirschfahrten dieser Safari auch schon nach einem Bau der hochsozialen Raubtiere Ausschau gehalten, aber nichts entdeckt. Ums so mehr freute ich mich den Bau jetzt gefunden zu haben. "Du weißt schon, dass wir noch durch den Talek müssen!" mahnte Petra mehr, als das sie eine Frage stellte. "ja, ja, alles gut! Entspann dich!" antwortete ich und wusste nur zu genau, dass diese Satzstellung alles andere als Entspannung bei Petra verursachte. Aber da auch Evely und Peter die niedlichen, kleinen, schwarzen oder frisch gefleckten Tüpfelhyänen beobachten wollten, gab es eigentlich keinen Grund weiter zu fahren. Trotzdem wollte ich natürlich die gute Stimmung nicht kippen lassen und folgte Petras Wunsch, nach einer zeitnahen Rückkehr in das Camp. Auch wenn es bereits angefangen hatte zu Dämmern, so war die Fahrt über den Talek durch das Intrepid Crossing kein Problem und sogar sanfter als unsere erste gemeinsame Durchquerung, wo ich die Böschung ohne Allrad und dafür mit etwas mehr Schwung hochgeschaukelt war.
![]() ![]() ![]() Im Camp wurden wir dann auch schon von den Askaris erwartet, so dass Evely, Petra und Peter artig den Regularien folgen konnten, während ich erst einmal zur Bar ging um Eiswürfel, Tonic und Cola zu besorgen. "Die Sundowner im Bush müssen wir dann wohl im Lumo nachholen!" sagte ich, während ich unsere Gläser füllte. "geht es morgen echt schon weiter? Ich könnte noch ewig hierbleiben!" bemerkte Evely und Peter fügte hinzu: "Das war unglaublich, wir hatten jeden Tag ein Highlight und sind erst eine Woche hier! Was erwartet uns denn jetzt noch" "Lasst euch überraschen, uns ist in mehr als dreißig Jahren noch nie langweilig geworden im Bush! Aber mein Vorschlag ist, jetzt erst einmal einen Gang runter zu schalten, morgen früh hier im Camp zu frühstücken und dann langsam nach Nairobi zurück zu fahren?" Wir ließen den vorerst letzten Abend in der Wildnis der Mara entspannt ausklingen und mein Vorschlag wurde einstimmig angenommen!
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