- Große Echsen, kleine Käfer und andere Überraschungen -
Gut eine Stunde vor Sonnenaufgang waren wir schon damit beschäftigt den Land Cruiser zu belanden und verließen so mit dem
ersten Licht des Tages das Boko Boko.
Wie bei der Anfahrt zur Küste, wählten wir auch für die Rückfahrt in Richtung Tsavo und Lumo Gebiet, die Strecke über Kaloleni
und Mariakani. Zwar war diese Route nicht der Kürzere aber auf jeden Fall der entspanntere Weg. Brauchten wir doch so nicht
durch den dichten Verkehr in Mombasa. Ein vorerst letztes Mal überzeugten wir uns vom raschen Straßenbau der Küstenstraße und
bogen dann nach links weg in Richtung Kaloleni.
Trotz der, zwar langsam abflachenden Hitzewelle, war das Tsavo Gebiet satt grün und von vielen, meist weißen Blüten übersäht.
Die gesamte Vegetation war dicht und wirkte fast undurchdringlich.
Nachdem wir in Voi in Richtung Taita Hills abgebogen waren, folgten wir der gut ausgebauten Straße bis nach Mwatate und
versorgten uns dort am Straßenrand, an den Ständen der Taita mit frischem Obst und etwas Gemüse. Alles andere hatten wir
bereits im Carefure Markt in Nyali eingekauft. Nach dem Einkauf war es nur noch eine kurze Fahrt bis wir das Taita Hills
Reservat und anschließend das Gate zum Lumo erreicht hatten.
Nach wie vor regnete es in diesem Gebiet regelmäßig und kleinere Pfützen aber vor allem die grüne Landschaft zeugte von den
letzten Regenfällen. Eigentlich regnete es seit Mitte Oktober, also seit wir das Lumo Reservat im letzten Jahr verlassen
hatten. Damals berichteten wir von ersten Auswirkungen des erwarteten El Nino Wetter Phänomen. Das sich dieser El Nino bis in
den März oder sogar April dieses Jahres hinziehen könnte, ahnte damals kaum jemand. Ähnlich wie im Tsavo erwartete uns eine
üppig, grüne Landschaft, mit überall gut gefüllten Wasserstellen. Wasserstellen, die wir, bis auf die von Salt Lick und Lions
Bluff angelegten, künstlich bewässerten, in den letzten 3 Jahren, noch nie mit Wasser gefüllt gesehen hatten.





Aber der Reihe nach.
Nach einer nur kurzen Übersichtspirsch, fuhren wir zunächst unsere Unterkunft für die nächsten 8 Nächte an. Kaum hatten wir
die immer noch recht holprige Zufahrt zu den Leopards Lair Cottage gemeistert, wurden wir überschwänglich von Kevin begrüßt.
Kevin war der neue Manager hier oben an den Cottage und wir kannten uns tatsächlich noch nicht.
"Welcome back!" riefen uns unser Room Steward Augustin und seine Kollegen lachend zu!
Dann begannen wir alle gemeinsam den Land Cruiser zu entladen und unseren Banda und vor allem die Küche einzuräumen.
"Gut, dass wir im Auto auch einen Kühlschrank haben! Dieser ist Rand voll!" stellte Petra fest, nachdem Lebensmittel und
Getränke verstaut waren.
Kurz darauf erschien Kevin auf unserer Terrasse.
"Can I give you a short briefing about the camp!" sah er uns erwartungsvoll lächelnd an.
"No!" war meine kurze Antwort. Kevins lächeln verwandelte sich in ein verwundertes, verlegendes Grinsen.
"Since Sunworld took over this place, we are not only the first guests here. We where actually involved in the building. This
outside kitchen for example is one of our wishes and some parts are our ideas! And we are very familiar with the bush and our
surroundings!" erklärte ich Kevin.
"Oh, ok. That`s fine!" antwortete Kevin etwas irritiert und zog dann von dannen.
Wenig später hatten wir unseren Banda eingerichtet und fingen an uns ein spätes Frühstück oder eher Brunch zuzubereiten.
Mit Aussicht in die grüne Ebene vor uns, gab es frische Mango, Toast mit Käse, Spiegeleier und gebratene Tomaten. Ein
richtiges Bushfrühstück also.

Soroi Leopards Lair Cottage - Lumo Conservancy







Nach dem Frühstück unternahmen wir dann die erste ausgiebige Pirschfahrt in Richtung Lions Rock. Unterwegs entdeckten wir
immer wieder Steppenzebras, mussten aber auch erkennen, dass selbst die eher großen gestreiften Huftiere manchmal nur schwer
in dem hohen Gras und Strauchwerk zu sehen waren.
"Das wir eine spannende Zeit! Ich bin gespannt ob wir hier unsere Katzen entdecken?" bemerkte ich nachdenklich, nachdem wir
außer Zebras zunächst wenig anderes Großwild erspähen konnten. Anstatt auf viele Tiere trafen wir allerdings auf zwei wahre
Künstler. Ich glaube die beiden hatten den Auftrag die alten Wegweiser im Park wieder etwas aufzuhübschen und so hatten sie
die aus Stein und viel Zement errichteten Wegweiser zunächst einmal dunkelgrün gestrichen, warum sie dann allerdings die
Beschriftung in "Halloweenschrift" aufgetragen haben, konnten wir nicht heraus bekommen. Immer noch über die Wegweiser
schmunzelnd fuhren wir zunächst den Lions Rock an.
"Hier am Rock scheinen zumindest keine Löwen zu sein!" rief Petra vom Dach herunter, nachdem sie einige Kongonis entdeckt
hatte. Die Antilopen hatten selbstbewusst die Ruheplätze der Löwen am Lions Rock eingenommen. Dann suchten wir vergeblich nach
kleinen Klippschliefern zwischen den Felsen. Die flinken Kletterer waren hier sonst immer zu dutzenden anzutreffen, jetzt
fanden wir
keinen einzigen von ihnen. Stattdessen entdeckten wir oben auf dem Felsen einen scheuen Klippspringer. Neugierig blickte die
kleine Antilope von oben auf uns herab!
Kaum hatte Petra ihren Ausguck in der Dachluke verlassen meldete sie die nächste Wildsichtung:
"Ein Waran, da vorne läuft ein Waran!" stellte sie fast aufgeregt fest und vergass dabei fast den Fotoapparat zu benutzen.,
erwischte die große Echse dann aber doch noch im Pflanzengewirr neben der Piste.
"Wow!" rief ich wenig später, als wir den ersten Blick auf die eigentlich trockene, felsige Ebene hinter dem Rock erhaschten.
Vor uns lag ein richtiger kleiner See. Am Ufer dümpelten Wasserkohl und andere Pflanzen, eine Nilganzfamilie
badete friedlich
im flachen Wasser und einige weiße Kuhreiher dösten verschlafen am Ufer. Der See, mit dem fast komplett überwachsenen Lion
Rock im Hintergrund, hätte in jedem bayrischen Heimatfilm als Kulisse dienen können!



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Kongoni



Klippspringer

Weisskehlwaran



Kuhreiher
Obwohl wir auf dem Weg zum Lions Rock verheißungsvolle Löwenspuren auf einer der Pisten entdeckt hatten, suchten wir an diesem
Nachmittag noch eine ganze Weile vergeblich nach den Löwen des Lumo. Selbst an den uns bekannten Lieblingsruheplätzen waren
keine Spuren von den Raubkatzen zu finden. Im Meer der
üppigen, grünen Wildnis, erschien uns die Suche beinahe aussichtslos.
Am späten Nachmittag zogen dann auch erneut Regenwolken auf und entleerten sich, zwar nur punktuell, aber erbieg über dem
Reservat.
Dennoch ließen wir es uns nicht nehmen, unseren schon zum Ritual gewordenen, Sundowner zu Füßen des Lion Rock zu zelebrieren.
Allerdings entschieden wir uns dieses Mal nicht für die felsige Plattform, sondern den kleinen Dam am Ufer des neu
entstandenen Sees. Auf diese Weise erlebten wir den Sonnenuntergang direkt hinter dem Wasser und genossen so ein
Naturschauspiel der besonderen Art! Den See mit der sich im Wasser spiegelnden Sonne vor uns und den mächtigen, von reichlich
Pflanzen überzogenen Lion Rock auf der einen und die buschige, grüne Savanne auf der anderen Seite. Das ganze, während sich
hinter uns der langsam zunehmende Mond formierte und unzählige Frösche ihr Konzert anstimmten.
"Live is beautiful!" stellten wir beide mit unserem G&T bzw. Whisky in der Hand fest, während wir in die blutrot untergehende
Sonne blinzelten!
Nach dem ersten unvergesslichen Sundowner, fuhren wir mit einer kleinen Nachtpirsch zurück ins Camp, wo wir vor dem
Schlafengehen natürlich noch Kochen mussten. Aber frische Paprika mit Tomaten und eine Handvoll Reis waren schnell zubreitet.
Und die anschließende Nacht für den Lumo ungewöhnlich warm.





An den folgenden beiden Tag verbrachten wir neben unseren Pirschfahrten viel Zeit mit dem Zusammentragen von Informationen.
Ich telefonierte Camp Managern und Besitzern, nahm Kontakt mit den Fahrern von Sunworld und Taita Hills auf und trug so nach
und nach Infos über die letzten Sichtungen der Löwen und Geparden des Reservates zusammen.
"Most of the game is gone to the west side, maybe Lake Jipi?" war die häufigste Antwort die wir bekamen. So wie es aussah,
waren zumindest die drei neuen großen Löwen Männchen zuletzt irgendwo zwischen Lion Rock und der Piste in Richtung Lake Jipi
gesehen worden.
Auch ein Gepard war vor einigen Tagen unweit des Cheetah Camps beobachtet worden.
Aber natürlich wollten wir uns auch unser eigenes Bild machen und so suchten wir nach Fußspuren, frischen Kadavern, Geiern am
Himmel oder auffälligen Wildreaktionen. Letztere waren gar nicht so leicht zu beobachten. Denn die großen auffälligen Topis
standen meist stocksteif und unbeweglich auf ihrem Beobachtungsposten, der in der Regel aus einem Termitenhügel bestand und
die kleineren Antilopen wie Impalas oder Grantgazellen waren kaum in dem hohen Gras zu entdecken.
Aber unsere intensive Suche wurde trotzdem belohnt, wenn auch nicht mit Katzen. Gleich an den ersten beiden Tagen entdeckten
wir nicht nur mehrere Weißkehlwarane, sondern auch Leopardschildkröten, verschiedene Agame, Skinke sowie Eidechsen und sogar ein
weiteres Lappenchamäleon.













Die Suche entlang der Lake Jipi Piste brachte uns zwar auch keinen Löwen, aber zumindest eine größere Anzahl Weißrückengeier
in den Bäumen und am Himmel. Anzeichen, die auf die Anwesenheit der Raubkatzen hindeuteten. Außerdem entdeckten wir in dem
Gebiet, in dem wir zuvor tatsächlich noch nie gewesen waren, eine größere Herde Büschelohr Oryxantilopen mit ihren Kälbern,
sowie mehrere Elefantenbullen.
Wir verbrachten Zeit zwischen Wasserböcken oder Grantgazellen, entdeckten Impalas oder Eland Antilopen und stießen immer
wieder auf Kongonis oder auf auffällig viele
Zebras. Auch einen einzelnen Schabrackenschakal bekamen wir zu sehen und in den Nachtstunden für wenige Sekunden am Pistenrand
eine Zibetkatze . Giraffen und Elefanten waren zunächst und trotz ihrer Größe eher selten zu beobachten und was uns
besonders auffiel, es waren keine Kaffernbüffel im Reservat zu finden.

Fransen- oder Büschelohr Oryx Antilope

















Gleich am zweiten Tag im Reservat nutzten wir wieder die veränderte Kulisse am Lion Rock für einen weiteren Sundowner. An
jenem Tag waren die Wolken weniger dramatisch und wir mussten nicht befürchten nass zu werden. Grund genug die Pirschfahrt
früh zu unterbrechen und mitten in der Wildnis Tisch und Stühle aufzubauen. Schnell war ein gemütlicher und vor allem
übersichtlicher Platz errichtet, von dem wirnicht nur die Umgebung gut im Auge behalten konnten, sondern auch wieder einen
unglaublichen Blick über den neu entstandenen kleinen See hatten. Nach dem frühen Drink, genossen wir dann unser kleines
Dinner, welches an diesem Abend aus einem leckeren Thunfisch, Tomaten - Nudelsalat bestand. Manchmal gibt es Momente, da
glaubt man, die ganze Welt gehöre einem ganz alleine! Dieser Abend gehörte defenitiv dazu ;-)



Mehrfach beobachteten wir Masai Strauße und aufgrund des guten, reichhaltigen Insekten und Gräser Nahrungsangebotes jede Menge
anderer gefiederter Tiere, von denen der Afrikanische Wiedehopf
einer der schönsten und die beiden für uns neuen Kuckuck Arten die interessantesten waren. Neben den verschiedenen
Froscharten, die wir in unserem Banda, der Camp Umgebung und vor allem an den unzähligen Wasserstellen und Pfützen fanden,
wurde die Suche und Beobachtung von Vögeln ein Schwerpunkt dieser Safari. Wann hat man sonst schon mal das Glück Großtrappen
beim Trinken oder ganze Schwärme von Lappenstaren beim Baden zu beobachten.
Abgesehen von der, zwar durch Vegetation erschwerten, Wildsuche, genossen wir das einfache Buschleben und auch unseren Banda.
Als am Abend des dritten Tages dann wieder Evi und Gerd aus Nairobi für ein paar Tage zu uns stießen, wurde aus späten
Frühstück wieder ein üppiges Brunch und aus dem abendlichen Kochen ein geselliger Grillabend.




























Eigentlich bin ich kein Freund von großen Geburtstag Zeremonien, aber das üppige Sektfrühstück am ersten gemeinsamen Morgen,
der von Evi extra gebackene Pflaumenkuchen am Nachmittag und der spätere relaxte Sundowner am "Lake Lion Rock" hätten schon
ausgereicht um den Tag zu einem ganz besonderen Tag werden lassen. Aber es kam noch besser!
Die Pirschfahrten unternahmen wir wieder zusammen in unserem Fahrzeug und irgendwie mussten Evi und Gerd neben Sekt und
Kuchen auch eine Portion Glück mit im Gepäck
gehabt haben, oder lag es an meinem Geburtstag? Auf jeden Fall erlebten wir gleich am Tag nach ihrer Ankunft, nicht nur eine
spannende und intensive Zeit zwischen mehreren Elefantenfamilien und einigen Bullen, sondern entdeckten am Nachmittag auch
unsere ersten Löwen im Reservat. Die beiden Weibchen hielten sich in der Nähe der Daktari Brücke auf und waren im hohen Gras
nur schwer im Auge zu behalten und so war die Beobachtung eher kurz.
"Zumindest wissen wir jetzt, dass sie im Reservat und nicht mit den Büffeln mitgezogen sind!" stellte ich zufrieden fest.
Zufrieden mit den gemeinsamen Erlebnissen und Beobachtungen fuhren wir an jenem Tag rechtzeitig hoch zu unseren Bandas.
Entgegen unserer Gewohnheiten wollten wir nicht auf unseren Terrasse selber kochen, sondern wir wollten
uns von der Leopards Lair Crew bekochen lassen.
"We like to do a BBQ for your birthday dinner!" hatte Kevin mir am Vortag mitgeteilt und auch wenn wir so zwei Tage
hintereinander grillten war ich natürlich mit dem Vorschlag einverstanden.





Nachdem wir unsere Drinks mit Blick auf die am Horizont verschwindenden Sonne genossen hatten fuhren wir gemeinsam zum
Leopards Lair Camp, wo uns auf der großen Terrasse schon ein Campfeuer erwartete.
Kaum hatte ich den Rand der Terrasse erreicht, setzte lautstarke Trommelmusik ein, Trillerpfeifen erklangen im Rhythmus mit
einer Beinrassel. Vor mir tanzten und trommelten vier Taita Tänzer.
"Wow, stop, stop!" rief ich in die verdutzte Runde.
Die Musik verstummte, die Tänzer erstarrten und sahen mich fast erschrocken an.
"I´m not ready, I need a drink in my hand to enjoy the show!" drehte ich mich um und holte die fehlende Getränke aus unserem
Banda.
"Now you can start!" rief ich als ich mit den Flaschen zurück war und sofort setzte der rhythmische Gesang, begleitet von
lauter Trommelmusik wieder ein.
Noch nie zuvor hatte ich die Musik der Taita gehört und auch wenn sie ein klein wenig wie die Musik der Giriama klang, so
beeindruckten die vier Trommler und Tänzer hinter dem Campfeuer mich doch. Mit ihren freien, vor Schweiß glänzenden
Oberkörpern, den an den Beinen befestigten Rasseln und dem an die Kolonialzeit erinnernden, roten Fetz auf dem Kopf, verliehen
sie diesem Abend etwas ganz besonderes.
"Happy birthday, this is a present from Gaby!" erklärte mir Adam, der junge Manager, während wir alle anstießen.
Es folgte ein langer, lustiger Abend, mit leckerem Grillfleisch und viel zu viel Kuchen.


Auch am folgenden Tag ging es zunächst mit gemeinsamen Pirschfahrten weiter. Und wieder blieb ungeklärt ob es das
mitgebrachte oder mein Geburtstagsglück war, welches zu erneuten Löwensichtungen geführt hatte. Auf jeden Fall beobachteten
wir am Nachmittag zwei Löwinnen und mussten feststellen, dass die Raubkatzen trotz ihrer anfänglichen Nähe zu uns kaum zu
entdecken waren. Erst als wir unsere Hälse oben aus dem Dach streckten bemerkten wir die Katzen. Nur fünf Meter neben uns
waren sie erst zu sehen, als sie selber neugierig ihre Hälse streckten und in unsere Richtung blickten. Die anschließend
gemachten Bilder
zeigen deutlich wie, fast aussichtslos die Suche nach den großen Raubkatzen war. Im hohen Gras waren kaum der Rücken und nur
schwach die Ohren der Löwen auszumachen.
Umso erstaunlicher war dann am späten Abend die Entdeckung einer weiteren Löwin. Die gut versteckte Raubkatze hatte sogar
Beute und nagte an einem, ganz offensichtlich schon etwas älterem Kongoni Kadaver herum. Das wir diese Entdeckung und
Beobachtung mit Anne und Kirsten teilen konnten freute uns ganz besonders.
Einen ganz lieben Gruß an dieser Stelle an euch beide ;-)




Aber natürlich können uns nicht nur die Großen und die Katzen begeistern. Selbst kleinste Mistkäfer oder Schnecken entgingen
uns nicht, wobei wir für die ganz kleinen schon öfter mal das Fahrzeug verlassen mussten.
Neben den großen und kleinen, wilden Tieren war es in diesem Frühjahr ganz besonders die Landschaft und der immer wieder
bizarre Himmel im Lumo, der uns in seinen Bann zog. Bizarre Nebelbänke, bedrohliche Wolken, Regen auf der einen und Sonne auf
der anderen Seite, der Himmel war selten so abwechslungsreich, wie auf dieser Safari. Dazu die unwirkliche grüne Landschaft am
Ende der Trockenzeit!




















Obwohl das Wetter an den beiden vergangenen Tagen wieder umgeschlagen und aus dem anfänglichen Sonnetagen nun wieder immer
mehr Regentage geworden waren, verbrachten wir noch interessante Stunden mit guten Sichtungen in der Wildnis des Lumo.
Zusammen mit Evi und Gerd erlebten wir eine weitere sehr intensive Zeit zwischen roten Tsavo Elefanten, wobei ein kleiner
Jungbulle ganz besonders unsere Aufmerksamkeit genoss. Der kleine Kerl hatte es sich nich nehmen lassen,
im Schutz seiner Herde, seine Kräfte mit uns zu messen. Wobei er uns nicht wirklich angegriffen hat. Aber immer wieder kam er
mit Anlauf auf den Land Rover zu, trompetete laut und warf dann ordentlich Sand durch die Luft. Den Kopf trotzig in den
roten Nacken geworfen, stand er dann vor dem Land Cruiser um seine Wirkung auf uns zu testen. Als wir uns auch nach dem
fünften Scheinangriff nicht gerührt hatten, trotte er sichtlich frustriert zurück in die Mitte seiner Herde. Ich glaube er
hätte den Land Cruiser zu gerne gejagt! Zum Glück kam keiner der anwesenden älteren Bullen auf die Idee ihm zu helfen.
Geduldig und ohne jegliches Interesse an uns standen die alten Herren nur wenige Meter neben dem Land Cruiser. Rieben ihre
schweren Körper oder ihre gigantischen Stoßzähne an den Bäumen oder dösten einfach vor sich hin! Hin und wieder erschall
ein lautes Magengrollen, dass wir ein nahes Gewitter klang, hin und wieder wurde hier und da ein wenig geschubst und gestoßen,
aber im Grunde waren die vielen Elefanten um uns herum damit beschäftigt die heißen Mittagsstunden in aller Ruheim Schatten zu
verbringen.
Wie schon
erwähnt wurden Brunch und Dinner regelrecht zelebriert und es fehlte uns, Dank Evis Einkauf, an nichts. Die gemeinsamen
Vorbereitungen waren inzwischen zu einem kleinen Ritual geworden, welches wir gans sicher in der Zukunft vermissen werden.







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Nach drei gemeinsamen Tagen im Lumo Reservat verabschiedeten wir Evi und Gerd am Mittag des dritten Tages wieder und fühlten
uns dabei, als ob uns jemand zu
Hause besucht hätte. Zufrieden mit unserem Bushleben gingen wir nacheinander zurück zu unserem Banda. Petra nutzte wieder die
kleine Abkürzung unter dem Seitendach hindurch und ich folgte ihr fröhlich. Doch kaum unter dem Seitendach angekommen wurde
ich schmerzhaft daran erinnert, dass ich einige, viele Zentimeter größer war als Petra. Mit einem lauten "Rumps" schlug eine
der Dachverstrebungen in meinem Schädel ein und verursachte eine ca. 5 Zentimeter lange, blutende Wunde.
"Aua!" bemerkte Petra, während sie mir das Blut vom Kopf wusch, die Wunde desinfizierte und mir einen Eisbeutel auf den Kopf
legte.
"Kann ich sonst noch etwas für dich tun?" fragte sie mitleidsvoll, aber glaube ich auch ein bisschen grinsend.
"Jap, sechshunderter IBU und einen doppelten Whisky bitte!"
Nach der anschließenden, einstündigen Pause auf dem Sofa der Terrasse, untersuchten wir noch einmal kurz die Wunde, ich
erhielt ein breites Pflaster auf den Kopf geklebt und dann ging es wieder auf Pirschfahrt.


Da der Tag immer bedeckter wurde und es nicht wirklich nach einem lohnenden Sonnenuntergang aussah, passierten wir den Lions
Rock und pirschten am späten Abend immer weiter in Richtung Lake Jipi Piste. Unterwegs entdeckten wir erste Hyänenspuren auf
der Piste. Später fanden wir an einem kleinen Wasserloch, welches wir Pollman Loch getauft hatten da sich dort mehrfach
Safarifahrzeuge besagter Firma festgefahren hatten, eine tote Tüpfelhyäne. Ohne erkennbare Verletzungen lag die,
offensichtlich Junge führende Hyäne, neben dem Wasserloch. Der Kadaver war allerdings nicht frisch und sein beißender Geruch
war nicht nur uns nicht entgangen. Zwei jüngere Hyänen waren ebenfalls angelockt worden und näherten sich vorsichtig dem
stinkenden Kadaver. Immer wieder hoben die Assfresser ihre Nasen in den Wind, rührten dann aber die tote Artgenossin doch
nicht an und zogen sich wieder zurück. Wir behielten die beiden noch einen Weile im Auge und ließen sie dann ziehen um in der
Nähe unseren verspäteten Sundowner zu genießen.
"Lass uns noch ein zwei Stunden warten um zu sehen, ob sie doch noch an den Kadaver ran gehen!" schlug ich Petra vor und
erhielt unerwartete Zustimmung.
Aber auch als wir nach einer kurzen Nachtpirsch zu der toten Hyäne zurück kehrten fanden wir diese unverändert daliegend vor
und ich erinnerte mich an ein totes Zebra im letzten Oktober, welches am Abend verstorben war und erst am folgenden Tag von
hunderten von Geiern geöffnet wurde. Ganz in der Nähe verweilenden Löwen und Hyänen, hatten den Kadaver bis zu unserer Abreise
nicht angerührt.
"Ok, dann morgen früh gleich als erstes!" lenkte ich den Land Cruiser in der Dunkelheit in Richtung Leopards Lair Camp.









Doch am nächsten Morgen fehlte jede Spur von dem Kadaver. Es gab keine Schleifspuren oder irgendwelche Hinweise auf einen
aufgebrochenen Körper. Einzig eine jüngere Hyäne entdeckten wir ganz in der Nähe im hohen Gras. Ein neuer Plan musste her.
Kurz entschlossen entschieden wir uns das Lualenyi Camp anzufahren um uns mit Davide zu treffen. Ein Treffen, welches uns am
Ende viele neue Information und Hinweise, sowohl auf Wildbewegung als auch auf einige zwielichtige Campbetreiber im Reservat,
bringen sollten. In diesem Zusammenhang möchte ich nur jedem meiner Mitleser und Safarifreude noch einmal ans Herz legen,
genau zu prüfen an wen und für was man in Afrika spendet!
Unabhängig von Informationen über Menschen unterhielten wir uns in erster Linie natürlich über das Wild und die schwierige
Situation der aktuellen Wildbeobachtung, sowie das komplette Verschwinden der Büffel aus dem Gebiet.
Das kleine Lualenyi Camp mit seinen nur vier Gästezelten gefiel uns sehr gut und es ist eine Schande, dass Davide und seine
Frau Cristina nur an italienisch sprechenden Gästen interessiert sind.


Löwen fanden wir in den nächsten drei Tagen tatsächlich nicht noch einmal. Entdeckten aber bei einer weiteren Spätpirsch eine
wenig scheue Wildkatze, die zunächst vor uns über die Piste huschte und dann minutenlang durch das hohe Gras pirschte, sowie
einen recht scheuen Erdwolf, der zwar nicht von uns aber am nächsten Tag von Davide gefilmt werden konnte. Dem Erdwolf ordnen
wir im Nachhinein auch den Erdbau zu, den wir zunächst für den Bau eines Erdferkels gehalten hatten. Das neben den, wegen des
hohen Bewuchses ohnehin schwierigen Bedingungen für spannende Fotos, auch noch eine unserer Spiegelreflexkameras den Geist
aufgab, war ärgerlich. Was dann aber noch mit unserer kleinen, für Spontanaufnahmen gedachten Unterwasserkamera geschah, war
dann schon wieder ein kleines Abenteuer.

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