Ein Reisebericht von:
Safari wangu, Reiseberichte und Infos


Text Jörg, Fotos Petra und Jörg Reinecke sowie Silke und Falk Witte (digital)

Petra und Jörg Reinecke mit Silke und Falk Witteauf Safari


Menschen, Tiere, Emotionen
oder die erste und die letzte Safari
- Eine Safari mit Freunden durch die Masai Mara, den Tsavo West inkl. Lumo und Ngutuni Reservat sowie an den Rand des Amboseli National Parks -
- Februar / März 2025 / Teil I -




Ankunft in Nairobi
"Kneif mich noch einmal!" sah Silke Petra mit großen Augen an, während unser Flieger rumpelnd über die Startbahn rollte.
"Ich kann immer noch nicht glauben, dass wir das jetzt wirklich zusammen machen!", fügte sie fröhlich hinzu. Falk, der am anderen Ende unserer Viererreihe saß, war zur gleichen Zeit damit beschäftigt, ein "Selfie" unserer kleinen Reisegruppe zu machen. Auch Petra und ich konnten es selber noch nicht so ganz glauben, dass wir nun tatsächlich zusammen in Richtung Kenya unterwegs waren. Gut 34 Jahre lang hatten Silke und Falk geduldig und interessiert unseren Afrika- und Safarierlebnissen gelauscht. Oft hatten wir darüber gesprochen, irgendwann zusammen auf Safari zu fahren. Dann, als Falk uns Ende 2023 fast nebenbei fragte:
"Wie sind eigentlich eure Safaripläne für 2025? Können wir da mitkommen? " konnte ich es erst gar nicht so richtig glauben und antwortete eher kurz:
"Grundsätzlich kein Problem, wir wollen zwar ein bisschen länger in Kenya bleiben, aber uns fällt schon etwas Schönes für euch ein!" Dann gingen wir auch schon fast zu einem anderen Thema über.

Mehr als 34 Jahre hatten wir immer wieder über eine gemeinsame Safari gesprochen. Jetzt, als es soweit sein sollte, hatten Petra und ich die Hoffnung schon fast aufgegeben. Eine Safari mit unseren besten Freunden, das war mehr als eine kleine Herausforderung. Das war nicht einfach nur eine Safari, da stand plötzlich eine Zeit vor uns, die uns auch leicht die langjährige Freundschaft hätte kosten können. Die erste Herausforderung war natürlich die Planung, denn auch Silke und Falk hatten durch ihre Reisen z.B. nach Australien Erfahrungen und Erlebnisvorstellungen. Anfangs fiel es besonders Falk etwas schwer, sich ganz in unsere Hände zu begeben. Aber je mehr wir über unsere Pläne und Vorstellungen sprachen, desto mehr wurde "unsere" Safari daraus. Am Ende stand ein Plan für einen dreiwöchigen gemeinsamen Aufenthalt mit Schwerpunkt Wildnis und Safari und ein wenig Erholung am Strand. Dass während der gemeinsamen und richtig zelebrierten Flugbuchung für Petra und mich dann auf einmal ein geplanter Aufenthalt von 9 Wochen dabei herauskam, war eher Zufall.

Dann war es soweit. Pünktlich landeten wir Anfang Februar in Nairobi und hatten auch schnell unsere Einreiseformalitäten erledigt. Die neu eingeführte ETA-Einreisegenehmigung funktionierte, zumindest an diesem Tag, hervorragend und machte die sonst üblichen Diskussionen über Visa bzw. Aufenthaltsdauer überflüssig. Auch unser Gepäck war schnell eingesammelt und so verließen wir nach kurzer Zeit das neue Flughafengebäude. Bahnten uns einen Weg durch die unzähligen Abholer und Taxianbieter vor dem Gebäude um dann nach unserem Land Cruiser zu suchen. Für Silke und Falk war es, abgesehen vom Flughafenpersonal, ein erster wuseliger Kontakt mit der kenianischen Bevölkerung. Da unser Land Cruiser pünktlich zur Übernahme bereitstand, blieb irgendwie kaum Zeit, das Ankommen richtig zu zelebrieren. In wenigen Minuten waren Kisten, Koffer und Kamerataschen im Fahrzeug verstaut, die Übernahmebescheinigung unterschrieben und der Schlüssel übergeben.
"Your park fee is paid!", grinste mich der freundliche Fahrzeugüberbringer von Sunworld Safaris an und drückte mir das Ausfahrticket ebenfalls in die Hand.
"I love your service, give my regards to Gaby and Dave!", verabschiedeten wir uns und stiegen dann alle vier in den großen Land Cruiser.
"Jo, das nenne ich mal Platz!", sah Falk sich im Wageninneren um, dann starteten wir auch schon in unser Abenteuer!" Als erste Unterkunft in Nairobi hatten wir uns dieses Mal das Teresita Guesthouse ausgesucht. Eine kleine, versteckt liegende alte Nairobi-Villa, ganz in der Nähe des Flughafens. Nur wenige Fahrminuten vom Airport entfernt, so dachten wir zumindest. Eigentlich war es eben die Idee, eine Unterkunft in der Nähe des Flughafens zu nehmen, um uns die Fahrt durch das nächtliche Nairobi und seine unschönen Ecken zu ersparen.

Anreise nach Nairobi Anreise nach Nairobi
Anreise nach Nairobi Anreise nach Nairobi



Aber die Suche nach der Unterkunft gestaltete sich schwieriger als gedacht, vor allem so, wie ich unseren Freunden eigentlich nicht den Start zu unserem Safariabenteuer präsentieren wollte. Zwar blieben uns auf unserer Suche nach unserer ersten Unterkunft Ecken mit brennenden Mülltonnen erspart, aber nach mehr als vierzig Minuten durch enge Gassen, vorbei an übel riechendem Müll, manchmal etwas bedrohlich aussehenden Einheimischen und immer wieder im Slalom durch unzählige Boda-Boda-Motorräder, kamen mir erste Zweifel.

Überzeugt, in der falschen Ecke unterwegs zu sein, stoppte ich genau vor einer noch geöffneten Pharmazie, und nutzte somit das wenige Licht der Apotheke für ein bisschen Sicherheit. Dann starrte ich immer wieder irritiert auf mein Handy.
"Ich weiß nicht warum, aber aus irgendeinem Grund ist mein Eintrag vom Terresita verschwunden und die Position, die mir Organic Maps anzeigt, kann eigentlich nicht stimmen! Aber wir haben ja eine Telefonnummer!", ergänzte ich und wählte die gespeicherte Nummer.
"Hey there, Jörg here, we have a booking with you, two double for one night! But I have a serious problem to find your place, Ma'am!", erklärte ich der sympathischen Dame am anderen Ende der Leitung.
"Where are you now? What is next to you?", fragte sie mich, und ich versuchte zu erklären, was ich sah und wo wir waren. Konnte allerdings an ihren weiteren Fragen schnell erkennen, dass sie mit meinen Angaben wenig anfangen konnte, und Straßenschilder oder Namen gab es in dieser Ecke der Vorstadt leider nicht.
"Please, my friend, can you help me and talk to this lady!" rief ich den vor die Apotheke getretenen Mann neben unserem Auto zu und reichte dem verdutzten Apotheker mein Handy. Nach einem kurzen Gespräch bekam ich mein Handy zurück und erfuhr, dass wir zu spät abgebogen waren und ein gutes Stück vom Gästehaus entfernt waren. Gleichzeitig bekam ich Anweisungen, wo wir ungefähr langfahren mussten.
"Und jetzt?", wollten Petra und Silke fast gleichzeitig wissen.
"Jetzt wissen wir zumindest ungefähr, wo wir hinmüssen. Auf jeden Fall ein Stück zurück in Richtung Flughafen!", erklärte ich und wendete den großen Land Cruiser auf einer der engen Straßen. Als sich dann auch noch ein, aus einer der vielen Bars heraustorkelnder Kenyaner mit einem großen Schwall grüner Masse aus seinem Hals genau vor unserem Land Cruiser entleeren musste, war der Höhepunkt der ersten Irrfahrt eigentlich erreicht. Vorsichtig drängelten wir uns vorbei an Hütten, Menschen, Motorrädern und hupenden Autos, bis wir wieder auf dem Mombasa-Nairobi-Highway waren. Nach relativ kurzer Fahrt und einigen kleineren Diskussionen im Auto fanden wir dann den richtigen Abzweig. Um nicht noch einmal im Straßengetümmel unterzugehen, rief ich erneut im Teresita Guesthouse an und ließ mich lotsen.
"…next left and then after the 3rd bump you will see a signboard, from there just straight! I´m not there, but somebody will open the gate for you!" waren die letzten Anweisungen, die uns dann auch sicher zum Teresita Guesthouse führten, wo uns eine freundlich lächelnde junge Dame das große Tor öffnete. Die Einfahrt in den übersichtlichen, aber schönen Garten war einfach und führte nach wenigen Metern direkt vor die kleine Villa. Diese verfügte nur über wenige, eher kleine Zimmer, die getrennt von ihren privaten Badezimmern lagen. Da wir das etwas schwerere Gepäck hatten, hatten wir schnell einvernehmlich geklärt, wer in der ersten und wer in der zweiten Etage übernachtet. Ehe wir jedoch in unseren Zimmern verschwanden, um die wenigen Stunden der restlichen Nacht ein wenig zu schlafen, trafen wir uns im Garten, um ein erstes Tusker-Bier zu genießen. Zum Glück hatten wir während der Anfahrt die Chance genutzt und erste Getränke an einer der vielen Tankstellen eingekauft. Das Teresita selber hatte nämlich keine Bar oder ähnliches und bot grundsätzlich nur Frühstück an.
"Ich muss euch einfach noch mal drücken!" fiel Silke Petra und mir um den Hals.
"Das ist alles noch so unwirklich und wir machen das jetzt tatsächlich!" Rollte ihr eine kleine Freudenträne über die Wange.
"Maishama refu, frei übersetzt Prost und wörtlich übersetzt langes Leben!" Ich stieß mit Falk an und verhinderte so, dass mir selber auch noch die Tränen kamen.
"Mai was?" grinste Falk;
"Shama refu!", ergänzte Petra, und Silke wiederholte fröhlich:
"Maishama refu!" Auch wenn der Garten nicht wirklich groß war, so strahlte er doch mit seinen Lichterketten und kleinen Tischen unter Canvas-Sonnenschirmen eine gewisse Gemütlichkeit aus. Schnell bestellten wir noch ein frühes Frühstück für den nahenden Morgen und bestimmten auch gleich einen Platz im Garten, wo wir es einnehmen wollten. Dann wurde es Zeit, in den Betten zu verschwinden, für den morgigen Tag gab es schließlich ein volles Programm.
"Lala Salama!" Lagen wir uns zum wiederholten Mal in den Armen und dann verschwanden wir in unseren Zimmern.

Ankunft im Teresita Guesthouse Ankunft im Teresita Guesthouse



Erste Wildbegegnungen in der Masai Mara
Nach einer viel zu kurzen Nacht trafen wir uns am nächsten Morgen im Garten zum Frühstück. Anfangs noch etwas frisch, wurde es schnell wärmer, und so genossen wir an jenem Morgen nicht nur ein einfaches, leckeres Frühstück, sondern auch die wärmenden ersten Sonnenstrahlen Afrikas. Verschiedene Vögel in den Bäumen um uns herum sorgten für erste Wildsichtungen. Neben Hagedasch Ibisen konnte ich Kenia-Brillenvögel (Zosterops flavilateralis) identifizieren.

im Teresita Guesthouse
im Teresita Guesthouse im Teresita Guesthouse
im Teresita Guesthouse Kenia-Brillenvögel (Zosterops flavilateralis)

Kenia-Brillenvögel (Zosterops flavilateralis)
Kenia-Brillenvögel (Zosterops flavilateralis)



Nach dem Frühstück packten wir unsere Ausrüstung zusammen und fuhren zunächst einmal quer durch die Stadt. Eine Fahrt, die uns früher gut einen halben Tag gekostet hätte, dank des relativ neuen Expresshighways heutzutage aber in weniger als 25 Minuten machbar war. Die Skyline Nairobis war somit unser erstes Highlight des Tages. Unser Ziel war der große Carrefour-Markt in der Junction Mall an der Ngong Road, wo wir eine Grundversorgung an Getränken und anderen Kleinigkeiten einkauften. Die unendlichen und gut gefüllten Regale des Marktes sorgten erneut für staunende Blicke bei unseren Begleitern. Nach dem ersten Einkauf ging es dann weiter zum Sunworld-Büro, wo ein seit vielen Jahren ein Großteil unserer Safariausrüstung lagert. Nach einer herzlichen Begrüßung von Gaby und Dave machten wir uns daran, Kühlboxen, Stative, Werkzeugkisten, Tisch, Stühle und andere nützliche Dinge im Fahrzeug zu verstauen.
"Are you sure that this Land Cruiser is big enough?" Fragte Leonard, der Fuhrparkmanager, grinsend, während er mir dabei half, eine unserer Kisten im Fahrzeug unterzubringen. Irgendwann war es dann geschafft und alles war verladen. Wir verabschiedeten uns von Gaby, Dave und Leonard. Dann ging es los. Gut ausgestattet wie immer, starteten wir unsere Safari in Richtung Masai Mara. Eilig hatten wir es dabei nicht! Seit die Masai Mara, ähnlich wie die staatlichen Nationalparks, ihr Abrechnungssystem umgestellt hatte, machte es für uns aufgrund der Kosten keinen Sinn mehr, noch am Ankunftstag eine Nachmittagspirsch zu unternehmen bzw. das ohnehin außerhalb der Reservatsgrenzen liegende Aruba Camp über das Sekenani-Gate anzufahren.

Nairobi
Nairobi Sunworld Safaris in Nairobi

Nairobi



Entspannt verließen wir also Nairobi in Richtung Nakuru, bogen dann irgendwann ab in Richtung Maai Mahiu, um von dort weiter durch den Afrikanischen Graben zu fahren. Unterwegs versuchte ich, so viel wie möglich an Informationen über unsere Strecke und die Umgebung weiterzugeben. Nach gut 30 Minuten Fahrzeit hatten wir die Abbruchkante des Rift Valley erreicht. Dort, wo die Straße mehr oder weniger gesichert, recht steil in den Großen Afrikanischen Graben hinabführte. Natürlich fuhren wir nicht hinunter in die Ebene, ohne einen Zwischenstopp an einem der unzähligen, abenteuerlich an den Abhang gebastelten Souvenirläden und ihrer noch abenteuerlicheren Terrassen einzulegen. Nach der ersten grandiosen Aussicht konnte Silke nur schwer widerstehen, nicht gleich einen ganzen Souvenirstand leerzukaufen, und lernte so auch gleich das geschickte und geschichtenreiche Geschäftsgebaren der Kenianer kennen.
"Aber Verhandeln kann ich nicht, das ist nichts für mich. Da müsst ihr mir helfen!", erklärte Silke, mit dem großen Angebot an hübschen, aber manchmal auch sinnfreien Andenken fast überfordert.
"Zum Shoppen haben wir sicherlich noch mehr als genug Zeit, oder?" zog Falk seine Frau ins Auto und ich fügte hinzu:
"Ganz sicher und das mit dem Verhandeln bekommen wir schon noch hin. Die Kenianer sind fast beleidigt, wenn man nicht verhandelt, das gehört hier auf der Straße einfach dazu! Viele haben die tollsten Geschichten, warum sie welche Preise verlangen. Es ist dann einfach an dir, eine Geschichte parat zu haben, warum du einfach weniger bezahlen musst!"
"Aber da waren auch wirklich richtig schöne Sachen dabei", entschuldigte Silke ihr zögerliches Einsteigen.
"Ach, da wirst du noch viele schöne Sachen unterwegs entdecken!", ergänzte Petra, als wir uns schließlich wieder in den zähfließenden Verkehr eingereiht hatten. Die anschließende Fahrt hinunter in den Afrikanischen Graben hatte ich schon lange nicht mehr als so langsam und langwierig empfunden, aber wir waren auch schon lange nicht mehr so spät in Nairobi losgefahren. Es reihte sich LKW an LKW, und auch der Gegenverkehr auf der kleinen, schmalen Straße bestand zu 90 % aus langsam dahinschleichenden Lkw.
"Nur mal so nebenbei: Diese Strecke gilt als weltweit eine der gefährlichsten Straßen auf diesem Planeten!" Ich zeigte auf eine der durchbrochenen Leitplanken, die die kleine Asphaltstraße vom Abhang des Rift Valley trennten.
"Wie beruhigend!", reagierte Falk eher gelassen. Irgendwann hatten wir es dann geschafft und als wir auch den geschäftigen, schmutzigen kleinen Ort Maai Mahiu hinter uns gelassen hatten, ging es zum Glück, eher zügig weiter.

unterwegs in Nairobi unterwegs in Nairobi

Silke und Falk unterwegs in Nairobi
unterwegs in Nairobi Rift Valley

Rift Valley
Rift Valley Rift Valley
Rift Valley



Ich erklärte unterwegs, dass dieser Teil der Strecke, unten im Afrikanischen Graben, früher ein sehr wildreicher Abschnitt war, in dem wir regelmäßig verschiedene Antilopen und Masai-Giraffen beobachten konnten. Seit dem Neubau der Eisenbahnlinie und dem Bau einiger Meter hoher Zäune sei aber kaum noch Wild zu beobachten. Auch das damals zaunlose Land der Masai hatte sich verändert. Je mehr die ehemaligen Nomaden sesshaft geworden waren, desto mehr hatten sie begonnen, ihre neuen Länderreihen einzuzäunen, und hatten damit jahrhundertealte Wildpfade unterbrochen und somit teilweise unpassierbar gemacht. Noch war das ganze Ausmaß der beginnenden Wildlifekatastrophe gar nicht absehbar! Aber wir wollten ja nicht nur schwarzmalen, sondern wollten Silke und Falk so viel wie möglich der noch bestehenden Wildnis und ihrer immer noch beeindruckenden Tierwelt näherbringen. Zunächst aber bekamen wir außer einem einsamen Grant-Gazellenbock, den Falk entdeckt hatte, und einigen wenigen Zebras keine Tiere zu sehen.

Aber auch die Menschen und Haustiere am Straßenrand und in den zahlreichen kleinen Dörfern zogen unsere Begleiter in ihren Bann. Immer wieder mussten wir kleinen Rinderherden, unzähligen Schafen und Ziegen oder Eseln am Pistenrand oder mitten auf der Piste ausweichen. Frauen mit riesigen Holzbündeln auf dem Rücken, Kinder und Mädchen mit Wasserkanistern auf dem Kopf, Eselkarren, voll beladen mit Wasserbehältern oder Heu, kleine, komplett überladene Lkw mit haushoher Ladung auf der Pritsche, Sandlaster, auf denen gleich ein gutes Dutzend Arbeiter auf der Ladefläche mitfuhr, Motorräder, auf denen selten weniger als vier Passagiere transportiert wurden, und die Kinder am Straßenrand, die einem nach Süßigkeiten bettelnd die Hände entgegenstreckten, waren nur einige der neuen Eindrücke. Das Ganze unter einem strahlend blauen Himmel und der glühenden Sonne Afrikas über uns. Auch wenn wir nur wenige traditionell gekleidete Masai passierten, strahlte die neue Umgebung doch etwas Magisches, etwas Exotisches aus.

Anfahrt in die Masai Mara
Anfahrt in die Masai Mara Anfahrt in die Masai Mara Anfahrt in die Masai Mara

Anfahrt in die Masai Mara



Nach gut 3 Stunden Fahrzeit erreichten wir Narok, eine in den letzten Jahren immer schneller gewachsene Masai-Stadt. Hier gab es inzwischen Banken, mehrere Tankstellen, verschiedene Einkaufsmöglichkeiten und zu unserer eigenen Verwunderung auch ein neues Einkaufszentrum mit einem großen modernen Quick Market, einer neuen Werkstatt, einem Kentucky Fried Chicken Restaurant und anderen Läden. Es war einfach unglaublich, wie rasant sich Narok entwickelt hatte, vor allem seit die Stadt zur Universitätsstadt der Masai geworden war.

Wir selber nutzten an diesem Tag von all den Möglichkeiten nur ein paar halbwegs saubere Toiletten im alten Nakumatt Center und die Chance, an einer der vielen Tankstellen unsere Dieseltanks wieder aufzufüllen.
"Kaum zu glauben, dass es hier vor 25 Jahren nur eine Tankstelle gab und diese dann auch nur dann Sprit hatte, wenn die Tankwagen nicht irgendwo auf der Strecke von Nairobi hierher liegen geblieben waren!", erklärte ich, als wir nach dem Tanken weiter in Richtung Masai-Mara-Reservat fuhren.

Wenige Kilometer hinter Narok bogen wir links ab und fuhren so auf einer eigentlich recht neuen Asphaltstraße in Richtung Sekenani Gate, dem ersten für uns erreichbaren Tor in die Masai Mara. Schnell mussten wir feststellen, dass die neue Straße stark gelitten hatte: Aus einer vor einem Jahr noch zügig befahrbaren Straße war wieder eine mit vielen Schlaglöchern durchzogene asphaltierte Bushpiste geworden. Zwar immer noch recht gut befahrbar, aber man musste eben aufpassen und am besten im Slalom um die vielen und oft großen Löcher im Boden herumfahren. Dementsprechend verringerte sich unsere Durchschnittsgeschwindigkeit auf unter 40 km/h und brachte meinen Zeitplan noch einmal ein wenig ins Wanken.
"So haben wir die Straße hier nicht in Erinnerung!", erklärte Petra, als wir wieder einmal abbremsen und ein großes "Pothole" umfahren mussten.

Aber nach gut einer Stunde sahen wir dann doch das herbeigesehnte Sekenani Gate.
"Hier geht's jetzt in das Mara-Reservat?", fragte Falk,
"Grundsätzlich schon, aber wir fahren erst einmal außen herum bis zum Talek Gate, wo sich dann auch unser Camp außerhalb des eigentlichen Reservates befindet", antwortete ich und bog mitten im Ort auf eine kleine Bushpiste ab. Die enge Piste führte uns zunächst an einigen Masai-Häusern und Höfen vorbei und dann genau entlang der Parkgrenze in Richtung Talek.
"Wir haben diese Piste auch erst einmal genutzt und vor einem Jahr, sah es hier noch ein klein wenig anders aus, aber eigentlich brauchen wir, nur den Reifenspuren und der ausgefahrenen Piste zu folgen!" erklärte ich zuversichtlich den richtigen Weg zu finden. Und tatsächlich war es nicht schwer die richtige Richtung beizubehalten, aus den vor einem Jahr spärlichen Fahrspuren war in dem vergangenen Jahr eine richtige Bushpiste geworden. Zwar nutzten wir anfangs jeden Möglichkeit um etwas dichter an die Parkgrenze heran zu kommen, da aber auch hier kein Wild zu sehen war, fuhr ich nach kurzer Zeit, zurück auf die Hauptpiste. Nach ein paar Kilometern dann die ersten Warzenschweine sowie ein paar Zebras und kurz darauf die ersten Giraffen.
"Giraffen, halt, halt an! Boah, wie groß die sind. Die stehen da einfach so am Straßenrand. Die stören sich gar nicht an uns. Oh, die sind so schön. Falk, mach Bilder!" Silkes Emotionen überschlugen sich, sie konnte kaum noch in Worte fassen, was sie erlebte.
"Und das sind ‚nur' Giraffen", dachte ich und lächelte Petra an. Wir verbrachten eine ganze Weile bei den Langhälsen und natürlich machten auch wir Fotos von unseren ersten Giraffen.
Kurz nach diesen ersten tierischen Begegnungen überquerten wir den Talek River. Man hatte es tatsächlich geschafft, eine recht stabile und ordentliche Brücke über den oft unberechenbaren Talek Fluss zu bauen.
"Vor einem Jahr sind wir hier noch quer durch den Fluss gefahren und waren froh, einem fremden Land Cruiser in seiner Spur folgen zu können, weil wir nicht genau wussten, wo der Fluss hier durchquerbar ist!", erklärte Petra, während Silke und sie ausgestiegen waren, um ein paar Bilder von der neuen Brücke zu machen.

Masai Mara; Masai Giraffe
Masai Giraffe (Giraffa tippelskirchi)

Masai Mara
Steppenzebra (Equus quagga)
Masai Mara Masai Mara, Zebras
Masai Mara, an der neuen Talek Brücke Sekenanai - Talek Masai Mara, an der neuen Talek Brücke Sekenanai - Talek
Masai Mara, an der neuen Talek Brücke Sekenanai - Talek Masai Mara, an der neuen Talek Brücke Sekenanai - Talek



Nach dieser Passage ging es recht flott weiter und entlang einiger Camp- und Lodgegrundstücke, bis wir schließlich den kleinen Ort Talek und wenig später das Aruba Bush Camp erreichten. Die Sonne hatte sich schon ziemlich in Richtung Horizont gesenkt und so kamen wir knapp vor dem ersten roten Sonnenuntergang am Camp an.

"Welcome back, Mr. Jorg! Hi Petra" wurden wir freudig in Empfang genommen. Peter, der Besitzer des Camps, hatte für uns zwei der neuen, etwas vom Fluss zurückgesetzten, großen Zelte reserviert. Die neuen Zelte bestachen durch ihre Größe und das offene Design. Fast rundherum Moskitogaze machte die Zelte hell und freundlich. Die neuen Betten sahen gemütlich aus, ein großes Badezimmer mit Dusche und Toilette machte das Zelt komplett und die große Holzterrasse lud zu gemütlichen Sundownern ein. Uns gefielen die Zelte auf Anhieb und über die roten Kunststoffstühle im Zelt konnte ich bestimmt in einer ruhigen Minute noch mal mit Peter sprechen ;-). Erst einmal waren Petra und ich sehr beeindruckt, was Peter und sein Team in so kurzer Zeit neu aufgebaut hatten.
"Na, zufrieden mit eurem Zelt?" fragte ich lächelnd, als ich zum Nachbarzelt von Silke und Falk ging.
"Boa, das ist ja unglaublich." Das haben wir nicht erwartet. Die Zelte sind ja riesig. Jetzt verstehen wir was ihr meintet, als ihr von Safarizelten erzählt habt!" Es sprudelte wieder einmal nur so aus Silke heraus.
"Einfach nur geil!", fügte Falk hinzu. Als dann auch noch Petra auf der Zeltterrasse erschien, lagen wir uns schon wieder alle vier in den Armen.
"Danke! Oh Mann, das ist so schön. Danke, dass ihr uns mitgenommen habt!" Ich glaube, Silke kullerte schon wieder eine kleine Träne die Wange herunter, als wir uns in den Armen hielten, zumindest hatte ich das Gefühl, dass mein Hemdkragen immer feuchter wurde. Auch Petra und Falk hatten sich gedrückt, und so wussten Petra und ich: Wenn schon ein Safarizelt und ein paar Giraffen solche Gefühle auslösten, konnte es nur eine unglaubliche gemeinsame Zeit in der Wildnis in Afrika werden.

Nachdem wir uns wenig später in unseren Zelten eingerichtet hatten, erkundeten wir kurz das Camp. Ich hielt ein kurzes, aber sehr deutliches und klares "Briefing" ab und erklärte noch einmal unmissverständlich, dass wir uns zwar am Rande der Masai Mara, aber mitten in der Wildnis befanden.
"...und die Wildnis hat ihre eigenen Gesetze und Regeln. Hier sind wir die Gäste und grundsätzlich das schwächste Glied in der Nahrungskette!", beendete ich meine kurze Einweisung.
"Sundowner?" sah Petra fragend in die Runde. Wenig später saßen wir bei Silke und Falk, die eindeutig die bessere Aussicht von ihrer Terrasse hatten, vor dem Zelt und genossen einen ersten Gin & Tonic.
"Wir haben Großwild im Camp!" Zeigte ich lächelnd auf zwei kleine Dik-Dik-Antilopen, die hinter dem Zelt erschienen waren.
"Dik Dik?" sah Silke aus ihrem Tagebuch auf und machte gleich eine neue Notiz.

Ankunft im Aruba Mara Camp - Talek - Masai Mara Ankunft im Aruba Mara Camp - Talek - Masai Mara

Aruba Mara Camp - Talek - Masai Mara

die neuen Zelte im Aruba Mara Camp
die neuen Zelte im Aruba Mara Camp die neuen Zelte im Aruba Mara Camp
die neuen Zelte im Aruba Mara Camp die neuen Zelte im Aruba Mara Camp

die neuen Zelte im Aruba Mara Camp
Sundowner im Aruba Mara Camp Sundowner im Aruba Mara Camp
Dik Dik im Aruba Mara Camp Dik Dik im Aruba Mara Camp

Dik Dik im Aruba Mara Camp
Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii)



Anschließend gingen wir dann gemeinsam in das neue große Speisezelt, um uns mit einem leckeren Dinner verwöhnen zu lassen. Während des Essens erzählten wir Silke und Falk von den Geschehnissen und Schicksalsschlägen des Aruba Camps der letzten Jahre.
"...nach zwei mittleren Überflutungen wurde Anfang letzten Jahres von der dritten Überschwemmung fast das gesamte Camp weggespült! Alles, was ihr hier hinten jetzt seht, alle neuen Zelte, das große Dinning-Gebäude, die kleinen Wege und alles andere, ist neu. Das haben wir so auch noch nicht gesehen. Ich finde es einfach nur beeindruckend, was Peter hier mit seinen Leuten in so kurzer Zeit aus dem Boden gestampft hat!" Silke und Falk lauschten und staunten.
"Schade nur, dass Gerdi die eigentliche Mitbegründerin des Aruba Camps, sich fast ganz aus dem Camp zurückgezogen hat!", beendete Petra meine Erklärungen. Dann erschien auch schon Nancy, der gute Geist hinter dem Service, neben mir:
"What's your plan for tomorrow?", sah sie mich fragend an.
"Like always, wakeup call with Swahili tea by 05:30. Packt breakfast ready by 06:00!" antwortete ich.
"And then you come back in the evening?" schloss Nancy mit einem weiteren fragenden Blick und ich nickte nur zustimmend.
"Mit allem so einverstanden?" sah ich nun fragend in die Runde am Tisch und alle nickten. Wenig später verschwanden wir in unseren großen Safarizelten und lauschten den Stimmen der Nacht. Wobei wir die ersten Tüpfelhyänen schon während des Essens gehört hatten.

Aruba Mara Camp, das neue Restaurant



Die erste Pirschfahrt
"Good morning, your tea is ready!", erklang die sympathische Stimme von Ruth, unserem Zimmer- bzw. Zeltmädchen, am nächsten Morgen vor unserem Zelt.
"Asante!", rief ich nur kurz aus dem Badezimmer zurück, wo ich bereits mit einer schnellen Morgentoilette beschäftigt war. Dann weckte ich Petra! Nachdem wir auch im Nachbarzelt erste Bewegungen auf der Terrasse erkennen konnten, gingen wir mit unseren Teetassen in der Hand hinüber.
"Na, wie war die erste Nacht in der Wildnis?", fragte ich neugierig.
"Aufregend, aber ich habe geschlafen wie ein Baby"," grinste Falk.
"Silke hat, glaube ich, die ganze Nacht in die Dunkelheit hinein gelauscht, sie kommt aber auch gleich", fügte er noch hinzu.
"Kein Stress, ich kümmere mich schon mal um unser Frühstück und bereite den Wagen vor", antwortete ich und verschwand in Richtung Camp-Restaurant. Kurze Zeit später war der Land Cruiser vorbereitet und alles Notwendige verladen.
"Kann losgehen, ich glaube, ich bin richtig ein bisschen aufgeregt", rief Silke von einem der hinteren Sitze, dann rollten wir auch schon in Richtung Talek Gate, wo wir zunächst unsere Parkgebühren für die nächsten vier Tage begleichen mussten. Kaum am Gate angekommen, wurde der Land Cruiser auch schon von einigen Masai-Frauen umringt, und ich musste mir tatsächlich einen Weg durch die Frauen bahnen, um zum Schalter neben der Schranke zu gelangen. Als ich mit unseren Parktickets zurück am Fahrzeug war, hielt Silke stolz eine, zugegeben sehr schöne Masai-Decke in ihren Händen. Ich musste unweigerlich grinsen:
"Und, wie viel?", fragte ich;
"2000! Ohne Verhandeln", erklärte Silke zufrieden.
"Na ja, dafür ist sie besonders schön, und wenn du glücklich bist und die Masai-Frau glücklich ist, dann ist doch alles prima!", sagte ich und stieg in den Land Cruiser. Minuten später rollten wir durch das Tor und hinein in das Hauptreservat der Masai Mara.

Vor der rot aufgehenden Sonne ließen sich erste, entspannte Antilopen beobachten. Die Huftiere lagen noch im Schatten und warteten, wie wir, auf die ersten wärmenden Sonnenstrahlen. Den noch war es an jenem Morgen in der Masai Mara recht frisch.
"Das erwartet man so gar nicht!", bemerkte Falk, während er sich seine dicke, am Ende wohl zu dicke, Fleecejacke noch etwas weiter zuzog.

frühes Aufstehen im neuen Aruba Mara Camp frühes Aufstehen im neuen Aruba Mara Camp

Sonnenaufgang in der Masai Mara
Sonnenaufgang in der Masai Mara Pirschfahrt in der Masai Mara

Petra und Jörg Reinecke auf Pirschfahrt in der Masai Mara



"Was sind das für welche, wie heißen die und sind das da dieselben wie eben, und schau mal darüber, sind das noch wieder andere?" Hagelten die Fragen auf uns ein. Innerhalb kürzester Zeit hatten wir Thomson-Gazellen, Grand-Gazellen, Impalas und natürlich auch Topi´s oder auf Deutsch Leierantilopen gesichtet. Einige dicht am Pistenrand, aber viele der Antilopen standen auch in einiger Entfernung im hohen Gras.
"Die Arten bekommen wir alle noch wiederzusehen und dann dichter, bei besserem Licht und vielleicht in flacherem Gras"," erklärte ich, während ich langsam weiterfuhr. Natürlich wussten wir, dass für Silke und Falk jedes Tier ein kleines Highlight war, und waren uns sogar sicher, dass selbst die reichhaltige Vogelwelt die beiden begeistern würde. Und so kam es dann auch.
"Stopp, stopp, da sitzt so ein ganz kleiner brauner, was ist das für einer"," wollte Silke wie erwartet auch jeden Vogel bestimmt haben. Aber erst einmal musste ich den kleinen Kerl finden.
"Wo denn, rechts, links, vorne hinten!" wollte ich deshalb wissen. Silke die beeindruckt Falks und meinen Uhrzeit-Richtungsangaben bei der Antilopensuche gelauscht hatte, erklärte stolz:
"Na, was ist das....so viertel vor zwölf!" "Viertel vor zwölf?", wiederholte ich, und dann mussten wir auch schon alle losprusten und lachen. Die gute Stimmung im Fahrzeug stieg schlagartig noch einmal um weitere 100 % an und die Lautstärke ebenso. Von dem gesuchten Vogel war natürlich nichts mehr zu sehen. Während Silke sofort wieder nach neuen gefiederten und anderen Tieren Ausschau hielt, amüsierten wir uns noch eine Weile über die missratene Richtungsangabe.
"11 Uhr, unser erster Elefant!" meldete ich den ersten grauen Riesen, schräg links vor uns im hohen Gras.
"Oh ja, wie geil ist das denn....aber wieso ist da jetzt 11 Uhr!" rief Silke zu uns herunter. Silke und Falk standen im oben offenen Land Cruiser und freuten sich über den Dickhäuter, der langsam durch die Grassavanne schritt.
"Festhalten, ich glaube, da vorne ist eine kleine Piste, die uns noch dichter an den Jumbo heranbringt!", rief ich und gab etwas mehr Gas, um kurz darauf auf eine kleine Fahrspur im hohen Gras abzubiegen. Dann ging es langsam und behutsam weiter. Wir verfolgten jeden Schritt des Elefanten und ich versuchte abzuschätzen, ob eine recht nahe Begegnung möglich wäre. Und sie war es, zumindest schafften wir es, uns dem Dickhäuter auf gut 10 Meter zu nähern, bevor er dann hinter unserem Land Cruiser seinen Weg in unwegsameres Gelände fortsetzte.
"Das war doch schon mal eine nette Begegnung!", freute auch ich mich über den jungen Elefantenbullen und erklärte weiter, dass man sich in den meisten Fällen gerade den alten Bullen sehr gut nähern konnte. Dass sie entspannter waren als die Kühe oder die Jungbullen, erklärte, was die Musth ist, erklärte, dass die Herden von Kühen und nicht von Bullen geführt wurden, dass die Jungbullen so mit ungefähr 15 Jahren die Familienverbände verließen und dann Junggesellengruppen bildeten, und erklärte während wir die Fahrt fortsetzten noch so einiges mehr. Silke und Falk lauschten und staunten, zudem machte Silke sich immer wieder Notizen.

Elefant in der Masai Mara
die erste Elefanten Sichtung in der Masai Mara die erste Elefanten Sichtung in der Masai Mara

Elefant in der Masai Mara

Elefant in der Masai Mara



Unser nächstes Highlight waren dann einige Tüpfelhyänen, die im hohen, grünen Gras lagen und nur schwer auszumachen waren. Im Grunde genommen prägte das hohe grüne Gras das Bild der Masai Mara, was uns nach all dem Regen im Januar nicht wirklich verwunderte. Das hohe Gras erschwerte uns zwar die Wildsichtung und -beobachtung, was aber noch unangenehmer war, war der noch matschige Zustand einiger Pisten und Geländeabschnitte. Immer wieder musste ich die Richtung ändern und uns neue Wege suchen oder sogar zurück in Richtung der Allwetterpisten fahren. Einige Fahrspuren und Rinnen waren so tief und voller Wasser, dass wir Sumpfschildkröten in ihnen beobachten konnten!
"Irgendwie habe ich so gar keine Lust, gleich am ersten Tag den Wagen in irgendeinem Matschloch zu versenken." Entschuldigte ich mich für die manchmal schnellen Richtungswechsel?
"Wo willst du überhaupt mit uns hin?" fragte Petra.
"Eigentlich an den Mara River, irgendwo hinter dem Lookout Hill. Dann haben wir ein schönes Stück Mara durchquert, um zu begreifen in was für riesigen Wildnis wir uns überhaupt bewegen!", antwortete ich, und Falk bekundete gleich seine Zustimmung:
"Jau, gute Idee!"

Tüpfelhyänen in der Masai Mara
Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta)
Warzenschweine in der Masai Mara Tüpfelhyänen in der Masai Mara

Warzenschweine in der Masai Mara
Warzenschweine (Phacochoerus africanus)
Klappbrust Sumpfschildkröten in der Masai Mara
Klappbrust Sumpfschildkröten



Unterwegs entdeckten wir immer wieder verschiedene goße und kleinere Vögel, von denen ich ehrlich gesagt nicht alle kleinen sofort identifizieren konnte. Aber die auffälligen größeren, wie Kibitze, Hornraben, Aar, Kronenkraniche, Staare, Kukuk oder verschiedene Reiher und Trappen konnten wir natürlich schon bennen und erklären. Dann wurden wir von einer größeren Herde Elefanten aufgehalten und hatten das Glück, den Land Cruiser fast inmitten der Herde platzieren zu können. Umringt von den Dickhäutern genossen wir den frühen Morgen.
"Unglaublich, die stören sich gar nicht an uns. Das glaubt uns kein Mensch. Schnuck, mach auch mal Bilder!" Silke konnte nicht fassen, was sie erleben durfte, und auch Falk, der, wie ihm geheißen wurde, ein Bild nach dem anderen schoss, war mehr als beeindruckt. Während Petra, Silke und Falk sich noch über die Elefanten rund um uns herum freuten, suchte ich die Umgebung mit dem Fernglas nach weiterem Wild ab. Besonders interessierte mich eine vermeintliche Herde Kaffernbüffel, die weit entfernt auf einem Hügelkamm stand.
"Sind das Büsche oder Tiere?!", fragte Silke, der meine Beobachtung nicht entgangen war und die genau wie ich immer in großer Distanz nach Wild suchte.
"Kaffernbüffel!", antwortete ich und reichte mein Fernglas weiter.
"Nee, lass mal … Wir haben 'ne Sonderausstattung von Lina und Torben mitbekommen." Packte Falk zwei Ferngläser aus.
"Okay, da können wir ja kaum mithalten!", lachte ich, als die beiden mit zwei recht neuen und großen Jagdferngläsern in Richtung der Büffel Ausschau hielten. Während ich versuchte, mit dem Land Cruiser dichter an die Büffelherde heranzukommen, fiel mir auf, dass die großen schwarzen Tiere plötzlich anfingen zu rennen. Auf die große Entfernung und von unserer Position aus war zunächst kein Grund zu erkennen. Auffällig war nur, dass nur die Tiere, die vorne an der Spitze der Herde gingen, losgerannt waren, während der Rest der Herde seelenruhig weitergraste bzw. sich nur langsam vorwärtsbewegte. Als wir selber eine kleine Anhöhe erreicht hatten, stoppte ich den Wagen und griff wieder zu meinem Fernglas.
"Löwe, vor den Büffeln rennt ein großes Löwenmännchen! Die Büffel jagen einen oder mehrere Löwen davon!", meldete ich begeistert von dem, was ich gesehen hatte. Nachdem sich alle von der Situation überzeugt hatten und auch den nur schwer zu entdeckenden Löwen gesehen hatten, versuchten wir, dichter an die spannende Situation heranzukommen. Eine vor uns liegende und in letzter Zeit offenbar wenig befahrene Piste oder Fahrspur schien uns genau auf die Kaffernbüffel zuzuführen. Holpernd, schaukelten wir auf dem schmalen Weg durch das hohe Gras und das unebene Gelände. Doch dann:
"Zu früh gefreut. Ich glaube nicht, dass wir da durchkommen", überlegte ich kurz und sah auf die Kurve und das dahinterliegende Schlammloch. Ich verschaffte mir noch einen Überblick, entschied dann aber doch, umzudrehen und eine andere Piste auszuprobieren.
"Da wären wir nie durchgekommen!", meinte Falk, als wir weitergefahren waren.
"Diese Autos können schon eine ganze Menge, aber das Stück sah wirklich übel aus und die abdrehenden Reifenspuren kurz vor der Kurve erzählen ja auch ihre Geschichte! Ich denke, es war die richtige Entscheidung", ergänzte ich. Am Ende schafften wir es trotz mehrerer Versuche allerdings nicht, uns den Kaffernbüffeln und schon gar nicht dem Löwen weiter zu nähern, und mussten am aufgeben. Keine der vorhandenen Pisten führte uns dahin, wo wir eigentlich hinwollten.
"Lasst uns zum Mara River runterfahren, dort noch ein wenig Flusspferde und Krokodile anschauen, dann suche ich uns einen Frühstücksplatz!", schlug ich, etwas resigniert, meine Mitfahrer vor.
"Ist dann wohl eher ein Brunchplatz, aber klingt gut!", sagte Falk ginsend.
"Ich habe noch gar keinen Hunger … aber...oh, schon fast 12 Uhr!" sah Silke verdutzt auf die Uhr und Petra ergänzte nur achselzuckend:
"Ich habe euch gleich gesagt, bei Jogi bekommt man nie rechtzeitig Frühstück!" Gut gelaunt erreichten wir nach kurzer Fahrt den Mara River, und zwar genau dort, wo nach wie vor während der Migration spektakuläre Flussüberquerungen der Gnus und Zebras stattfanden. An jenem Tag im Februar aber lag der Fluss friedlich und nur langsam fließend vor uns. An einigen Stellen dösten ein paar Flusspferde vor sich hin und hier und da schliefen kleine und größere Nilkrokodile in der Sonne.
"Wenn man das hier jetzt so sieht, kann man sich das Drama, das sich hier in ein paar Monaten vermutlich wieder abspielt, kaum vorstellen, und doch werdet ihr, wenn ihr von nun an Tierfilme mit solchen Szenen seht, ganz andere Bilder vor Augen haben", sagte ich, während wir alle vier am Ufer des Mara Rivers standen und auf die Flusspferde unter uns im Fluss blickten. Nachdenklich und überwältigt blickten Silke und Falk, Arm in Arm, über den sich durch die Wildnis schlängelnden Fluss.
"Frühstück!" riss ich die beiden aus ihren Träumen, wusste aber, dass ich damit genau Falks versteckte Gedanken traf.
"Endlich!" rief er.

Senegalkibietz in der Masai Mara
Senegalkibietz (Vanellus senegallus)
Kronenkranich
Kronenkranich (Balearica pavonina)

Senegaltrappe
Senegaltrappe (Eupodotis senegalensis)
Purpurglansstar
Purpurglansstar (Lamprotornis purpureus)
Weissbrauenkuckuck
Weissbrauenkuckuck (Centropus superciliosus)

Savanne in der Masai Mara
Schwartzflügelgleitaar
Schwartzflügelgleitaar (Elanus caeruleus)
Hornrabe
Rotwangenhornrabe (Bucorvus leadbeateri)


Senegaltrappe
Senegaltrappe (Eupodotis senegalensis)
Temminckrennvogel
Temminckrennvogel (Cursorius temminckii)
Hadesschmätzer
Hadesschmätzer (Myrmecocichla nigra)

Elefanten in der Savanne

Elefanten in der Savanne

Petra und Jörg Reinecke auf Pirschfahrt in der Masai Mara
auf Pirschfahrt in der Masai Mara Silke und Falk Witte auf Pirschfahrt in der Masai Mara

Petra Reinecke auf Pirschfahrt in der Masai Mara

Elefanten in der Masai Mara

Silke und Falk Witte, Petra und Jörg Reinecke auf Safari in der Masai Mara

Am Mara River - Masai Mara
am Mara Fluss

Nilkrokodile im Mara Fluss
Nilkrokodil (Crocodylus niloticus)
Nilkrokodile im Mara Fluss am Mara Fluss

Nilkrokodile im Mara Fluss
Flusspferd am Mara Fluss am Mara Fluss

Nilkrokodil im Mara Fluss
Schwarzkopfreiher am Mara Fluss
Schwarzkopfreiher (Ardea melanocephala)
am Mara Fluss
am Mara Fluss

Flusspferd Mutter mit Kalb im Mara Fluss
Flusspferd Mutter mit Kalb im Mara Fluss, (Hippopotamus amphibius)


Ein geeigneter Baum war dieses Mal tatsächlich schnell gefunden und Tisch und Stühle gemeinsam schnell aufgebaut. Also fast schnell, denn die Technik der Klappstühle war natürlich nicht jedem Busgreenhorn sofort klar ;-). Die aus dem Aruba Camp mitgenommene Kühlbox war wie immer gut gefüllt, so genossen wir Omelett, Speck, Toast und Früchte irgendwo im Nirgendwo der Masai Mara, unweit des Mara Flusses.
"Zusammen mit seinen besten Freunden, weit und breit kein weiteres Fahrzeug in der Nähe, einen heißen Tee mit Milch in der Hand, eingebettet in die fast unendliche wilde Natur...für alles andere gibts ne`MasterCard",." sinnierte ich vor mich hin. Abgesehen von den weit entfernten Kaffernbüffeln, die einen Löwen vor sich her gejagt hatten, und einer recht guten Elefantenbegegnung hatten wir eigentlich noch nichts Spannendes oder Spektakuläres erlebt oder gesehen, und dennoch bekamen Silke und Falk das zufriedene Grinsen gar nicht mehr aus ihrem Gesichtern.
"Es ist unglaublich, wie viele unterschiedliche Tiere wir schon gesehen und was wir schon alles erlebt haben!" erwähnte Silke immer wieder und machte uns so klar, wie normal die Wildnis um uns herum für uns schon geworden war.

Buschfrühstück in der Wildnis der Masai Mara
Topis (Leierantilopen)
Topis oder Leierantilopen (Damaliscus jimela)
Buschfrühstück in der Wildnis der Masai Mara
Buschfrühstück

Buschfrühstück in der Wildnis der Masai Mara



Nach dem gemütlichen ersten Buschfrühstück oder meinetwegen auch Buschbrunch fuhren wir in Richtung Rongai und Talek River, wo ich eigentlich durch das "Rekero Crossing" den Talek Fluss durchqueren wollte. Aber schon im Rongai-River-Gebiet musste ich schnell erkennen, dass so gut wie keine der Pisten entlang des kleinen Flusses wirklich unproblematisch befahrbar war. Schlamm, Matsch und Wasserlöcher zwangen uns noch öfter als bei der Anfahrt zum Lookout Hill zum Abdrehen. Eine konzentrierte und zielführende Wildsuche war einfach nicht möglich und die Zufallssichtungen im hohen Gras nur sporadisch. Sieht man mal von den unzähligen Vögeln ab, die Silke immer wieder in der Savanne entdeckte. Als wir dann am erst vor einem Jahr frisch aufgeschütteten und eigentlich entschärften Rekero Crossing vor einer recht unbefahrbaren Furt standen, war ich mit meinem Latein fast am Ende. "Hi Nelson, do you know about the Rekero Crossing? Is it possible or better not in the moment? I can´t see any I can't see any car tracks in the mud!" rief ich einen guten Freund und Manager aus dem Mara Bush camp an.
"Oh, hi Jorg. No, better not. Nobody is using these crossings at the moment, there was too much rain during the last weeks! But by the way, are you coming for lunch tomorrow?", antwortete und fragte Nelson.
"Asante, and yes, tomorrow we come to your side, I think we meet by noon! But not for lunch, just for some cold Tusker. We are not alone, we are with very good friends!" erklärte ich unserem Freund. Auch wenn die Furt auf den ersten Blick gar nicht so matschig aussah, entschloss ich mich, auf Nelsons Rat zu hören und wir drehten erneut ab.


Rekero Crossing, Furt im Talek River



"Okay, hier ist seit Tagen niemand mehr durchgefahren, wie man auch an den Spuren sehen kann. Da müssen wir nicht die Ersten sein, die es ausprobieren. Aber kein Problem, ich habe noch einen Plan C!" richtete ich mich nach dem Telefonat an meine Begleiter. Dieser Plan C führte uns erst einmal zurück ins Rongai-Gebiet und über die Keekorok-Brücke, wo wir zunächst von einem großen Elefantenbullen im Flussbett abgelenkt wurden. Dann sahen wir plötzlich ein großes, schwarzgelb geflecktes Reptil über die Piste huschen.
"Nilwaran!", rief ich begeistert, sofort versuchten wir, nicht nur die schnelle Echse im Pflanzengewirr neben dem Fahrzeug wiederzuentdecken, sondern auch noch ein paar brauchbare Fotos hinzubekommen.
"Ich wende da drüben noch mal", erklärte ich, als ich schließlich weiterfuhr. Kaum hatte ich allerdings den großen Land gewendet und wir rollten wieder auf die Brücke zu, da schoss urplötzlich ein Flusspferd im Galopp die Böschung hinauf, vor uns über die Piste und immer weiter rennend auf der anderen Seite irgendwo in das Buschwerk hinein.
"Wow, die sind schnell!", rief Falk,
"Die sind richtig schnell und wie plötzlich der auf einmal aufgetaucht ist! Ich glaube, ich habe ein Video hinbekommen", staunte Silke immer noch und spielte ihren Kurzfilm für uns ab. Nach dem Nilpferdgalopp machte es wenig Sinn, weiter nach dem Nilwaran zu suchen, und so setzten wir unsere Pirschfahrt in Richtung Talek Gate fort.

Nilwaran in der Masai Mara
Nilwaran (Varanus niloticus)
Nilwaran in der Masai Mara

Nilwaran in der Masai Mara

Flusspferd in der Masai Mara
Flusspferd (Hippopotamus amphibius)


Unterwegs verbrachten wir noch einige Zeit zwischen einer Herde Kaffernbüffel und konnten nicht nur ein neugeborenes Kalb in der Herde entdecken, sondern auch den Kuhreihern und vor allem den emsigen Rotschnabelmadenhackern sowie Grauglanzstaren dabei zusehen, wie sie die riesigen Büffel von ihren lästigen Plagegeistern befreiten. Immer wieder schwirrten die fleisigen und hungrigen Vögel um die Köpfe der Kaffernbüffel. Verschwanden geschickt und schnell in den Nasen- und Ohröffnungen oder pickten in den Augenliedern. Geduldig ließen sich die schwarzen Wiederkäuer putzen. Viel ruhiger ging es wenig später bei einer kleinen Gruppe von Vogelstraußen zu. Die gigantischen, flugunfähigen Vögel ruhten mitten auf der Piste, so dass wir sie umfahren mussten.

Kaffernbüffel in der Masai Mara
Kaffernbüffel (Syncerus caffer)
Kaffernbüffel in der Masai Mara

Kaffernbüffel in der Masai Mara

Kaffernbüffel Kuh mit Kalb in der Masai Mara

Kaffernbüffel  Kalb in der Masai Mara

Kaffernbüffel in der Masai Mara
Kuhreiher
Kuhreiher (Ardea ibis, Synonym: Bubulcus ibis)
Rotschnabelmadenhacker putzt Kaffernbüffel
Rotschnabelmadenhacker putzt Kaffernbüffel

Rotschnabelmadenhacker auf dem Rücken eines Kaffernbüffel
Rotschnabelmadenhacker (Buphagus erythrorynchus)
Rotschnabelmadenhacker Grauglanzstar

Grauglanzstar putzt Kaffernbüffel
Grauglanzstar (Lamprotornis unicolor) putzt Kaffernbüffel
unterwegs in der Masai Mara Safari in der Masai Mara

Masai Strauße in der Masai Mara
Masai Strauße (Struthio camelus massaicus)
Masai Strauße in der Masai Mara Masai Strauße in der Masai Mara

Masai Strauße in der Masai Mara



Immer weiter trieb es uns durch die Mara, bis wir gegen Ende unserer ersten Pirschfahrt noch ein unverhofftes Highlight erleben durften. Eine Begegnung, mit der ich am ersten Tag nicht gerechnet hatte. Luluka, einer Leopardin, deren Spuren Petra und ich schon seit einigen Jahren folgten und der wir regelmäßig in den vergangenen Jahren begegnet waren, streifte durch die offene Graslandschaft. Dass sie sich nun gleich an unserem ersten Tag in der Mara zeigte, nahm mir eine kleine Last von den Schultern. Denn was ist eine Safari ohne die Sichtung eines Leoparden? Zumindest taucht irgendwann die Frage auf:
"Sehen wir auch einen Leoparden?" - eine Frage, die bei mir immer einen gewissen Druck aufbaut, einen Druck, der nun schlagartig verschwunden war!
"Und mit der Leopardin haben wir nun am ersten Tag auch gleich die Big Four zu sehen bekommen. Auch wenn der Löwe ein bisschen weit weg war!", freute ich mich.
"Sag ich doch, wir haben unendlich viel gesehen!", grinste Silke. Wir versuchten noch eine ganze Weile, der Leopardin zu folgen und dabei möglichst so zu fahren, dass wir ihren Weg nicht blockierten oder sie sonst störten.
"Wobei die meisten Raubkatzen in der Mara sich kaum an Fahrzeugen stören, oft sogar ihre Nähe suchen!", erklärte ich um damit gleich Silkes Frage, wie die Tiere auf die Fahrzeuge reagierten zu beantworten.
Dennoch, diese Leopardin war hungrig und wollte in Ruhe Jagen, diese Ruhe wollten wir ihr geben und brachen die Beobachtung ab, nachdem immer mehr Fahrzeuge die Leopardin bedrängten. Gerade hatten wir unsere Entscheidung getroffen, da vernahm ich plötzlich eine bekannte Stimme:
"Ach ne, hallo ihr beiden. Schön, euch wiederzusehen!" Neben uns hatte ein alter Land Cruiser gestoppt. Gefahren wurde der Wagen von Peters Bruder Joseph und hinten im Wagen saß Sandra. Die beiden leiteten und betrieben seit etwas mehr als einem Jahr das Olkinyei Safari Camp in Talek, gleich hinter dem Aruba Camp. Da wir ohnehin nicht alleine mit der Leopardin waren, ließen wir Luluka kurz entschlossen ziehen und luden Sandra und Joseph zum Sundowner ein:
"Du kannst jetzt wählen: Leopard gucken oder mit uns 'nen Gin Tonic trinken!", rief ich Sandra zu.
"Na, Sundowner natürlich!", lachte sie. Kurzerhand fuhren wir also ein paar Meter weiter und stoppten abseits der Piste, um uns erst einmal richtig zu begrüßen. Nach einer herzlichen, Begrüßung stellten wir unsere Begleiter vor, dann klappte ich auch schon den Frontgrill herunter, um die Getränke darauf zu verteilen. Petra und ich kannten Sandra schon etliche Jahre und unsere Wege hatten sich immer wieder irgendwo in Kenya und zuletzt häufiger in der Mara gekreuzt, so gab es auch dieses Mal wieder jede Menge zu erzählen. Viel Lustiges, immer wieder Spannendes, aber auch Trauriges. Also wurde viel gelacht, ein bisschen geweint und am Ende dann eine Erkenntnis von Sandra, die auch Silke und Falk schon in ihren Bann gezogen hatte:
"Afrika, das macht etwas mit dir!"
Dass während dieses emotionalen Sundowners neben unseren Fahrzeugen auch noch einige Elefanten in unmittelbarer Nähe an uns vorbeizogen, machte die ganze Situation nur noch unvergesslicher.

Leopard Luluka, Begegnung in der Masai Mara

Leopard Luluka, Begegnung in der Masai Mara
Leopard (Panthera pardus)
Leopard Luluka, Begegnung in der Masai Mara Leopard Luluka, Begegnung in der Masai Mara

Leopard Luluka, Begegnung in der Masai Mara

Leopard Luluka, Begegnung in der Masai Mara

Freunde in der Masai Mara

Petra und Jörg Reinecke mit Silke und Falk Witteauf Safari
Sundowner mit Freunden in der Masai Mara Sundowner mit Freunden in der Masai Mara

Sundowner mit Freunden in der Masai Mara
emotionaler Sundowner mit Freunden in der Masai Mara emotionaler Sundowner mit Freunden in der Masai Mara

emotionaler Sundowner mit Freunden in der Masai Mara
Sundowner mit Freunden in der Masai Mara Sundowner mit Freunden in der Masai Mara

Elefant vor Regenfront in der Masai Mara

Nach den ersten Drinks im Busch beschlossen wir recht spontan, Sandras Einladung zu folgen und uns das Camp der beiden anzusehen. Natürlich endete die kleine Führung durch das interessante Camp mit einem weiteren Drink vor der Bar. Ehe wir dann, natürlich viel zu spät, zum nebenan liegenden Aruba Camp zurückfuhren. Der Tag hatte viele kleine Überraschungen bereitgehalten und endete dann tatsächlich noch mit der kurzen Sichtung einer Afrikanischen Wildkatze, die kurz hinter dem Olkinyei Camp aus dem Buschwerk aufgetaucht und genauso schnell auch wieder verschwunden war.
"Also, die ist seltener zu beobachten als ein Leopard...nur mal so!", erklärte ich noch schnell, ehe wir in das Aruba Camp einbogen.

bei Sandra im Olkinyei Camp bei Sandra im Olkinyei Camp



Auf die abendliche Dusche im Zelt verzichteten wir zunächst und begaben uns gleich zum Dinner, wo aber niemand über unser spätes Erscheinen verwundert war.
"Are you waiting for us?", fragte ich Nancy,
"No, you are always late and we never know when you arrive!", lachte Nancy und servierte als ersten Gang eine leckere Suppe.

Nach dem Dinner verbrachten wir vier eine Weile auf der Terrasse vor dem Zelt, ließen den ersten Tag Revue passieren, genossen einen weiteren Gin & Tonic und fanden ständig neue Themen, die uns davon abhielten, schlafen zu gehen. Irgendwann setzte sich aber doch die Müdigkeit durch, also zumindest bei den meisten von uns. Aber am Ende ging aber auch Silke artig ins Zelt, um ein wenig zu schlafen.

zurück im Aruba Mara Camp




Den zweiten Tag in der Wildnis starteten wir wie den ersten, schlürften nach dem freundlichen Wecken unseren heißen Swahili-Tee, knabberten ein bis drei Kekse, holten dann unsere Frühstücksbox aus der Camp-Küche ab und rollten knapp 40 Minuten nach dem Aufstehen vom Grundstück des Aruba-Camps. Dieses Mal allerdings in Richtung Ol Kiombo Gate, wo ich nicht nur ein etwas trockeneres Gelände, sondern auch gute Katzensichtungen erwartete. Um das Gebiet zu erreichen, mussten wir zunächst den kleinen Ort Talek durchqueren und dann durch das relativ neue Ol-Kiombo-Gate in das Reservat einfahren. Da das Gate und das Gelände etwas höher als der nahe Talek River lagen, war hier auch immer mit trockenen und gut befahrbaren Pisten zu rechnen, und so ging mein Plan auch auf. Anstatt in Richtung Talek Fluss zu fahren, nutzte ich die Pisten auf der anderen Seite der Allwetterpiste und konnte mich so auch mehr auf die Wildsuche konzentrieren, als ständig darauf zu achten, dass wir auf den Pisten nicht steckenblieben. Mussten wir uns am Vortag wegen der Pistenverhältnisse oft auf den breiten, rot geschotterten Allwetterpistenabschnitten bewegen, konnten wir nun die kleinen, schmalen Sandpisten nutzen, die die Mara wie ein Spinnennetz durchzogen und das Pirschen in diesem Teil der Wildnis so interessant machten. Wir hatten an jenem Morgen aber nicht nur Glück mit den Pisten, sondern stießen noch bevor die Sonne richtig aufgegangen war auf einen Teil des Topi-Löwenrudels. Natürlich war ich mir sicher gewesen, dass wir für Silke und Falk in der Masai Mara Löwen finden würden, dass wir nun eines der größten Rudel der Mara und dann auch noch mit recht frischer Beute antreffen würden, freute mich aber besonders.
"Sehr geil, Löwen mit Kill!" Ich zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Raubkatzen vor uns.
"Na, dann hast du ja schon mal Blut gefunden!", witzelte Petra und löste Verwunderung bei unseren Begleitern aus.
"Wenn Jogi nach ein paar Tagen keinen Kill aufgespürt hat, fehlt ihm etwas und er wird unruhig!", erklärte Petra und sie hatte damit recht. Natürlich konnte ich die friedliche Wildnis mit all ihren harmonisch zusammenlebenden Grasfressern oder auf Bäumen schlafenden Leoparden genießen. Aber jagende oder fressende Raubtiere zeigten mir einfach immer wieder deutlich die Gesetze der Natur vor Augen und machten mich dankbar, mich mittendrin aufhalten zu dürfen.
"Was haben die da, ist das ein Büffel?", staunte Silke, und Falk fragte weiter:
"Der Kill ist aber nicht von heute Morgen, oder?" Noch konnten wir nicht genau erkennen, was noch von der Beute übrig war, aber den Kaffernbüffel konnte ich bestätigen und auch, dass die Löwen schon einen guten Teil der Beute verspeist hatten.
"Ja, Kaffernbüffel, und ich denke, dass sie ihn gestern gerissen haben!", antwortete ich. Vor uns lag ein komplett geöffneter Büffelkadaver, sein Bauchraum war aufgerissen und die Innereien bereits herausgefressen. Da der Leichengeruch noch erträglich war, musste die Beute noch recht frisch sein. Auf dem Kadaver turnten zwei noch recht kleine, ca. 4 Monate alte Löwenbabys herum, neben dem Kadaver stand ihre Mutter und war dabei, sich noch das ein oder andere Stück Fleisch von dem Riss einzuverleiben. In den umstehenden Büschen lagen weitere Löwenweibchen. Von den zum Rudel gehörenden 3 Löwenmännchen war zunächst nichts zu sehen. Keine drei Meter vom Kadaver entfernt lag allerdings ein abgemagertes altes Löwenweibchen, bei dem wir zunächst nicht sicher waren, ob sie überhaupt noch lebte. Doch als sich nach einer Weile die Löwin mit ihren beiden Jungen von der Beute entfernt hatte, erhob sich die alte Löwin auf einmal und ging langsam an den Kadaver heran. Die Löwin war alt, gebrechlich und sehr hungrig. Von Muskeln gab es keine Spur mehr, stattdessen konnte man jeden einzelnen Knochen und jede Rippe durch die Haut erkennen.
"Ein Leopard oder ein Gepard in diesem Zustand hätte keine Chance zu überleben, das sind Einzelgänger, und selbst wenn Geparden sich zum Jagen zusammentun, funktioniert die Gruppe nur, wenn alle gesund sind, aber Löwen als Rudeltiere versorgen auch ihre alten und kranken Mitglieder. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, wie lange diese Löwin noch durchhält!", erklärte ich Silke und Falk.

unterwegs in Talek unterwegs in Talek

Löwen, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwen, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwen, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwen, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwen, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwen, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwin Autumn, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel

Löwen Autumn, Topi Pride mit erlegtem Kaffernbüffel



Während die alte Löwin noch an dem Kadaver herumzerrte, erreichte die Sonne immer mehr an Höhe und es wurde wieder schnell wärmer. Kaum stand die Sonne über den nahen Akazien, kamen die jungen Löwen aus den Büschen und fingen an, unter den wachsamen Augen ihrer Mütter und Tanten übermütig herumzutoben. Das Fell der kleinen Raubkatzen war nass und zerzaust. Vermutlich waren sie am frühen Morgen in den feuchten, blutigen Kadaver gekrabbelt und ihre Mutter hatte sie noch nicht geputzt und trocken geleckt. Jetzt war auf jeden Fall erst einmal Spielzeit. Es wurde gerannt, sich gegenseitig verfolgt und angesprungen. Außerdem wurden Äste, Zweige und die Umgebung untersucht. Die alte Löwin war unterdessen genau neben dem Kadaver zusammengebrochen und lag apathisch und schwer atmend auf der Seite. In einiger Entfernung lag eine Hyäne und beobachtete sowohl den Kadaver als auch die alte Löwin. Auch einige neugierige Schabrackenschakale hatten den Duft des verrottenden Fleisches aufgenommen und waren näher gekommen, um ihren Anteil zu stehlen. Genau wie ein erster kleiner Kappengeier auf einem nahen Termitenhügel gelandet war.
"Keine Ahnung, ob wir die alte Löwin morgen noch einmal wiedersehen. Solange das Rudel hier ist, wird die Hyäne nicht dichter kommen. Noch ist einiges an Fleisch an der Beute, das werden die Löwen nicht aufgeben!", sagte ich, als wir uns von den Löwen entfernten und zunächst weiterfuhren.

Löwen, Topi Pride

Löwen, Topi Pride

Löwen, Topi Pride

Löwen, Topi Pride
Löwen, Topi Pride Löwen, Topi Pride

Löwen, Topi Pride

Löwen, Topi Pride

Löwen, Topi Pride
Kappengeier
Kappengeier (Necrosyrtes monachus)

Tüpfelhyäne (Crocuta crocuta)

Löwin Autumn, Topi Pride



Unsere weitere Pirschfahrt führte uns runter zum Ntiakatek River, einem der kleineren Flüsse der Mara, wo wir noch einmal Nilkrokodile und Flusspferde beobachteten. Unterwegs entdeckten wir neben kleinen Thomson-Gazellen und Impalas die großen Eland-Antilopen, Wasserböcke, Topis und Kongonis, aber auch immer wieder Vögel wie z. B. Strauße, Senegal-Trappen, Helmperlhühner, verschiedene Reiher oder Sattelstörche. Außerdem trafen wir auf eine Gruppe Zebramangusten, die auf einem grauen Termitenhügel im Halbschatten döste.
"Die Klingonen-Antilopen hatten wir noch nicht, oder?", fragte Falk, und hatte damit für den Rest der Safari (und darüber hinaus) eine neue Antilopenart kreiert.
"Nein, die Kongonis und die Eland waren neu für euch!", antwortete ich lachend.
"Ach ja, wie wäre es mit Frühstück!", fragte Falk weiter und sah mich fragend an.
"Gute Idee, lass uns da vorne einen Platz suchen!" Ich zeigte in Richtung Fluss und hatte dann auch schnell einen geeigneten Platz entdeckt. Während wir inzwischen schon fast routiniert (bis auf die Stühle eben ;-) ) unseren Frühstücksplatz neben dem Land Cruiser aufbauten, wurden wir am anderen Ufer neugierig von einer Giraffe beobachtet. Gemütlich in der Wildnis sitzend, schlürften wir unseren heißen Tee und beobachteten rund um uns herum Warzenschweine, Impalas sowie in einiger Entfernung eine kleine Gruppe Elefanten, die den Fluss ansteuerten.
"Schön habt ihrs hier!", lächelte Falk, während wir von unseren Safaristühlen aus in die Wildnis und auf das Wild um uns herum blickten. Den Tag mit Löwen am Kill begonnen und dann in die friedliche Welt der Afrikanischen Tierwelt eingetaucht, genossen wir einfach nur den Moment.

Masai Strauss
Sattelstorch
Sattelstorch (Ephippiorhynchus senegalensis)
Kronenkranich
Kronenkranich (Balearica pavonina)

Sattelstorch
Graufischer
Graufischer (Ceryle rudis)
Helmperlhuhn
Helmperlhuhn (Numida meleagris)

Senegaltrappe
Senegaltrappe (Eupodotis senegalensis)
Zebramangusten in der Masai Mara
Zebramangusten (Mungos mungo)
Zebramangusten in der Masai Mara Zebramangusten in der Masai Mara

Zebramangusten in der Masai Mara

Thomson Gazellen
Thomson Gazellen (Eudorcas rufifrons)

Eland Antilopen in der Masai Mara
Eland Antilopen (Taurotragus oryx)

Eland Antilopen in der Masai Mara

Defassa Wasserbock
Defassa Wasserbock (Kobus defassa)

Topi auf Aussichtshügel in der Masai Mara
Topi oder Leierantilope (Damaliscus jimela)

Kongoni mit Kalb in der Masai Mara
Kongoni oder Kuhantilope (Alcelaphus cokii)

am Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Flussperde im Ntiakatek Fluss, Masai Mara


Flussperde im Ntiakatek Fluss, Masai Mara am Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Flussperd im Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Flussperd im Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Petra und Jörg Reinecke am Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Flussperd im Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Nilgänse am Ntiakatek Fluss, Masai Mara
Nilgänse (Alopochen aegyptiaca)

Nilkrokodil im Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Nilkrokodil im Ntiakatek Fluss, Masai Mara

Buschfrühstück in der Masai Mara

Buschfrühstück in der Masai Mara Buschfrühstück in der Masai Mara

Buschfrühstück in der Masai Mara

Masai Giraffe
Buschfrühstück in der Masai Mara Buschfrühstück in der Masai Mara

Buschfrühstück in der Masai Mara, Giraffe beobachtet uns



Nach dem Frühstück pirschten wir weiter im Ol-Kiombo-Gebiet und wollten eigentlich noch einmal zu den Löwen fahren, stolperten dann aber mehr oder weniger über eine Gepardin, die vollgefressen unter einem Strauch ruhte. Wir hatten nicht irgendeine Gepardin gefunden, sondern waren auf Nora, die älteste Gepardin der Masai Mara, gestoßen, wie mir Elena Chelysheva, eine Gepardenspezialistin und Biologin, anhand der von uns erhaltenen Bilder bestätigte.
Da die Gepardin satt vor sich hin döste, ließen wir sie nach geraumer Zeit wieder alleine und fuhren zurück in Richtung Ol Are Orok River, wo wir noch ein wenig Zeit mit einigen Flusspferden verbrachten, um dann langsam in Richtung Mara Bush Camp zu fahren. Im Schritttempo versuchten wir, direkt am Flussufer entlang zu pirschen, mussten aber auch hier feststellen, dass viele Geländeabschnitte noch nicht wirklich gut zu befahren waren. Immer wieder mussten wir auch hier Matschlöchern ausweichen. Zum rechtzeitigen Ausweichen musste man allerdings auch auf die Piste konzentriert sein, und da wir uns nach wie vor, auch nach 35 Jahren noch viel zu erzählen hatten, war ich hin und wieder abgelenkt, und so kam es, wie es kommen musste. Ich wählte eine recht matschige und schlammige Kurve aus und merkte nach wenigen Sekunden, dass wir hier nicht so ohne Weiteres durchkamen. Es folgte ein beherzter Tritt auf das Gaspedal, dazu ein, zwei schnelle Drehungen am Lenkrad, und schon flog literweise Schlamm und dreckiges Wasser quer durch das Auto. Fest steckten wir trotzdem. "Sorry, das war scheiße!", wollte ich mich gerade entschuldigen, aber da waren schon alle laut am Lachen und herumprusten. An Falks Kopf klebten zentimeterdicke Matschklumpen, sein Hemd war genauso gesprenkelt wie Petras Kopf und auch Silke hatte ihre Portion Schlamm abbekommen. Hinten im Land Cruiser klebte Schlamm bis in die hintersten Ecken. Und auch ich hatte meinen Teil erhalten. "Wie geil ist das denn!" konnte Silke sich nun nicht mehr halten und hatte mit Petra zusammen einen regelrechten Lachflash. Als ich dann noch beim Aussteigen und Umschalten der Allradnarben vom Trittbrett abrutschte und knietief im Schlamm stand, ging gar nichts mehr, die eigentlich ernste Situation eskalierte ins Lächerliche. Als sich alle wieder etwas beruhigt hatten und ich den Allradgang zugeschaltet hatte, dauerte es zwar eine Weile, bis ich den schweren Land Cruiser aus der misslichen Lage frei geschaukelt hatte, aber dann hatten wir es ohne fremde Hilfe aus dem Schlammloch heraus geschafft. Es war zwar unmöglich, auf der linken Seite des Fahrzeuges aus irgendeinem der Fenster zu sehen, aber wir waren wieder fahrbereit. "Ich glaube, wir brauchen eine kleine Fahrzeugwäsche!", grinste ich. Als wieder alle im Wagen saßen, steuerte ich in Richtung des nahen Mara-Bush-Camps. Da wir ohnehin nicht genau am Flussufer fahren konnten, wählte ich die kürzeste Verbindung, und so waren wir 30 Minuten später am Mara Bus Camp.

die älteste Gepardin der Masai Mara, Nora
Gepardin (Acinonyx jubatus)
Land Cruiser im Schlammloch Land Cruiser im Schlammloch

Land Cruiser im Schlammloch
Pirschfahrt in der Masai Mara Pirschfahrt in der Masai Mara



Kaum hatten wir das Camp erreicht, erschien auch schon Nelson, ein langjähriger Freund von uns und der Manager des Camps. Begleitet von einem Angestellten, der ein Tablett mit den Begrüßungscocktails trug, rief Nelson freudig und gut gelaunt wie immer:
"Hi Petra, hi hi, Mr. Jorg, welcome home!" "Jambo, Mr. Nelson!", lachte ich. Dann nahm ich Nelson in den Arm und griff anschließend wie gewohnt zum zweiten Begrüßungsdrink. "I think this one is for the driver, right?", sah ich fragend in die Runde, während der junge Masai mit dem Tablett in der Hand mich verdutzt an sah.
"I´am the driver!", erklärte ich und leerte das Glas.
"He is always a Spaßvogel!", lachte Nelson und erzählte dann, und warum auch immer, vom:
"Fleischtiger!" Ein deutsches Wort, welches er gehört hatte und welches er mindestens so lustig fand wie Spaßvogel! Gut gelaunt und lachend führte Nelson uns durchs Camp.
"We are just here for a drink!", versuchte ich wie immer Nelson davon abzubringen, uns bewirten zu wollen.
"No, you have to eat." It's always the same discussion. Even if you stay with me, you never like to eat that much! You have to eat!", erklärte er energisch. So hatten wir keine Chance, und kurz darauf begleitete Donald, einer unserer Lieblingskellner, uns zum Dinnerplatz.
"Your table is ready, and it's exactly the place you like!" Donald zeigte stolz auf den Tisch am Ufer des Ol Are Orok, der schon für uns eingedeckt war. Gegenwehr war also zwecklos, und so genossen wir nach dem gemütlichen Bushbreakfast ein recht feudales Dinner im Bush Camp.

"Auch ganz nett hier!", bemerkte Falk beeindruckt nach dem leckeren Dinner, und ich antwortete zwinkernd:
"Buchen wir nächstes Mal bei unserer zweiten Safari mit euch!"

Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara
Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara

Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara
Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara

Soroi Mara Bush Camp, Masai Mara


Nachdem jeder sein Tusker-Glas geleert hatte, wurde es Zeit zum Aufbruch. Ich besprach noch kurz unseren noch nicht gebuchten Aufenthalt, irgendwann Anfang März mit Nelson. Petra und ich hatten zwischenzeotlich beschlossen, nach der Safari mit Silke und Falk nun doch noch einmal in die Mara zurückkommen. Aufgrund unplanbarer Umstände in Deutschland konnten wir allerdings noch keine feste Buchung machen. Dann verabschiedeten wir uns von Nelson und seinem Team. Mit einem von außen frisch gewaschenen Land Cruiser verließen wir nach dem guten Dinner und netten Aufenthalt das Bush Camp in Richtung Talek. Bereits nach kurzer Fahrt entdeckten wir einige Giraffen, die ganz kleine Kälber mit sich führten.
Unsere nächste erwähnenswerte Beobachtung war dann ein Pärchen Kronenkraniche. Die beiden Vögel waren natürlich ohnehin schon eine schöne Entdeckung, hinzu kam aber dieses Mal für Petra und mich die Beobachtung eines Kronenkranich-Kükens. Eine Beobachtung, die wir so tatsächlich eher selten hatten.

Masai Giraffen in der Mara

Masai Giraffen in der Mara
Masai Giraffen in der Mara Giraffenbeobachtung in der Masai Mara

Masai Giraffen in der Mara
Masai Giraffen in der Mara Masai Giraffen in der Mara

Masai Giraffen in der Mara
Kronenkraniche mit Küken Kronenkraniche mit Küken

Kronenkraniche mit Küken



Wenig später erblickten wir dann im offenen Gelände erneut einen Geparden, dieses Mal ein Männchen. Oloti, wie der Gepard von den Masai getauft worden war, lief laut rufend durch die offene Grasssavanne.
"Man kann glauben, dass das die Rufe eines so großen Raubtieres sind, oder?", fragte ich in die Runde, als der Gepard recht nahe an unserem Land Cruiser vorbeigekommen war und wir alle das eher leise Mauzen vernommen hatten.
"Das könnte man auch für einen Vogel halten!", meinte Silke staunend.
"Na ja, habt ihr das also auch schon mal erleben dürfen!", lachte ich, als Silke einen Eintrag in ihr Tagebuch machte. Wir folgten dem Geparden, sahen zu, wie er kreuz und quer durch die Mara irrte, Bäume markierte und immer wieder mehr oder weniger laut nach einem anderen Geparden rief. Von Elena erfuhr ich wenig später, dass er nach einem bestimmten Weibchen suchte, welches sich allerdings im Naboishio-Gebiet aufhielt. Falk freute sich unterdessen über das von mir ausgeliehene 100-400-mm-Objektiv, denn schnell war den Beiden klar geworden, dass es zwar immer wieder Momente gab, in denen man sogar mit einem Handy schöne Bilder machen konnte, Die Mehrzahl der Wildbeobachtungen bzw. der Wildtierfotografie machte allerdings eine etwas größere Brennweite notwendig, und so hatte Falk sich sogar als "Nichtfotograf" schnell an die Vorzüge der größeren Brennweite gewöhnt. Nachdem wir uns sicher waren, dass dieser Gepard nicht jagen und vermutlich auch die gesuchte Gepardin in diesem Gebiet nicht finden würde, fuhren wir weiter und nutzten das letzte Sonnenlicht des Tages, um noch einmal Zeit mit den Löwen des Topi-Rudels zu verbringen.

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti
Gepard, Männchen (Acinonyx jubatus)

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti
Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti

Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti Geparden Männchen in der Masai Mara, Oloti




Eine gute Entscheidung, denn als wir den Ort mit dem Büffelkadaver erreichten, entdeckten wir nicht nur nacheinander die drei großen Löwenmännchen, sondern konnten auch die Mütter mit den Jungen zeigten sich. Eines der großen Männchen hatte während unserer Abwesenheit den Rest des Büffelkadavers in den Schatten der Büsche gezogen. Immer wieder konnten wir deutlich die Knochen knacken hören, wenn der mächtige Löwe an dem Kadaver fraß. Die anderen beiden Männchen waren nicht unmittelbar am Kadaver, mussten aber auch vor kurzem gefressen haben, denn beide Löwen kamen zum Trinken an einen kleinen Graben. Auch der alten, abgemagerten Löwin war es weiterhin gestattet, von dem Kadaver zu fressen. Gemeinsam mit einem weiteren Weibchen und dem Männchen nagte die alte Löwin die verbliebenen Knochen ab, während die gesunden Löwen Fleischstücke aus der Beute rissen. Als die Sonne sich dem Horizont näherte, was sie im Frühjahr immer erst sehr spät macht, verließen wir die Löwen und suchten uns einen freistehenden Baum, um unseren Sundowner zu zelebrieren. Gin & Tonic für die Ladys und dank reichlicher Katzensichtungen Whisky für die Herren. ;-)
"Was für ein unglaublicher Tag … Habe ich euch schon gesagt, dass wir uns so freuen, wirklich mitgekommen zu sein?!", fragte Silke zum gefühlt hundertsten Mal und nippte träumend an ihrem Gin-Tonic-Glas.
"Haben wir euch schon gesagt, wie schön es ist, dass ihr endlich dabei seid?", fragte Petra zurück, und dann klirrten beim Anstoßen wieder die Becher und Gläser!
"Freundschaft!", rief Falk übermütig und unterstrich die gute Laune.

Topi Löwenrudel Männchen, Masai Mara

Topi Löwenrudel Männchen, Masai Mara

Topi Löwenrudel Männchen, Masai Mara

Topi Löwenrudel, Masai Mara Topi Löwenrudel, Masai Mara

Topi Löwenrudel, Masai Mara
Topi Löwenrudel, Masai Mara Topi Löwenrudel, Masai Mara

Topi Löwenrudel, Masai Mara

Topi Löwenrudel Autumn, Masai Mara

Topi Löwenrudel Männchen, Masai Mara

Sundowner in der Masai Mara
Sundowner in der Masai Mara Sundowner in der Masai Mara

Sundowner in der Masai Mara
Sundowner in der Masai Mara Sundowner in der Masai Mara

Sonnenuntergang in der Masai Mara



Dann wurde es irgendwann Zeit, zurück zum Camp zu fahren, und da wir ohnehin schon zu spät waren und am Gate stoppen mussten, nutzte ich gleich die Gelegenheit, um mit dem Chef-Ranger eine neue Ausfahrzeit für uns für die nächsten Tage auszuhandeln.
"Und, was hat er gesagt?", fragte Falk neugierig.
"Also, wenn ich ihm irgendwann meinen Land Cruiser verkaufe, an dem er sehr großes Interesse hat, wäre für ihn so gegen 19:30 Uhr auch ok! Aber nur ausnahmsweise", erklärte ich lachend, was mir der Game Warden gesagt hatte. Vom Gate bis zum Aruba Camp war es dann nur noch eine kurze Fahrt, und so kamen wir zwar spät, aber nicht ganz so spät wie am Vortag im Camp an. Das Duschen wurde wieder auf die Zeit nach dem Essen verschoben, und so genossen wir zunächst unser Dinner, wo Silke und Falk dann auch Peter, den Besitzer des Camps, kennenlernten.

Sonnenuntergang in der Masai Mara
Impala
Impala oder Schwarzfersenantilope, Weibchen (Aepyceros melampus)
Topi
Topi (Damaliscus jimela)

Impala
Impalas oder Schwarzfersenantilopen, (Aepyceros melampus)
Aruba Mara Safari Camp Aruba Mara Safari Camp




- Teil II -
Viel Zeit zwischen Raubkatzen

(hier gehts weiter - continue!)



Silke und Falk Witte auf Safari in der Masai Mara