- Große Pläne -
Anfang 2019 ließen uns die Schlagzeilen und erste Fotos (by Will Burrard Lucas) über Sichtungen von schwarzen Leoparden im
Laikipia Gebiet aufhorchen und machten uns neugierig. In den folgenden Jahren trafen wir dann in Kenya immer mal wieder
Freunde oder Bekannte die ebenfalls hellhörig geworden waren und bereits ihr Glück in Laikipia versucht hatten. Alle
berichteten von vielen und guten Leoparden Sichtungen, nur keiner hatte einen schwarzen Leoparden zu Gesicht bekommen.
Nachdem dann die Meldungen aus dem Laikipia Gebiet aber immer häufiger wurden, nahm ich Mitte 2022 Kontakt zu meinem Freund
Daniel Peel auf. Daniel und andere unglaublich gut ausgebildete Guides hatten wir vor 9 Jahren in Zimbabwe am Mana Pools
National Park kennen und schätzen gelernt.
Inzwischen arbeitete Daniel als professioneller Guide für Laikipia Wildeness und berichtete mir von einer jungen schwarzen
Leopardin, die sich immer mehr an Fahrzeuge und Beobachtung gewöhnte. Diese schwarze Raubkatze war auf Giza Marembo
"dunkle Schönheit" getauft worden.
Von diesen positiven Nachrichten beeinflusst fingen wir an eine Safari, mit dem Schwerpunkt der Suche nach einem schwarzen
Leoparden zu planen. Meinen Recherchen nach, musste es im Laikipia Gebiet inzwischen mindestens 5 schwarze Leoparden geben. Man
vermutet, dass Gizas Vater ein schwarzer Leopard ist und ihre Mutter eine normale Fellzeichnung hat, zumindest wurde die junge
schwarze Leopardin häufig in der unmittelbaren Nähe einer normal gezeichneten Lepardin beobachtet (Mpala Recherche Center)
Das geschätzte Alter der schwarzen Leopardin wird auf 2 bis max 3 Jahre datiert! (Daniel Peel). Niemand wollte sich auf ein
genaueres Alter festlegen, denn die schwarze Schönheit war einfach so im Laikipia Wilderness Gebiet aufgetaucht ohne jemals
vorher beobachtet worden zu sein.
- Erst einmal Erholung auf Lamu -
Mit diesem hochgestecktem Ziel im Gepäck reisten wir Ende Februar nach Nairobi, wo wir dieses Mal von guten Freunden am
Flughafen abgeholt wurden. Mit Evi und Gerd hatten wir in den vergangenen Jahren genau nach Ausbruch der Corona Pandemie
einige ereignisreiche und spannende Safaris erlebt und so wollten sie uns auch in Richtung Laikipia, bei unserem neusten
Abenteuer begleiten. Bisher hatten wir in erster Linie Selbstversorger Safaris gemeinsam unternommen und dabei auch meistens
zwei Fahrzeuge eingesetzt. Auch jetzt wollten wir eigentlich mit zwei Land Cruisern in Richtung Laikipia fahren, da uns aber
kurzfristig die Selbstversorgung im Wilderness Camp storniert wurde und wir stattdessen für einen kürzeren Zeitraum mit
Vollversorgung buchen mussten, entschieden wir uns für eine Anreise mit nur einem Land Cruiser!
Zunächst aber planten wir etwas ganz anderes und eine für uns alle neue Erfahrung. Wir wollten Anstatt neuer Wildnis zunächst
ein wenig afrikanisch / arabische Kultur entdecken und zumindest Petra und ich, ein wenig den Winter hinter uns lassen. Unser
erstes Ziel war deshalb Lamu!
Bevor es aber mit dem Flugzeug in Richtung Indischer Ozean ging, mussten wir am nächsten Morgen zu Gaby und Dave von Sunworld
Safaris. Denn dort lagerte aktuell nicht nur ein Großteil unserer Safariausrüstung, sondern auch ein paar Dinge wie z.B.
Sandalen, die ich am Strand als ganz nützlich und angenehm empfand. Also fuhren Gerd und ich nach einem üppigen Frühstück kurz
zum nahen Sunworld Büro und holten unsere Kisten, Säcke und Kühltaschen. Ich nutzte noch schnell die Gelegenheit um vor Ort
die spätere Abholung "unseres" Land Cruisers zu besprechen und dann mussten wir uns auch schon fast um ein Taxi für den
Transfer zum Wilson Airport bemühen.
Als ich wenig später unser leichtes Gepäck im Taxi verstaute, blickte ich mich immer wieder suchend um.
"Was ist? Wir haben nur den kleinen Rucksack und die kleine Kameratasche!" grinste Petra mich an, als sie meine hilflosen
Blicke sah.
Aber für mich war es tatsächlich etwas ungewohnt in Kenya mit so wenig Gepäck unterwegs zu sein.
Mit dem Taxi fuhren wir vier zunächst zum Wilson Airport, von dem aus wir tatsächlich in all den Jahren in Kenya, noch nie
geflogen waren. Das Einchecken und der Ablauf an dem kleinen Flughafen waren wie erwartet afrikanisch und ein wenig chaotisch
aber nach einiger Zeit fuhren wir mitsamt unseres Gepäcks dann zum Gate, wo wir nach kurzer Wartezeit auch in unseren Flieger
nach Lamu einsteigen konnten. Obwohl nur wenige Meschen in dem Flieger Platz hatten, schafften es die meist einheimischen
Gäste doch, ein kleines Durcheinander bei der Platzwahl zu veranstalten, aber irgendwann hatte dann doch jeder seinen Platz
gefunden und wir starteten fast "in time".
Während unseres Fluges nach Lamu blickten wir hinunter in staubiges, trockenes Land. Selbst im sonst um diese Jahreszeit
grünen Gebiet um Nairobi, war keine grüne Fläche auszumachen, der Nairobi Park glich einer kargen Steinwüstenlandschaft mit
trockenen Sträuchern und wenigen grünen Bäumen. Im Laufe des Fluges verfärbte sich die sandig, gelbe Erde in eine dunkelrote
Landschaft, die in ihrer intensiven Färbung im Tsavo Gebiet ihren Höhepunkt fand. Hier war die Dürre noch klarer sichtbar.
Braun- beige Flussläufe ohne Wasser schlängelten sich ihren Weg durch einen rote, staubtrockene Landschaft. Selbst im großen
Sabaki bzw. Galana River war kaum Wasser auszumachen!
Das Landschaftsbild änderte sich nicht einmal wirklich, als wir uns immer mehr der Küste näherten. Zwar war die Landschaft
hier mehr von Kokospalmen geprägt, diese ragten aber wie grüne Tupfen aus der sonst trostlosen Landschaft. Erst als wir in
Malindi zwischen landeten wurde es etwas grüner.
Und es wurde nicht nur grüner, es war auch deutlich wärmer geworden, stellten wir fest, als die Bordtüren sich öffneten! Eine,
zumindest für mich, angenehme schwüle, warme Wand aus exotisch duftender Luft, gemischt mit ein wenig Kerrosin Gestank, drang
in das kleine Flugzeug und trieb uns die Schweißperlen aus den Poren.
Während eine Ankunft in Nairobi, aus Europa kommend, meist keine große klimatische Veränderung mitbrachte, war eine Landung an
der Küste des Indischen Ozeans in Kenya, immer mit erst einmal eine Umstellung für den Körper. Evi und Gerd, die ja in Nairobi
lebten, mussten sich genau wie wir, erst wieder an die plötzliche Klimaveränderung gewöhnen. Was bei mir recht schnell ging,
dauerte bei anderen unseres kleinen Teams etwas länger und ich glaube fast, das Einzelne sich gar nicht wirklich an die
schwüle Luft der Küste gewöhnen konnten ;-)
Aber noch waren wir ja auch nicht in Lamu sonern saßen etwas eingepfercht in dem kleinen Flieger. Das nach dem Start in Richtung Lamu,
die Lüftungsklappen so gut wie keine frische Luft in das Flugzeug bliesen, machte den kurzen Flug nicht wirklich angenehm.
Dafür entschädigte die Aussicht auf die Küstenlinie und den Indischen Ozean, für den ansonsten eher ungemütlichen Flug. Meiner
Sitzposition geschuldet sah ich mehr Indischen Ozean als Küstenlinie und erspähte so auch Lamu, bzw. Manda Island erst im
Landeanflug.
Nachdem das kleine Flugzeug etwas rumpelnd auf dem kurzen Rollfeld aufgesetzt hatte, rollten wir vorbei an grünen Kokospalmen
und kleinen Büschen, bis wir schließlich neben einem kleinen Gebäude zum stehen kamen. Gespannt verließen wir das Luftfahrzeug,
freuten uns über die frische Brise, die die ansonsten schwülwarme Luft erträglich machte und sammelten im kleinen
Flughafengebäude unser weniges Gepäck ein. Kaum hatten wir das eigentliche Flughafengelände verlassen erwarteten uns auch
schon die ersten Fremdenführer, Taxikapitäne, Kofferträger und wer weiß was noch für selbsternannte Fremdenführer. Da wir uns
vor unserer Reise etwas schlau gemacht hatten und sowohl den Preis für den Bootstransfer von Manda Island nach Lamu Island
kannten, als auch einen groben Überblick über die Örtlichkeiten hatten, steuerten wir direkt den Bootsanleger an und fanden
schnell einen Kapitän der uns zum anderen Ufer übersetzte.
Die kurze Überfahrt mit dem kleinen motorgetriebenen Boot erlaubte uns erste Eindrücke und Bilder von der Altstadt Lamus und
machte uns gespannt auf enge Gassen und Esel.

Ankunft auf Manda Island und Überfahrt nach Lamu Island



Letztere empfingen uns dann auch gleich am Pier. Eine ganze Gruppe der grauen Tragetiere wurde gerade aus einer Dhow heraus
mit Korallensteinen beladen. Ein Anblick, der uns die nächsten beiden Tage begleiten sollte. Kaum angekommen erwartete uns
tatsächlich und wie abgesprochen ein Insulaner:
"Are you looking for Samaki House?" sprach er uns fragend an.
"Yes we do and who are you?" fragte ich zurück.
"I´m Moses!" grinste der Abholer freundlich und griff nach unserem Rucksack.
"Thanks, we are ok, but this is what you can take!" drückte ich ihm eine der Taschen von Evi und Gerd in die Hand und dann
folgten wir ihm auf der Uferpromenade und kurz darauf durch die ersten engen Gassen. Vorbei an in Kaftan gehüllten Männern,
bis zur Unkenntlichkeit verhüllten Frauen, umher springenden Kindern und einigen weiteren schwer beladenen Eseln ging es bis
vor die hölzerne, schön verzierte Tür unsere Gasthauses. Samaki House, also Fisch Haus war der Name, wobei die kleine
Unterkunft nichts mit einem Fischerhaus zu tun hatte. Vielleicht war es früher mal eines? Jetzt jedenfalls war es ein gut
renoviertes Gästehaus mit nur vier Gästezimmern in verschiedenen Größen und mit unterschiedlicher Ausstattung! Außerdem gab es
verschiedene Aufenthaltsräume und Terrassen, inkl. einer großen gemütlichen, überdachten Dachterrasse!
Am Tor des Samaki Houses erwartete uns, man denkt es kaum, dann der richtige Moses. Bedankte sich bei dem falschen Moses für
das Herführen seiner Gäste und begrüßte dann uns.
Grinsend sahen Petra, Evi, Gerd und ich uns an.
"Hat ja funktioniert!" bemerkte ich nur kurz, während wir das Gästehaus betraten.
Evi und Gerd bezogen im Erdgeschoß ein großes, geräumiges Doppelzimmer, mit direktem Zugang zum Garten und wir ein kleines
Doppelzimmer mit einer eigenen Terrasse und einem eigenen Aufgang, etwas abgesetzt vom Hauptgebäude. Wobei die Betonung auf
"kleines Doppelzimmer" liegt. Da wir aber diesen arabischen Baustil kennen, lieben und von anderen Reisen in Ägypten, Marokko
oder Tunesien auch schätzen, fühlten wir uns sofort wohl.


Samaki House - Lamu Old Town







Obwohl wir erst am späten Nachmittag in Lamu Town angekommen waren, unternahmen wir nach unserer Ankunft und einer
kalten Cola auf der Dachterrasse, einen ersten Bummel durch die engen Gassen der Altstadt. Nicht zuletzt um uns an der
Uferpromenade, ein Restaurant mit Blick auf die im Wasser dümpelnden kleinen Wassertaxis und Dhows zu suchen.
Lamu versprühte vom ersten Moment an Ruhe, Gelassenheit und das Gefühl einer anderen Zeit, einer längst vergangenen Zeit. Auch
wenn die in jedem Reiseführer erwähnte Zahl der Autos sich mindestens verdoppelt hatte und wir somit vier verschiedene Autos
entdeckten und die traditionellen Esel zwar immer noch für schwere Lasten und zum Reiten genutzt wurden, aber dennoch kleine
Motorräder auf der Insel Einzug genommen hatten!
Gemütlich bewegten wir uns zwischen den Einheimischen, bestaunten die vielen handgeschnitzten Türen, für die Lamu berühmt ist,
passten auf, dass wir nicht in einen der vielen kleinen Ab- und Schmutzwassergräben abrutschten, die häufig die kleinen
Straßen kreuzten, turnten um die vielen Katzen herum, die an jeder zweiten Ecke lagen und ließen uns ansonsten einfach treiben.
Am Ende landeten wir im Seafront Cafe, wo wir für sehr faire Preise ein einfaches aber sehr gutes Dinner einnahmen.












Nach dem Dinner und dem am Ende doch langen Tag, schlenderten wir über die Promenade zurück zum Samaki House. Da wir in den
Gassen der Altstadt den Sonnenuntergang irgendwie verpasst hatten, zelebrierten wir unseren traditionellen "Sundowner" etwas
zeitversetzt nach unserer Rückkehr und auf der Dachterrasse des Samaki Houses, ehe wir uns in unsere jeweiligen Zimmer zurück
zogen.
Wie erwartet weckte uns am nächsten Morgen der Muezzin der nahen Moschee. Natürlich waren wir darauf vorbereitet, schließlich
waren wir auf einer überwiegend muslimischen Insel. Allerdings waren wir nicht darauf vorbereitet, dass der Ausrufer schon um
vier Uhr dreißig seine Schäfchen zusammen rief und auch nicht darauf, dass die Moschee so nah vor unserem Fenster stand und
schon gar nicht darauf, das wir nach dem Rufen auch noch die gesamte Predigt mit gefühlt allen 114 Suren anhören durften. Ein
frühes Aufstehen war also fast unumgänglich und so war ich lange vor Sonnenaufgang auf der Dachterrasse und wartete auf das
erste Tageslicht.
Nachdem der erhoffte, spektakuläre Sonnenaufgang zwischen den Dächern von Lamus Altstadt und dem Indischen Ozean von einigen
frühen Wolken verdunkelt und somit ernüchternd ausgefallen war, nutzte ich den Morgen um ein wenig durch die noch leeren
Gassen zu schlendern. Die Ruhe war erstaunlich. Vermutlich hatten sich viele Bewohner der Insel nach dem ersten frühen Gebet
wieder ins Bett gelegt. Menschen traf ich nämlich anfangs so gut wie keine in den engen Gassen. Auch die Esel schienen die
ersten Stunden des angebrochenen Tages zu genießen, unbeladen trotteten sie durch die Stadt und fraßen so ziemlich alles, was
so halbwegs für einen Esel verdaubar war. Neben den Eseln begegnete ich einigen verschlafenen Katzen, die vermutlich die ganze
Nacht auf Mäuse- und Rattenjagd gewesen waren.
Erst als ich das Lamu Fort passiert hatte, mehrten sich auch die Bewohner der Stadt und schnell hatte ich einen Schatten,
der mir zunächst unaufdringlich und geschickt folgte und zu jeder handgeschnitzten Tür die ich fotografierte, eine passende
Geschichte zu erzählen wusste. Und ich habe viel Türen fotografiert. Irgendwann schaffte ich es dem unaufgeforderten
Reiseführer durch eine zufällig offene Luke in dem großen Tor zum Lamu Fort zu entwischen.
Als ich die Festung, von dem ich mir nur den leeren Innenhof angesehen hatte, wieder verlassen wollte, erklärte mir der
Torwächter augenzwinkernd:
"He is waiting for you on the other side"! Ich grinste ihn dankend an und versuchte möglichst ungesehen in einer der Gassen zu
verschwinden. Aber zum heimlich zu verschwinden, ist Lamu zu klein. Nach wenigen Abbiegungen, stand mein "Stadtführer" wieder
vor mir! Aber er war clever genug um die Situation zu erkennen.
"Let me jut show you a very new coffee bar and garden! Than I will go...you don´t have to pay me...I like to talk to guest
from over sea!" erklärte er weiter. Mir ging es weniger um eine handvoll Shillinge, als um die Ruhe die ich eigentlich genießen
wollte und die bunten Hinweisschilder auf das "La Dulce Toro Cafe" waren mir am Vortag schon selber aufgefallen. Der helle
freundliche Garten war eigentlich selbst in dem Gassengewirr von Lamu gar nicht zu verfehlen. Aber da ich mich artig führen
ließ, erhielt mein Guide einen kleinen Bakschisch von dem Caffee Betreibern und zog danach zufrieden von dannen. Ich hingegen
erklärte der freundlichen Bedienung neben dem recht modernen Kaffeeautomaten, dass ich in Kürze mit meinen Freunden wieder
kommen würde. Nachdem ich den ersten frischen Kaffee gerochen hatte, bekam ich tatsächlich etwas Frühstückshunger und ging
zurück Richtung Samaki House.








Nachdem ich das Gästehaus passiert hatte um einige Aufnahmen vom Haus und seiner unmittelbaren Umgebung zu machen, war mir so
als würde ich meinen Namen gerufen hören, konnte aber beim besten Willen niemanden entdecken. In der Annahme mich verhört zu
haben zog ich erst einmal weiter. Als ich wenig später dann in das Samaki House zurück kehrte war dann auch Petra, wach und
fertig für ein Frühstück.
"Hast du mich nicht rufen gehört?" fragte Petra mich, als wir oben auf der Dachterrasse einen ersten Tee tranken.
"Du weißt schon, dass du mit dem Schlüssel in der Tasche losgezogen bist?" fügte sie hinzu und sah mich etwas böse an.
"Mir war so!" lächelte ich
"Aber ich konnte niemanden sehen und als ich los bin, wolltest du nicht mit und ohne Schlüssel wäre ich nicht wieder rein
gekommen!" versuchte ich mich zu verteidigen.
"Außerdem war ich ja nur kurz weg!" ergänzte ich.
"Ja, kurze 2 Stunden!" antwortete Petra.
"Ups!" antwortete ich und schenkte eine Tasse Tee nach. Dann begann ich ein wenig von dem Gesehenen zu berichten und
versuchte das Gespräch so auf die Tagesplanung zu verlegen.
"Brauchst gar nicht ablenken!" war dann auch gleich Petras Einwand, aber wirklich böse war sie nicht, dass sie etwas länger
geschlafen hatte und als dann Evi und Gerd erschienen gingen wir tatsächlich in die Planung unseres Tages über.
Während wir gemütlich Frühstückten, fassten wir den Plan zunächst einmal ein wenig durch die Altstadt zu bummeln und uns dann
langsam in Richtung Shela zu bewegen. Ob zu Fuß auf der Uferpromenade oder mit einem Wassertaxi, wollten wir kurzfristig
entscheiden.
Zwischendurch waren die Bewohner der anderen beiden Gästezimmer auf der Terrasse erschienen und bedienten sich, nach einem
kurzen freundlichem "good morning" wie selbstverständlich von unserem Früchteteller, der in der Mitte unseres Tisches stand.
Wir vier sahen uns zwar etwas verdutzt an, hatten aber grundsätzlich kein Problem damit von der üppigen Platte etwas abzugeben.
Als allerdings ein Teller mit Samosas, Mandasis und gerösteten Kartoffelecken auf den Tisch gestellt wurde und ich gerade nach
den ersten Mandasis greifen wollte, kam ein unerwarteter Einwand:
"Sorry, this is our order!" erklärte mir die Kenyanerin, die in Begleitung eines jungen New Yorkers war. Da aber im selben
Moment Moses, der gute Geist des Samaki Houses erschien, reagierte ich gelassen und bestellte für den nächsten Morgen eine
noch größere Platte Früchte und einen Teller Samosas und Mandasis als "our order!" für uns vier.

Samaki House - Lamu Old Town




Eine halbe Stunde später liefen wir entspannt ein weiteres Mal durch die Altstadt, die nun etwas belebter war. Zunächst
aber besuchten wir einen uralten, großen Baum, der in
einem der offenen Gärten an der Wasserfront stand. Zwischen den Zweigen hatte ich am Morgen einen großen Schwarm Flughunde
entdeckt, der inzwischen zur Tagesruhe übergegangen war und so hingen die großen Säugetiere, kopfüber und friedlich schlafend
an den Ästen. Nach dieser ersten Wildsichtung ging es dann, der Promenade folgend bis zur alten Festung! Zwischendurch bogen
wir immer mal wieder in die engen Gassen ab, da aber niemand von uns Lust hatte, die alte deutsche Poststation oder das Museum
und auch die Festung von innen zu besichtigen, landeten wir nach einiger Zeit wieder an der Promenade. Wo wir schon am Morgen
angesprochen worden waren. Die angenehme Art der Insulaner gefiel mir gut, natürlich versuchten einige, ein klein wenig
Geschäft mit den auffällig wenigen Touristen in der Altstadt zu machen. Aber nie war es aufdringlich, nie lief jemand hinter
uns her. Immer war es eigentlich nur eine Frage ob wir an diesem oder jenem Interesse hatten. Hatten wir es nicht, war das
Gespräch rasch zu ende. Zeigten wir Interesse, war der Ideenreichtum unerschöpflich, warum gerade ihr Laden oder Produkt von
allem angebotenem das Beste war.









Während ich am Morgen interessiert auf die vielen, oft bunten Boote und Dhows am Pier und entlang der Uferpromenade blickte,
erschien schnell jemand, der jemanden kannte, dessen Freund ein Boot hatte. Ein Boot, dass uns überall hinbringen könnte.
Da mir das Boot von dem Freund, des Freundes gefiel und recht neu aussah, entschieden wir uns schnell nicht zu Fuß, sondern
mit dem Taxiboot bis nach Shela zu fahren. Und nachdem wir alle vier erst einmal in dem netten kleinen Boot saßen und an der
imposanten, orientalischen Häuserfront Lamus entlang schipperten, war auch schnell beschlossen, das wir auch für den Rückweg
das Boot nutzen wollten. Der Preis von 1600,- Kenya Shilling für das Boot bzw. die Fahrt hin und zurück war angemessen und
schnell ausgehandelt. Das unser Wassertaxi ausgerechnet "Black Panther" hieß, war vermutlich Vorsehung ;-)
Wir ließen uns, bevor wir in Shela ausstiegen, noch vor der Front des immer größer werdenden Peponi Hotels entlang fahren und
stiegen dann am Strand aus dem Boot. Der Kapitän und seine kleine Crew wollten auf uns warten und wir verabredeten nach ca. 2
Stunden zurück am Strand zu sein.







Gleich auf den ersten Blick machte Shela einen aufgeräumteren und ruhigeren Eindruck als Lamu Old Town. Fast alle Hauswände
waren weiß getüncht, viele Wände, Mauern und Wälle waren aus Korallenstein, liebevoll neu errichtet. Die auch hier reich
verzierten Holztüren waren neu und die kleinen Gassen beherbergten anstatt von Shops mit allen möglichen nützlichen und
lebensnotwendigen Dingen auch einige Souvenierläden. Alles in allem sah Shela angenehm, aber auch künstlicher aus als
Lamu Town, was es im Grunde ja auch war! Shela wirkte wie ein authentischer kleiner arabischer Urlaubsort auf mich! Auch in
den engen Gassen Shelas liefen Esel und Katzen und unten am Strand schraubten, sägten und hämmerten die Insulaner an ihren
Booten und Dhows herum. Nach einer eher kleinen Runde durch Shela erreichten wir an einem kurzen Strandabschnitt das Stop
Over Restaurant und gönnten uns erste einmal kalte Getränke. Evi hatte immer noch ein wenig Probleme sich an das heiße
Küstenklima zu gewöhnen und so beschlossen wir nach einer kurzen Runde durch Shela wieder zu unserem Taxi Boot zurück zu
kehren. Unterwegs machten wir noch einen Abstecher zum "Msafaini Hotel" in dem wir beinnahe auch ein paar Nächte verbracht
hätten, waren aber letztendlich froh uns für eine wesentlich kleinere Unterkunft entschieden zu haben. Obwohl Petra und ich
uns einig waren, dass wir auf jeden Fall noch einmal nach Shela zurück kommen wollten, um dann auch hier in einem der
Gasthäuser zu schlafen.

Shela - Lamu Island












Als wir am Strand an unserem Wassertaxi ankamen wurden wir schon sehnsüchtig erwartet. Ohne es zu merken, waren aus den
verabredeten 2 Stunden mehr als 3 geworden. Aber Mohamed, unser Kapitän und Bootseigner sah es gelassen, er war zufrieden
Gäste zu haben und erzählte uns noch stolz, dass er dieses Boot erst seit einer Woche in Betrieb und mehr als ein halbes
Jahr an seiner Restaurierung gearbeitet hatte.
"On the way to here, we had passed a floating restaurant or bar! Can you drop us to that bar?" fragte ich Mohamed und sah
gleichzeitig meine Begleiter fragend an. Alle nickten zustimmend und so fuhren wir zunächst noch ein wenig paralell zum Strand
und den endlosen Dünen und endeten ein wenig später auf der Terrasse der
schwimmenden Bar, wo wir unseren Durst mit einem kühlen Tusker löschten!
Nach einer guten Stunden im Schatten der Dachterrasse ließen wir uns von Mohamed abholen und ich nutzte die Gelegenheit sein
neues Boot an der Küste entlang zu steuern. Gemütlich trieben uns die 15 PS durch die leichten Wellen und an der
orientalischen Häuserfront Lamus vorbei. Nachdem wir am Lamu Pier angelegt hatten, verabschiedeten wir uns von Mohamed,
natürlich nicht ohne uns für die kleinen Extras zu bedanken und erkenntlich zu zeigen.
In Lamu Town angekommen schlenderten wir dann sogleich in die schattigen Gassen und ich führte unsere kleine Gruppe gezielt
zum "La Dulce Toro Cafe" .
"Ich habe noch ein Versprechen einzulösen!" erklärte ich meinen Begleitern, als ich das kleine hölzerne Tor öffnete und wir
uns anschließend einen Platz im ansonsten menschenleeren grünen Garten suchten.
"Oh, you are back!" freute sich die junge Dame, der ich schon am Morgen im Cafe begegnet war und pries uns sodann ihren Kaffee
und die verschiedenen Varianten an. Die Auswahl war anscheinend so groß, dass von der anschließenden Bestellung nur die Hälfte
von dem an den flachen Tisch kam, was wir eigentlich bestellt hatten. Aber nach ein wenig hin und her passte es dann und das,
was wir bekamen war tatsächlich für kenyanische Verhältnisse ein sehr leckerer Kaffee oder Cappuccino!









Am Abend probierten wir dann das Bushgarden Restaurant an der Uferpromenade aus und wurden auch hier nicht enttäuscht. Das
Preis Leistungsverhältnis war auch hier gut, wobei Evi sich für ein Fishfilet und Petra, Gerd und ich uns für verschiedene
Seafood Spagettis entschieden hatten. Nach dem wieder einfachen, aber auch hier leckeren Dinner begaben wir uns direkt zurück
zum Samaki House und zelebrierten unseren Sundowner, mit einem eigens hierfür von Evi und Gerd mitgebrachten, zehn Jahre alten
jordanischen Rotwein, aus Cola Gläsern! Der Abend hatte also Stil!
Wie schon am Vortag, weckte uns der Muezzin viel zu früh, aber an diesem Morgen drehten wir uns beide noch einmal zur Seite
und versuchten ein wenig weiter zu schlafen! Für die kommenden drei Tage war Ruhe und Entspannung angesagt.
Wie verabredet trafen wir uns alle vier gegen acht Uhr zum Frühstück und verabschiedeten uns anschließend von Moses und dem
Samaki House. Kurz nach 9 Uhr telefonierte ich nach unserem Bootstransfer, der eigentlich erst für 10 Uhr verabredet war.
"I´m near by, give me some minutes!" antwortete die unbekannte Stimme.
Kurze Zeit später saßen wir alle vier mit unserem wenigen Gepäck in einem Speetboot, mit einem ordentlichen 100 PS Motor am
Heck. Unser Ziel war die Insel Manda und dort das Manda Bay Resort. Nach wenigen Minuten im Boot, konnte ich auch hier dem
Reiz nicht widerstehen und übernahm das Steuer vom Skipper! Ich weiß nicht ob es etwas mit mir oder dem etwas heftiger
werdenden Wellengang zu tun hatte, auf jeden Fall stülpten Evi und Gerd sich nach meiner Boots- bzw. Steuertandübernahme ihre
Schwimmweste über.
Tatsächlich wurde die recht rasante Fahrt noch ein wenig spannend. Was ich nämlich nicht geahnt hatte, war die Tatsache das
zwischen dem Festland und der Insel Manda nicht einfach nur ein Kanal vorhanden war, sondern dieser in zwei kleine mit
aufgeschütteten Steinen begrenzte Kanäle aufgeteilt war. Der Gashebel war auf Fullspeed nach unten gedrückt und die Gischt
spritzte Petra und Gerd vorne um die Ohren, während hinter mir ein ordentlicher Wellenschlag das Wasser aufquirlte.
Ich überlegte kurz ob wir es nicht langsamer angehen lassen wollte, bekam dann von unserem eigentlichen Bootsführer aber
immer kleine Handzeichen und Hinweise auf die Fahrrinne, sodass wir ungebremst an den Mangroven vorbei flogen. Erst als der
Strand von Manda Bay vor uns auftauchte tauschte ich das Ruder wieder gegen eine Kamera ein und genoss so die Anfahrt auf die
Insel.


Der Anblick konnte ohne Abstriche mit den Malediven mithalten! Uns erwarteten tief grüne Kokospalmen unter einem blauen Himmel,
untermalt mit einem goldgelben Strand. Dazwischen die ersten mit Makuti gedeckten Hütten. Ich wusste vom ersten Moment an,
dass wir uns wohlfühlen würden!
Kaum waren wir am Strand angekommen, wurden wir von Mwezi der Mangerin herzlich in Empfang genommen. Nach einem anschießenden
kurzen Briefing ging es zu unseren Bandas.
Schon der mit Bastmatten ausgelegte Weg zwischen den Palmen, war eine angenehme Erfahrung und die augenscheinlich einfachen
Hütten übertrafen
dann unsere Erwartungen. Begeistert standen wir vor einer aus Holz und Lehm erbauten Hütte mit großen Wandöffnungen und mit
Bastmatten und Palmplättern verkleideten Außenwänden. Was von außen nach Robinson Crusoe aussah, war von ihnen purer Luxus.
Die gerümigen Bandas hatten innen weiße Wände, mitten im "Zimmer" stand ein riesiges Kingsize Doppelbett, um das ein großes
Moskitonetz verfügbar war und über dem ein Ventilator hing. Ein kleiner Schreibtisch, ein Schminktisch, ein flacher
Koffertisch und 2 hölzerne Sessel vervollkommneten die stilechte Einrichtung. Hinter dem Bett ging es in ein mehr als
geräumiges Badezimmer mit großer offener Dusche, einer Toilette und einem großen Waschtisch mit 2 Waschbecken. Zu guter letzt
gab es einen großen offenen Kleiderschrank bzw. ein Regalsystem!
Alles in Allem viel mehr als wir brauchten, wobei wir nicht im geringsten böse waren, das es so war wie es war.
Die ganze Anlage strömte einfach nur wohlfühl Gefühl aus und wir genossen die zwei relaxten Urlaubstage und ein ganz klein
bisschen Wildlife. Unternahmen Strandspaziergänge zu jeder Tages- oder Nachtzeit und mussten uns nur nach den Gezeiten
richten. Von dem Wild welches erstaunlicherweise hier auf der Insel lebt fanden wir zwar nur Spuren im Sand und den frischen
Kot der Kaffernbüffeln. Aber eine nicht ganz reinrassige Wildkatze und die abendlichen Bushbabys waren schon einmal ein guter
Start für die kommende Safari.
Erst einmal machten wir Urlaub im Urlaub und ich denke hier sagen die Bilder viel mehr aus als 1000 Worte.
Manda Bay Resort - Manda Island
























Nach einer wunderschönen und eigentlich viel zu kurzen Zeit reisten wir nach zwei Nächten im Manda Bay am Nachmittag zurück
nach Nairobi, wo wir kurz nach unserer Ankunft im Haus von Evi und Gerd, anfingen unsere Safariausrüstung zu sortieren.
Außerdem fuhr Gerd mich zum nahen Büro von Sunworld, wo ich "unseren" Land Cruiser abholte.

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