- Endlich mal wieder Meru National Park - Februar 2024. Nairobi hatte uns mit ungewohnter Hitze empfangen. Dreißig Grad am Abend war alles andere als normal für die in gut 1800 Meter über dem Meeresspiegel liegende Hauptstadt des Landes. Zwar hatten wir von einer aus Südafrika herüber schwappenden Hitzewelle vor unserer Reise gelesen, aber nicht erwartet, dass es Kenya so treffen könnte. Schwitzend und fast ein wenig aufgeregt starteten wir Mitte-Ende Februar von Nairobi aus in Richtung Norden. Unser erstes Ziel war der Meru National Park. Zusammen mit unseren Freunden, Evi und Gerd, bei denen wir auch die ersten Nächte nach unserer Ankunft in Nairobi verbracht hatten, sollte es in die nördlichen Parks bzw. Reservate Meru und Samburu gehen. Im Gegensatz zu unseren letzten gemeinsamen Safaris, bei denen wir uns an den meisten Tagen selber versorgt und bekocht hatten, hatten wir für diese Safari Unterkünfte mit Versorgung gewählt. Dennoch mussten wir natürlich vor der Safari einige Vorbereitungen treffen. Wir mussten "unseren" Land Cruiser bei Sunworld Safaris in Empfang nehmen, die Safariausrüstung, die aktuell noch bei Evi und Gerd lagerte, sortieren und im Fahrzeug verstauen und natürlich noch ein paar Dinge der Grundversorgung einkaufen.
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Obwohl wir nach vielen Jahren grundsätzlich die Chance gehabt hätten, mal wieder den höchsten Berg Kenias, den Mount Kenya zu umrunden bzw. von allen Seiten zu sehen zu bekommen, wählten wir für die Anfahrt zum Meru National Park, die Strecke über Nanyuki und damit die westliche Route. "The Embu - Meru road is full of bumbs!" hatte mir ein befreundeter Safariguide auf Nachfrage mitgeteilt. Die Route führte uns auf der A 2 hinaus aus der Hauptstadt und wir mussten zunächst nichts weiter tun, als dieser Straße zu folgen. Die Strecke war in den letzten Jahren bis einige Kilometer hinter Thika zweispurig und gut ausgebaut worden. Aber selbst auf der einspurigen Strecke kamen wir gut und zügig voran und hatten nur wenigen Baustellen oder Schlaglöchern auszuweichen. Rechts und links neben der Straße passierten wir immer wieder Stände mit exotischen Früchten und die Landschaft war von kleinen Shambas (Farmen), Kaffee- und Teeplantagen geprägt. Aber auch verschiedene Bananenstauden, hohe Papayapflanzen und Maniokfelder konnten wir immer wieder sehen. Auf den Feldern wurde oft mit primitiven Werkzeugen gearbeiteten und bunt gekleidete Frauen und Kinder trugen schwere Holzbündel oder gelbe Wasserkanister auf ihren Köpfen. Schwer beladene Esel- oder Rinderkarren transportierten die verschiedensten Dinge des einfachen Alltages der Einwohner. Immer wieder mussten wir kleinen Rinder- oder Ziegenherden ausweichen oder wegen eines Esels mitten auf der Fahrbahn anhalten. Je näher wir dem an diesem Morgen noch in Wolken gehüllten Mount Kenya kamen, je grüner wurde die Landschaft. Zwar hatten wir in den vergangenen zwei Jahren der großen, langen Dürre auch im Hochland beobachten können, dass auch hier oben das Wasser gefehlt hatte, aber die letzten Regenfälle hatten die Landschaft wieder in das gewohnte Grün verwandelt. Noch machten wir uns also keine Gedanken über El Nino oder gar Klimaveränderungen. Um diese Jahreszeit war es ja meistens grün im Hochland! Als wir den Ort Naro Moru passiert hatten, zeigte sich der Mount Kenya in seiner ganzen Pracht, wobei Gerd feststellte, dass der fast 5000 Meter hohe Berg aus unserer Perspektive nicht im geringsten so mächtig wirkte wie der 6000 Meter hohe Kilimanjaro. "Na gut, wir sind ja hier auch schon mindestens 2500 Meter hoch!" bemerkte ich, während ich den Land Cruiser für ein paar Fotos gestoppt hatte. Knapp eine Stunde später erlaubten wir uns, auf der Zufahrt zur Timau Lodge, die erste und einzige längere Pause, bei der Petra und ich uns an kalte Nächte vor dem Kaminfeuer sowie Chamäleons im Garten, irgendwann Mitte der 90ziger Jahre erinnerten. Auch dieser Tag war ungewohnt heiß und die Sonne brannte noch erbarmungsloser auf uns herab, als sie es sonst um diese Jahreszeit schon tat.
Kurz darauf verließen wir die A2 und fuhren auf der B6 weiter in Richtung Meru. In der recht quirligen Distrikt Hauptstadt betankten wir den Land Cruiser und dann suchten wir nach der kleinen C91, die uns bis an den Meru National Park führen sollte. Die gewählte Strecke war neu für uns, aber vermutlich hätten wir uns nach mehr als 28 Jahren so oder so nicht mehr an die alte Strecke erinnert. So fuhren wir auf der kleinen, kurvigen Straße durch dichte Wälder, mussten immer wieder kleine Ansteigungen, mit dem schweren Land Cruiser meistern und staunten über das üppige Grün. Lange und um einiges länger als erwartet zog sich die Strecke hin, dann war es geschafft. Wir entdeckten ein erstes Hinweisschild auf das anvisierte Ikweta Camp. Aus den geplanten 6, waren etwas mehr als 8 Stunden Fahrzeit geworden. Das Ikweta Camp befindet sich wenige Fahrminuten vor dem Meru Murera Gate und wurde für die nächsten vier Nächte unsere Bleibe und Basis. Das Camp bietet in nur 10 hübsch eingerichteten Zelten, eine gemütliche Unterkunft. Die Zelte liegen verteilt auf dem recht großen Gelände und sind über befestigte Wege zu erreichen. Ein Pool und ein Restaurantbereich vervollständigen das Camp. Abgesehen von gelegentlichen grünen Meerkatzen und nächtlichen Bushbabybesuchen kann man leider nicht mit Wildbegegnungen auf dem Camp Gelände rechnen. Dafür halten unzählige Katzen die Skorpione und Schlangen auf dem Grundstück kurz. Neben dem vertrauten Schreien und Rufen der Bushbabys, begleiteten uns an den feuchten Abenden die Rufe unzähliger, verschiedener Frösche und Kröten und gaben uns so das Gefühl in der Wildnis zu sein. Sicher wird das Ikweta Camp nicht in die Liste meiner Lieblings Camps aufsteigen, aber für den Meru Park ist es mit seinem guten Preisleistungsverhältnis eine gute Wahl.
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![]() Für Evi und Gerd war es der erste Besuch des Meru National Parks, für Petra und mich eine Rückkehr nach 29 Jahren. Damals, Mitte der 90ziger Jahre, hatten wir eigentlich nur flüchtendes, von der Bejagung traumatisiertes Wild angetroffen. Wir wussten zwar, dass man sich mit dem ein- und zurückbringen verschiedener Wildtiere sehr viel Mühe gegeben hatte, hatten aber trotzdem keine all zu großen Erwartungen, was die Wildbeobachtung anging. Meru bedeutete für uns, wilde, dichte Landschaft mit gelegentlichen Wildsichtungen. Was wir um diese Jahreszeit nicht erwartet hatten, war das dichte hohe Gras und auch die dichte des Bushwerks hatten wir unterschätzt. Schnell wurde uns klar, das selbst die Sichtung kleinerer Antilopen schwer werden und die Entdeckung eines der Nachkommen der Löwin Elsa wohl fast unmöglich sein würde. Am Tage war, wegen der fast unerträglichen Temperaturen, sowieso kaum mit Raubkatzenbeobachtungen zu rechnen. Zunächst waren es tatsächlich hauptsächlich Netzgiraffen, Elefanten und Steppenzebras, die wir sehen konnten. Später entdeckten wir auch Impalas, Grant Gazellen und immer wieder Ellipsen Wasserböcke. Die Vogelwelt wurde von angeführt von den großen Somali Straußen und überraschte uns neben Milchuhus und verschiedenen anderen kleineren Vögeln, vor allem mit Schwarzstörchen. Letztere hatten wir bis zu dieser Sichtung noch nie in Kenya beobachten können.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Kleiner Kudu, Foto Gerhard König ![]()
![]() Nördliche Grant Gazelle
![]() Nördliche Grantgazellen
![]() Elypsen Wasserböcke, Weibchen ![]()
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![]() Afrikanische Schnepfe ![]() Hammerkopf
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![]() Somali Strauß, Hahn ![]()
![]() In den kleinen oder größeren Flüssen beobachteten wir Flusspferde sowie Nilkrokodile und entdeckten auch einen flinken, schnell flüchtenden Nilwaran. Von den größeren Raubtieren bekamen wir im dichten Pflanzengewirr keine einziges zu sehen, verbrachten dafür aber ein wenig Zeit mit einer Schabrakenschakal Familie. Die kleinen Wildhunde hielten sich auf der ehemaligen Landebahn der verfallenen Meru Mulika Lodge auf und ließen sich durch uns nicht stören. Außerdem nutzten wir die Tage im Meru National Park um uns die alten, inzwischen verfallenen Unterkünfte wie Leopard Rock und Meru Mulika Lodge anzusehen. Aber auch die hochwertige Elsas Kopje Lodge konnten wir besuchen und bestaunen. Unseren Erinnerungen folgend fuhren wir auch das alte KWS Hauptquartier an, von wo aus wir 1995 beinnahe einen Rundflug mit Danny Woodly angetreten hätten. Gerne wären wir auch bis in den Kora Park und zu den von Joy und Georg Adamson geprägten Sehenswürdigkeiten, wie Gräber und Camps gefahre. Da wir aber der uralten, aber immer noch vorhandenen Beschilderung im Park gefolgt waren, erreichten wir den Tana River an einer ganz anderen Ecke als geplant und brauchten alleine für die anschießende Fahrt entlang des Flusses bis zu den Adamson Falls und der Zufahrt zum Kora Park, mehr als 2 Stunden. Da wir ja Abends wieder am Main Gate bzw. am Ikweta Camp sein mussten, waren wir gezwungen unsere Pläne anzupassen. Einzig das Grab der von Joy adoptierten Gepardin Pipa konnten wir aufsuchen.
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![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() Elsas Kopje Lodge - Meru National Park ![]()
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![]() KWS Hauptquatier - Meru National Park ![]() ![]() Rauchschwalben ![]()
![]() Tana River Bridge - Adamson Falls - Meru / Kora National Park ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]() ![]()
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![]() Unsere beeindruckensten Wildbegegnungen, waren die mit den Breitmaulnashörnern. Den eigentlichen grauen, Weißen Nashörnern begegneten wir ausnahmslos im extra eingerichteten Rhino Sanctuary. Neben der Begegnung mit einer sehr aufmerksamen Nashornkuh und ihrem schon recht großen Jungen, genossen wir eine aufregende Zeit, recht nah neben einem sehr aktiven großen Nashornbullen. Das kräftige Rhinozeros war zwar nicht so nervös wie seine etwas kleineren Verwandten, die Spitzmaulnashörner. Dennoch war es interessant zu beobachten wie der Koloss auf das leiseste Geräusch reagierte, während er unsere Bewegungen kaum bis gar nicht wahr nahm. Immer wieder markierte der Bulle die Büsche und Gräser und schnaubte aufgeregt, wenn ihn etwas erschreckte. Nicht ganz so spannend,aber mindestens so faszinierend, waren die unzähligen, aktiven Nacktmulle. Die kleinen, unterirdisch lebenden, felllosen Geschöpfe bekamen wir zwar nie wirklich zu sehen, aber ihre Arbeiten und die frisch ausgeworfene Erde konnten wir häufig beobachten.
![]() ![]() ![]() Breitmaulnashorn, Bulle ![]() ![]() ![]() Erdarbeiten eines Nacktmulles ![]() Elefanten begegneten uns jeden Tag im Park und nicht nur wenn wir im Fahrzeug saßen. Meist wirkten die Dickhäuter eher angespannt und ihre Stimmung konnte schnell in Aggression oder Flucht umschlagen. Einzig die wenigen alten Bullen die wir trafen, ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. "Wenn alle meine Pläne und Wünsche für dieses Jahr in Erfüllung gehen, dann sollten Elefantenbegegnungen noch eine recht große Rolle spielen" sinnierte ich und spielte vor allem auf unsere geplante Walking Safari in Zimbabwe im Hwange National Park an. Nicht ahnend, wie nah ich meinen Wünschen in den kommenden Tagen kommen sollte.
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