Überraschung im Ngutuni Reservat Den vorerst letzten gemeinsamen Morgen in der Masai Mara gingen wir ganz in Ruhe an. Schliefen rund eine Stunde länger, bepackten dann in aller Ruhe den Land Cruiser und gingen anschließend zum Frühstück in das Camp-Restaurant. Nach leckeren Spiegeleiern, Omeletts, Toast, Speck, Würstchen, Früchten und der ein oder anderen Tasse Tee verabschiedeten wir uns vom Aruba-Camp-Team und brachen auf in Richtung Nairobi. Der Himmel über uns war nach wie vor blau, mit nur wenigen kleinen Wolken. Bisher hatte uns das Wetter unerwartet doll verwöhnt und wir hatten nur wenige, dafür heftige punktuelle Regengüsse aus der Entfernung gesehen. Jetzt für die lange Rückfahrt hätte es gerne etwas bewölkter sein können, aber letztendlich waren wir in Richtung Küste unterwegs, wo uns sowieso eine für Silke und Falk ungewohnte Hitze erwarten würde.
![]() Wie schon bei der Anfahrt, so nutzten wir auch für den Rückweg zunächst die neue Verbindungspiste außerhalb der Parkgrenzen, bekamen aber kein weiteres Wild unterwegs zu sehen. Von Sekenani ging es dann zügig, okay, so zügig wie auf der kaputten Straße eben möglich, in Richtung Narok weiter. In Narok angekommen, nutzten Petra, Silke und Falk die neuen Toiletten im Quick Market und ich die Gelegenheit, für uns alle Armbänder zu kaufen. "Was hat dich denn geritten?", sah Petra mich erstaunt an. "Erstens war die Verkäuferin sympathisch und zweitens verdient diese besondere Zeit irgendwie Freundschaftsarmbänder, die uns daran erinnern!", antwortete ich und drückte Silke und Falk ihre Armbänder in die Hand. Aber kaum waren wir dabei, uns gegenseitig die kleinen Kenyaarmbänder um die Handgelenke zu schnüren, da war der Land Cruiser auch schon wieder von unzähligen Verkäufern umringt. Natürlich konnte Silke nicht widerstehen, und je mehr Verkäufer auftauchten, umso mehr Menschen fielen Silke ein, denen sie unbedingt ein Armband mitbringen musste. Am Ende waren wieder alle glücklich: Die Verkäufer hatten gute Geschäfte gemacht und Silke und Falk einen Arm voller Mitbringsel. "So, jetzt aber, sind noch ein paar Kilometer heute!" Ich brach die Verhandlungen ab und startete den Land Cruiser.
![]() Die Rückfahrt bis Maai Mahiu verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse, die Stimmung im Fahrzeug war gut wie am ersten Tag und erstaunlicherweise schlief niemand, sondern es wurde gequatscht und gequatscht. Noch immer waren vor allem Silke die Fragen nicht ausgegangen und zu ihrer Verwunderung mir oder uns auch die Antworten nicht. Zwischendurch tauschten Petra und Falk immer mal wieder die Plätze, was dann meist dazu führte, dass hinter Falk und mir ununterbrochen gequasselt wurde. "Unglaublich, über was man sich sogar auf Safari stundenlang unterhalten kann!", stellte Falk lachend fest. Nicht, dass wir uns vorne nichts zu sagen gehabt hätten. Aber das waren eben kurzgefasste Männergespräche. ;-) Die Zeit bis zum Anstieg des Rift Valleys auf der anderen Seite verging wie im Fluge, und auch als wir uns in eine endlos erscheinende Reihe von Lkws einreihen mussten, kam kein Verdruss auf. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h erklommen wir die steile Straße, freuten uns dann aber doch, als wir nach dem Anstieg wieder etwas zügiger fahren konnten. Richtig schnell kamen wir auf der breiten Schnellstraße nach Nairobi voran, und als wir kurz vor der James-Gichuru-Road dann auf den Express Highway aufbogen, ging es noch schneller. Nach weniger als 30 Minuten hatten wir Nairobi durchquert und befanden uns bereits auf dem Mombasa Highway in Richtung Küste. Doch ganz so weit wollten wir an diesem Tag dann doch nicht mehr. Unser Ziel war der Small World Country Club, kurz hinter Nairobi. Der Country Club lag fast direkt am Highway und war uns schon früher ins Auge gefallen. Jetzt, bei der Planung unserer Route und auf der Suche nach einer Alternative zur Hunters Lodge, war die Wahl auf ihn gefallen. Am Ende eine Entscheidung, die wir nicht bereuten.
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An diesem Abend schafften wir es dann aber endlich einmal, frisch geduscht zum Dinner zu erscheinen. Wobei wir uns für einen abseits gelegenen Platz im Garten entschieden hatten. Da wir nur Bed and Breakfast gebucht hatten, konnten wir abends aus einer gut sortierten Speisekarte wählen und wurden nicht enttäuscht. Sundowner … Was gegessen??? Und wir schafften es tatsächlich auch einmal, etwas eher ins Bett zu gehen. Letztendlich mussten wir am frühen Morgen ja auch unsere Fahrt fortsetzen.
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Auch wenn nicht alle gut geschlafen hatten, Silke fehlten vermutlich die nächtlichen Tierstimmen, trafen wir uns recht fröhlich am nächsten Morgen zum Frühstück. Nach einem guten Frühstück ging es dann auch schon weiter. Unser nächstes Ziel war das Ngutuni-Reservat mit seiner gleichnamigen Lodge. Die einzige Adresse auf unserer Tour, die ich nicht vorgebucht hatte. Aber in all den Jahren hatten wir es noch nie erlebt, dass die Ngutuni Lodge ausgebucht war. Allerdings waren wir auch in all den Jahren noch nie am Valentinstag in der Lodge, wie mir unterwegs erst aufgefallen war. Aber zunächst mussten wir ja erst einmal weitere 300 Kilometer bewältigen. 300 Kilometer, auf denen sich nach und nach die Landschaft verändern sollte und auf denen es Kilometer für Kilometer immer wärmer werden sollte. Zunächst passierten wir das unendlich erscheinende Farmland hinter Nairobi, dann tauchten Sisalplantagen auf und irgendwann sahen wir erste riesige Baobab-Bäume. Aber auch die kleinen Dörfer hatten manchmal ihre kleinen Highlights, sei es ein Hindu- oder Sikh-Tempel oder eine kleine muslimische Moschee. Christliche Kirchen sah man immer und überall und in allen Größen und Formen. Genausowie es natürlich überall am Straßenrand in den Dörfern Obst, Gemüse und andere nützliche Dinge gab. Irgendwann erreichten wir dann den Ort Mtito Andei und damit das Tsavo-Gebiet. "Von nun an ist die Landschaft dünner besiedelt und es besteht auch immer die Chance, Wild am Straßenrand zu entdecken!", erklärte ich, und kaum hatte ich es ausgesprochen, als plötzlich rechts am Straßenrand 3 große alte Elefantenbullen auftauchten. Natürlich stoppten wir sofort und ich versuchte sogar noch dichter mit dem Land Cruiser an unsere ersten roten Elefanten heranzukommen. Aber die Dickhäuter schienen ihre Erfahrungen mit Autos gemacht zu haben. Sofort reagierte einer von ihnen und gab mir unmissverständlich zu verstehen, dass wir nah genug waren. Nur wenige Kilometer weiter entdeckten wir die nächsten Elefanten in Straßennähe und dann auch erste Zebras. Die wie Wegelagerer am Pistenrand sitzenden Paviane kannten wir ja schon aus dem Rift Valley, nur dass wir es jetzt mit Gelben Pavianen und nicht mehr mit Anubis-Pavianen zu tun hatten. Als dann auch noch zwei weitere Male Elefanten auftauchten und wir am Ende sogar auch noch eine recht große Herde Kaffernbüffel und eine Gruppe Eland-Antilopen während der Fahrt zu sehen bekamen, mussten Petra und ich gestehen: "Soviel Wild haben wir auf dieser Strecke in all den Jahren noch nie zu sehen bekommen.Irgendetwas immer, aber so viele und verschiedene Tierarten noch nie!" "Tja!", antwortete Silke kurz und stolz.
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![]() Als wir nach gut dreieinhalb Stunden dann die Stadt Voi erreicht hatten, betankten wir den Land Cruiser noch einmal und fuhren gleich weiter zum nahen Ngutuni Reservat. "Do you have a reservation?", fragte der Ranger am Gate freundlich. "No, we don't!", antwortete ich und war mir sicher, dass sich nun trotzdem die Schranke öffnen würde. Aber weit gefehlt. Der Ranger sah mich besorgt an, telefonierte kurz mit der Lodge und erklärte dann: "Sorry, Sir, we are fully booked!" "Let me talk with him!", bat ich um das Handy: "You are fully booked, not even one single room?", fragte ich. "Äh, yes Sir, it's Valentin. We are fully booked!", antwortete der Rezeptionist. "Ok, let us come in for a drink and than we talk!" schlug ich vor und bekam ein Ok. "It's ok, we go for drinks!", erklärte ich dem Ranger am Gate, und so konnten wir erst einmal bis zur Lodge fahren. Wie erwartet wurde die Landschaft des kleinen Reservates von grünem Gras und dichten Büschen geprägt. Bis zur Lodge bekamen wir in dieser grünen Landschaft so gut wie keine Wildtiere zu sehen. Als wir uns der Ngulia Lodge näherten, konnte ich schon aus der Entfernung sehen, dass sich seit unserem letzten Besuch, der schon ein paar Jahre zurücklag, einiges verändert hatte. Die Lodge war jetzt grundsätzlich eingezäunt, dafür gab es aber nun auch einen Pool. Außerdem gab es eine ganze Menge mehr Parkraum, der an jenem Tag auch mehr als gut belegt war. "Geht mal durch auf die Terrasse, da ist eigentlich immer Wild an der Wasserstelle!", schickte ich meine Begleiter in die Lodge. Ich selber ging zur Rezeption und wurde freudig begrüßt: "Hey Mr. welcome back, good to see you!", reichte mir der Rezeptionist die Hand. "Hi, happy to be here. Are you seriously fully booked? " fragte ich sogleich", und er nickte ernst blickend: "Complete not even one room!", fügte er hinzu. "But one will be enough for us. This are very good friends of mine, we can use one room if you have!" versuchte ich es weiter. "Okay, let me phone around with the tour companies. Maybe we have a cancellation for today!" machte er mir Hoffnung. "Do that and let me even phone around and try to change some arrangements!", antwortete ich und telefonierte sogleich mit Werner von den Mbuyu Beach Bungalows, unserer nächsten Destination. Aber Werner musste mir ebenfalls absagen, eine frühere Anreise als geplant war nicht möglich! Ich sprach gerade mit Petra, Silke und Falk, um ihnen einen Sachstand zu geben, da sah ich den Rezeptionisten mit dem Manager sprechen. Kurz darauf bekam ich ein Handzeichen: "All ok for you, we have two double for you and your friends!" "Sounds good. What is your rate for us!" lächelte ich ihn erleichtert an und bekam eine gute Übernachtungsrate: "But that's full board, okay?", fragte ich zufrieden weiter. "Ja, ja, you can eat, no problem. But they will close soon!", nickte mir der freundliche Mitarbeiter an der Rezeption zu.
![]() "So, Essen, Einziehen, Pause, Pirschfahrt!" gab ich meinen Plan und den neusten Stand bekannt. "Wie jetzt?", fragte Petra, während Falk nur Essen gehört hatte und damit schon mehr als zufrieden war. "Wie Büfett, wo wollen wir sitzen?", fragte er nur noch kurz, und dann hatten wir auch schon einen netten Tisch in Beschlag genommen. "Hey Sir, welcome back, good to see you again!", begrüßte mich der schon etwas ältere Tischkellner, ehe er unsere Getränkebestellung aufnahm. Dann nahmen wir ein für unsere bisherigen Verhältnisse und Gewohnheiten üppiges Lunch zu uns. Als alle satt waren, rückten wir uns ein paar Safaristühle auf der Terrasse zurecht und beobachteten die vielen Elefanten vor derselben. Die meisten Safarigäste waren schon zum Mittagsschlaf übergegangen, und so hielten sich nur wenige Gäste auf der Terrasse auf, als plötzlich ein gerade erschienener Elefantenbulle eine fast gleichgroße Kuh bedrängte und im selben Moment auch schon aufstieg, um sie zu begatten. Zum Glück hatte ich meine Kameratasche neben mir stehen und riss nur mit einem schnellen Handgriff die Kamera an mich wodurch ich es tatsächlich noch schaffte, den unglaublichen Moment genau vor unserer Nase festzuhalten. "Wie geil ist das denn? Das ist tatsächlich die erste Elefantenpaarung, die wir am Tage im Bild festhalten konnten! Es ist wirklich unglaublich mit euch!", freute ich mich und drückte Silke und Falk. Nach diesem fantastischen Erlebnis, dieser kurzen, aber unglaublichen Wildbeobachtung, bezogen wir erst einmal unsere Zimmer. "Wann immer ihr so weit seid, können wir noch ein bisschen rausfahren. Gibt bestimmt noch etwas zu entdecken!", sagte ich und bekam prompt zur Antwort: "Jetzt!" "Okay, dann mal los!" freute ich mich.
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![]() ![]() Ich hatte schon beim Anfahren der Lodge erklärt, dass das kleine Ngutuni-Reservat im Grunde Tsavo-Ost-Land ist und nahtlos an diesen großen Nationalpark grenzt. Im Prinzip also alle Wildarten, die es im Tsavo Ost gab, auch hier im Reservat angetroffen werden konnten. Wobei der Wildbestand auch immer mit dem Wetter wechselte und die trockeneren Monate grundsätzlich die besseren Monate für eine gute Wildbeobachtung waren. Vor allem weil die verhältnismäßig große Wasserstelle der Lodge permanent Wasser hatte, lockte sie viele Tiere an. Falk wechselte an diesem Nachmittag nach kurzer Fahrt vom Ausguck hinter das Lenkrad des Land Cruisers und chouffierte uns sicher durch das kleine Schutzgebiet. Wir fuhren zunächst kreuz und quer durch das Reservat und nutzten dabei die kleinen, kurvenreichen Sandpisten, die ich besonders schätzte. Neben Zebras, weiteren Elefanten und Giraffen entdeckten wir Kongonis und Impalas sowie Gelbe Paviane sowie viele verschiedene Vögel. Auf der Piste vor uns huschten immer wieder die flinken Roten Langschwanzeidechsen (Latastia longicaudata) durch den roten Sand. Als wir nach einer Weile die ersten Orix-Antilopen sahen, konnte ich stolz verkünden: "So, das wäre dann unsere neue Tierart for today!" und kurz darauf dann gleich eine weitere neue Art für Silke und Falk. Neben einem hohen Busch stand eine Giraffenhals oder Gerenuk-Antilope. Noch besser wurde es, als die langhälsige Antilope, genau in dem Moment, als ich meinen kleinen Vortrag über ihre Fähigkeit, sich auf die Hinterbeine zu stellen, beendet hatte, genau das auch tat. "...also genau so!", beendete ich meinen Satz. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit entdeckten wir dann auch noch drei Löwinnen ganz in der Nähe der Lodge. Mit den ganzen Elefantenbullen am Straßenrand, der Elefantenpaarung und am Ende den Löwen, also ein unerwartet gelungener Safaritag. "Und ein Grund, den Tag mit einem Whisky zu beenden!", stellte Falk treffsicher fest. Als wir zurück in der Lodge waren und ich ein paar Fahrer der Lodge auf dem Parkplatz antraf, fragte ich einen von ihnen: "How many cubs do the lions have and how old are them?" bekam aber zunächst nur fragende Blicke als Antwort. "We haven't seen any cubs yet. Yesterday I saw some footprints. It could be cubs, but I didn't see any lion cubs! Why did you ask?", antwortete einer der Fahrer. "Because we saw female lions next to the lodge and one has very visible and big nipples. She must have cubs somewhere!", berichtete ich von meiner Beobachtung, die anscheinend bisher noch niemand so wahrgenommen hatte. Uns aber eine kleine Aufgabe für den nächsten Morgen bereitstellte. Auch an diesem Abend wurde zuerst ordentlich geduscht und dann das Dinner eingenommen. Falk konnte gar nicht glauben, dass er schon wieder am Büfett essen durfte. "Ich dachte, das vorhin war unser Essen, wieso gibt es jetzt schon wieder etwas?" Wir haben doch immer nur einmal am Tag warm gegessen", freute er sich, mehr als dass er irritiert war. "Hat sich so ergeben!", zwinkerte ich, freute mich aber ebenfalls auf ein gutes Essen. Nach einem sehr reichlichen Dinner trafen wir uns dann auf dem Balkon von Silke und Falk, um einen verspäteten, aber verdienten Sundowner zu genießen! "Gin für die Damen und Whisky für die Herren!", fragte Falk in die Runde. Auch an diesem Abend wurde es wieder spät. Wir ließen vieles Revue passieren und freuten uns auf alles, was noch kam. "Ich kann es gar nicht glauben, was wir schon alles gesehen und erlebt haben, und wir sind erst eine Woche hier!", freute sich Silke und beschloss: "Ich gehe heute Nacht nicht ins Bett, ich bleibe hier draußen sitzen!" "Okay, mach, was du willst! Ich muss jetzt 'n bisschen schlafen!", entschied Petra und blies damit auch für mich zum Aufbruch. Silke genoss noch ein wenig die Aussicht von ihrem Balkon auf die Wasserstelle, und wir anderen drei verschwanden in unsere Betten.
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![]() Blauracke (Coracias garrulus)
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![]() Fransen- oder Büschelohr Oryx (Oryx callotis, Syn.: Oryx beisa ssp. callotis) ![]()
![]() Giraffenhalsantilopen, Gerenuk (Litocranius walleri)
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![]() ![]() Rote Langschwanzeidechse (Latastia longicaudata)
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Den nächsten Tag begannen wir wie gewohnt mit einer Tasse heißen Tee und ein paar Keksen, wenn auch nicht auf unserem Balkon, sondern auf der Lodge-Terrasse. Über dem Reservat lag noch der Morgennebel und die aufgehende Sonne färbte den Morgenhimmel in ein interessantes Orange. Als wir nach dem ersten kleinen Snack des Tages in den Land Cruiser stiegen und das Hubdach öffneten, war es noch dunkel, aber deutlich wärmer als in der Masai Mara. "Let's see what nature has for us", sagte ich, als ich ohne größere Erwartungen den Land Cruiser startete. Unser grundsätzliches Ziel waren eigentlich ein paar Aufnahmen von der Ngutuni Lodge, und natürlich wollte ich versuchen, die Löwen wiederzufinden. Am liebsten mit den vermuteten Jungen. Direkt an der Wasserstelle der Lodge hatten wir am Morgen außer einigen Marabus und Reihern keine Tiere zu sehen bekommen, entdeckten auf unserer Pirschfahrt aber schon nach kurzer Zeit Oryx-Antilopen und beobachteten aus der Entfernung einige Giraffen und große mächtige tote Tsavo Elefanten Bullen. Auch eine Horde Gelber Paviane marschierte eine Weile vor uns auf einer der Pisten. Die Sonne tat sich an jenem Morgen etwas schwer, sich durch den aufsteigenden Nebel zu kämpfen, und so fehlte uns ein wenig das morgendliche Traumlicht. Dennoch wollte ich nichts unversucht lassen, die Löwen noch einmal aufzuspüren. Aber die Landschaft war von hohem Gras geprägt, Gras, welches den Löwen eine perfekte Deckung bot.
Ngutuni Lodge - Ngutuni Reservat - Tsavo Gebiet
![]() Gelber oder Steppen Pavian(Papio cynocephalus) ![]() Ich hatte schon eine Piste gewählt, die uns zurück zur Lodge führen sollte, da entdeckten wir plötzlich eine Löwin direkt auf der Piste. Ein Land Cruiser der Ngutuni Lodge kam gerade aus der entgegengesetzten Richtung und blendete mit den Scheinwerfern auf, und im selben Moment erkannten wir, was er uns signalisieren wollte. Wir hatten die Löwin mit den Jungen gefunden. Zwei winzige kleine Fellknäule tapsten noch etwas tollpatschig zwischen den Beinen ihrer Mutter herum. "Oh nein, sind die klein!", stellte Silke begeistert fest, und Falk bemerkte nur: "Geil!" Dann hörten wir nur noch die Geräusche seiner Kamera.
Es war nicht leicht, die Löwin mit den kaum 5 Wochen alten Jungen im Auge zu behalten. Ganz sicher war die Löwin gerade dabei, ihr Versteck zu wechseln und die Jungen in eine neue, hyänensichere Umgebung zu führen. Langsam schritt die Raubkatze durch das hohe Gras, Immer wieder musste sie auf ihre kurzbeinigen, noch gefleckten Babys warten. Die Kleinen waren bis auf wenige Momente für uns fast nicht zu sehen. Gerade wollten wir uns mit dem kurzen Anblick der kleinen Familie begnügen, da geschah das Unerwartete. Die Löwin nahm eines ihrer Babys behutsam in das Maul und hob es auf. Fasziniert beobachteten wir, wie die tobringtenden Zähne der Löwin das Löwenkind vorsichtig im Nacken festhielten. Während das getragene Baby bewegungslos im Maul der Löwin hing, trabte der zweite Minilöwe mehr oder weniger artig hinter seiner Mutter her. "Wisst ihr, wie lange wir genau auf diesen Moment gewartet haben?", fragte ich Silke und Falk. "Nicht, dass wir noch nie gesehen hätten, wie eine Löwin ihr Kleines hochnimmt, aber noch nie so schön, so nah!" Für mich hatte nicht nur der Tag, sondern die ganze Safari, wie lange auch immer sie noch gehen mochte, ihr absolutes Highlight. Aber eigentlich waren wir alle geflasht und begeistert! Was für ein besonderer Moment, den wir zusammen erleben durften! In einiger Entfernung hatten wir eine größere Herde Kaffernbüffel gesehen und beobachteten gespannt, wohin die kräftigen Tiere zogen. "Würden die Büffel die Löwin und die Kleinen entdecken, würden sie keine Sekunde zögern und versuchen, die Babys zu töten!", erklärte ich und war erleichtert, als die Kaffernbüffel in eine andere Richtung weiterzogen. Die Löwin trug unterdessen den ersten kleinen Racker, dicht gefolgt vom zweiten Baby, zu einem kleinen Termitenhügel, wo wir die Drei dann auch wieder alleine ließen. Was für ein unerwartet genialer Morgen! Zufrieden fuhren wir zurück zur Lodge, vorbei an den Büffeln.
Nach einem sehr ordentlichen, umfangreichen Frühstück in der Ngutuni Lodge brachen wir auf zu unserem nächsten Ziel, den Mbuyu Beach Bungalows. Direkt am Msambweni Strand sollte der erste Teil unserer Wildsafari enden und wir wollten insgesamt an zwei verschiedenen Plätzen eine Woche lang die Küste, Sonne, Sand, Meer und noch mehr genießen. Nachdem wir das Ngutuni-Reservat verlassen hatten und auf den Nairobi-Mombasa-Highway aufgefahren waren, ging es zunächst zügig voran. Der Verkehr war überschaubar und so konnten wir die Fahrt entspannt genießen. Wie wir es Silke und Falk schon angekündigt hatten, wurde es immer wärmer und die Kleidung der Menschen immer bunter. Frauen trugen leuchtende Tücher, die sie geschickt zu Kleidern geknotet hatten, Kinder hatten die verschiedensten Schuluniformen und Männer immer öfter einen langen Kaftan an. Je weiter wir uns der Küste näherten, desto höher wurde der Anteil muslimischer Afrikaner. Die Küste war stark geprägt vom Swahili-Lebensstil und ihren Traditionen. Und um möglichst viel vom Leben der Menschen in der Küstenregion mitzubekommen, aber auch um neben den gut asphaltierten Straßen, die wir außerhalb der Reservate bisher befahren hatten, einmal richtige Bushpisten zu nutzen, wählten wir die Route über Kwale anstatt über die neue Brücke, um an die Südküste zu gelangen. "Nicht, dass ihr am Ende denkt, wir hätten übertrieben oder uns irgendetwas ausgedacht, als wir früher von katastrophalen Pisten erzählt haben!", sagte ich zu Silke und Falk, als wir im kleinen Ort Samburu vom Highway abbogen. Auch wenn uns die ausgewählte Route zunächst über recht guten Asphalt führte, so waren wir doch gespannt, wie unseren Begleitern der staubige, holprige, unbefestigte Teil gefallen würde.
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"Wie lange müssen wir jetzt noch auf dieser Piste fahren?", fragte Falk nach geschätzten 30 Minuten. "Noch gut 50 Kilometer, also ungefähr anderthalb Stunden!", antwortete ich und sah in ein erstauntes Gesicht. "Vor 25 Jahren, also ungefähr die ersten 10 Jahre, sind wir auf solchen Straßen von Mombasa nach Nairobi gefahren. Ständig waren irgendwo Baustellen und man musste neben der eigentlichen Straße fahren. Auch die Strecke in die Mara war ungefähr von Narok aus, so wie diese hier jetzt!", erklärte Petra weiter. "Okay!", antwortete Silke nur kurz. Man kann nicht unbedingt behaupten, dass die Landschaft an uns vorbeiflog. Gemächlich schaukelten wir über die Sandpiste. Die Landschaft wurde jetzt immer öfter von Kokospalmen und kleinen Shambas, den Farmen der Einheimischen, geprägt. Ackerbau wurde hier meist noch mit Manneskraft, Eselkarren oder kleinen Pflügen, die von Ochsen gezogen wurden, betrieben. Die Zeit schien ein wenig wie stehengeblieben, als wir vorbei an Menschen, Haustieren, kleinen von Lehmhütten geprägten Dörfern und erstaunlicherweise immer trockener werdender Landschaft fuhren. Dann erreichten wir nach schier endloser Schaukellei endlich die Shimba Hills und fuhren zunächst entlang der Parkgrenze des kleinen Nationalparks. Urwald und viel Grün prägten auf diesem Abschnitt die Landschaft. Konnte man früher regelmäßig zumindest die Hinterlassenschaften von Elefanten sehen, war die rote Staubpiste nun von ihrem Um- und Ausbau geprägt. Große Baufahrzeuge und LKWs dominierten. In naher Zukunft war dann wohl auch diese Bushpiste Geschichte? Direkt vor dem Hauptgate des Shimba Hill National Parks legten wir nach mehr als fünf Stunden Fahrzeit eine erste kleine Pause ein, ehe es dann weiter bis zum Mbsamweni Beach ging. Ab der District Hauptadt Kwale hatten wir dann auch wieder Asphalt unter den Rädern und es hörte auf zu Schaukeln.
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Obwohl wir Werner und Isabelle relativ regelmäßig besuchten, taten wir uns bei der versteckten Anfahrt zu ihren Mbuyu-Beach-Bungalows immer etwas schwer. Nicht, dass wir die versteckte Anlage nicht finden konnten, das fiel uns eher leicht. Aber jedes Mal verpassten wir entweder den Abzweig von der Hauptroute oder bogen zu früh in Richtung Strand ab. So auch dieses Mal wieder. Aber wozu gab es Navigationstechnik? Organic Maps half schnell und zuverlässig - so erreichten wir die kleine private Anlage pünktlich am frühen Nachmittag! Werner, mit dem ich ja am Vortag schon telefoniert hatte, nahm uns alle gewohnt herzlich in Empfang und zeigte uns sogleich unsere Bungalows für die nächsten zwei Nächte. "Bis jetzt hatte jede Unterkunft irgendwie etwas Besonderes!", freute sich Silke über ihr kleines Domizil und fühlte sich gleich wie zuhause. Unser Gepäck war schnell untergebracht und wir eingerichtet. Entspannt unternahmen wir einen ersten gemeinsamen Strandspaziergang, wobei wir den beiden ein wenig die unmittelbare Umgebung am Strand zeigten. "Schön warm hier!", lächelte Falk, während ihm der Schweiß literweise am Körper entlanglief. "Ja, und viel kühler wird es nachts zum Glück auch nicht!", lächelte ich zurück. Auch wenn wir bisher jede gemeinsame Minute genossen hatten, so hatten wir doch abgesprochen, hier am Strand macht erst einmal jeder so, wie er mag. Wer am Strand bummeln wollte, sollte bummeln gehen, wer in der Sonne liegen wollte (meistens ich), legte sich in die Sonne, wer schwimmen wollte, ging in den Pool oder in den Indischen Ozean vor unserer Nase, und wer quatschen wollte, suchte einfach nach den anderen. Wobei natürlich außer uns noch andere Gäste bzw. im Moment auch viel Familie von Isabelle in der Anlage war. Insgesamt gab es 4 größtenteils aus Holz und Bambus gebaute Bungalows. Ein neues Gästezimmer neben dem Pool, wo wir bei unserem letzten Aufenthalt übernachtet hatten, und das Wohnhaus von Werner und Isabelle. Traditionell wurde das Dinner in dieser Anlage immer an einem langen Tisch zusammen eingenommen, so dass, wer wollte, jeder die anderen Gäste der Anlage kennen lernen konnte. Was in den meisten Fällen eine angenehme Erfahrung war. So auch bei diesem Aufenthalt. Das Frühstück wiederum nahm jeder ein, wenn ihm danach war, und es standen mehrere Tische und Plätze dafür im halb offenen Beach-Restaurant bereit. Die Mbuyu Beach Bungalows befanden sich an einem eher selten besuchten Strandabschnitt und somit war eigentlich immer ein ruhiger Aufenthalt garantiert. Wir besuchten die Anlage immer wieder gerne, natürlich um Werner und Isabelle zu besuchen, aber auch um eine ruhige und entspannte Zeit direkt am Strand zu verbringen. Auch Silke und Falk gefiel es ausgesprochen gut an diesem Strandabschnitt und in den Mbuyu-Bungalows. Einzig das von Werner und Isabelle frei zur Verfügung gestellte Trinkwasser war für die beiden "Vieltrinker" ein wenig zu salzhaltig und gewöhnungsbedürftig. So verbrachten wir also zwei erste sonnige, heiße und entspannte Tage mit Baden und viel Faulenzen.
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![]() Nach zwei Tagen verabschiedeten wir uns von Werner und Isabelle, der Familie und einigen anderen netten Gästen und setzten unsere "Safari" (Reise) fort. Das nächste anvisierte Ziel war im Prinzip unser Zuhause in Kenya, das Boko Boko. Kennen und lieben gelernt hatten wir das Boko Boko und ihre Besitzer 1998 an der Südküste am Galu Beach. Bevor wir aber an die Nordküste fuhren, wo das Boko Boko nun seit 2006 einen neuen Standort hatte, steuerten wir den mehr oder weniger auf der Strecke liegenden Diani Beach an. Was als kleines Bonbon mit einem Strandspaziergang am schier endlosen, weißen, breiten Strand geplant war, endete völlig erschöpft und von Magenbeschwerden geplagt zwischen den bunten Kissen des Nomad Beach Restaurants. "Oh, wie scheiße ist das denn!", fluchte Silke, während sie ihrem Mann den Schweiß von der Stirn wischte. Falk hatte es richtig erwischt und er kämpfte mit üblen Magenschmerzen, während Silke mit einem Unwohlsein davongekommen zu sein schien. Da Petra und mir absolut nichts fehlte, konnten die Ursachen vielfältig sein. Malaria konnten wir aber zunächst ausschließen. Eigentlich war es auch egal, was es war oder wo man sich was eingefangen hatte, es bremste uns einfach aus.
Diani Beach - Nomad - Bar und Restaurant ![]()
Lange hielten wir uns also nicht am Diani Beach auf und steuerten schon nach kurzer Zeit weiter in Richtung Mombasa und Nordküste. Am Carrefour-Markt und an einer Apotheke machten wir weitere Zwischenstopps, besorgten Trinkwasser und Magentabletten und fuhren dann weiter. Wäre da nicht die alte Fähre von Likoni nach Mombasa gewesen, wären wir früh im Boko Boko angekommen. So aber dümpelten wir offenbar grundlos mit der Fähre zwischen den beiden Anlegestellen herum. Andere Fähren fuhren mehrfach an uns vorbei und keiner wusste, was wirklich los war. Die Kenianer auf der Fähre nahmen es gelassen. Niemand fragte, niemanden störte es, dass wir mehr als 30 Minuten herumtrieben. Anfangs fanden Silke und Falk es noch interessant, mit wie vielen Autos und noch mehr Menschen die Fähren befüllt waren und wie klapprig und rostig sie doch eigentlich aussahen. Erst als ich erwähnte, dass sie meistens ankommen und Unfälle wegen der heruntergelassenen Rampen eher selten waren, wenn sie dann geschahen, aber meistens Menschen dabei starben, fanden sie unser Übersetzen nicht mehr wirklich witzig! Irgendwann war es dann geschafft und auch wir kamen auf der anderen Seite an. Den beiden war an diesem Tag nicht mehr nach einer Stadtrundfahrt und so fuhren wir zügig zum Boko Boko. Zu Hause angekommen, bezogen wir auch hier zwei Bungalows und erlebten sechs wunderschöne Tage. Es dauerte zwar ein wenig, bis alle Mägen wieder so funktionierten, wie sie sollten, aber Silke und Falk ließen sich nicht unterkriegen und waren am Ende froh, dass sie für diese Unpässlichkeiten die Strandtage und nicht die eigentlichen Safaritage unfreiwillig gewählt hatten. Gemeinsam besuchten wir gute Freunde von uns am Jumba Beach, besuchten den Crab Den am Mtawpa Beach und verbrachten gleich mehrere sonnige Tage am Kuruvito Beach und natürlich auch viel Zeit im Boko Boko, zwischen riesigen Bambuspflanzen, dicken Baobab-Bäumen und unter einem grünen Blätterdach verschiedenster tropischer Bäume. Oft begann der Tag mit dem Füttern der gigantischen Aldabra-Riesenschildkröten und endete regelmäßig mit einem leckeren Essen im Porini-Restaurant bzw. mit den Drinks nach dem Dinner.
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![]() Aldabra Riesenschildkröten (Aldabrachelys gigantea) im Garten des Boko Boko
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![]() ********** ![]() zu Besuch bei guten Freunden am Jumba Beach ![]()
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Entspannte Stunden am Kuruvitu Beach ![]()
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![]() ********** ![]() The Crab Den - Mtwapa Beach - Kenya Nordküste ![]()
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![]() ********** ![]() Eis im Yuls und Drinks im Ziwa, kleiner Abstecher an den Bamburui Beach - Kenya Nordküste
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Viel unterwegs gewesen, aber gegessen wurde Abends immer im Porini Restaurant, mal Seychelloise und auch traditionell Afrikanisch! Zum Abschluß dann wieder Carolines leckere Pina Colada!
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Nach sechs Nächten im Boko Boko mussten wir uns leider von Mama Yolanda, ihrer Tochter Carolline und ihrer Enkelin Soraya verabschieden. Für uns war nur ein kurzer Abschied geplant, wir wollten grundsätzlich die letzten drei Wochen unseres Aufenthaltes zurück ins Boko Boko kommen. So wie wir es auch immer machen, wenn wir alleine unterwegs sind, starteten wir ohne zu frühstücken vom Boko Boko. Der Land Cruiser war randvoll beladen mit Lebensmitteln und Getränken für die nächsten acht Tage und damit glaube ich auch am Limit, was eine Selbstversorgung für vier Personen angeht. Der kleine Kühlschrank war mit Fleisch, Würstchen, Auflage, Obst und anderem gefüllt. Überall, wo noch ein bisschen Platz im Auto war, standen Wasserflaschen, Bier-, Cola- oder Tusker-Ciderdosen. Der Bestand an Gin und Whisky und, was viel komplizierter war, Tonic war aufgefüllt. Brot, Mehl, Salz, Zucker und andere Gewürze befanden sich in Kartons, und was an frischem Gemüse noch fehlte, wollten wir unterwegs in Mwatate am Straßenrand kaufen. So ausgerüstet fuhren wir zunächst in Richtung Kaloleni, um Silke und Falk eine unserer Lieblingsrouten zu zeigen. Die Straße führte von der Küste weg in das Inland und quer durch weite Palmenhaine. Hatte man Kaloleni passiert, ging es wenig später in Mariakani wieder auf den Mombasa-Nairobi-Highway, der in diesem Abschnitt aber nach allem anderen als nach einem Highway aussah. |